... Mögt ihr Lang Lang...?

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Magst Du Lang Lang...?


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Im Hinblick darauf, was einen Musiker insgesamt weiter bringt sei am Beispiel von Lang Lang erwähnt, dass er für dieses Jahr 120 Auftritte anpeilt, dadurch viel Zeit mit Reisen verbringt und bei den Auftritten viel spielt. Diese reine Konzert-Spielzeit z. B. steht im nicht zum Üben zur Verfügung, er dürfte aber viel Erfahrung zur Auftrittssituation sammeln.

Diese Erfahrung hatte er schon vor 10 Jahren. Wenn man das Carnegie Hall Konzert sich auf DVD (oder YT) anschaut, kann man einfach nur staunen, mit welcher Gelassenheit, Entspanntheit und Präzision bzw. Perfektion dort Klavierspiel präsentiert wird, auch in irrwitzigen Passagen (und nebenbei: auch in herausragender Musikalität...).

Habe jetzt wieder einige Tage Pianistenhören hinter mir... fast würde es mich reizen, mal Lang Langs virtuoseste Klavierpassagen mit denen anderer heutiger Pianisten intensiver zu vergleichen, und mir selbst ein Urteil zu bilden... so dolle klingen die von der Fachwelt umjubelten Aufnahmen "anerkannter" Pianisten nämlich nicht unbedingt in meinen Ohren..... wie dem auch sei.....

Trotzdem bleibt Lang Lang immer mit Vorsicht zu genießen, wegen der fahrlässigen bis absichtlichen musikalischen Sperenzchen, die er öfters treibt...
 
fast würde es mich reizen, mal Lang Langs virtuoseste Klavierpassagen mit denen anderer heutiger Pianisten intensiver zu vergleichen, und mir selbst ein Urteil zu bilden...
hat LL schon sowas schwieriges wie Petrouchka öffentlich gespielt? da gäbe es einige schöne live Aufnahmen, z.B. Pollini, Weissenberg --- bzgl. Rach 3 hatten wir schon mal ausdiskutiert ;)
(und falls dir Strawinski nicht gefällt, liegt das einzig an dir) ;)
 
Fangen wir mal bei "Virtuosität" an. Was wäre das? In meiner Vorstellung, grob vereinfacht ausgedrückt: je mehr Tasten in Zeitspanne x zu bedienen sind, desto virtuoser wird's.

Und da hab ich eben schon Dinge gesehen von Lang Lang... nicht nur irrwitzig schnell, fehlerfrei (in meinen Ohren natürlich), sondern noch dazu: technisch/musikalisch durchmodelliert, und bei all dem schienen mir immer noch Reserven da zu sein.

Da könnte man sich die Frage stellen: kriegt der nicht alles auf dem Instrument hin, wenn er wollte?

Bzw. wenn ich mir aus dem Gedächtnis das, was Lang Lang so kann und macht, vorhalte, und mir dann vorstelle, ob er die Petruschka hinbekommen müßte, dann wäre die Antwort aus meiner Sicht wohl ja...
 
viele viele Töne blitzschnell: glissando... ;) ...das ist freilich nicht sooo schwer wie Rach 3 oder Petrouchka :D

ich seh keinen Grund, das nicht zu glauben :)

und die "hätte - würde - könnte - irgendwer was spielen" - Fragen sind ja sowieso ein wenig obsolet...

oder die Frage, ob er (Lang Lang) z.B. auch die nötige Ausdauer mitbringen würde für ganz üble Sachen (?) ...
 
Hi all,

also ich mochte den Lang Lang mal ganz gerne früher. Bei genauerem Nachdenken hab ich aber mit "Nein" gestimmt, weil mir letztlich einige Dinge
auffielen, die ich nicht so gut finde, nämlich unnötige Bewegungen, theatralische Mimik, sowie anderweitige Körperaktionen.
Ich finde, ob man sich weit vorbeugt und die Augen dabei groß aufmacht, hat keinen Einfluss auf das, was passiert, wenn eine Taste einmal gedrückt ist.
Horowitz sagte: "I don't do those things" + (Grimasse) + Erläuterung, was wichtig ist, sind die FINGER.
Ich mag daher Michelangeli so sehr. :) Der macht(e) nämlich gar nix von dem, was mich persönlich so NERVT. ;)

LG, Euer - Olli - !
 
Also für die Nachvollziehbarkeit Deiner Elogen auf Lang Lang
wär's hilfreich, wenn Du erklärtest, was


bedeutet. Sonst ist das nämlich nur eine Schallplattenkritiker-Phrase.

Bzw. wenn ich mir aus dem Gedächtnis das, was Lang Lang so kann und macht, vorhalte,
und mir dann vorstelle, ob er die Petruschka hinbekommen müßte, dann wäre die Antwort
aus meiner Sicht wohl ja

und die "hätte - würde - könnte - irgendwer was spielen" - Fragen
sind ja sowieso ein wenig obsolet...

Ja, was denn nu... Kanner jetz den Petruschka spielen oder nicht?
 

Vielleicht noch einmal kurz erwähnt: ich rede über Lang Lang nicht, weil ich DVDs von ihm habe, oder ein eingefleischter Fan bin, sondern weil ich eben Dinge in seinem Klavierspiel höre, die sich meiner Meinung nach weit vom Feld der heutigen sonstigen Pianisten abgrenzen (Stichwort: die unglaubliche Präzision, Sorgfalt und Fähigkeiten in der Anschlaggestaltung).


Damit meine ich, daß in einer heftigen Passage nicht alle Töne anfangen, gleich oder ungenau zu klingen (Dynamik/Anschlagsart...), sondern daß man Variation und Gestaltung hineinbringt.

Im Grunde sollte man in jede Passage, in jeden Ton, ein Universum legen... dann kann man als Zuhörer auch dieses Universum entdecken und genießen. Dazu braucht es aber auch die technischen Fähigkeiten, das auch zu können (und auch das musikalische Geschick, das dann ansprechend zu machen).

Kanner jetz den Petruschka spielen oder nicht?

Du meinst, hat er das Stück schon öffentlich gespielt? Ich meine, nein. Ob er das Stück kann bzw. kennt? Kann ich nicht sagen. Vom Stil des Stückes her könnte ich es mir gut vorstellen.
 
Hi Peter :)

das ist wieder mal ein zweischneidiges Schwert, finde ich, denn mich persönlich stört es, und lenkt mich beim Hören ab, weswegen - für mich - der Hörgenuss getrübt wird,
da ich mich dann nicht gut auf die Musik konzentrieren kann. (Möglicherweise ist es aber anders, wenn ich ihn NICHT sehe)...

DIe Frage, die natürlich "hinter" dieser Aussage von mir (und Deiner) steht, lautet :

Wozu sind die überflüssigen Bewegungen notwendig ?

Für mich: Zu nichts. Oder sollte man meinen, dass Leute wie Lang Lang die technischen Höchstschwierigkeiten nur dann schaffen,
wenn sie die überflüssigen (störenden) Bewegungen ausführen ? Hat das ein Mann wie Lang Lang nötig ? :)

Ich glaube, nicht.

Außerdem sind wir wieder auf einer subjektiven Schiene - und die führt meist nicht weit, bei Mozart vs Chopin nicht, und hier auch nicht,
glaube ich. ;)

LG - -LMG-
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Außerdem sind wir wieder auf einer subjektiven Schiene...
Ich nicht. ;) Denn ich höre Musik und sehe sie nicht. Quatsch, natürlich sehe ich auch, wenn die Augen größer werden, der Kopf eine ovale Bewegung macht...na und? Schau mal Videos von unserem Pianovirus an. Er lebt die Dynamik auch nicht nur mit dem Flügel aus. Oder wer würde sich an den Bewegungen von Joe Cocker stören?
Davon abgesehen kann wohl keiner außer Lang so recht beurteilen, welche Bewegungen überflüssig sind und welche nicht; stören sollten sie dem Zuhörer jedenfalls nicht. Wenn ich meine Violine in die Hand nehmen, merke ich, dass ich nach ein paar Takten auf einmal 5 Meter weiter weg stehe...ich fange einfach an zu laufen. :D

btw., Das sind überflüssige Bewegungen. :)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Rehi Peter :)

Du schriebst:

Davon abgesehen kann wohl keiner außer Lang so recht beurteilen, welche Bewegungen überflüssig sind und welche nicht;

Ich denke, da gibt es mehrere Leute, die das beurteilen können, und die dazu Stellung genommen haben. Einer ist Horowitz, den ich bereits nannte,
der andere ist Alexander Libermann, ein Klavierlehrer, der sich dahingehend äußert, dass...wenn die Taste gedrückt ist, alles andere unwichtig ist.
Da kann man sich verrenken wie man will. Aber.. was ich ja glaube, ist zusätzlich folgendes:

Vielleicht ist ja auch ein gerüttelt Maß an GELD-orientierten Gedanken dabei, wenn Lang Lang spielt ?

Denn nehmen wir an, er spielt vor einem nicht so "voll"-Klassisch interessierten Publikum, bei Wetten Dass vielleicht,
dann nimmt das Publikum , so vermute ich, tatsächlich das Spiel mit "Körpereinsatz" als schwieriger, und damit bedeutender wahr.

Ist es so ? :)

Fragt: Olli, und grüßt !!
 
Ich bins nochmal huhuu all :)

Falls noch Bedarf besteht, hier ein Zitat (Libermann):

As soon as we press the key it becomes amoving body which possesses three properties—direction, mass, and speed. The directionand the mass are given; the ONLY thing we can influence, as I’ve said, is the SPEED with which we move the key down its three-eighths of an inch.
Of course you can move it starting slowly and accelerating, or vice versa, or with a continuous, steady speed; the advocates of “sympathetic” tone affirm that we can produce a beautiful tone if we bring the string in vibration by a gradual strike.
But see what happens.
When we press the key down the three-eights of an inch, the hammer goes through a distance about four times as big; this means the hammer moves four times as fast as the key and is also now SUBJECT TO THE LAWS ESTABLISHED FOR A MOVING BODY.
The INTENSITY of sound depends on the AMPLITUDE of vibration of the string, which, as I have said, depends SOLELY on the force with which it is struck.

(Anmerkung Olli: Und nicht davon, ob ich große Augen mache oder Grimassen)

Doch weiter:

[...] Once the hammer reaches the string it is NO MORE in contact with the rest of the action; this hopper lifts the hammer to about one-eighth of an inch below the string, and the rest of the way the hammer makes by itself, so there is NO PHYSICAL POSSIBILITY to influence the hammer after it has left the hopper, this little thing that makes it tick.[…]

Und m.E. ist mit letzterem Satz den „körperbetonten“ Aktionen, die NICHT unmittelbar mit dem herunterdrücken von Tasten zu tun haben, jeglicher Boden ENTZOGEN. Meint Ihr nicht ?

Euer: Olli !!
 
Und m.E. ist mit letzterem Satz den „körperbetonten“ Aktionen, die NICHT unmittelbar mit dem herunterdrücken von Tasten zu tun haben, jeglicher Boden ENTZOGEN. Meint Ihr nicht ?

Zumindest ich meine das - und ich meine desweiteren, daß damit
den tatsächlich intressanten Aktionen der Boden bereitet wird.

Viele Grüße -

stephan
 
Wozu sind die überflüssigen Bewegungen notwendig ?

Mein Eindruck ist der, daß es ihm eben einfach Spaß macht, den musikalischen Vortrag durch einen "Körpervortrag" zu ergänzen. Das stört mich persönlich in den wenigsten Fällen. Die "Reserven" dafür hat er (ich hätte sie z.B. nicht....)

Das Gegenteil finde ich schlimmer: wenn Pianisten artig und ernsthaft dasitzen, aber das, was beim Spiel dann herauskommt, nicht paßt. Oder wenn musikalisch wirkende Bewegungen gemacht werden, und ein starres Spiel zu hören ist.
 
Das Gegenteil finde ich schlimmer: wenn Pianisten artig und ernsthaft dasitzen, aber das, was beim Spiel dann herauskommt, nicht paßt. Oder wenn musikalisch wirkende Bewegungen gemacht werden, und ein starres Spiel zu hören ist.

Hi Dreiklang, Volle Zustimmung beim letzten Satzteil !! Beim ersten würd ich persönlich (und verdammt mich nicht, ich kann eigtl. nichts und gebe eigtl. nur wieder was irgendein alter Mann mal gesagt hat), also beim ersten Satzteil sind die "Pianisten" erwähnt. Bim Anschauen und Zuhören möchte ich mich lieber subjektiv an EINEM orientieren. Dem Besten. Michelangeli . :):):)

Aber das ist wieder...subjektiv ;)

Liebe Grüße, Olli !!
 

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