Krise in Braunschweig: Schimmel seit März in Kurzarbeit, Grotrian-Steinweg zahlt keine Löhne mehr

Danke für die Links. Wenn man Minjobs in D raus und höhere Inflation in Ö einrechnet schaut das anders aus. Abgesehen davon, dass das Preisniveau hier in Ö in vielen Bereichen sowieso höher ist.
Vor allem die Schweiz hat natürlich andere Rahmenbedingungen.

Stimmt es eigentlich, dass Blüthner viel in den arabischen Raum exportiert und daher vom Einbruch in China und Russland weniger betroffen ist?
 
Das Ding mit Kawai trugen mir um ca. 2003/2004 höhere Mitarbeiter von einem Musikverlag auf der Musikmesse zu, da kann ich mich noch gut dran erinnern, als wir in einer Runde zusammen auf dem Messestand saßen. Ist 20 Jahre her, die Sache selbst vermutlich 30 oder noch mehr. Also alles längst verschimmelter Kaffee.

Den Kaffee hast Du aufgewärmt und die Mär vom Steinway, der als Kawai umgelabelt wurde, noch dazu auf einer Musikmesse, das ist der Schimmelbefall. Was da angeblich ein Mitarbeiter eines Musikverlages von sich gegeben hat, ist kompletter, totaler Blödsinn. Ich habe zwei Steinways und die Vorstellung, man könnte aus ihnen mit ein bißchen Kosmetik daraus Kawais machen, ist einfach nur hanebüchen.

Ich habe in den 80ern und 90ern oft genug Kawais gespielt, inklusive der Konzertflügel. Damals gab es noch keine Shigerus, es waren aber dennoch hervorragend konstruierte Instrumente mit eigenem Charakter und sehr innovativen Ansätzen z.B. bei der Materialauswahl.
 
Oder ging es um Boston? Von Steinway verkauft, von Kawai gebaut.
 
Den Kaffee hast Du aufgewärmt und die Mär vom Steinway, der als Kawai umgelabelt wurde, noch dazu auf einer Musikmesse, das ist der Schimmelbefall. Was da angeblich ein Mitarbeiter eines Musikverlages von sich gegeben hat, ist kompletter, totaler Blödsinn.

So, also ich hab mal ansatzweise versucht vielleicht was dazu zu finden - wenn meine Zeitangabe schon auf die 90er verweist, dann wird es in den Tiefen des Internets natürlich immer schwieriger dazu was zu finden, denn zahlreiche Magazine/Zeitschriften entfernen Schritt für Schritt ihre Archive, erst kürzlich telepolis hat fast alles gelöscht. Zumal das damals auch kein echter Skandal war, sondern das wurde beiläufig von gleich 2 Mitarbeitern (höherrangigen) erzählt.

Aber: Ich bin tatsächlich dazu auf Sachen gestoßen, die das Gesagte in etwa stützen können:

Der erste - ziemlich passende Artikel - der meine Aussagen im Grunde schon aufgreift, wäre der hier:

Quelle: WELT.

Tenoraussagen:
- Pearl River Pianofabrik aus Kanton, China
- war in den 80ern/90ern ganz klein, bot keine Innovation, stellte Schrott-Produkte aus
Zitat:
"Tong sitzt im Büro seiner langgestreckten Fabrik am Stadtrand Kantons und schlürft heißes Wasser (weißen Tee nennt er das), während er die Anekdote von 1985 erzählt. Sein Pearl River-Imperium, unter dessen Logo er die Worte "Bekannte Marke" drucken ließ, hat Kooperationen mit Yamaha und mit Steinway geschlossen."

"Tongs größter Coup kam dieses Jahr zustande. Nach 18 Monate währenden Verhandlungen gaben Pearl River und Steinway Asia den Beginn einer Zusammenarbeit bekannt. ... Pearl River baute im ersten Schritt unter Aufsicht von acht Steinway-Experten ein Muster und schickte es nach New York. Steinway war mit der Qualität zufrieden. "Im nächsten Jahr wollen wir rund 100 Klaviere herstellen.""


--> Dass Pearl River - wenn sie es genauso gemacht haben - nicht so blöde ist und einen Steinway im Laden kauft, in den Transporter rollt und dann kurz in die Werkstatt zur Überarbeitung und dann zur Musikmesse als Ausstellungsstück bringt, liegt ja auf der Hand.
Wenn die denselben Move gemacht haben, dann scheint das eher so zu funktionieren, dass es eine offizielle Kooperation zur Fertigung von einzelnen Bauteilen gab oder vielleicht sogar der ganze Korpus, der in Hamburg/New York designt wurde und die zwacken dann für ihre eigenen Produkte eben den Ausschuss ab oder produzieren auf eigene Rechnung zusätzlich.

Das ist nichts ungewöhnliches. Macht Amazon mit FBA-Ware heute ständig. Wenn da ein kleiner Betrieb ein schön designtes Kuscheltier, eine stylische Handtasche, eine tolle Nachttischlampe oder einen anderen gutlaufenden Artikel hat, dann hat Amazon oft nur wenige Monate später dasselbe Produkt im Sortiment auf eigene Rechnung, meist vom gleichen asiatischen Hersteller und der originale Hersteller guckt in die Röhre.


Dass Pearl River von Steinway abkupfern könnte, weil sie gleich direkten Zugriff auf von Steinway gelieferte Muster und Designs haben, liegt nach dem WELT-Artikel, der im übrigen extrem interessant ist, auf der Hand.

Aber in der Aussage von den Verlags-Managern ging es ja um Kawai.


Zitat: "Im Jahr 2002 ging Kawai eine Zusammenarbeit mit der legendären Klaviermarke Steinway & Sons ein. Die Zusammenarbeit ermöglichte es Kawai, das Klavierdesign und die Technologie von Steinway zu nutzen, um Klaviere herzustellen, die das Beste beider Marken vereinen."

--> So wird am ehesten ein Schuh draus; vielleicht hatten die schon vorher für bestimmte Teile Auftragsproduktion und bedienten sich dann bei elementaren Bauteilen aus der Fertigung. Ab 2002 gab es dann sogar offizielle Kooperation. Kann ja sein, dass die die Bauteile von Steinway für eigene Instrumente nutzten und am Schluss quasi vielleicht nur noch den Gussrahmen in Eigenherstellung gemacht haben. Weiß man nicht.

Es zeigt auf jeden Fall, dass die Hersteller im Hintergrund vor allem in der erwähnten Zeit 90er Jahre/2000 enger zusammenarbeiteten.
Also völliger Blödsinn und abwegig ist das nicht.
Wie gesagt, es wird wohl niemand mit der Spachtel bei einem gekauften Steinway das Label abgeschabt haben und hat dann Pearl River oder KAWAI drüber geklebt. So plumpen Quatsch halte ich auch für abwegig.

Aber Abkupferung von Designs oder evtl. gar Selbstbedienung auf Basis der in Kooperation gefertigten Bauteile - das halte ich hingegen für sehr denkbar. Und bevor es zu Kooperationen kam, ist auch denkbar, dass Steinways auf dem Markt gekauft und dann mit eigenen Bauteilen wie z.B. Gussrahmen versehen hat. Was da im Hintergrund passiert, weiß ja niemand, aber Branchenleute haben da ja andere Einblicke.

Und hochinteressanter Fakt aus der o.g. Quelle:

"Das Ergebnis war das Shigeru Kawai Klavier, das als eines der besten Klaviere der Welt gilt."

--> Wusste ich bis eben auch nicht, ich dachte, das sei eine völlige eigenständige Entwicklung von Shigeru gewesen, der sich damit in langjähriger Manufakturarbeit einen Lebenstraum erfüllte. Es ist also in Kooperation mit Steinway entstanden.
Egal, wo High-End im Pianobereich erreicht wird, anscheinend hat da der Rolls-Royce unter den Flügeln doch irgendwo seine Finger mit drin. :001:
 
Zuletzt bearbeitet:
Was du hier präsentierst, ist alles schon längst bekannter kalter Kaffee und ist komplett etwas anderes, als du vorher behauptet hast. Natürlich gibt es Kooperationen mit China, das ist ja kein Geheimnis. Pearl River baut für Steinway die Essex Klaviere. Die haben aber auch schon für Bechstein, Yamaha, Blüthner und weiß der Henker noch für wen alles gebaut. Und dass Kawai und Steinway eine Kooperation haben und dass Kawai für Steinway die Boston Instrumente baut, ist ja auch schon lange bekannt.

Natürlich führen solche Kooperationen zu einem Transfer von Know How. Auch dadurch sind die chinesischen Hersteller besser geworden. Die meisten deutschen Hersteller hatten in irgendeiner Form mit chinesischer Produktion zu tun. Das weiß man längst. Das einzige Problem dabei ist, auf dem Laufenden zu bleiben. Also gerade aktuell zu wissen, welcher Chinese gerade für Bechstein oder Steinway produziert, denn das ändert sich schon mal. Und dann gibt es ja auch noch verschiedene Produktlinien für verschiedene Länder. Für den chinesischen Markt lassen auch Yamaha und Kawai dort bauen, wollen diese Instrumente aber nicht in anderen Ländern sehen.
 
Und hochinteressanter Fakt aus der o.g. Quelle:

"Das Ergebnis war das Shigeru Kawai Klavier, das als eines der besten Klaviere der Welt gilt."

:001:
Diese Quelle ist auch hochgradig unseriös. Boston gibt es seit 1992 und die Kooperation mit Steinway und Kawai gibt es nicht erst seit 2002, denn da hatten die schon eine Seriennummer von über 140.000. Und falls das mit 2002 richtig wäre, dann käme als Resultat nicht Shigeru heraus, denn die gibt es ja auch schon seit 2001. Kawai konnte damals auch ohne Steinway hervorragende Instrumente bauen. Auch vor Shigeru.
 
Dann geh mal in einen österreichischen Supermarkt und mach einen Wocheneinkauf und vergleiche dasselbe mit einem äqivalenten deutschen Warenkorb. Die schwachen 10% Vorsprung sind rasch dahin.

Nebenbei werden hier gerade verzweifelt 20.000,000.000 Euro gesucht, weil unsere "Wirtschaftspartei" seit mehreren Legislaturperioden keinen Finanzminister aufbringt, der rechnen kann.

Da passt der Cum-Ex-Kanzler doch perfekt ins Bild ! Ganz ehrlich, ein Kanzler mit Erinnerungslücken gehört für mich entweder in die Klapse oder in den Knast. Das dürfte er sich bei mir sogar aussuchen. Olle Schäuble war ja damals der 100.000 DM-Mann. Für solche Jobs braucht man eben einen kriminellen Hintergrund, während das Fußvolk ruhig gläsern sein darf.
 
Was du hier präsentierst, ist alles schon längst bekannter kalter Kaffee und ist komplett etwas anderes, als du vorher behauptet hast. Natürlich gibt es Kooperationen mit China, das ist ja kein Geheimnis. Pearl River baut für Steinway die Essex Klaviere. Die haben aber auch schon für Bechstein, Yamaha, Blüthner und weiß der Henker noch für wen alles gebaut. Und dass Kawai und Steinway eine Kooperation haben und dass Kawai für Steinway die Boston Instrumente baut, ist ja auch schon lange bekannt.
Das sind lediglich Informationen, die eventuell dazu passen könnten, was ich von den Verlagsmitarbeitern seinerzeit erfahren habe.
Wissen tu ich es nicht. Es kann wie gesagt auch sein, dass vorher ohne Kooperation stark abgekupfert wurde oder tatsächlich Flügel quasi umgelabelt wurden. Die Wahrheit liegt meist irgendwo zwischen schwarz und weiß.
Ist ja jetzt auch irgendwo egal, was vor 30 Jahren war, kann sowieso kaum jemand im Detail noch nachvollziehen oder prüfen.
Steinway in Hamburg werden wohl zahlreiche solcher Geschichten bekannt sein. Deren Instrumente wurden in Asien sehr sehr oft kopiert.
 
Egal, wo High-End im Pianobereich erreicht wird, anscheinend hat da der Rolls-Royce unter den Flügeln doch irgendwo seine Finger mit drin. :001:

Das ist allerdings Anssichtssache, ob man S&S als Rolls Royce bezeichnet. Vor 120 Jahren sprach in Europa kaum jemand von Steinway. Auch in Südamerika war bzw. ist z.B. Blüthner sehr präsent. Marktbeherrschend waren zur Jahrhundertwende vor 124 Jahren die Marken v.a. Bechstein, Ibach, Blüthner, Grotrian-Steinweg. Der 2.WK änderte jedoch alles, und die USA haben ganz massiv diese Marke in den Konzerthäusern etabliert, sodaß in allen Hochschulen und Konzertsälen S&S steht. Bechstein hat man fast vernichtet (siehe link), nicht zuletzt wegen der Nähe von Helene Bechstein zum NS-Regime. Ein befreundeter Klavierbaumeister meint, der alte Bechstein E wäre dem Steinway D überlegen. Er hat beide Modelle im Laufe der Jahre in einem Tonstudio betreut, erst den Steinway D aus dem Palast der Republik (in weiss!!!) , dann einen generalüberholten E. Nunja, die Geschmäcker sind verschieden. Für mich ist S&S einfach überteuert.


 
@jsger: Irgendwelche Eventualitäten und Mutmassungen helfen hier aber nicht weiter. Es ging um diese Kernaussage:
Auch Funfact: Kawai war in den 90er Jahren quasi so schwach auf der Brust, was Entwicklungen und Qualität anbelangte, dass sie auf der Frankfurter Musikmesse tatsächlich umgelabelte Steinways ausstellten.
Kawai war in den 90ern alles andere, aber nicht „schwach“ und hätten eine Umlabelung niemals nötig gehabt:
Ich habe in den 80ern und 90ern oft genug Kawais gespielt, inklusive der Konzertflügel. Damals gab es noch keine Shigerus, es waren aber dennoch hervorragend konstruierte Instrumente mit eigenem Charakter und sehr innovativen Ansätzen z.B. bei der Materialauswahl.
Davon abgesehen stände eine Umlabelung schon im Grundsatz völlig konträr zum japanischen Rechtssystem und zur japanischen Kultur, die im Unterschied zu einigen anderen asiatischen Kulturen im seriösen Umfeld sehr hohe Hürden in punkto IP-Klau und unauthorisierter Abkupferung gesamter Produktdesigns aufgestellt hat.
Ferner war Shigeru Kawai in den 90ern immer noch Chairman der Company und der wäre nicht mal im Traum auf eine solche bescheuerte Idee gekommen, Steinways umzulabeln und als Kawai zu vermarkten und damit das Risiko eines immensen Gesichtsverlusts seines eigenen Unternehmens im internationalen Umfeld einzugehen.
Daher hatte ich auch erst an ein Stille-Post-Phänomen bzgl. der Boston-Produktlinie gedacht, aber das hat @Tastencherge ja schon widerlegt.

Zudem: Ausstellungen in Übersee werden i.d.R. durch die jeweilige Landesgesellschaft verantwortet, in dem Falle Kawai Europe. Man kann beim Handeln einzelner Verantwortlicher grundsätzlich nichts ausschließen, aber eine solche Umlabelung authorisiert durch Kawai Japan und/oder Kawai Europe halte ich für blanken Unfug. Daher ist von solchen unbelegten Uralt-Aussagen aber auch rein gar nichts zu halten.
 

Das sind lediglich Informationen, die eventuell dazu passen könnten, was ich von den Verlagsmitarbeitern seinerzeit erfahren habe.

Nein, da passt überhaupt nichts zusammen. Patente für Capo d'astro, Duplexskala und noch viele andere stammen weitestgehend aus dem 19. Jahrhundert und haben daher maximal Anekdotenwert. Was hingegen Schutzrechte, insbesondere Namensrechte, angeht, ist Steinway seit Jahrzehnten einigermaßen humorlos, was (themenbezogen) die Firma Grotrian-Steinweg leidvoll erfahren durfte.

Es ist ausgeschlossen, dass man alleine auf der Gußplatte jeglichen Hinweis auf Steinway tilgen kann.

Wissen tu ich es nicht. Es kann wie gesagt auch sein, dass vorher ohne Kooperation stark abgekupfert wurde oder tatsächlich Flügel quasi umgelabelt wurden. Die Wahrheit liegt meist irgendwo zwischen schwarz und weiß.

Nein, die Wahrheit liegt hier garantiert dort, wo man ruhigen Gewissens das Umlabeln eines Steinway-Instruments als Fieberphantasie bezeichnen darf.

Ist ja jetzt auch irgendwo egal, was vor 30 Jahren war, kann sowieso kaum jemand im Detail noch nachvollziehen oder prüfen.
Steinway in Hamburg werden wohl zahlreiche solcher Geschichten bekannt sein. Deren Instrumente wurden in Asien sehr sehr oft kopiert.

Wieder so eine an den Haaren herbeigezogene "Vermutung". Und, nein, es ist nicht egal. Wenn man schon wüste Behauptungen aufstellt, um seine Meinung als fundiert dastehen zu lassen, dann muss man halt auch damit leben, wenn es als Geschwafel entlarvt wird.
 
Zumal hier auch ziemlicher Unsinn geschrieben wird. Seiler hat nicht aufgegeben, sondern zieht sich in sein kleineres, altes Gebäude zurück, Bechstein mag auf lange Sicht vielleicht gut dastehen, hat aber momentan auch Kurzzarbeit, Kawai hat bestimmt keine Steinways auf der Musikmesse ausgestellt, asiatische Klaviere sind nicht allesamt Schrott (und Calisia ist bestimmt nicht die bessere Alternative), die Grundsteuerreform kam nicht deswegen, weil die Kommunen mehr Geld brauchen und es steckt auch kein finsterer Plan hinter all dem.
Der Unsinn geht leider hier weiter mit der Diskussion über das Verhältnis von Durchschnittseinkommen/Kaufkraft zwischen D und ÖS:
Durchschnittseinkommen ist in ÖS gut 6000 EUR p.a. höher:
und die Rente sowieso.

Entscheidend ist jedoch die Kaufkraft, da steht ÖS gegenüber D ziemlich gut da:

Das hat mit der Insolvenz von Grotrian rein gar nichts zu tun. Alle Klaviermanufakturen legen vom den Weltmarkt und nicht von D/ÖS, und das seit Jahrzehnten. In überwiegender Handarbeit hergestellte Klaviere sind Luxusprodukte, die neben Institutionen nur noch einen Privatmarkt bei den obersten 1-5% hat - und das trifft in anderen Branchen mit größeren Handmade-Produkten genauso zu. Das hat mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage und/oder Veränderungen von der Kaufkraft zwischen den genannten EU-Ländern nicht im Geringsten zu tun.
Grotrian, Schimmel und Andere haben sich nach der Finanzkrise 2008 von der starken USA-Abhängigkeit wegorientiert Richtung China, und nach den chinesischen Investoreneinstiegen von Pearl River und Parsons in den 2010er Jahren noch stärker. Und dieser Markt bricht jetzt auch noch weg, ausgelöst durch die gestoppte staatliche Subvention der Musikindustrie. Das ist einer der Kernursachen dieser Insolvenzen.
Der Thread soll nicht in diese Richtung derailen, es geht hier mehr oder weniger um Grotrian-Steinweg und die makroökonomischen Rahmenbedingungen. Zumal auch vieles schnell mit öffentlichen Statistiken sofort greifbar ist.
Thread-Derailing beginnt leider gerade hier, wo Statistiken für eine falsche Argumentation verwendet werden.

Zurück zu Grotrian: im Okt/Nov hatten sich ja mehrere Investoren teilw. sogar mit öffentlichen Interessensbekundungen vorgestellt, aber anscheinend hat im Insolvenzverfahren dann niemand ein verbindliches Kaufangebot für das Unternehmen als Ganzes abgegeben - außer eben Parsons allein für die Marke Grotrian.
 
Grotrian-Steinweg hätte damals lieber bei der alten Serie bleiben sollen, statt in den 60gern neue und v.a. lautere Modelle zu bauen. Die alte Serie ist den neuen um Längen überlegen, und übertreffen m.E. auch so machen Steinway. Nunja, ich liebe meinen Cabinet 185cm von 1957, und gab bei Michael Masur vor 10 Jahren auf einem recht guten, neuen 190ger zwei Konzerte. Da hatte es Blüthner besser. Da gabs einfach kein Geld für Neukonstruktionen, und die Flügel sind top wie eh und je bei gleicher Bauart. Wenngleich sie etwas leiser als Steinway sind, klingen sie m.E. viel schöner, farbiger und lebendiger.
Ich kenne alt und neu nur vom Hören, nicht vom Selbstspielen. „Um Längen überlegen“ wäre mir zu radikal, eher einen anderen Stil, ein anderes Tonbild, den man mag oder nicht.
Grundsätzlich bin ich ja ein Fan der Tonfarbe von Flügeln um die Jahrhundertwende, aber einen solchen Abstieg sehe ich in den Grotrianischen Flügeln ab den 60ern jetzt nicht zu den Vorgängern, eher eine Annäherung an den universellen Steinway-Klangcharakter, ohne identisch sein zu wollen/können.

Davon abgesehen hatte Grotrian ab Baujahr 2014 ja nochmal einigen Aufwand in die Verbesserung des akustischen Designs der Fügel gesteckt (neue Mensur, etc.. - noch vor der Parsons-Übernahme), mit dem Ziel der Stärkung der Obertonspektrums. Wie ich finde konnte durchaus hörbar, ohne das damit in neue Dimensionen zu stossen.

Aber das ist jetzt dann auch Geschichte.
 
Ich kannte einen Korepetitor mit brandneuem Grotrian 190 (Carat?). Absolut durchschnittliches Instrument, sehr enttäuschend. Viel zu teuer.
Und ein 220 beim Händler. Starke klangliche Unterschiede um die Sopranspreize herum. Verkaufte sich natürlich nicht.
Sowas darf einer Manufaktur einfach nicht passieren. (Dem Händler auch nicht, der hatte einfach ein miserables Gehör. Ging auch pleite).
 
Ich kenne alt und neu nur vom Hören, nicht vom Selbstspielen. „Um Längen überlegen“ wäre mir zu radikal, eher einen anderen Stil, ein anderes Tonbild, den man mag oder nicht.
Grundsätzlich bin ich ja ein Fan der Tonfarbe von Flügeln um die Jahrhundertwende, aber einen solchen Abstieg sehe ich in den Grotrianischen Flügeln ab den 60ern jetzt nicht zu den Vorgängern, eher eine Annäherung an den universellen Steinway-Klangcharakter, ohne identisch sein zu wollen/können.

Mir geht es genauso, denn die modernen Flügel empfinde ich nicht selten als kalt, und leblos, wie beim Steinway B beschrieben. Zum Stimmen sind diese Instrumente natürlich pflegeleichter, v.a. im Diskant, da die alten Flügel mehr Eigenheiten im Schwingungsverhalten bzw. "Capriolen" haben.

Wie gesagt, bei Michael Masur kam ich auf dem neuen 192 Cabinet schon sehr gut zurecht, und spielte darauf mit Erfolg zwei Klavierabende in seiner Meisterwerkstatt. Das war schon ein guter Flügel, halt bisschen langweilig vielleicht. Ich hab nen Grotrian-Steinweg mit 200cm von 1920 für eine Freundin mal renoviert mit Dämpfung und HKs einleimen. Der und auch mein eigener Grotrian-Steinweg 185 sind für mich deutsche Steinways mit hervorragendem Obertonverhalten. Ein Steinway B mit Duplex Skala BJ1908 von einer Kundin empfand ich mal als recht grob , langweilig , und eintönig. Wahrscheinlich fehlt mir in diesem Leben der Hang zum Steinway. Aber jedes Instrument ist eben auch anders. Goecke und Farenholtz haben in Prenzlauer Berg einen generalüberholten Stweinway B von 1910, der gefiel sogar mir Anfang November.
 
Ein Steinway B mit Duplex Skala BJ1908 von einer Kundin empfand ich mal als recht grob , langweilig , und eintönig. Wahrscheinlich fehlt mir in diesem Leben der Hang zum Steinway. Aber jedes Instrument ist eben auch anders. Goecke und Farenholtz haben in Prenzlauer Berg einen generalüberholten Stweinway B von 1910, der gefiel sogar mir Anfang November.

Du hast noch nie den Vorher/Nacher-Effekt erlebt, wenn ein richtiger Konzerttechniker Deinen Flügel bearbeitet hat.
 
Du hast noch nie den Vorher/Nacher-Effekt erlebt, wenn ein richtiger Konzerttechniker Deinen Flügel bearbeitet hat.

Als Pianist bin ich grundsätzlich taub, und stecke mir sicherheitshalber immer Oropax aus Wachs in die Ohren. Weiterhin bin ich Klavierstimmer im Nebenberuf seit 20 Jahren, und ja, ich kann auch intonieren. Ein anderer Satz Hammerköpfe, und der Flügel klingt völlig anders. Ich habe mit Weickert-Filz von Renner (Naturfilz) sehr gute Erfahrungen gemacht. Mein C7 hat sich daraufhin extrem gut entwickelt. Bei Abel hatte ich auch Naturfilz schon geordert, aber 2016 einen massiven Konflikt wegen einer Online-Bestellung. Seitdem nur noch Renner... Für die Arbeiten die ich nicht selbst erledigen kann, beauftrage ich eine Klavierbauerin aus Berlin, die u.a. in der Philharmonie und im Pierre Boulez Saal stimmt, und Steinway Flügel für HfM Hanns Eisler generalüberholt. Von daher kenne ich Vorher-Nachher sehr gut.

Ich habe hier nur subjektiv meine Eindrücke geschildert, u.a. auch den nagelneuen Shigeru Kawai erwähnt. Bitte lies den zitierten Satz mal genauer: Das gleiche Modell, von einer anderen Firma überholt, aus zwei verschiedenen Jahrgängen hat mich einmal begeistert, und einmal nicht. War beides Mal Steinway B mit Duplex-Skala. Steinway ist mir schlicht zu teuer, sonst hätte ich längst einen. Wenn ich für weniger als die Hälfte einen Blüthner Halbkonzerter bekomme, der mir zudem noch viel besser gefällt, warum soll ich dann auf S&S schielen ? Nicht zuletzt gehts auch um das Einspielen des Instruments. Grobschlächtige Menschen machen Flügel eher hart klingend, musikalische Menschen prägen den Klang eben besser. Vor ca. 25 Jahren spielte ich mal einen Steinway B, so ein wunderbarer Gebrauchtflügel für 40.000 DM bei Piano Sauer am Dom. Der Vorbesitzer hatte Geldprobleme, ich erkundigte mich nach dem Grund des Verkaufs. Er muss wohl ein wirklich hervorragender Musiker gewesen sein. Neuinstrumente können so gut eingespielt nicht klingen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmal zurück zum Ausgangspunkt, nämlich diesen Artikel hier:


Die Parsons Music Group ist doch schon Eigentümer von Grotrian-Steinweg. Dann geht Grotrian insolvent und Parsons kauft jetzt Grotrian? Das verstehe ich irgendwie nicht so ganz. Oder hat das was mit der Gesellschaftsstruktur zu tun? Denn neben Parsons war ja auch noch eine aus der Grotrian Familie Gesellschafterin und Parsons hatte die Anteilsmehrheit. Können die also insolvent gehen und sich dann selber kaufen?
 
Wenn das der Fall ist:
neben Parsons war ja auch noch eine aus der Grotrian Familie Gesellschafterin

Trifft das nicht zu:
Die Parsons Music Group ist doch schon Eigentümer von Grotrian-Steinweg.

Sie haben nur einen Anteil, müssen also erst andere Miteigentümer loswerden, um alleiniger Eigentümer zu werden.

Das Stichwort "Organschaft" kommt mir in den Sinn.
 

Zurück
Top Bottom