Neues hochwertiges Digitalpiano á la Yamaha CLP-885 für fortgeschrittenen Spieler für Zuhause gesucht

Ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du, Lukas. Deshalb schildere ich mal meine Eindrücke. Zu mir: Ich bin 30 und wohne in einer kleinen Wohnung, aus der ich voraussichtlich in den nächsten 1-3 Jahren ausziehen werde. Ich suche schon seit über einem Jahr nach einem Ersatz für mein Kawai ES8, das ich mir 2015 zum Auszug aus dem Elternhaus gekauft habe.

Grob erwog ich die bekannten Optionen:
1. Akustisches Klavier
2. Akustisches Klavier mit Stummschaltung ("Silent-Klavier")
3. Digitalpiano mit Hammermechanik ("Hybrid")
4. Reines Digitalklavier

1. Akustisches Klavier

Ein rein akustisches Instrument kommt für mich als berufstätige Person, die auch einzelne Passagen länger übt und an dem Hausfrieden interessiert ist, nicht in Betracht.

Ich möchte nicht bestreiten, dass ein akustisches Klavier kombiniert mit einem Stagepiano für das Üben zu später Stunde die musikalisch ansprechendste Option ist. Dafür ist aber schlicht und ergreifend kein Platz in meiner Wohnung. Das Wohnzimmer misst gerade einmal 20qm und ist quadratisch. Ein akustisches Klavier kommt darin nicht ohne hässliche aussehende Lärmschutzmaßnahmen (Matratze zwischen Wand und Klavier) in Betracht. Ich habe schon einige Klaviere in kleinen Räumen gespielt und es klang jedesmal unangenehm (s.u.).

2. Silent-Klavier

Scheidet aus denselben Gründen aus wie ein akustisches Klavier. Auf meiner Klaviersuche habe ich an einem auf Ebay-Kleinanzeigen für 4.000 € inserierten Kawai K200 ATX3 gespielt. Das Instrument hat mich akustisch nicht überzeugt. Zudem stand es ebenfalls in einem sehr kleinen Raum, für den es viel zu laut war. Ein Kawai K200 oder sogar K500 im Klaviergeschäft finde ich nicht "zu laut", genauso wenig fand ich einen Bösendorfer-Flügel, den ich an der Uni spielen durfte, "zu laut".

Als klanglich überzeugende Premiumoption bliebe die Anschaffung eines Bechstein-Klaviers/Flügels. Nach meiner Recherche werden diese inzwischen mit einer Midi-Schnittstelle ausgeliefert, sodass man das Klavier mit einem Laptop und z.B. Pianoteq verbinden könnte.

Letzteres ist allerdings außerhalb meines preislichen Rahmens, ungeachtet dessen wäre auch ein Bechstein Klavier wahrscheinlich "zu laut".

4. Digitalklavier

Ich stimme Dir zu, dass Digitalklaviere - einschließlich der CA-Reihe von Kawai und der CLP-Reihe Yamahas - für den fortgeschrittenen und anspruchsvollen Pianisten nicht optimal sind. Die Tastatur von CA701 und CA901 mochte ich, klanglich hat mich aber keines der Digitalklaviere überzeugt. Es ist eine bemerkenswerte Schlechtleistung, dass ich das Lautsprechersystem des CA701 kaum besser finde als das meines ES8.

Negativhighlight waren für mich aber auch die CLP-Modelle von Yamaha. Diese klingen selbst mit Beyerdynamic-Kopfhörern wie ein Klavier aus der Konservendose. Zudem sind die Klaviere allesamt seltsam niedrig. Ich habe an ein Kawai CA901 einen Zollstock gehalten und von dem Boden bis zur Oberkante der weißen Tasten ca. 72,6cm gemessen. Das ist sehr niedrig im Vergleich zu den von mir gespielten und im Laden ausgestellten akustischen Klavieren. Komfortabel und mit anständiger Haltung kann ich daran nicht spielen.

3. Hybridklavier

Das einzige Digitalklavier/Hybrid, das mich überzeugt hat, ist das Kawai NV5s (und das NV10, das allerdings außerhalb meines finanziellen Rahmens liegt). Dieses Klavier hat mich verglichen mit den anderen Digitalpianos aus den Socken gehauen. Beim Spielen spürte ich eine Verbindung zu dem Instrument. Dieses ermöglichte mir ein dynamisches Spielen, wie ich es sonst nicht von digitalen Klavieren kenne.

Von Yamaha konnte ich nur das NU1X testen und nicht das NU1XA. Das Yamaha war aber ebenfalls sehr niedrig. Zudem überzeugten mich Tastatur und Klang verglichen mit dem NV5s nicht. Mir fiel das Repetieren auf den NU1X schwerer als auf dem NV5s.

Mein Fazit:

Sicherlich sind Hybridklaviere kein optimaler Ersatz für ein akustisches Instrument.

Die akustischen Instrumente in der Preisklasse ab 5.000 € sind Hybridpianos klanglich überlegen. Es sind Instrumente, die einen lebendigen Sound, der sich abhängig von Umwelteinflüssen stets verändert, erzeugen. Zudem gibt es fortgeschrittene Techniken, die an einem Digital- oder Hybridklavier nicht nachgeahmt werden können. Für weit Fortgeschrittene (Klavierstudenten oder Konzertpianisten) ist ein solches Instrument deshalb als Hauptklavier ungeeignet.

Für mich als Normalo, der seit seiner Jugend als Freizeitbeschäftigung Klavier spielt und ab und an beim Klavierunterricht und bei Familie/Freunden Zugang zu einem akustischen Klavier hat, ist ein Hybrid aber ein tauglicher Ersatz. Es erlaubt mir ein lebendiges Spielen und kann meine Angewohnheiten nicht mehr verschlechtern (z.B. zu starker Anschlag durch Spielen eines Digitalklaviers auf niedriger Lautstärke).

Angesichts der aufgezeigten Nachteile akustischer Instrumente ist es für mich die vorzugswürdige Option.

Der potentielle Wertverfall ist mir egal. Bei einem Überseeurlaub gebe ich 2.000-3.000 € für 2 Wochen aus, was sind dagegen 5-6.000 € für 10 Jahre? Zudem werden Kawai und Yamaha Silentsysteme als junge Gebrauchte (bis 5 Jahre) auf Kleinanzeigen zu einem gemessen am Listenpreis niedrigeren Preis als Hybride inseriert. Kawai ATX-Klaviere finde ich für 3.000 bis 5.000 € bei einem Listenpreis von 7.000 bis 8.500 €, ein NV5 oder NV5s für weniger als 3.500 € habe ich auf Ebay nicht gesehen.

Ich werde noch die Informationen zum NV6 abwarten und dann entweder dieses oder das NV5s kaufen.

LG
 
Ich suche schon seit über einem Jahr nach einem Ersatz für mein Kawai ES8, das ich mir 2015 zum Auszug aus dem Elternhaus gekauft habe.

Ich verstehe Deine Frage nicht. Warum willst Du nochmal das ES8 aufgeben ? Es ist ein echt gutes Epiano, habs mal bei einem Bekannten gespielt. Wiegt halt viel, aber wenns aufgebaut ist , muss es nicht bewegt werden. Du kannst den Spezialständer mit 3 Pedalen dazu kaufen, HM-4 hieß der mal, und hast ein supertrooper Epiano zum Üben. Musst ggf mal Kawai fragen, welcher Nachfolger der Ständer fürs Epiano sein kann. Worst case ein K&M kaufen KM18880. Ein Beyerdynamic DT 770 Kopfhörer wertet jedes Epiano auf, und es gibt auch Aktivmonitore in div. Größen, die man noch zur Klangverbesserung dazu kaufen kann, da die Onboard Minilautsprecher es nicht so bringen. Du hast eigentlich schon alles. Nächstes Upgrade wäre halt ein echtes Klavier.
 
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That having said.... ich spiele alsbald wieder mein Thomann DP 26 Epiano. Eines der günstigsten Modelle überhaupt, aber für den Urlaub auf den Kanaren ist er für 3 Wochen mein treuer Wegbegleiter seit 2022. Ein ES8 wäre hingegen der pure Luxus für die Ferienwohnung. Also, das nutzen was da ist, und Musik machen :-)
 
Die akustischen Instrumente in der Preisklasse ab 5.000 € sind Hybridpianos klanglich überlegen. Es sind Instrumente, die einen lebendigen Sound, der sich abhängig von Umwelteinflüssen stets verändert, erzeugen. Zudem gibt es fortgeschrittene Techniken, die an einem Digital- oder Hybridklavier nicht nachgeahmt werden können. Für weit Fortgeschrittene (Klavierstudenten oder Konzertpianisten) ist ein solches Instrument deshalb als Hauptklavier ungeeignet.

Hallo und willkommen im Forum! Danke für deinen guten Beitrag.

Ich stimme dir komplett zu, du hast das sehr gut zusammengefasst, was ich auch denke. Einzig und allein bei der Aussage im Zitat oben stimme ich vielleicht nicht zu. Ja, mit dem lebendigen Sound stimme ich zu. Das wäre ein 2000€ Akustikklavier auf seine Art und Weise vielleicht auch schon, weil ein digital erzeugter Klang nun mal nicht lebendig ist. ABER: Auch die Klaviere für 5000€ waren für mich klanglich in der Reinheit nicht so wirklich toll. Auch wenn es 5000€ gebraucht sind, da kriegt man schon was ganz ordentliches. Aber trotzdem, irgendwie müsste es glaube ich noch etwas mehr Geld sein, damit die Qualität bei rein akustisch stimmt (unter Berücksichtigung, dass es nicht perfekt ist, wie es vielleicht ein Klavier für 15.-20.000€ wäre; die Kategorie klammere ich gerade mal komplett aus).
 
Ich habe heute Nägel mit Köpfen gemacht und mir das NV5S doch noch vor Erscheinen des NV6 in einem Fachgeschäft gekauft. Das neue Modell (NV6) habe ich bei der kurzen Preisverhandlung eingebracht, konnte aber nur einen sehr kleinen Rabatt rausholen.

Bei der Gelegenheit habe ich das NV5S und das NU1XA erneut getestet und will deshalb hier erneut meine Eindrücke schildern.

1. Tastatur

Hier gibt es für mich keinen Gewinner. Ich muss meinen ersten Eindruck vom NU1XA korrigieren. Die Tastatur ist ebenso hochwertig wie die des Kawai. Die Tastatur des Yamaha kommt mir etwas schwerer vor. Einen Vorteil der Magnetsensoren gegenüber den von Kawai verbauten optischen Sensoren habe ich beim Spielen nicht bemerkt. Auf beiden Klavieren gehen trotz der Einschränkungen der echten Klaviermechanik (für mich) schwierige Passagen leichter von der Hand als auf meinem Kawai ES8.

2. Sound über Kopfhörer
Der Sound des NU1XA über Kopfhörer hat mir diesmal sehr gut gefallen. Sowohl das CFX Grand- als auch der Bösendorfer-Sample sind kristallklar. Der von Kawai gesampelte SK-EX Grand klingt weniger klar als die Yamaha-Samples. Ist aber glaube ich beabsichtigt, weil ein lebendiger Sound simuliert werden soll.

3. Lautsprecher
Über Lautsprecher klingt das NV5S meins Erachtens lebendiger und realistischer als das NU1XA. Das NU1XA gefällt mir auch. Klarer, ausgewogener Klang. Klingt allerdings nach hochwertiger Stereoanlage und nicht nach einem Instrument. Im Bass hat das NV5S durch den Resonanzboden aber mehr Bums.

Ausschlaggebend war für mich war letztlich die Größe des Instruments. Das Kawai NV5S kommt in seinen Maßen einem akustischen Klavier nahe und die Tasten sind 1-2cm höher als beim NU1XA. Dieses ist auch insgesamt deutlich niedriger. Möglicherweise ließ ich mich in meinem Eindruck, das NV5S sei realistischer, von der Größe leiten.

Ich denke, dass man mit beiden Modellen einen guten Klavierersatz erhält. Die marginalen Vorteile des NV5S werden m.E. durch den geringfügig niedrigeren Preis des NU1XA aufgewogen, sodass man sich als Käufer von seinen eigenen Eindrücken leiten lassen sollte. Einen klaren Gewinner gibt es nicht.
 
Und unser Lukas hat noch immer keinen passenden, spielbaren Untersatz mit 88 Tasten. Bei 15-20.000 Spielraum ist ein Flügel ja wirklich mehr als angesagt, sollte das mal vorkommen. Bernem macht da kurzen Prozess, kaufen und gut is. Viel Spaßmit dem NV5S ! Mir hätte vmlt. ein 701 oder 901 gereicht, spiele ja mein CA63 äußerst selten aufgrund eines echten Flügels daheim, respektive entspannte Nachbarn, die das abkönnen.
 
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… spiele ja mein CA63 äußerst selten aufgrund eines echten Flügels daheim, respektive entspannte Nachbarn, die das abkönnen.
Es kommt ja auch ganz drauf an, was man den Nachbarn bietet!

In meiner Wiener Wohnung hatte ich mal einen asiatischen Konservatoriums-Studenten in der Nachbarwohnung. An sich hat er auch mal schön melodische Werke geübt, aber die morgendlichen Fingerübungen waren insbesonders am Sam- und Sonntag die Hölle und haben mich veranlasst, eine gedämmte Gipskarton-Vorsatzschale an die Trennwand zu klatschen.
 

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