Es gibt zu Lang Langs Bühnenpräsentation noch einen Aspekt, der hier bis dato gar nicht auftauchte.
Gestik und Mimik SIND eben auch Teil der Performance. Die Einen liefern das nicht, beziehen sich vielleicht auf das alte Schlitzohr Franz Liszt, der da gesagt thaben solle, „machen Sie keine Omelette!“ (= bitte keine unnötigen, aus dem Klavierspiel nicht notwendig ableitbaren Bewegungen), die liefern vielleicht Musik pur. Auch das ist OK.
(NB Franz Liszt war zu seiner „Heißen Zeit“ DER Showmaker pur… )
Aber andere liefern hinweisenden Ausdruck mit, zusammen mit ihrem Klavierspiel. …
In meiner Zeit als Barbershopsänger hatten wir vielfach mit diesem Thema gearbeitet. Beurteilungskriterien, mit Bepunktung:
- Music
- Singing
- Presentation
Music: an eine wie anspuchsvolle Musik traut sich ein Ensemble (Quartett, Chor) heran.
Singing: Wie gut wird das qualitativ, im Gesang, dargeboten.
Presentation: wie gut unterstreicht das Ensemble, per kleiner Choreo, per Mimik, Ausdruck, das Thema eines Stückes…
Hierzu sollte man wissen, dass es im Barbershop sehr oft nur um „Das Eine“ geht, Männlein, Weiblein, wie man zueinander findet, wie man zusammen ist, wie man wieder auseinandergeht. Also ein Herz-Thema, mit Ausdruck immer besser als ohne.
Wir hatten in dem Ensemble von ca. 20 Mann (die BAD Boys, B arbershop A us D ortmund), eigens einen Coach, eine taffe Frau, Bass-Sängerin des Dortmunder Schwesterensembles der „Ladies First“, Dorothee, die uns steifen Männers zwecks ihrer Choreo etc. an die Hand nahm und uns „Presentation!!!!“ beibrachte.
Eine Kernaussage von ihr war, dass man das, was man zeigen will auf der Bühne ÜBERAUS DEUTLICH machen muss und warum?
Damit es im Publikum auch bis hinten hin ankommt.
Mehr muss ich eigentlich nicht sagen.
Ergänzend: WENN es Lang Lang wichtig ist, dass er unterstreicht, dass Mimik und Gestik Teil seiner Gesamtperformance sein sollen, dann muss und wird er es auch konsequent tun. Der Mann ist Boss eines Teams von weit über 30 Leuten, die allesamt von seinem pianistischen Erfolg und seiner Medienpräsenz abhängen. Der Mann macht viel in den USA.
Der hat GANZ BESTIMMT zu „presentation“ einen Coach im Team.
Ich persönlich mag sein Gekaspere auch nicht (in der Nahaufnahme in Videos und im Fernsehen). Wenn ich mir aber vorstelle, ich säße hinten in der Carnegie Hall, vor mir 2.800 Menschen, und wollte gern mitbekommen, was da vorn Lang Lang darstellt, dann würde ich für seine überaus deutliche bis übertriebene Performance da ganz weit hinten, weg von ihm, u.U. dankbar sein.
Solange es das musikalisch Dargebotene nicht hindert. Und das wiederum konnte ich bei LL bis dato nicht erkennen. Der Mann ist vielleicht nicht der Allerbeste. Aber er ist Profi pur, verhält sich betreffs Erfolg, Darstellung, sehr verantwortungsbewusst.