Wie so oft: Der Ton macht die Musik.
Es ist alles andere als ausgeschlossen, dass die Lehrkraft das "Elaborat" tatsächlich von vorn bis hinten furchtbar findet und auch recht damit hat.
Aussagen wie "Da war alles falsch, was falsch zu machen ist" (oder so ähnlich) sind so lange demotivierend und vollkommen unangemessen, wie der Lernende noch nicht auf einen gewissen Fundus an Erfolgserlebnissen zurückgreifen kann und somit das Vertrauen entwickelt hat, dass er mit Unterstützung der Lehrkraft den aktuellen Status quo überwinden KANN.
Wenn tatsächlich so viel zu bemängeln ist, wäre es taktvoller/respektvoller, den Lernenden aufzufordern, die eigenen Eindrücke zu benennen. Also selbst zu sagen, wo er/sie Defizite ausmacht. Diese gemeinsam zuerst angehen, in der Reihenfolge der Behebbarkeit.
Alles auf einmal zu bemängeln und alles auf einmal beackern zu wollen, ist im Anfängerbereich kein sinnvolles pädagogisches Konzept. Mit Mimimi oder Buhuhu hat es nichts zu tun. Wie
@Stilblüte schrieb - der Lehrkraft werden noch lange Zeit viele suboptimale Dinge auffallen, aber diese Defizite müssen systematisch beackert werden.
Die Unkräutlein einzeln mit der Hand auszupfen statt das komplette Terrain in Agent Orange zu baden.
Bei erwachsenen Anfängern ist und bleibt das Klavierspiel garantiert ein Hobby. Die müssen ihre Übezeit in aller Regel aus ihren Alltagsverpflichtungen freikämpfen. Die streben keine Aufnahmeprüfung an und keine Konzertreife. Wenn sie trotzdem ehrgeizig sind, dauert es eben ein bisschen länger als bei Kindern/Jugendlichen. Dafür kommen sie nicht plötzlich in die Pubertät und werden nicht bockig. Die Fortschritte sind deutlich langsamer, aber bei entsprechendem Engagement vermutlich trotzdem stetiger.
Heute habe ich ihm gesagt, dass mich diese Sonatine mittlerweile furchtbar frustriert und dass ich überhaupt momentan den Eindruck habe, dass es nicht vorwärts geht.
Der KL ist über die Aussage fast erschrocken. Er empfand es überhaupt nicht so und hatte deshalb weiter kritisiert.
Es ist denkbar, dass da einfach ein Missverständnis vorliegt. Offenbar hat Dein KL keine schwerwiegenden Defizite mehr festgestellt, so dass er mit Dir an die Arbeit an einzelnen Tönen gegangen ist. Gut, dass Du es angesprochen hast. Dass Du nach sechs Monaten keine Lust mehr auf diese Sonatine hast
und nicht noch mal alles umkrempeln möchtest, weil Dir das Stück eh schon zum Hals raushängt, konnte er offenbar auch nachvollziehen.
Viel Erfolg beim neuen Stück!