Hätte er einen modernen Flügel gehabt, hätte er mit Sicherheit nicht die "ohne Dämpfer"-Anweisung drübergeschrieben, das ist ganz klar.
bist du da ganz sicher? ich meine, bist du ganz sicher zu wissen, dass man auf Klavieren von 1800/01 keinerlei Pedalwechsel benötigte??... ich wäre da an deiner Stelle lieber etwas vorsichtiger, denn es gibt Instrumente aus dieser Zeit ;) und auf denen baut man Bockmist, wenn man keinerlei Pedalwechsel macht :D
die oft gestellte und zumeist unglücklich doktrinär beantwortete Frage nach Beethovens gelegentlich absonderlich erscheinenden Pedalanweisungen sollte ganz anders betrachtet werden:
- welche Pedalnotation war üblich bzw. gab es eine (womöglich genormte)?
- wann (!) hatte Beethoven was für Notationsweisen fürs Pedal verwendet?
- kann man für verschiedene Zeiten Unterschiede bei Beethoven feststellen?
(da ich keinen Bock auf eine lange Vorlesung habe in aller Kürze)
um 1800 und davor gab es weder eine einheitliche noch eine genormte Notation für Pedalgebrauch, im Sinne des damaligen (nicht des heutigen!) Sprachgebrauchs war der Pedaleinsatz eine Geschmackssache. Beethoven schreibt sprachlich, nicht mittels Kürzeln bzw. Sonderzeichen, vor, den kompletten ersten Satz von op.27,2 senza sordini, also ungedämpft zu spielen - damit will er vermeiden, dass aus eventuellen interpretatorischen Geschmacksgründen Abschnitte ohne Pedalwirkung gespielt werden: es geht ihm also darum, dass das Pedal permanent in diesem Satz verwendet wird. Daraus fälschlich zu schließen, es solle keine Pedalwechsel bei Harmoniewechseln geben, bedeutet, Beethoven zu einem Esel zu machen - davon ist abzuraten. Warum aber wird immer wieder blindwütig solcher Unsinn probiert oder diskutiert? Weil man schlau und findig entdeckt hat, dass der wüste Ludwig im langsamen Satz seines c-Moll Klavierkonzerts dasselbe hinschrieb, diesmal allerdings mittels "Ped." und "*": das Ped. am Beginn des Satzes, das * am Ende. Das Konzert entstand 1800-03, also zur selben Zeit wie die Mondscheinsonate. Auch hier gilt das vorige: er will, dass der gesamte Satz (auch da, wo man das vielleicht wegen staccati, vielleicht aus anderen Geschmacksgründen nicht täte) auf jeden Fall überall MIT PEDAL gespielt wird - und er geht davon aus, dass niemand Esel genug ist, Harmoniewechsel zu übersehen :D
später dann setzte Beethoven Ped. und * für absichtliche besondere Pedaleffekte, berühmt sind die Exempel aus dem Finale der Waldsteinsonate, aus op.106 und op.111. Nebenbei: die Waldstein kann man mit Beethovens radikaler Pedalforderung klangschön und unmatschig realisieren, es wird aber selten gemacht.
Beethoven war gezwungen, mit Pedalbezeichnungen (wie notiert mans am sinnvollsten und kürzesten) zu experimentieren - und wir machen einen Fehler, wenn wir glauben, unsere heutige Notationsweise sei damals schon in Gebrauch gewesen, und zwar so, wie wir sie heute verstehen. Eigentlich ganz einfach (andernorts wird sowas als historisch-kritisch bezeichnet) Und so finden wir zu verschiedenen Schaffensperioden bei ihm auch verschiedene Notationen. Und Beethoven war nicht der einzige, der sich mit Pedalbezeichnungen bzw. Notation plagte: Schumann z.B. schrieb "col Ped." oder auch nur "Pedal" und meinte damit dasselbe wie Beethoven in op.27,2, Liszt schrieb "verständiger Pedalgebrauch wird vorausgesetzt", Chopin verwendete konsequent "Ped. *" (allerdings heißt das nicht, dass man bei Chopin ohne Pedal spielen muß, wo diese Zeichen fehlen) - erst Bartok erfand Klammern, mit denen sich exakt visualisieren ließ, wann das Tonhaltepedal getreten und wann losgelassen wird.
Ergo: wer den ersten Satz op.27,2 oder den zweiten Satz op.37 ohne Pedalwechsel spielt, der beweist nicht, dass Beethoven ein Esel war, sondern demonstriert die eigenen langen grauen Ohren :D