Als Illustration schlage ich folgenden Artikel vor: "
Wie Deutschland seine politische Mitte verliert". Ehrlicherweise muss man zugeben, dass es ein Kommentar ist. Dennoch offenbart er, wie der Autor Alexander Neubacher tickt.
In der Einleitung liest man folgendes:
Der erste Satz holt noch jeden ab und klingt wie eine neutrale Feststellung. Bereits die folgenden Sätze mit Begriffen "Wutbürger" in Verbindung mit "frommen Christen", "linken Globalisierungsgegnern" und "radikalen Pazifisten" sind ein Versuch, alle, die sich momentan Sorgen machen, als Ewiggestrige oder als Spinner zu diffamieren.
Wenig später lässt Herr Neubacher die Katze aus dem Sack:
Man muss also Besorgte nicht etwa
abholen, wenn sie die eigene Meinung nicht teilen. Man muss ihre Sorgen nicht entkräften, vielleicht gar mit Argumenten. Nein, man muss ihnen schlicht
entgegentreten. Ja, wie soll bei derartiger Kampfrhetorik eine politische Mitte bestehen?
Und was ist überhaupt die politische Mitte? Wenn sie da ist, wo Herr Neubacher steht (und das ist ganz offenbar seine Arbeitsannahme), und alle mit abweichenden Meinungen Extremisten sind, dann kann man in der Tat den Eindruck gewinnen, die Mitte stürbe aus.
Ich hätte erwartet, die politische Mitte ist entweder das, was die Mehrheit der Bevölkerung mittragen kann, oder vielleicht einfach in der Mitte zwischen den Extremen. Ersteres entspricht der Idee der Demokratie. Es birgt natürlich die Gefahr, dass die "Mehrheit" aus purem Egoismus zu moralisch fragwürdigen Ergebnissen kommt. Das gibt aber keinem Journalisten das Recht, die Mehrheit zu entmündigen und ihre Meinung als "falsch" und nicht mehr in der Mitte darzustellen, wie es hier geschieht.