Steinway in Hamburg werden wohl zahlreiche solcher Geschichten bekannt sein. Deren Instrumente wurden in Asien sehr sehr oft kopiert.
Mit dem Kopieren von Steinway hat sich vor etlichen Jahren auch mal der Mr. Pramberger verhoben.
Einst hohes Tier der Steinway-Fertigung in New York-Queens an 1 Steinway Place, machte er Kopien - und scheiterte.
Kann allein schon daran gelegen haben, dass ihm zum Bau nicht der gewaltige Stock best selektierter Hölzer und feinste pingelige Auswahl aus dem Haufen verfügbar war - denn nicht nur der Einkauf von Holz ist bei Steinway hoch prätentiös, die weiteren Prozesse sind auch so beschaffen, dass die Factorys noch reichlich Zeug des Holzbestandes dann letztlich doch teils noch lieber durch den Ofen jagen - statt es in Flügel einzubauen.
Ein Pramberger muss das entweder nicht gewusst haben, oder zwar gewusst, aber nicht mit ausreichendem Zeitvorlauf zum kundigen Aufbau eines großen (und immens teuren, kapitalhaltigen) Lagerbestandes berücksichtigen gekonnt haben. Da brauchst du nicht nur die Kohle und den ganz langen finanziellen Atem, du brauchst auch das Knowhow des „Wood Technologists“ mitsamt seiner Kontakte nach Alaska und Kanada oder OK nach Bayern (Strunz) und oder in die Alpen (Fleimstal, Val di Fiemme) – die eine einzigartige Position im Geflecht des Wissens und der Tatkraft, ohne die NULL, mal gar nichts läuft.
Man wisse auch, dass die Parität der Konzertflügel auf den Bühnen im deutschen Sprachraum VOR dem WK2 übel litt und dann nach WK2 Steinway nach vorne brachte, weil bei den Kriegs-Bombardements sowohl bei Blüthner in Leipzig als auch bei Bechstein in Berlin jeweils die gewaltig wertvollen Holzläger abbrannten. Steinway HH konnte noch bisschen was liefern - das holten Blüthner und Bechstein dann niemals wieder auf.
Also, guter Witz: einen Steinway kopieren …
Hat man übrigens an EINER Stelle mal erfolgreich gemacht: Bei der Fa. Steinert, Boston, die erst in Eigenregie den B-Flügel kopierten, dann sogar – zu einer Zeit massiver Marktnachfrage – die offizielle Lizenz von Steinway hatten, so arbeiten zu dürfen.
Die anderen Steinway-Kopisten, als da wären Grotrian-Steinweg ca.1858-ca.1890, und Mangeot-Steinway ca. 1867-1872, waren von minderem Erfolg. Grotrian und Steinway befochten sich um die Namensverwendung „Steinweg“ 100 Jahre lang, aber die Kopier-Klaviere des Parlor-Grands von 1871 endeten ca. mit Clara Schumanns Flügel, der heute in BS im Museum steht – WIMNRE gebaut um 1890, etliche Jahre nachdem der New Yorker Ursprungsflügel des leicht verbesserten ersten Parlor-Überkreuz-Entwurfs von 1861 schon ersetzt worden war gegen den heutigen C-227 - 1886, Theos letzte Arbeit vor seiner Selbstpensionierung als Entwicklungsleiter.
Und die Mangeot-Story ist eine letztendlich traurige: eingestielt die Koop von Theo Steinweg, der allerbeste Kontakte nach überallhin in Europa hatte, man hatte den Bedarf angesichts des Erfolgs auf der Pariser Weltausstellung 1867 gesehen, gerade mal zwei Jährchen nachdem Theo für seinen Atlantik-Sprung seine Bude an die Erben Grotrian vertickt hatte, und erkannt, dass das Braunschweig-Verkaufthaben vielleicht ein dicker Fehler gewesen war. Aber an Pleyel in Paris, Erard in Paris, Boisselot in Marseille, Henry Herz in Paris wollte man nicht ran zum Steinway-Kopieren im Lohnauftrag. Man gab den Job an die eifrig darum geworben habenden Brüder Mangeot in Nancy, um in Nancy aus zugelieferten Harfen, Resonanzböden und Klaviaturen Flügel des Typs Parlor Grand zu bauen, und in Frankreich sowie England unter dem Label „Mangeot-Steinway“ zu vertreiben. Paar wenige Jährchen ging es gut, dann wollte William S das nicht mehr weiter machen lassen, kündigte den Vertrag, weil man sich mit einer eigenen Bude in London auf dem europäischen Markt zu tummeln gedachte.
Mangeot baute aus dem Bestand der noch lagernden Teile einfach weiter…, und die Mangeots sahen sich dann vom in Sachen Marken-Ehre unglaublich zähen William Steinway vor Gericht gezerrt wegen „copyright infringement“. Machten dann die Bude in Nancy dicht, und zogen mit ihrem Krams auch nach Paris um.
Also, Steinways nachmachen, schon mal vorweg, mal kein leichtes Ding.
Als die Steinways in Hamburg dann ihre Steinways nachmachten, dauerte es auch noch 25 Jahre, bis das eigenständig funktionierte. Solange waren auch die Hamburger Mannen von Theo und seinem ersten Betriebsleiter auf den Supply seitens New York angewiesen.
Erst um 1906 war man in HH eigenständig handlungsbefähigt. Hingegen war die olle Schuhfabrik in Altona schon 1880 zum Flügelbau übergegangen, nachdem die 1875er Fertigung in London, unter der Hand des William-Steinway-Freundes William Maxwell (ex Blüthner-Mann) mal so gar nicht gut funktioniert hatte, und die Sache nach nur wenigen Monaten stiekum eingestellt worden war.
Und zu dieser Zeit waren die Steinway-Flügel meist noch angenehm runde Gesellen im Tone. Das stark Durchdringende konnten sie – im Vergleich zu damaligen Wettbewerbern – zwar auch, ist aber mit dem heutigen Klangprofil i.w. nicht gut vergleichbar.
Steinways nachbauen …
… als wenn das so einfach wäre. ...