Weiß nicht, wozu diese Überlegungen helfen. Dass im Zentrum jeglicher Erkenntnis erst mal die Wahrnehmung eines Beobachters steht und dass jegliche Schlüsse, jegliche Vorstellungen einer Außenwelt, die er daraus zieht, letztlich ungesichert sind, erscheint mir als eine Binsenweisheit und der Streit darüber, ob die Annahme einer unabhängig existierende Realität, welche sich doch letztlich in der Kommunikation von Menschen untereinander als praktikabel erweist, letztlich nur eine Einbildung ist, für müßig.
Liebe Leute.
Ich höre als Gegenstandpunkte (ich sage bewußt nicht "Gegenargumente") hier immer nur Sachen wie:
- "Es ist doch müßig, über so was zu spekulieren - die Alltagswahrnehmung von 99,99999% aller Menschen, daß eine unabhängige Realität existiert, ist doch nun wirklich praktikabel genug, was soll also das Gerede bringen?"
- "Hahaha, wenn Dir das nächste Mal ein Stein auf den Fuß fällt, wirst Du schon sehen, ob eine Realität existiert."
Dies ist sehr ärmlich, wie hoffentlich der eine oder andere hier sieht; allerdings kann ich es auch verstehen, da es sich um sehr schwierige Fragen handelt, die man nicht mal eben beim Lesen eine Forums nach kurzem Überlegen klärt.
Meine Motivation, diesen Aspekt hier reinzubringen, das ist im Laufe der Diskussion verlorengegangen bzw. von vornherein vielleicht nicht deutlich genug geworden, ist folgende:
Man kann und sollte in allen möglichen Dingen natürlich die ganz simple materialistische Alltagswahrnehmung nutzen und auch annehmen, daß eine unabhängige Realität existiert. Tue ich ja auch, alles wunderbar, da sind wir uns total einig.
AAAABER: Wenn es um Hirnforschung geht und um die Frage, wie Bewußtsein "zustande kommt", dann werden derartige Fragen relevant, denn wenn der Beobachter tatsächlich Voraussetzung für alles ist und ohne Beobachter nichts existiert (wie es beispielsweise Maturana ganz klar formuliert), dann kann der Beobachter auch nicht emergente Eigenschaft eines materiellen Phänomens namens "Gehirn" sein. Und daraus wiederum folgt, daß die Hirnforscher sich in der Frage "Was ist Bewußtsein?" bzw. "Wie entsteht es?" den Arsch abforschen können bis zum Sankt-Nimmerleinstag, sie werden niemals drauf kommen, weil es einfach unmöglich ist!
Für
diesen einen Bereich haben derartige Fragen also sehr wohl ganz große Relevanz.
Man kann als Hirnforscher natürlich sagen: "Für mich klingt das alles quatschig und esoterisch, ich will davon nichts wissen". Beschäftigt er sich jedoch damit, herauszufinden, wie Bewußtsein in Lebewesen entsteht und was es ist, muß er dann auch damit leben, daß seine Bemühungen eventuell ebenso vergeblich sind wie diejenigen der Alchimisten, Gold aus anderen Stoffen zu erzeugen, einfach weil die Voraussetzungen, unter denen geforscht wird, falsch sind.
LG,
Hasenbein