Aber da rede ich vermutlich bei einigen hier gegen die Wand.
Bullshit. Du ziehst Dich grundlos daran auf, dass hier angeblich ein therapeutischer Tonfall gefordert werde. Gefordert wird konstruktive Kritik. Ob man diese unbedingt in traditionell vernichtende Worte packen muss, ist auch eine Charakterfrage (oder eine Frage des Images, das man pflegen möchte). Die meisten Novizen, gerade im künstlerischen Bereich, tolerieren es nolens volens, von Menschen, die über ein gewisses anerkanntes Maß an fachlicher Kompetenz verfügen, erst mal wie Vollidioten behandelt zu werden. Jo, is halt so, da muss man wohl durch, und vermutlich war es noch nie anders.
Du selbst schreibst:
weil man wirklich was dabei lernt
man nutzt die Kritik, um etwas zu lernen
und in Zukunft weiß, worauf man achten muss, um bessere Kompositionen zu schreiben
Pfeilgerade. Und warum? Weil irgendwer sich das Elaborat angeguckt und einige Bemerkungen dazu gemacht hat. Und weil irgendwer diese Stahlnageldusche erduldet hat und offenbar Honig aus dem stachelscharfen Metall zu saugen willens war.
Aber NICHT, weil jemand - wunder, wunder - nicht schon vor Unterbreitung seiner
Arbeitsprobe wusste, dass es sich um kein "Meisterwerk" handelt. Der Novize nimmt also die Stahlnageldusche in Kauf mit dem präzisen und pragmatischen Ziel, neben den Nägeln auch verwertbare Hinweise abzubekommen. Wer sich das als gestandener Erwachsener antut, will womöglich wirklich was lernen. Täte er es nicht - aus Scheu vor deutlichen bis demütigenden Worten - bekäme er auch keine fachliche Unterstützung und könnte sein Tun nicht verbessern.
Nachvollziehbar?
Aus musikalischer Willkür ist noch kein Meisterwerk entstanden.
[...] eher etwas, was als "Kapellmeistermusik" zurecht in Verruf geraten ist.
Diese Erwartungshaltung ist, mit Verlaub, völlig überzogen. Wer erwartet, hier ein MEISTERWERK präsentiert zu bekommen oder auch nur etwas, was die entfernte Witterung eines solchen verströmt, ist hier aller Voraussicht nach sowieso falsch. Die Leute, um die es hier geht, wären sehr zufrieden, wenn sie eine handwerklich saubere Kapellmeistermusik erstellen könnten.
Hier ist nicht das Austauschforum von Studierenden des Fachs Komposition einer Musikhochschule. Noch nicht mal das eines ambitioniert geführten Musik-Leistungskurses.
Gesucht wird nicht der Weg ad astra, sondern zu einer funktionierenden Glühbirne. Dafür sind Deine Literaturempfehlungen vermutlich deutlich erhellender als die Klage über mangelnde Qualität des vorliegenden Materials.
Um bei der Metapher des Handwerks zu bleiben: Dem Meisterstück gehen Jahre des Gesellentums voraus, und vor der Gesellenprüfung liegen Lehrjahre mit praktischer und theoretischer Anleitung. Kein halbwegs vernünftiger Mensch verlangt von einem Lehrling, der am ersten Ausbildungstag die Werkstatt fegt und mal schüchtern zu den Gesellen rüberlugt, die Klasse des Meisters.
Genauso wäre es Unsinn, die Ausbildung gar nicht erst anzufangen, weil der Meister so viel meisterhafter ist.
Hier wird auf der einen Seite bejammert, dass zu viel über nichtmusikalische Themen diskutiert wird. Auf der anderen Seite werden Leute abgewatscht, die die ersten unvollkommenen Schritte im Bereich dessen ertasten, was man im weitesten Sinn als Musikschaffen bezeichnen könnte, und die Unverschämtheit besitzen, ihre Arbeitsproben (in einem Forum) "zu veröffentlichen".