Klavierspielen am Feiertag und Sonntags

  • Ersteller des Themas Gowenna
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Ich habe als Kind immer direkt nach dem Mittagessen geübt. In einem freistehenden Haus war das kein Problem. Dann zogen wir um, Reiheneckhaus. Und der direkte Nachbar arbeitete im Schichtdienst. Aber da gab es dann auch eine simple Lösung. Ich schaute nach, ob die Jalousien am Schlafzimmer offen oder geschlossen waren. Waren sie offen, habe ich gespielt. Das lief sehr gut.
Später wohnte ich dann in einem Hochhaus und hatte zwischen Klavier und Wand eine Matratze geklemmt. Man hörte es wohl trotzdem, aber es hat sich nie jemand beschwert.
Noch etwas später bekam ich ein WG-Zimmer u.a. deshalb, weil ich die einzige Interessentin war, die beim Anblick von Drum Set und Klavier im Wohnzimmer leuchtende Augen hatte. ;-)
Ich denke, man kann sich in den meisten Fällen irgendwie arrangieren. Mein Lieblingsdirigent sagt immer, für die anderen im Haus sei ein Flügel leiser als ein Klavier. Falls jemand noch ein Argument für einen Flügel braucht :party:
 
Mal was zum Lesen: https://www.fr.de/ratgeber/wohnen/mieter-beim-musizieren-beachten-muessen-11416526.html

Vielleicht wird Klavierspielen auch nicht so störend empfunden, wenn man vor allem Stücke spielt, die schon gut klingen. Schwierige Stelle üben kann man ja an den anderen Tagen.
Mir ist nicht bekannt, ob die Rechtsprechung beim Musizieren zwischen Spielen und Üben unterscheidet. Aber in der Praxis dürften technisch-motorisches Üben (im Hanon'schen Sinne) und das problemorientierte Einstudieren (Hände getrennt, Fingersätze ausprobieren, Motiv-Wiederholungen etc.) als akustisch belastender empfunden werden als das flüssige Spiel längerer Passagen oder ganzer Sätze in gekonnter Ausführung, ohne bei der Wiedergabe zu stocken oder zu unterbrechen. Des weiteren ist das Spiel von Orchesterinstrumenten durch den Wegfall eines vielstimmigen und vollgriffigen Musizierens (im Gegensatz zu den meisten Tasten- und Zupfinstrumenten) im Einzelfall möglicherweise ungefälliger für mithörende Nachbarn - bei vielen Schlaginstrumenten entfallen auch die erkennbaren Tonhöhen, sofern keine Mallets wie Vibraphon, Xylophon, Marimbaphon oder Glockenspiel eingesetzt werden.

Solche Überlegungen spielen aber keine Rolle, sobald man Nachbarn hat, die jede Musiziertätigkeit ihrer Mitmenschen kategorisch ablehnen und diese Aversion mehr oder weniger aggressiv nach außen tragen. In meinem ganzen Musikerleben ist mir das ein einziges Mal passiert. Wir wohnten damals in einem Mehrfamilienhaus mit jeweils zwei Wohnungen auf drei Etagen, über uns der Hauswirt mit zwei Töchtern und einem Sohn im (spät-)pubertären Alter, die selbst gerne, oft und laut feierten, das musste man hinnehmen, die durften das ohne Rücksicht auf Verluste. Als aber dann in unsere Wohnung im Erdgeschoss erst eine elektronische Orgel und später ein Klavier hineingetragen wurden, ertönte von oben der gehässige Kommentar, dass es ja wohl jetzt mit der Ruhe im Haus vorbei sei. Fortan wurden wir nicht mehr gegrüßt und nur noch mit dummen Sprüchen beschimpft, obwohl meine Eltern genauestens darauf achteten, dass ich nicht etwa in der Mittagspause spielte. Der Versuch einer Unterschriftensammlung gegen uns misslang kläglich, weil die anderen Parteien der Musik positiv gegenüber standen und betonten, dass der Junge offensichtlich großes Talent hatte: in der Nachbarwohnung wurden die Möbel umgestellt, um der Musik besser lauschen zu können, in der Wohnung über uns wohnte eine Lehrerin, die mir Musiknoten von ihren Aufenthalten in Spanien mitbrachte und in der oberen Etage lag der im Vergleich zu mir jüngere Sohn seinen Eltern solange mit seinem Wunsch ("das möchte ich auch können") in den Ohren, bis diese ebenfalls ein Klavier kauften. Zweieinhalb Jahre später zogen wir weg - so habe ich nie erfahren können, ob dieser Idiot von Hauswirt vielleicht umgänglicher geworden wäre, wenn er von meinem weiteren Werdegang etwas mitbekommen hätte. So hatte ich leider nie Gelegenheit gehabt, ihm dieses schöne Lied vorzusingen:



Auf jeden Fall wohnt er noch dort im gleichen Haus, habe gerade mal recherchiert, denn Google ist Dein Freund...!

LG von Rheinkultur
 
Da kannst Du Remmidemmi machen, soviel Du willst, immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Schließlich gehört Dir ja die Hütte und da kann keiner Dir etwas verbieten.

CW

Nun, es ist ja kein freistehendes Haus, gibt auch Nachbarn. Hätte auch eher gedacht, dass es eher keinen Unterschied macht ob Miet- oder Eigentumswohnung. Man kann nur wohl wenig machen dagegen. Ist aber nicht gerade förderlich für die Nachbarschaftsbeziehung. Der Ansatz von einigen mit einem Gespräch ist wohl das beste.

Beste Grüße
Bela
 
Ich habe großes Glück: unser direkter Nachbar ist schwerhörig und die Mieter direkt unter uns wahnsinnig nett. Ihre kleine 4jährige Tochter spielt, wenn sie hochkommt, so gern auf unserem Klavier, dass wir ihnen jetzt ein Keyboard ausgeliehen haben.
Aber da auch alle anderen Parteien unseres Mietshauses und die angrenzenden Häuser unter uns "leiden", halten wir uns sehr strikt an die in der Hausordnung vorgegebenen Ruhezeiten. Und weil da steht, Sonntags keine Musik, spielen wir da auch nur im Silentmodus. Ich bevorzuge den silentmodus auch, solange ich mir ein Stück noch in sehr kleinen Passagen erschließe. Wenn ich dann anfange, die etwas zusammenzusetzen und es schon etwas nach Musik klingt, finde ich es auch besser zumutbar. Ebenso halte ich es bei längeren Übeeinheiten, zB. 20-25 Minuten laut, dann 20 Minuten leise, dann zB zum Abschluss nochmal laut...
Ich finde man muss die Nachbarn nicht stundenlang beschallen und auch nicht um 9 Uhr abends, wenn man weiss, dass sie kleine Kinder haben oder Samstag gleich morgens Punkt 8 Uhr loslegen, auch wenn man es dürfte. Dafür hab ich ja ein Silentsystem.
Man kann ja versuchen, sich auch etwas in die Nachbarn reinzuversetzen...
 
Ok also die einzige im Haus mit einem kleinen Kind bin selbst 😅
 
Ich grüble langsam, ob ich dankbar sein soll, dass unsere Nachbarn uns mit Ehestreitigkeiten, schlechter Musik aus großen Boxen, lauten Autos und Hunden so intensiv beschallen, dass ich in punkto Lärmbelästigung gaaaanz viel Kredit habe ...
 

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