... Mögt ihr Lang Lang...?

  • Ersteller des Themas Dreiklang
  • Erstellungsdatum

Magst Du Lang Lang...?


  • Umfrageteilnehmer
    263
Aber nach wie vor: Es war von Kriterien für 'Qualität' die Rede,
nicht für 'Schönheit'.
 
Akzeptiert. Was waren denn diese Kriterien für Qualität im Tiersen-Faden und dessen Stücke? So etwas wie "geringe Komplexität" und "geringe Originalität" von Tiersens Kompositionen, nehme ich an, nicht wahr?
 
Das würde den Rahmen sprengen - es sei denn, Lang Lang entschließt sich,
Yann Tiersen zu spielen.

Schlichtheit ist jedenfalls kein Ausschlußkriterium (Paradebeispiel: Satie),
sowenig wie hohe Komplexität; mit beidem kann man scheitern oder sein Ziel erreichen.

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Einiges darüber sollte ja auch im Tiersen-Faden zu finden sein, wie Du schon andeutetest.
 
Ich frage mich ernsthaft, ob man nicht Schönheit so oder so sehen kann! Ich behaupte, man kann Schönheit auch objektiv erkennen (ein Beispiel wäre vielleicht der goldene Schnitt ....). Ob man etwa als schön empfindet oder etwas schön ist (und damit automatisch eine hohe Qualität aufweist), sind m.E. zwei verschiedene Dinge. Das erste ist subjektiv, das zweite objektiv. Ich glaube nämlich nicht, dass Schönheit und Qualität etwas Gegensätzliches sind. Qualität besitzt auch Schönheit, zumindest im künstlerischen Bereich. Ob ich das dann als schön empfinde, ist eine ganz andere, nämlich subjektive Angelegenheit.

Es fragt sich ja auch, wieso ausgerechnet die Werke Bachs, Mozarts, Beethovens etc. die Musikgeschichte überdauert haben und heute noch so einen hohen Stellenwert haben.

Liebe Grüße

chiarina
 
( Eine Wohnung kann stilvoll und qualitätvoll eingerichtet sein, einem aber nicht gefallen. Oder sie kann durcheinander, wahllos zusammengewürfelt und "stillos" im wahrsten Sinne des Wortes sein - auch dann gefällt sie einem wohl nicht. Trotzdem ist die eine Wohnung sozusagen qualitätvoller, "schöner" eingerichtet als die andere. )
 
Ich frage mich ernsthaft, ob man nicht Schönheit so oder so sehen kann! Ich behaupte, man kann Schönheit auch objektiv erkennen

Liebe Chiarina,
und ich frage mich ernsthaft, ob man Schönheit wirklich objektiv erkennen kann und behaupte das Gegenteil: Schönheit kann nicht objektiv sein!
Wie komme ich zu solch einer radikalen These? Nun, eigentlich ist die Antwort sehr simpel. Menschen sind Individuen und damit Subjekte. Jedes Subjekt nimmt seine Umwelt anders wahr. Jede Person konstruiert somit seine "Wirklichkeit" (besser wäre Abbildung der Umwelt) im Gehirn, die für alle anderen Individuen ganz anders konzipiert ist. Daher bin ich davon überzeugt, dass es DIE objektive Schönheit nicht geben kann. Wie kann etwas schön sein, wenn es für einen selbst nicht schön ist??? Für mich leider nicht nachvollziehbar. Schönheit bezieht sich stets auf das Individuum und das macht die Diskussion darüber auch so komplex. Aber eine Erkenntnis finde ich wichtig: Das Gehirn kann sich mit Hilfe von Lernprozessen auch verändern. Ein Resultat könnte durchaus sein, dass die Auffassung von einer schönen Musik sich im Laufe der Zeit verändert. Während meiner Jugendzeit konnte man mich mit Bachs Musik jagen. Heute finde ICH sie wunderbar.

Das nur mal so als Gedankengang von meiner Seite...
 
Wie kann etwas schön sein, wenn es für einen selbst nicht schön ist???

Lieber pp,

genau das ist der Punkt! Denn m.E. ist es genau so! Und du belegst es aus meiner Sicht gleich:

Während meiner Jugendzeit konnte man mich mit Bachs Musik jagen. Heute finde ICH sie wunderbar.

Bachs Musik fandest du in deiner Jugendzeit nicht schön. Heute findest du sie schön. Hat sie sich verändert? Nein, sie ist noch genauso wie früher. Du hast dich verändert, aber die Musik nicht. Die große Möglichkeit besteht also, dass du die objektiv vorhandene Schönheit, die für mich untrennbar ist mit Qualität, nur nicht erkennen konntest.

Wenn zwei Menschen vor der Pieta von Michelangelo stehen und der eine findet sie schön, der andere nicht, was dann? Das sagt doch nur etwas über den Empfänger, also den Betrachter, aus, aber nichts über den Gegenstand, das Kunstwerk selbst! Was ist mit dem? Gibt es keine Kriterien für Schönheit und Qualität? Warum hat dieses Kunstwerk Jahrhunderte überdauert im Gegensatz zu vielen anderen? Warum überdauerte Bachs Musik, warum so viele Kunstwerke Jahrhunderte und haben heute noch einen so hohen Stellenwert?

Man muss natürlich dann auch den Begriff "Schönheit" näher definieren, denn sonst streitet man sich womöglich um Begrifflichkeiten als um die Sache selbst. Schönheit meine ich nicht als "hübsch", attraktiv o.ä.. Leider habe ich mich nie sonderlich mit Ästhetikbegriff und Philosophie auseinandergesetzt - vielleicht kann ja mal jemand anders ..........................:) .

Liebe Grüße

chiarina
 
Lieber pp,

genau das ist der Punkt! Denn m.E. ist es genau so! Und du belegst es aus meiner Sicht gleich:



Bachs Musik fandest du in deiner Jugendzeit nicht schön. Heute findest du sie schön. Hat sie sich verändert? Nein, sie ist noch genauso wie früher. Du hast dich verändert, aber die Musik nicht. Die große Möglichkeit besteht also, dass du die objektiv vorhandene Schönheit, die für mich untrennbar ist mit Qualität, nur nicht erkennen konntest.

Liebe Chiarina,

spanennd spannend. Dennoch sehe ich das anders. Wenn ich dich richtig verstanden habe, behauptest du, dass das Kunstwerk (Objekt) an sich einen ästhetischen Wert hat. Genau das ist jetzt der Knackpunkt. Ist das tatsächlich so? Oder konstruiere ich erst beim Hören, dass ich das Objekt als schön empfinde? Letzteres finde ich zutreffend.


Aber das ganze wird mir jetzt dann doch zu komplex, denn wie du richtig sagst, man müsste ersteinmal Schönheit definieren. Und du erwähnst auch den Ästhetikbegriff (was ja nicht mit Schönheit gleichzusetzen ist). Jetzt wirds erst richtig kompliziert.

Ich überlasse den Philosophen das Feld und klinke mich aus der Diskussion raus ;)

Viele Grüße,
pp
 
Ich überlasse den Philosophen das Feld und klinke mich aus der Diskussion raus ;)

Oooch............. - verweile doch, du bist so schön! :p Und außerdem habe ich doch auch keine Ahnung! :p

Daher ein paar Zitate:

Überall auf der Welt ist Schönheit, und du mußt sie herausholen wie aus einem Vexierbild.“
Johannes Urzidil (1896-1970), östr. Schriftsteller

"Der Urgrund alles Schönen besteht in einem gewissen Einklang der Gegensätze.“
Thomas von Aquin (1225-74), ital. Theologe

„Schönheit = Die vollkommene Übereinstimmung des Sinnlichen mit dem Geistigen.“
Franz Grillparzer (1791-1872), östr. Dichter

"Die Schönheit: jede milde hohe Übereinstimmung alles dessen, was unmittelbar, ohne Überlegen und Nachdenken zu erfordern, gefällt. "
Johann Wolfgang von Goethe

"Es steht manches Schöne isoliert in der Welt, doch der Geist ist es, der Verknüpfungen zu entdecken und dadurch Kunstwerke hervorzubringen hat."
Johann Wolfgang von Goethe

"In der griechischen Schönheit ist das Sinnliche nur Zeichen, Ausdruck, Hülle, worin der Geist sich manifestiert."
G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Theorie Werkausgabe Bd. 12

"Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden."
Franz Kafka

"Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle."
Albert Einstein

............................

chiarina
 
...man könnte sich auch mal der Frage widmen, warum es den abstrakten Begriff Schönheit überhaupt gibt... evtl. lenkt das ein wenig vom abgleiten in gar zu subjektives geschmäcklerisches "ich-find-das-schön" ab ;):D;):)
 

...man könnte sich auch mal der Frage widmen, warum es den abstrakten Begriff Schönheit überhaupt gibt... evtl. lenkt das ein wenig vom abgleiten in gar zu subjektives geschmäcklerisches "ich-find-das-schön" ab ;):D:)

016.gif
 
Ich hab ein paar Interpretationen von Lang Lang gehört und was mir dabei am stärksten aufgefallen ist, ist, dass es immer so wirkte, als wolle er damit prahlen wie schnell und fehlerfrei er doch spielen könne. Als wäre sein Spiel generell mehr ein Ausdruck seiner Fähigkeiten und nicht der Ausdruck von tiefen Gefühlen.
Ich mache mir immer Sorgen, dass andere Interpreten meine Kompositionen ganz anders spielen würden als ich, weil in meiner Idee und in meinem Ausdruck so viele Dinge dabei sind, die man nicht auf Notenpapier drucken kann. Ich habe das Gefühl, dass Lang Langs Interpretationen weit von dem entfernt sind, was der Komponist im Sinne hatte, weil er wirklich nicht viel mehr spielt, als das was auf dem Notenblatt steht.
Das positive ist, dass seine Interpretationen dennoch zum kennenlernen der Stücke für Spieler die gerne Stücke von anderen Komponisten spielen bzw. als Standards geeignet sind, weil abgesehen von der erhöhten Geschwindigkeit kaum eigene Einflüsse enthalten sind und sie daher wahrscheinlich doch noch näher am Original dran sind als Interpretationen die zusätzlich noch vom Pianisten alteriert wurden.
Aber das bezieht sich natürlich nur auf das was ich von ihm gehört habe und das war nicht viel.
 
merkwürdig ist die Neigung zur Legendenbildung (besonders schnell, besonders fehlerfrei) gerade dann, wenn man nachschauen kann... Rach 3 spricht sehr deutlich gegen diese Legendenbildung ;):D:D
 
Wie gesagt, ich hab nur sehr wenig von ihm gehört und befand das Thema nicht als wichtig genug mich genauer darüber zu informieren bevor ich meinen Senf dazu gebe um meinen sozialen Drang auszuleben^^
 
Wie schon gesagt, für mich persönlich ist Schönheit von klingender Musik immer rein "subjektiv". Aber, auch hier gilt: jeder darf immer das glauben, was er will :p

Das wichtigste ist vielleicht, daß man über die 74 Seiten dieser Diskussion nicht irgendwann einmal vergessen hat, seine bevorzugte Musik auch zu genießen... ;)

Eigentlich ist doch alles dasselbe: Haskil, Richter, Kissin, Horowitz, Lang Lang, und viele andere: sie alle üben sich darin, die Tasten eines Instrumentes adequat niederzudrücken - und wir, als die Zuhörer, dürfen uns den Luxus erlauben, aus all den Ergebnissen davon das auszuwählen, was uns am besten gefällt. Gleiches gilt für die viele Arbeit, die sich Komponisten mit ihren Werken, mit ihren Kompositionen, gemacht haben.

Wählen wir, genießen wir, und freuen wir uns daran! Und danken wir mal in einer Gedenkminute all den Pianisten und Komponisten, die sich so viel Arbeit gemacht, und uns so viel Musik zur Auswahl beschert haben.

Viele Grüße
Dreiklang
 
Eigentlich ist doch alles dasselbe: Haskil, Richter, Kissin, Horowitz, Lang Lang, und viele andere:

Der Hahn ist tot; es lebe der Hahn. Unter dem Pflaster ist der Strand. Starr saß das Kind dort mit den Schwefelhölzern. Ich bin der erste Diener meines Staates. Keiner macht's für niemand. Der geschenkte Gaul zeigt seine Zähne. Echte Weisheit kommt von innen.

Die Russen kommen. Seltsam, im Nebel zu wandern. Schaurig ist's, übers Moor zu gehen. Er hat seine Schuldigkeit getan, am Tag, als der Regen kam, und mit Gazelle jagt er keinen Hund vor die Tür. Was will uns der Dichter damit sagen? Land der Dichter, Land am Strome, ohne Anschluß, denkt sich sein Teil und läßt die andern reden. Nicht für Kinder ist der Schwedentrank. Der Wechselbalg im Wasserbad der Gefühle, letztes Jahr in Marienbad. Die Marineband spielt den Untergang der Laconia. Lakonisch vermerkt das Protokoll: Kriegseintritt der USA. Ein Tritt in die Fresse, nur in Begleitung Erwachsener. Damen zahlen die Hälfte. Kinder zahnen.

Sturm im Wasserglas, Lustspiel in fünf Akten, Jagd auf Roter Oktober. Preußen – ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor. Ein Platz an der Sonne. Die nicht verheilende Wunde des Amfortas. Am Vortag hatte er schon geschwächelt. Alternative Heilrufe mit staatlicher Anerkennung. Die Gewalt in Gestalt des Anwalts in der Anstalt. Geben Sie Gedankenfreiheit. Lord Chandos findet eine Suchmaschine und bekommt Logorrhoe. Die Gedanken sind frei. Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weich.​

- Tourette, Fragment eines Anonymen -​
 
Guten Abend,
meiner Meinung nach ist Lang Lang ein wahnsinnig guter Pianist mit einer brillianten Technik und einem sehr emotionellen Spiel.
Seine Lebensgeschichte ist genauso interessant. Seine Autobiographie hat dazu beigetragen das ich ihn als Mensch sehr verehre, da er eine schwere Zeit hatte, wo man sich fragt wie viele Kinder so etwas eig. durchhalten können.
Seine Musik ist für mich auch sehr sehr Interessant. Auf Akkustischer Ebene ein Genuß, auf Visueller leider nur Theater. Dadurch hat er sich leider viele Feinde gemacht. In seinen Videos sind übertriebene Gesten sowie eine über romantisierung der Interpretation leider oft zu erkennnen was sehr schade ist.
Jedoch hat jeder Pianist so seine Macken (Man denke an Glenn Gould) und ich denke die Kritik hat hier einen überragenden Künstler zu schnell "abgestempelt".

LG Cello
 
...
Seine Musik ist für mich auch sehr sehr Interessant. Auf Akkustischer Ebene ein Genuß, auf Visueller leider nur Theater. ...
Musik - auf visueller Ebene? Da müssten meine Ohren aber genau hinsehen! :D

Wenn Du die Beiträge der Fachleute in diesem Faden aufmerksam durchliest und danach die Aufnahmen von LangLang mit denen von anderen guten Pianisten vergleichst, erkennst Du deutlich die Unterschiede - zumindest habe ich das so erlebt. Vielleicht eröffnet es Dir auch die Möglichkeit, zukünftig objektiver zu bewerten.

Gruß cm

PS: Andererseits verstehe ich Deinen Beitrag ganz gut. Ich würde nicht wollen, dass jemand etwas negatives über das Klavierspiel von Valentina Lisitsa schreibt. Da wäre ich wahrscheinlich zu wenig objektiv.
 
(nanu, der Faden lebt ja noch)

... ja, vergleichen ist immer gut, wenn man etwas wissen will. Insbesondere kann man sich Lang Lang's A/H/C/D einmal zu Gemüte führen, und mit den Einspielungen anderer Pianisten vergleichen, besonders in klavierspielerisch-technischer Hinsicht.
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom