"Starke Schränkung" und ihr verwandtes Umfeld
...Aber fragt mich jetzt nicht, wie ich genau das mache mit dem Wirbel setzen. Das kann ich nicht beschreiben, nur machen....
So ist es, Tastenscherge... und so macht deine Erfahrung die Sache halt noch spannender, wenn auch nicht einfacher, weil jede/r nur selber machen kann und muss.
Also, im "Normalfall" wandert bei mir auch nichts. Aber was ist schon normal?
Die Einschränkung, die du dafür angibst (zu starke Schränkung der Saiten), lohnt sich m. E. etwas genauer zu differenzieren. Denn eines scheint mir sicher: Der Effekt ist bekannt, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, aber durchaus trotz im Detail unterschiedlicher Wirbelsetz-Techniken. Und, von ganz wenigen Ausnahmen abgersehen: der Effekt ist beherrschbar.
- Bei dem Roth&Junius-Flügel, von dem ich oben sprach (und auf den ich später wieder zu sprechen komme), ist die Schränkung nicht ungewöhnlich stark. Aber die Reibung, vor allem unter den Kapodasterleisten des Gussrahmens, sehr wohl, und zwar so extrem, dass damals (2006)... siehe oben.
- Es gibt andere Flügel und Klaviere, da ist zwar im Prinzip die Reibung ok, aber wie du sagst, die Schränkung sehr stark. Solche Instrumente sind nach meiner Erfahrung anfällig für das "Bergwandern" und auch für anderen unangenehmen Spuk. Das betrifft etliche Flügel im Diskant, ein paar auch im Bass (gerade vor ein paar Monaten erlebt). Vor allem betrifft es aber Klaviere mit Druckstäben über der Silie, wenn diese Druckstäbe entweder zu stramm angeschraubt sind, oder auf ihren Rückseiten stark reiben, oder dank federnder Verschraubung nicht hinreichend positionsstabil sind, oder mehreres von alledem. So wirklich selten ist das alles nach meiner Erfahrung nicht. In jedem Fall machen derart disponierte Instrumente beim Stimmen mehr Arbeit. Das eine oder andere Mal besteht meinerseits ein Teil der Arbeit schon darin, zu stramm angezogene Druckstäbe bis zu einem vertretbaren Schränkungsmaß zu lockern. Das ändert natürlich vorübergehend die anteilige Tonhöhe - aber in solchen Fällen ist der Arbeitsaufwand dieser Korrekturen insgesamt günstiger, als sich bei hundert und mehr Saiten durch die zu stramme Reibung zu quälen (was diesen übrigens auch überhohe Beanspruchungen zumutet).
- Den genannten Effekt kenne ich auch vereinzelt bei Agraffen-Flügeln, die vor den Agraffen ein langes befilztes Holzlager für die Saiten haben. Bei wenig genutzten und selten gestimmten Flügeln können die Saiten so rau korrodieren, dass sie auf diesen Lagern stark reiben. Dann kann es zu sehr ähnlichen Schwierigkeiten wie bei starker Schränkung kommen. Und es kann die letztere sogar noch ergänzend dazu kommen - durchaus nicht selten bei alten Bechsteinflügeln an den oberen Diskanttönen mit den doppelt umlenkenden Agraffen mit Überhang.
Es gibt, nur der Vollständigkeit halber (ohne Anspruch auf dieselbe), noch weiteres, was die Ärgernisse "fördern" kann, wie z. B. Instabilitäten an Steg und/oder Resonanzboden, oder gelockerte Plattenverschraubungen beim Stimmstock.
Fortsetzung zum Thema folgt in Kürze...
Gruß
Martin