Konzertpianisten und Agenturen

Dabei seit
23. Okt. 2019
Beiträge
4.221
Reaktionen
5.902
Wie sieht eigentlich das Leben und das künstlerische Schaffen von Konzertpianisten aus, die regelmäßig Konzerte spielen?

Mich interessiert, wieviel Einfluss eine Agentur hat und wieviel Mitspracherecht die Pianisten haben, z.B. im Hinblick auf das Repertoire.

Und kann man als Konzertpianist auch ohne Agentur arbeiten? Sind Verträge zeitlich begrenzt oder unbefristet? Steuert eine Agentur alle internationalen Konzerte, oder wird das dann auf mehrere Agenturen aufgeteilt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich erzähle von meiner Erfahrung:

Wie sieht eigentlich das Leben und das künstlerische Schaffen von Konzertpianisten aus, die regelmäßig Konzerte spielen?

Auf die Frage, ob Konzertspielen wirklich als "künstlerisches Schaffen" anzusehen ist, sei hier nicht eingegangen.
In der Praxis besteht die Tätigkeit aus 1. Soloklavierabenden ; 2. Kammermusikkonzerten ; 3. Orchesterkonzerten ; 4. Orchestertourneen. Hier ziemlich typische Abläufe nach meiner Erfahrung:
1. Anreise am Vorabend; vormittags Probe zur Erkundung des Instruments und des Saals; dann Zusammenkunft mit dem Klaviertechniker, um zu besprechen, was noch realistisch verbesserungsfähig ist; nachmittags arbeitet der Klaviertechniker allein; evtl. abends Tonprobe, wenn Rundfunk oder interne Aufnahme.
2. ein allgemeines Durcheinander.
3. ich gehe meistens von einer Hauptprobe (ca. 1 Std.) und einer Generalprobe (Durchlauf) aus. Diese finden an den 1-3 Tagen vor dem Konzert statt. Vor der ersten Probe gibt es eine kurze private Besprechung mit dem Dirigenten. Am Tag des Konzertes versuche ich, den Klaviertechniker noch zu treffen. Tonprobe ggf. bei der Generalprobe.
4. das erste Konzert ist oft ein "Heimspiel". Also ganz gleich wie 3. Dann folgender Tagesrhythmus: morgens Treffpunkt am Bus; vor 16 Uhr Ankunft am nächsten Hotel; Anspielprobe (Reihenfolge ist eine Prestigesache!); Konzert; danach sozialer Verkehr mit den verantwortlichen vor Ort (meistens zusammen mit Dirigent, Orchestermanager, evtl. Konzertmeister, Orchestervorstand).

Mich interessiert, wieviel Einfluss eine Agentur hat und wieviel Mitspracherecht die Pianisten haben, z.B. im Hinblick auf das Repertoire.

Die Vorgehensweise der Agentur bei der Akquise hängt wahrscheinlich sehr davon ab, welchen Inhalt der Musiker anbieten will. Wie genau das geschieht, kenne ich nicht aus erster Hand.
Ein Vetorecht hat man ja immer, denn man muss kein Engagement annehmen, das man nicht machen will.
Bei Orchesterkonzerten schlägt das Orchester das Stück vor. Manchmal wird nur eine Besetzungsobergrenze genannt, dann soll man selber eine Kurzliste mitteilen.

Steuert eine Agentur alle internationalen Konzerte, oder wird das dann an mehrere Agenturen aufgeteilt?

Auf öffentlichen Kontaktseiten von Musikern sieht man oft die genaue geographische Aufteilung.
 
Zumindest SO sollte es nicht laufen...

https://www.br-klassik.de/aktuell/n...genturen-vertraege-xenia-evangelista-100.html

Ich habe inzwischen für mehrere betroffene Künstler Strafanzeige gegen die Dame gestellt, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Erste Künstler überlegen, ob sie Klage einreichen....

@kitium : Ich hoffe, dass Dein Liszt-Konzert in der Tonhalle Düsseldorf Ende des Jahres stattfin den wird! Ich fahre jeden Morgen an der Tonhalle vorbei, mein Büro ist fußläufig erreichbar. Wie sehr ich mich darauf freue dort wieder live Musik zu hören....
 
Konzertpianisten sind doch erwachsene, überdurchschnittlich intelligente Leute, oder? Dann kann man auch erwarten, dass sie Vertragsbestandteile sowie Ausstiegsmöglichkeiten vor Unterschrift lesen und verstehen sowie beizeiten Konsequenzen ziehen. Bin mir nicht sicher, ob das alles juristisch geahndet werden kann.

PS Warum sollen die MuHos nun auch noch Wirtschaft und Recht unterrichten? Da kann man sich doch selber drum kümmern...
 
Konzertpianisten sind doch erwachsene, überdurchschnittlich intelligente Leute, oder? Dann kann man auch erwarten, dass sie Vertragsbestandteile sowie Ausstiegsmöglichkeiten vor Unterschrift lesen und verstehen sowie beizeiten Konsequenzen ziehen. Bin mir nicht sicher, ob das alles juristisch geahndet werden kann.

PS Warum sollen die MuHos nun auch noch Wirtschaft und Recht unterrichten? Da kann man sich doch selber drum kümmern...

Vielen fehlt die Vergleichsmöglichkeit von Verträgen. Einige sind sicher einfach nur froh, dass eine Agentur bereit ist sie aufzunehmen. Zudem dürfte den wenigsten bekannt sein, dass es auch entsprechende Nebenpflichten aus einem Vertrag gibt, die nicht extra normiert werden müssen. Die Karriereförderungspflicht, die Pflicht zur Karriereplanung etc. Aber ich will das Thema hier nicht in eine andere Richtung lenken, wir hatten es schon einmal gesondert zur Diskussion im vergangenen Jahr
 
Und ich dachte, das geht immer so:

1. Abholung mit Rolls am Rollfeld (Learjet)
2. Hotelsuite, Diner for two, ( Agentur sorgt für Begleitung)
3. Am nächsten Tag Shoping mit Kreditkarte von Plattenfirma
4. Pressetermin bei Flügelhersteller (Verkaufschefin schenkt neuen 9-Footer)
5. Pressetermin bei Rolls (neuer SilverWraith, Schlüsselübergabe durch Verkaufschefin)
6. Nachmittagsschläfchen mit Begleitung, Massage
7. kurze Probe, Smalltalk mit Dirigent
8. Konzert, eine Zugabe
9. After-Show-Party mit reichlich Begleitung, Massage, Koks, Austern, Kaviar
10. Transfer mit Rolls ins Hotel
11. am nächsten Mittag Transfer mit Rolls zum Rollfeld (Learjet)

Weiter mit Punkt 1.

CW
 
Zuletzt bearbeitet:
Verträge sind nur Schall und Rauch. Kleine Veranstalter haben oft nicht wirklich Ahnung, was bei einem Konzert wichtig ist. Da passiert alles mögliche - desolate, v.a. grauslich (bis überhaupt nicht) gestimmte Instrumente, zugige / kalte / unbeleuchtete Künstler "Garderoben", lachhafte Gagenvorstellungen.

Wenn man als Künstler nicht selbst organisiert, sondern das eine dritte Person tut (ob Agent oder nicht) scheint mir der Respekt vor dem Künstler etwas größer zu sein, meiner sehr bescheidenen Erfahrung nach.
 
Und ich dachte, das geht immer so:

1. Abholung mit Rolls am Rollfeld (Learjet)
2. Hotelsuite, Diner for two, ( Agentur sorgt für Begleitung)
3. Am nächsten Tag Shoping mit Kreditkarte von Plattenfirma
4. Pressetermin bei Flügelhersteller (Verkaufschefin schenkt neuen 9-Footer)
5. Pressetermin bei Rolls (neuer SilverWraith, Schlüsselübergabe durch Verkaufschefin)
6. Nachmittagsschläfchen mit Begleitung, Massage
7. kurze Probe, Smalltalk mit Dirigent
8. Konzert, eine Zugabe
9. After-Show-Party mit reichlich Begleitung, Massage, Koks, Austern, Kaviar
10. Transfer mit Rolls ins Hotel
11. am nächsten Mittag Transfer mit Rolls zum Rollfeld (Learjet)

Weiter mit Punkt 1.

CW

Ich habe mich in meiner Schilderung auf das Berufliche konzentriert. Nebenbestimmungen sind natürlich eine andere Sache.

Um Zweifel zu vermeiden, hoffe ich, dass unter Punkt 2 eine andere Art von Agentur gemeint ist.
 
Wenn man als Künstler nicht selbst organisiert, sondern das eine dritte Person tut (ob Agent oder nicht) scheint mir der Respekt vor dem Künstler etwas größer zu sein, meiner sehr bescheidenen Erfahrung nach.
Zum Karrierestart bleibt Dir meistens kaum etwas anderes übrig, als Dich zunächst selbst zu vermarkten, da angesichts des Überangebots an Solisten und Ensembles, die sich am Markt zu etablieren versuchen, die Bereitschaft höchst begrenzt ist, begabte Künstler "aufzubauen". Wenn Nachwuchskünstlern pro Auftritt höchstens wenige hundert Euro Gage angeboten werden, was will dann eine Agentur daran noch großartig verdienen?

Einerseits würde der Künstler zu gerne die organisatorischen Arbeiten abdelegieren, um sich auf die künstlerischen Belange konzentrieren zu können. Andererseits sind Agenturen zu einem entsprechenden Einsatz erst dann bereit, wenn der Künstler genügend Marktwert mitbringt. Deshalb möge der Künstler hellwach bleiben, wenn er es mit Agenturen zu tun hat, und sich in einem entscheidenden Punkt auf den vielleicht wichtigsten Machtfaktor konzentrieren: Er könnte sich ohne die Agentur auch selbst vermarkten, die Agentur braucht ihn allerdings, um überhaupt etwas zu vermarkten zu haben. Hellwach sein, bedeutet Transparenz einzufordern: Leistung im Regelfall nur gegen Leistung und vorsichtig sein mit Exklusivbindungen und Wettbewerbsverboten. Es gibt mancherorts prall gefüllte Künstlerkataloge ohne Nachweis, dass die zu buchenden Künstler tatsächlich erfolgreich und intensiv vermarktet werden.

Berufsstarter unter den Künstlern könnten sogar im persönlichen Freundes- und Bekanntenkreis fündig werden, sofern diese Personen einen kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Hintergrund mitbringen: diese basteln sich keinen prall gefüllten Künstlerkatalog zusammen, sondern konzentrieren sich auf die Zusammenarbeit mit wenigen ausgesuchten Kandidat(inn)en, an deren Erfolg und Marktpräsenz auch ein persönliches Interesse besteht.

LG von Rheinkultur
 
Zumindest SO sollte es nicht laufen...

https://www.br-klassik.de/aktuell/n...genturen-vertraege-xenia-evangelista-100.html

Ich habe inzwischen für mehrere betroffene Künstler Strafanzeige gegen die Dame gestellt, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Erste Künstler überlegen, ob sie Klage einreichen....

@kitium
Sie ist dir zuvor gekommen.Leider kann die gewünschte Seite nicht aufgerufen werden. Vorsicht vor dieser Dame mit ihr Kirschen zu essen wird keinen Spass machen.
Ich kenne diesen Vertrag nicht, nur soviel steht fest, MusikerInnen die sich damit nicht auskennen sollten sich von Fachleuten beraten lassen und hierzu kann ich den DTKV DEUTSCHEN TONKÜNSTLER VERBAND empfehlen, kostet einen Jahres Beitrag macht sich aber bezahlt.
http://dtkv.net/ORG/
 
Zuletzt bearbeitet:

Und ich dachte, das geht immer so:

1. Abholung mit Rolls am Rollfeld (Learjet)
2. Hotelsuite, Diner for two, ( Agentur sorgt für Begleitung)
3. Am nächsten Tag Shoping mit Kreditkarte von Plattenfirma
4. Pressetermin bei Flügelhersteller (Verkaufschefin schenkt neuen 9-Footer)
5. Pressetermin bei Rolls (neuer SilverWraith, Schlüsselübergabe durch Verkaufschefin)
6. Nachmittagsschläfchen mit Begleitung, Massage
7. kurze Probe, Smalltalk mit Dirigent
8. Konzert, eine Zugabe
9. After-Show-Party mit reichlich Begleitung, Massage, Koks, Austern, Kaviar
10. Transfer mit Rolls ins Hotel
11. am nächsten Mittag Transfer mit Rolls zum Rollfeld (Learjet)

Weiter mit Punkt 1.

CW
Ich weiss ja nicht, wie es den anderen Konzertpianisten hier geht ... aber für so ein Low Budget Programm würde ich mich Morgens nicht aus dem Bett bewegen ... da muss schon noch einiges oben drauf kommen ....

Und Lear-Jet .... das ist vielleicht was für die Kanzlerin ... echte Stars reisen gediegener:

Merkel-oder-Iron-Maiden-Wer-hat-den-groesseren_big_teaser_article.jpg
 
Sie ist dir zuvor gekommen.Leider kann die gewünschte Seite nicht aufgerufen werden. Vorsicht vor dieser Dame mit ihr Kirschen zu essen wird keinen Spass machen.
Ich kenne diesen Vertrag nicht, nur soviel steht fest, MusikerInnen die sich damit nicht auskennen sollten sich von Fachleuten beraten lassen und hierzu kann ich den DTKV DEUTSCHEN TONKÜNSTLER VERBAND empfehlen, kostet einen Jahres Beitrag macht sich aber bezahlt.
http://dtkv.net/ORG/

https://www.dtkvbayern.de/service/rechtsberatung/vertragsrecht-und-umsatzsteuerrecht.html
man kann auch Pianojayjay fragen:idee:
 
Ich kenne das Foto.

Vorne steht das Mofa von der Kanzlerin, dahinter das Mofa von Macron. Und dahinter steht die Harley von Iron Maiden.

Allerdings war Donald nicht dabei. Der reist auch gerne üppig und angemessen groß. Irgendwo müssen die Koffer mit der Garderobe der Gattin ja hin.

BTW, für 'ne eigene 747 muss LL dann allerdings doch noch 'ne Menge Grimassen schneiden.

CW
 
Nicht zu vergessen ist dabei, dass Iron Maiden die komplette Crew und das komplette Equipment mit an Bord haben.

Was zur Frage führt, welche Pianistinnen und Pianisten reisen eigentlich mit eigenem Instrument? Ich glaube, András Schiff tut das gelegentlich. Und wenn ja, wie? Als Gepäck aufgeben dürfte ja schwierig sein.
 
Nicht zu vergessen ist dabei, dass Iron Maiden die komplette Crew und das komplette Equipment mit an Bord haben.

Was zur Frage führt, welche Pianistinnen und Pianisten reisen eigentlich mit eigenem Instrument? Ich glaube, András Schiff tut das gelegentlich. Und wenn ja, wie? Als Gepäck aufgeben dürfte ja schwierig sein.
Einige PianistenInnen mit kleiner Gage bringen häufig ihren Flügel mit dem Fahrrad hinten auf dem Gepäckträger:-)
 
Was zur Frage führt, welche Pianistinnen und Pianisten reisen eigentlich mit eigenem Instrument? Ich glaube, András Schiff tut das gelegentlich. Und wenn ja, wie? Als Gepäck aufgeben dürfte ja schwierig sein.

Der Flügel wird ganz normal als Fracht transportiert, je nach Kapazität in einer Passagiermaschine oder Frachtmaschine.
Krystian Zimmerman hat vor einigen Jahren seinen Flügel in die USA transportiert. Ging leider schlecht aus:
https://www.nzz.ch/amp/konzertfluegel_zertruemmert_taktstock_zermalmt-1.5588883
 
Also, die haben den Flügel am Zoll geschrottet, weil der Leim angeblich komisch roch - Verdacht auf getarnten Sprengstoff - und nicht etwa wegen der Verwendung von Elfenbein oder Tropenholz?

Wie riechen eigentlich Stradivaris? Frisch, herb-männlich? Oder blumig-weiblich? Da sitzt dann hoffentlich beim Zoll in New York ein olfaktorisch hochspezialisierter Fachmann mit einer Millionennase.

Amüsiert,
CW
 
Zuletzt bearbeitet:
Daniel Barenboim hatte mal seinen Geradsaiter von Chris Maene mitgebracht.

Ein Bekannter hat sein Leben lang im Frachtbereich an einem Flughafen gearbeitet. Dort war sein Team einmal auch damit beauftragt, Barenboims' Flügel zu transportieren.
Am Flughafen wird alles mögliche transportiert, ein Flügel dürfte auch problemlos in einen Luftfahrtcontainer hineinpassen.
 

Zurück
Top Bottom