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Ah..., hattest du es nicht so beschrieben? Man spiegelt die Aussage des Delinquenten und wirft ihn so auf sich selbst zurück. Bitte mach mir ein besseres Beispiel.
Aktives Zuhören ist dann angebracht, wenn der Andere ein Problem hat. Also ist die Frage, was überhaupt ein Problem ist. Gordon unterscheidet drei Bereiche (Verhaltensfenster), auch nachzulesen hier:
1. Kind/Schüler/Empfänger besitzt das Problem
2. Kein Problem
3. Elternteil/Lehrer/Sender besitzt das Problem
Ein Problem existiert dann, wenn es negative Gefühle hervorruft, weil Bedürfnisse nicht befriedigt werden.
Wenn ich nun Schüler bin, habe ich mit Punkt 2 und 3 kein Problem, das heißt, dass sich diese beiden Zonen für mich als Schüler im akzeptablen Bereich befinden und meine Bedürfnisse befriedigt werden.
Wenn ich Lehrer bin, sind die Punkte 1 und 2 für mich kein Problem und im akzeptablen Bereich, weil meine Bedürfnisse befriedigt werden.
Wenn ein Schüler wissen will, wie lang eine Sechzehntel ist, fällt das unter Punkt 2 - es gibt kein Problem im Sinne Gordons. Negative Gefühle sind in dem Moment nicht vorhanden, die Frage ist für beide im akzeptablen Bereich. (Nebenbei: das kann sich schnell ändern, wenn z.B. der Lehrer die Frage schon 5 Minuten vorher beantwortet hat und gereizt reagiert und schon gibt es Probleme :D ).
Ein Problem, bei dem Aktives Zuhören angemessen und sinnvoll eingesetzt werden kann, ist z.B., wenn der Schüler sichtlich niedergeschlagen in die Stunde kommt, während er sonst einen fröhlichen Eindruck macht. Offensichtlich bedrückt ihn irgendwas. Es ist die Entscheidung des Lehrers, ob er darauf eingehen will oder nicht. Ich würde darauf eingehen, denn erstens ist mir an dem Schüler gelegen und ich möchte ihm ein Gespräch anbieten (das finde ich wertschätzend, interessiert und anerkennend in dem Sinne, dass man die ganze Person des Schülers an-erkennt mit allem, was dazu gehört), zweitens stehen diese Gefühle einem Lernen entgegen.
Also spiegele ich ihm meinen Eindruck wider, z.B. so: "Du siehst aber heute wirklich niedergeschlagen aus." Diese Einladung zum Gespräch kann der Schüler auch ausschlagen ("Ach, passt schon"), er kann auch nur kurz antworten ("Ist nicht so schlimm") kann das verneinen, denn mein Eindruck kann ja falsch sein ("nein, ich bin nur müde"), er kann mir erzählen, was ihn bedrückt (Ja, heute war ein Scheiß-Tag....). Der Schüler kann also so reagieren, wie es seinen momentanen Bedürfnissen entspricht. Er fühlt sich aber von mir wahrgenommen und fühlt mein Interesse an ihm und seiner Person. Die Beziehung wird gestärkt.
Aktives Zuhören wird man also nur dann einsetzen, wenn der Schüler ein Problem hat, das ihn bedrückt und mit negativen Emotionen besetzt ist. Also eher selten. Unterricht findet normalerweise im akzeptablen Bereich für beide statt.
Ich habe in diesem Faden einmal aktiv zugehört, nämlich, als ich Blüte gefragt habe:
Du bist skeptisch, oder? :)
Mein Eigenlob ist besser. Mehr hast du nicht anzubieten?
Leider nicht! Ich bin nicht sehr geübt darin zu loben.
Liebe Grüße
chiarina