:D Ich habe dieses Beispiel bewusst gewählt.(...)
Daß Kissin einen
enorm hohen Sinn für Musikalität besitzt, habe ich aus seiner Interpretation der h-Moll-Sonate von Liszt herausgelesen - obwohl er deren musikalisches Geheimnis (*) letzten Endes nicht gelöst hat, so wie Laplante und Watts es taten.
((*) Nun - wir werden vermutlich in den nächsten Wochen und Monaten noch auf viele Dinge zu sprechen kommen, die ich in letzter Zeit so erkannt habe bzw. erkannt zu haben glaube. (das Geheimnis besteht
nicht in der Komplexität der Sonate - es ist etwas völlig anderes)
Aber, um auf Kissin zurückzukommen: hier bei diesem Stück bekleckert er sich nicht gerade mit Ruhm. Ich vermute, wir hören unterschiedlich. Ich will vor allem "musikalisch schönes Klavierspiel" hören. Wenn Du virtuoses Gedonner magst, dann hör' Dir Pollini's Petruschka an: dort passen Schwung und Schnelligkeit wirklich perfekt zum musikalischen Charakter des Stücks (bzw. zu den notierten Noten). Aber hier bei Kissin: meiner Meinung nach überhaupt nicht.
Lang Lang irgendwelche technischen Probleme zu unterstellen, ist absurd, finde ich, nach seinem Rach-3-Knaller - wo die prestissimo-Akkordgewitter und alles andere zwar nicht "schön" im Sinne der Musik, aber, soweit ich das hören konnte, technisch absolut sauber, makellos und ohne die geringsten manuellen Mängel (falsche Töne in Akkorden, danebenhauen etc.) realisiert werden.
Anhand dieses Stückes Technikmängel festzumachen, nur weil Lang Lang keine so - 'tschuldige - greußliche Klaviermusik wie Kissin abliefern möchte, ist mir einfach zu weit hergeholt.
Und überhaupt: ich mag dieses Stück weder von Kissin noch von Lang Lang gespielt. Laß uns diese Nebenbaustelle wieder schließen, o.k.? Ich rede im Regelfall nur über Dinge, die ich auch als "schöne" bzw "schönste Klaviermusik"einstufen würde.
Lang Lang ist kein Komiker! Auch wenn diese Aufführung eine Lachnummer ist kannst du doch nicht ernsthaft behaupten, dass das beabsichtigt ist. Dirigent und Pianist werden sich kaum trauen, so was absichtlich zu vereinbaren und einem bezahlenden Publikum zu präsentieren, dass sich auf eines der schönsten Klavierkonzerte aller Zeiten freut. Man kann sich natürlich auch zwanghaft Dinge schönreden, aber wenn du jetzt anfängst, selbst die aller schlechtesten Leistungen Lang Langs in Schutz zu nehmen, wird die ganze Diskussion sinnlos, falls sie das nicht schon ist.
Nun aber langsam ;) - ich habe nur meine Meinung gesagt. Diese gründet sich darauf, daß auch Komik (Mimik, Gestik) eines meiner Steckenpferde ist. Ich habe eine ganze Regalreihe mit DVD's ausgezeichneter Komiker - ich weiß also, wie diese arbeiten, und wie weit "Komik" gehen kann. Und ich habe diese Dinge mir Zeit meines Lebens schon zigfach angesehen (=verinnerlicht). D.h. gewissermaßen, ich
weiß wann etwas komisch gemeint ist. Und in meinen Augen ist dieses ganze Konzert eine Comedy. Und nichts, mit dem Lang Lang überhaupt in Konkurrenz treten
möchte zu ernsthaft und sinnvoll präsentierter Musik. Gleiches gilt für den Dirigenten.
Und Gottseidank...! Nach mittlerweile über 200 Einspielungen, wo sicher einige als "perfekt gelungen" zu nennende Aufnahmen dabei sind, (zumindest
eine - die habe ich m.E. nämlich) ist der Sättigungsgrad irgendwann erreicht, und die Welt braucht mal langsam eine Weiterentwicklung.
Wenn ich mich krank und schief lachen kann bei einem Konzert, dann ist das doch mal was anderes!
Ob die Konzertbesucher davon begeistert waren, ist mir schnuppe. Verschiedene Kameras liefen mit, teils sind gerade Passagen die besonders komisch sind, komödiantisch sinnvoll zusammengeschnitten - für mich paßt es...
Und bitte vergiß nicht: über den musikalischen Wert dieses Konzertes streiten wir ja gar nicht - allenfalls über den Unterhaltungswert desselben.
Er sollte versuchen dem Publikum das Gefühl zu geben, es höre dieses Konzert zum ersten Mal (im positiven Sinne
Hat er ja - sogar im positivsten Sinne! Ich hab gelacht wie noch nie!
und einfach spielen, als wenn es um sein Leben ginge! Nicht mehr und nicht weniger…
Sicher, das sollte immer das Ziel sein. So etwas in der Art schrieb ich ja auch. Aber: das machen und machten ja auch so viele. Mit immer wieder enttäuschenden Ergebnissen, meiner Meinung nach.
Ich laß' es dem Chinesen mal durchgehen... weil
er es ist......
Was gibt es an Argerichs Spiel auszusetzen?
Mir gefallen bereits die ersten acht Töne nicht, die sie spielt, und der Rest, der folgt, wird auch nicht viel besser (völlig chancenlos gegen meine Aufnahme). Wir werden auf solche Details vermutlich in den nächsten Monaten mal zu sprechen kommen. Hier und jetzt sehe ich aber den "Nährboden" nicht dafür.
Nein, das hast du völlig falsch verstanden. Das war einfach der Komik-Teil des Konzertes, oder Parodie-Teil oder was auch immer. Er wollte sich nur über alle lustig machen, die jemals versucht haben, diese Sonate ernsthaft aufzuführen
Darin lese ich bei Lang Lang keine Comedy mehr, Troubadix...............
dass ihm Barenboim erklärt hat, wie diese Stück zu spielen ist und er es trotzdem nicht begriffen hat.
Wie wär's mit andersrum? Barenboim hatte keinen Schimmer von der
Tiefe Beethovens, Lang Lang schon (ich schrieb das). Dann hat sich Lang Lang sich die musikalisch minder verständigen Ausführungen und Anweisungen Barenboims angehört - und sich überlegt, na egal, dann beweise ich der ganzen Welt einmal, wie man ein Werk musikalisch verschrottet.
Wenn man sich DAS HIER ANHÖRT, lieber Troubadix:
Barenboim plays Beethoven "Appassionata" Sonata No. 23 in F Minor Op. 57, 1st Mov. - YouTube
verliere ich fast den Verstand, als so furchtbar, musikalisch dilettantisch, inkonsistent und unbeholfen, empfinde ich das. Bei Sekunde 0:54 habe ich abgebrochen, ich konnte und wollte das wirklich nicht weiter anhören. Das ist in Bezug auf Beethoven und dessen Tiefe, die sowieso außer Arrau glaube ich kein Pianist ansatzweise begriffen hat, nun wirklich überhaupt nichts.
Hier mal zum Vergleich Altmeister Arrau (ein, wie Dir bekannt sein dürfte, auch in der musikalischen Fachwelt als herausragend anerkannter Beethoven-Interpret):
Claudio Arrau Beethoven "Appassionata" (Full) - YouTube
Hier spürt man Beethovens Tiefe, wenigstens bis zu einem mitteltiefen Grad ausgelotet und erkundet.
Das sehe ich anders! Kissin lässt nur den Zuckerüberzug weg!
Gut, wenn Dir Kissin besser gefällt, so sei es. Mir jedenfalls (wirklich) nicht. Konntest Du inzwischen die musikalische Linie ergründen und erspüren, die Lang Lang durch die ganzen Abegg-Variationen zieht, und mit der er sie alle miteinander "verbindet"?
Kissin setzt einfach eine Variation nach der anderen isoliert voneinander hintereinander.
Lang Lang drückt musikalisch aus, daß sie ein homogenes ganzes sind.
Nix da...! ;) Über ordentlichen Schlager- und Volksmusik-Kitsch können wir sicher beide lauthals lachen, lieber Troubadix, davon bin ich überzeugt!
Und ich möchte bitte, dass L-L nicht auf eine Stufe mit Ax, Rubinstein, Horowitz, Kissin, Argerich, Pollini, Richter, Kempff, Brendel, Badura-Skoda, Hamelin usw. oder sogar darüber gestellt wird
Moment - meine Einstufung gegenüber Horowitz habe ich schon deutlichst festgelegt (weit unterhalb). Alles andere sollten wir aber zunächst ausklammern. Vielleicht kommen wir später wieder dazu.
Und diesen Zucker findet man in vielen seiner Interpretationen, besonders in der 3. Consolation!
Was hat seine Consolation mit seiner Abegg zu tun? Ist das vielleicht das gleiche Stück, nur hat es vielleicht zwei Namen?
Es scheint nicht ganz verstanden zu werden, ich schreibe es zum viertenmal jetzt: wie jemand Stück A spielt, sagt nichts darüber aus, wie er Stück B spielt.
(übrigens, nicht einmal bei Kissin ;) )