Aber: Ich habe L.L. in Fleisch und Blut auf der Bühne erlebt (weil man nicht über etwas und jemanden urteilen soll das/den man nicht selber erlebt hat).
Und dann sage ich Dir jetzt mal (in aller Freundlichkeit): ich habe Lang Lang schon wesentlich mehr, länger, intensiver und genauer erlebt als Du. Es gibt sehr viele YT-Interviews, und ich habe auch drei komplette DVD-Konzertaufnahmen. Ich schaue mir solche Sachen genau an, und wenn man Menschenkenntnis hat (und ich bilde mir das ein), bzw. Sprachmelodie, Körpersprache, und das, was jemand sagt, überhaupt, wie sich andere verhalten, ganz generell auch: bewegen, sein Leben lang beobachtet hat, dann kann man schon mal ein paar eigene Schlußfolgerungen ziehen.
Und das, was Du da berichtest:
Sein affektiertes Verhalten inklusive seiner „imperatorhaften“ Armbewegung bei der Entgegennahme der Ovationen
kann ich mit meiner eigenen, kompletten Einschätzung seines Charakters, so wie sich Lang Lang mir gegenüber immer gezeigt und präsentiert hat,
überhaupt nicht in Einklang bringen. Auch nicht in Meisterklassen, die man ja auch beobachten kann, oder auf großen Events, und so weiter.
Wenn das alles auf Dich ganz anders wirkt, sei Dir das unbenommen (und Du hattest das selbe ja schon mal hier im Faden geschrieben). Solche Sachen sind aber generell auch subjektiv.
Und was das anbelangt:
Nach einem Sokolov-Konzert will man die nächsten drei Tage alleine sein und mit niemandem reden müssen. Das ist der eigentliche Unterschied.
Dann darf ich an dieser Stelle nun doch mal schreiben, wie ich dazu stehe. Du wirst mich in kein Sokolov-Konzert schleifen können. Der spielt mir einfach nicht gut genug, und ich will eben alles: Ausstrahlung, und Perfektion. Vor allem aber: Musik, die mich begeistern kann.
So geht es uns allen. Und, ich finde es ein wenig unangebracht, daß man Musik selbst so eng mit einer charakterlichen Wirkung (oder auch Äußerlichkeiten) eines Pianisten verbindet. Mir ist das völlig schnuppe (auch wenn ein Jazzpianist so übergewichtig ist, daß man sich fragt, wie sich der an den Flügel sitzen wird. Wenn man dann klasse Musik zu hören kriegt...)
Und ich glaube auch nicht, daß ich drei Tage Alleinsein benötige, um ein Konzerterlebnis zu verarbeiten (gleich welches). Das war noch nie so, auf allen Konzerten, die ich besucht habe. Auch dann nicht, wenn mir unvermittelt mit Wucht die Tränen in die Augen geschossen sind, weil es so schön und bewegend war, und ich alles versucht habe, daß die Sitznachbarn das nicht bemerken.
Viele Grüße.