Neuer Studiengang an der Musikhochschule München

Du gehst davon aus, dass allen die Problematik und Historie dieses Begriffes bewusst ist. Das kann man nicht machen und ich hoffe wir sind uns einig, dass die Verwendung des Begriffes durch @Stilblüte überhaupt nicht in diesem geschichtlichen Zusammenhang verwendet und gedacht worden ist. Gleiches gilt für diejenigen, die ihren Beitrag mit einem "Gefällt mir" versehen
Ich unterstelle natürlich keine üble Absicht.
Ich bemerke nur einen bedenklichen und letztlich unnötigen Umgang mit belasteten Begriffen.


haben. @hasenbein hat in seinem Beitrag dann in seiner ihm eigenen Art durch die Hervorhebung des Begriffes auf die Problematik der Verwendung des Begriffes hingewiesen. So sehe ich den von dir monierten .
Diese Deutung ist möglich. Wie gesagt, ich hatte Stilblütes Beitrag übersehen.
 
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Ich unterstelle natürlich keine üble Absicht.
Warum dann diese Empörung?
Was soll das, muss das sein, so eine Anspielung zu bringen ? Ist in Deinem festgefügten Weltbild nicht mehr der kleinste Platz für Respekt noch Anstand?



Evtl. könnteste auch einfach mal zugeben, dass Du bissel übers Ziel hinausgeschossen bist, weil der Beitrag für Dich
war.

Btw., Sonderbehandlung ist auch im Handwerksprech Alltag. Und im Alltag ist es auch Alltag; geht schon bei Kindererziehung los.
 
Wieso Sonderbehandlung? eher Normalbehandlung bzw. Standardbehandlung, Regelbehandlung.
Rein statistisch gesehen, wenn man denn mangelndes Interesse an klassischer Musik etc. als behandlungsbedürftig sieht.
 
Weil die Verwendung diese Begriffes (zusammen mit dem Verb "unterziehen") unerträglich ist, gerade in dem pädagogischen Zusammenhang.
Evtl. könnteste auch einfach mal zugeben, dass Du bissel übers Ziel hinausgeschossen bist, weil der Beitrag für Dich missverständlich

war.

Nicht übers Ziel hinaus, sondern aufs falsche Ziel.
Man kann Hasenbeins Beitrag als ironische Distanzierung lesen, das habe ich inzwischen verstanden und auch gesagt.
 
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Ich muss sagen, das Wort "Sonderbehandlung" war in meiner Kindheit gang und gäbe, wenn es um die Reaktionen auf Sonderwünsche, Zickerei ... ging. "Du brauchsch mol wieder a Sonderbehandlung" hieß es, wenn man spezielle Wünsche beim Essen, bei der Kleidung etc ... hatte.
Exakt so habe ich diesen Begriff gemeint und mich mit meinem kurzen, platten Beitrag in das vorherrschende Sprachniveau des Fadens eingereiht. Tatsächlich kenne ich den Begriff nur im harmlosen Zusammenhang und wusste nicht, dass er aus der NS-Zeit stark belastet ist. Als ich Kind war, wurde sogar noch der Spruch "...bis zur Vergasung" benutzt - bis mir irgendwann aufgegangen ist, wo er seinen Ursprung hat.
Was ich sagen wollte ist:
Hasenbeins Vorschlag, man sollte das Zielpublikum der Musik einfach nur "aussetzen", funktioniert so nicht. Denn dafür müsste man sie einfangen und im Konzertsaal einsperren. Die kommen nicht von selbst, sondern man muss sie locken - mit einer besonderen Behandlung. Besser wäre wohl das Wort "Spezialbehandlung" - wenn man in der ironischen Ausdrucksweise bleiben möchte.

In der Quantenmechanik ist 'entartet' gang und gäbe.
In der Medizin ebenfalls - wobei ich sagen muss, dass dieses Wort bei mir stets Erinnerungen an seine missbräuchliche Verwendung weckt.

Wenn ihr es für besser haltet, kann ich meinen Beitrag gerne löschen.
 
Nein. Er hat in der Vergangenheit das Forum mit erhellenden Beiträgen bereichert. Und mit ein bisschen Empathie und Fantasie kann man sich auch denken, dass eine überzogene Reaktion daher rühren könnte, dass z.B. ein Familienmitglied ein solches Schicksal erlitten haben könnte (keine Ahnung, ob das hier der Fall ist)
und man deshalb gar nicht auf die Idee kommt, dass das Wort auch im NS als Euphemismus verwendet wurde.

Im übrigen finde ich es gut, wenn in der Hinsicht sensibilisiert wird, denn falls der Geschichtslehrer aus Thüringen dieses Wort mal verwendet, weiß man gleich Bescheid, dass da kein Zufall oder Missverständnis vorliegen kann.
 

übrigens gibt es diesen rhetorischen Fehlschluss "Reductio ad Hitlerum":
"...
Eine Ansicht soll dadurch widerlegt werden, dass diese von einer moralisch unhaltbaren Person, insbesondere von Adolf ******, geteilt wird.
..."

Mal schauen, wieviele Sternchen das produziert.

Grüße
Häretiker
 
Das ändert nichts daran, dass dieser Begriff durch den Gebrauch in der Nazizeit konnotiert ist und zwar übelst.
Das gilt auch für Begriffe wie "entartet" oder "Selektion", die eigentlich aus der Medizin bzw. Biologie stammen und die wir eben nicht mehr unbefangen in ihrer ursprünglichen Bedeutung hören kann.
Und außerdem: Worin besteht die Notwendigkeit, was ist der Vorteil, diese belastenden Begriffe zu verwenden? Die deutsche Sprache bietet genug Möglichkeiten, sich anders auszudrücken.
Deine Befindlichkeiten teilt aber nicht jeder.
 
Ich bin grundsätzlich froh, auf Dinge hingewiesen zu werden, die ich im Gegensatz zu anderen bisher nicht wahrgenommen habe. Ich weiß noch, wie ich vor vielen Jahren hier im Forum "bis zur Vergasung" schrieb und mir erst durch die Reaktionen anderer Clavios bewusst wurde, was ich da eigentlich für einen Ausdruck verwendete.

Natürlich hatte ich bis dahin nie diesen Ausdruck mit dem dritten Reich assoziiert (verrückt eigentlich, oder?), sondern er war ein Ausdruck aus meiner Kindheit, der überall oft gebraucht wurde.

Ich war sehr froh darüber, dass mein Bewusstsein diesbezüglich erweitert worden war und kann deshalb alle Reaktionen hier im Faden verstehen. So ist das eben: die Grenzen sind individuell unterschiedlich und warum sollte man die eine Grenze akzeptieren und die andere nicht?

Ich finde das jedenfalls eine interessante Diskussion!

Zum Thema: ich bin mir nicht sicher, ob diejenigen, die den Studiengang vehement ablehnen, wissen, wovon sie sprechen. :006:

Musikvermittlung finde ich total interessant und hätte es gern selbst studiert, hätte es damals den Studiengang schon gegeben. Ich habe ein paar Fortbildungen gemacht und mir die Bücher von Barbara Stiller gekauft. Eine Fortbildung fand vor ca. 20 Jahren in der von mir ohnehin geschätzten Musikhochschule Würzburg statt, wo ich lernte, wie wunderbar und interaktiv man Kinderkonzerte gestalten kann. Ich war natürlich oft in entsprechenden Kinderkonzerten und sehr oft begeistert. Ich war in einem künstlerisch übergreifenden Konzert "Der perfekte Ton", wo Videoperformance, Pantomime, Schauspiel und das Spiel ausschließlich moderner Musik eine Mischung ergaben, die mich unglaublich fasziniert hat und mir auf ewig in Erinnerung bleiben wird.

Ich habe selbst meine Schülerkonzerte schon immer so gestaltet, dass meine jungen Schüler das Konzert moderiert haben in Form eines roten Fadens. Mal mit "Living Puppets" - sehr lustig der Jammerlappen, den man vielleicht auch als Clavio-Maskottchen einführen sollte -, mal mit Schattentheater u.v.a.. Die Moderation eigener Konzerte kam auch immer gut an.

Im November war ich auf einem fantastischen Konzert in Frankfurt, https://musikschule-frankfurt.de/files/sch__lerkonzerte_der_stadt_frankfurt_24.25_-_jahresprg.2.pdf. Moderiert wurde es von Christoph Gotthardt, https://www.kronbergacademy.de/person/christoph-gotthardt.

Er ist wirklich einsame Spitze - das muss man erst einmal schaffen, ein Konzert ausschließlich mit Musik von Hindemith so zu gestalten und zu moderieren, dass Kinder wie Erwachsene vollkommen begeistert sind und mit gespannten Ohren lauschen. Hier mal ein Einblick: https://www.berner-stiftung.de/projekte/musikvermittlung/.

Musikvermittlung beschäftigt sich viel mit jungen Menschen. Dass es im Umgang mit Erwachsenen da auch Langweiliges bei bestimmten Konzerteinführungen geben kann, glaube ich gern. Ich habe aber den Eindruck, dass da keine Musikvermittler, sondern nicht selten Musikwissenschaftler sitzen, *hüstel*. Da wäre eine fachliche Neuausrichtung vielleicht durchaus von Vorteil. :007::006:

Was ich sehr merkwürdig finde, ist der Text der Musikhochschule München, die da von einem neuen Studiengang spricht. Entweder habe ich das nicht richtig verstanden, oder aber meine Einschätzung ist richtig, dass es diesen Studiengang schon lange und auch an anderen Musikhochschulen gibt. Für München ist er neu, aber die Bayern waren ja schon immer .... *hüstel die zweite*! :003:

Ich bin also ganz klar für Musikvermittlung, hoffe allerdings, dass der Vermittler auch was von Musik versteht! :D

Liebe Grüße

chiarina
 
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Musikvermittlung finde ich total interessant und hätte es gern selbst studiert,

Liebe Chiarina,
ich hätte eine Frage: Findest Du, dass der Modulplan zu diesem Studiengang
(https://hmtm.de/studiengaenge/musikvermittlung-ma/ , "Studienplan C" oder "Modulplan" anklicken), dem entspricht, was Du hier als Deinen Begriff von Musikvermittlung umreißt? Ich stelle mirauch bei einigen anderen Beiträgen in diesem Faden die Frage, ob die Autor*en nicht eher über ihre Vorstellung von Musikvermittlung sprechen als über das im Studienplan Dokumentierte. Grüße an den lange nicht mehr aktivierten Besen! ;)
 
aber die Bayern waren ja schon immer ....
Ganz, ganz dünnes Eis, meine Liebe! :010:

Ich finde Musikvermittlung, die über das reine Konzertieren hinausgeht in bestimmten Konstellationen sinnvoll. Im Juni werde ich selbst bei so einem Projekt mitwirken. Das Vermitteln übernimmt dort ein Musikdramaturg, der zwar kein solches Studium absolviert hat, das aber trotzdem großartig macht. Ich habe den Entwurf für das Skript schon gesehen, das wird auf jeden Fall eine kurzweilige Sache mit vielen Klangbeispielen unter Beteiligung des Publikums.

Das Programm ist ein Jubiläumskonzert mit Klavierstücken von Giselher Klebe, Luciano Berio und Pierre Boulez - alle haben heuer ihren 100. Geburtstag. Klar, man kann so etwas auch einfach nur anhören! Aber: für den Großteil des Publikums dürfte diese Musik doch erstmal einigermaßen unverständlich sein. Da kann es von sehr großem Nutzen sein, wenn jemand die Hintergründe einordnet, Strukturen erklärt, Neugier weckt und die Ohren öffnet. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das funktioniert. Wir tingeln damit zunächst durch ein paar Schulen, am Ende gibt es aber auch ein Konzert für Erwachsene.
 
Liebe Chiarina,
ich hätte eine Frage: Findest Du, dass der Modulplan zu diesem Studiengang
(https://hmtm.de/studiengaenge/musikvermittlung-ma/ , "Studienplan C" oder "Modulplan" anklicken), dem entspricht, was Du hier als Deinen Begriff von Musikvermittlung umreißt? Ich stelle mirauch bei einigen anderen Beiträgen in diesem Faden die Frage, ob die Autor*en nicht eher über ihre Vorstellung von Musikvermittlung sprechen als über das im Studienplan Dokumentierte. Grüße an den lange nicht mehr aktivierten Besen! ;)
Lieber Ambros_Langleb,

ich nehme an, du meinst diesen Studienplan, https://hmtm.de/wp-content/uploads/Studium/Studienplaene/Musikvermittlung_Profil-C_SP_MA.pdf.:


Studienplan Musikvermittlung.PNGStudienplan Musikvermittlung 2.PNG

Dummerweise habe ich ob deiner Frage den Eindruck, ich müsste nun kritisch antworten. :D Aber leider finde ich den Plan ganz gelungen. Mich würde das jedenfalls interessieren.

Es geht zwar aus dem Studienplan nicht explizit hervor, ob mit jungen Menschen gearbeitet wird - das muss aber auch nicht zwingend erwähnt werden. Einziges Manko: wenn auch jemand diesen Studiengang absolvieren kann, der eine rein künstlerische und keine pädagogische Ausbildung hat, fehlt ein Modul, das lehrt, wie Kinder lernen, wie Menschen lernen u.a.. Musikvermittlung benötigt eine genaue Kenntnis desjenigen, dem man etwas vermitteln will. Es kann aber sein, dass dies in bestimmten Modulen gelehrt wird wie zum Beispiel "Musik und Bewegung", "Didaktische Interpretation von Musik" etc..

Natürlich: ob das Ganze qualitativ gut ist, kann man anhand des Studienplans nicht erkennen. Das gilt aber für alles, sogar für Klavierunterricht. Oder Lateinunterricht. :009: :chr01:

Du scheinst aber den Studienplan eher höchst kritisch zu betrachten. Was denkst du denn darüber?

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Was ich übrigens noch nicht gelesen habe, ist, welche Ausbildung für diesen Masterstudiengang erforderlich ist. Von Musik sollte die- oder derjenige jedenfalls etwas verstehen ... .
 
Schrecklich. Zeigt, dass ich genau Recht habe: Völlig schwammiger Laber-Studiengang für primär woke Frauen (äh, ich meine natürlich FLINTA-Angehörige), die "was mit Musik und mit Menschen" machen wollen.
 
Schrecklich. Zeigt, dass ich genau Recht habe: Völlig schwammiger Laber-Studiengang für primär woke Frauen (äh, ich meine natürlich FLINTA-Angehörige), die "was mit Musik und mit Menschen" machen wollen.
Die Leute, die ich kenne und Musikvermittlung studiert haben, sind alles Männer. Und die werden von hochrangigen kulturellen Institutionen beschäftigt. Dann gibt es noch Professorinnen wie Barbara Stiller, die weiß, wovon sie spricht.

Labern kann man überall und Diversität findet sich nur in einer Lehrveranstaltung.

Der Studiengang richtet sich, wie ich nun gelesen habe, an "Hochschulabsolvent*innen, die einen
musikbezogenen, künstlerischen, pädagogischen oder wissenschaftlichen Studiengang abgeschlossen haben. Auch Absolvent*innen eines kommunikations-, medien- oder kulturwissenschaftlichen Bachelor-Studiengangs können sich bewerben."

Kritisch sehe ich die möglichen Bewerberinnen und Bewerber, die im letzten Satz genannt werden. Ein grundlegendes Verständnis von Musik, die Liebe zur Musik und mindestens gute Fähigkeiten im eigenen Musizieren sehe ich als zwingend an für eine gelungene Musikvermittlung.

Liebe Grüße

chiarina
 

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