Ist man als Linkshänder am Klavier grundsätzlich ein wenig benachteiligt oder nicht??

  • Ersteller des Themas Debbie digitalis
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Das ist ja faszinierend!! Ich wusste nicht, dass es Rechts- und Linksäugigkeit gibt! Habe das gerade mit der Wikipedia-Anleitung getestet

Same here. :bye: Somit beginnt der heutige Tag mit erfrischenden Neuigkeiten aus der Rubrik "Nosce te ipsum". Vermelde Rechtsäugigkeit (bin fast erschrocken, welch großen optischen Satz der Daumen vollzog) bei 84prozentiger Linkshirnigkeit. Also beobachte ich beim Klavierspiel die linke Hand mit dem rechten Auge. :lol:

Das Phänomen erklärt sicher auch, warum es Kant nur durch Zufall aufgefallen ist, auf dem linken Auge fast erblindet zu sein...
 
Witzig :-) Habe es gerade auch ausprobiert, bin rechtsäugig, obwohl ich es anders erwartet hätte. Zu euren statistischen Erhebungen kann ich ferner folgendes beitragen:
bin Rechtshänder, kann auf dem rechten Bein stabiler stehen als auf dem linken, ABER beim Rollerfahren stehe ich auf dem linken (kann sonst das Gleichgewicht nicht halten). Wenn ich ein Fahrrad neben mir schiebe, gehe ich lieber rechts von ihm. Wenn ich es allerdings mit dem Fuß auf dem Pedal stehend schiebe, dann nur von der linken Seite, und auch dann, wie beim Roller, mit dem linken Fuß auf dem Pedal. Aufsteigen sowohl aus dem Stand als auch in Bewegung nur von links, also mit dem rechten Bein übers Fahrrad (habe ein Herrenrad).
 
Es wäre durchaus sehr spannend, die Äugigkeit von Pianisten im Vergleich mit Nicht-Pianisten (Vergleichsgruppen: Amateur-Pianisten, Profimusiker anderer Instrumente und Nichtmusiker) zu betrachten, und auch die Händigkeit mit einzubringen.

Wurde natürlich auch schon gemacht. Musiker bevorzugen eher das linke Auge und Ohr, motorisch aber bevorzugen sie eher die rechte Seite.
 
Ich habe in meiner Doktorarbeit mehrere hundert Probanden getestet und neben der Händigkeit auch die Augendominanz erhoben. Ich kann nicht bestätigen, dass Linkshänder auch Linksäuger sind.

Interessant, hast du auch die Füßigkeit und bevorzugte Drehrichtung mit einbezogen? Wir hatten vor Urzeiten an der Uni gelernt, dass Füßigkeit und Händigkeit nicht korrelieren, da von verschiedenen Bereichen des Gehirnes gesteuert. Was sagt der heutige Forschungsstand dazu? Ich habe in der Sportart, die ich nebenher unterrichte (Eiskunstlauf), immer wieder das Problem, entscheiden zu müssen, in welche Richtung ein Läufer Sprünge und Pirouetten lernen soll. Bei Sprungbein = bevorzugte Drehrichtung ist die Entscheidung einfach, aber was ist in all den anderen Fällen am günstigsten?

Ich selbst wurde zum Linksdreher erzogen und habe auch schnell das Gefühl für diese Drehrichtung bekommen, allerdings ausschließlich für die mehrere 1000x wiederholten speziellen Bewegungen auf dem Eis. Sprünge mit nur einer Umdrehung kann ich auch nach rechts ausführen, fühlen sich aber seltsam an. Plötzliche Wendungen, Rad schlagen, Drehungen auf dem Trampolin, ins Wasser oder am Reck führe ich automatisch weiterhin nach rechts aus.

Außer Schreiben (Umerziehung in der 1. Klasse) und Mausführung mache ich übrigens alles mit der linken Hand, sofern das mir zur Verfügung stehende Material dafür geeignet ist, Sprungbein ist links, der Fußball wird mit rechts getreten, das Fahrrad schiebe ich auf dessen linker Seite, auf dem Roller stehe ich mit rechts, dominante Drehrichtung ist ebenfalls rechts, während mein dominierendes Auge links sitzt. Am Klavier fühle ich mich als Linkshänder nicht benachteiligt.
 
Am Klavier hab ich mir auch immer leicht getan obwohl linkshändig, auf der Geige weniger, da habe ich mit Bogen in der linken Hand jetzt mehr Gefühl. Beim Eislaufen überkreuze ich mit dem rechten Bein woraus sich beim Vorwärtsfahren ergibt dass ich einen Kreis gegen den Uhrzeigersinn fahre und rückwärts im Uhrzeigersinn. Typisch, da ja auch beim Roller bergab fahren mein rechtes vorne steht und das linke hinten, auch zum Bremse betätigen. Inline Skater haben normalerweise nur rechts eine Bremse. Linkshändern wird empfohlen sie abzuschrauben und links zu montieren. Also am Roller brems ich also auch mit links. Steh ich abwärts rollend andersrum drauf, taumle ich regelrecht. Das geht vom Gehirn aus und hat nichts mit kräftigerem Fuß oder so zu tun.

Wenn ich eine Stiege runterkehre gehe ich rückwärts (Vorsicht nur für Geübte) und bewege ober mir den Besen und zwar ist die linke Hand unten und fegt bzw. lenkt von links nach rechts. Für alle, die das auch so machen aber mit der rechten Hand schreiben empfehle ich z.B. die Homepage vom Verein "Linke Hand", siehe weiter oben wo ich über die Schein- oder Pseudorechtshändigkeit geschrieben habe. Cool finde ich eigentlich die Sache mit dem Fahrradständer, denn der befindet sich ja links, und da ich ein Fahrrad rechts von mir (ich links vom Fahrrad) schieben würde, wie ich auch einen Roller so schieben würde, ist wenigstens der Fahrradständer mal auf der "richtigen" Seite für mich als Linkshänderin. Da spart man sich das Drübersteigen oder rundum gehen um das Fahrrad abzustellen. Wann schiebt man es eigentlich. Wenn man einen Reifenplatzer hat oder sonst was kaputt ist. Vielleicht schieben es viele Rechtshänder dann trotzdem rechts, da sie eh schon genervt sind und man wegen dem Ständer ja meist automatisch auf der linken Fahrradseite steht, oder wie oder was.....
 
Um zur eigentlichen Frage hier zurückzukehren, ob man als Linkshänder am Klavier grundsätzlich benachteiligt ist, ist mir beim Spielen vom Türkischen Marsch von Mozart und bei Billy Joels She is always a woman to me folgendes aufgefallen: Die rechte Hand ist ganz schön dran bei der Melodie, die linke dafür muss geschickt und leicht größere Intervalle gefühlvoll erreichen, sie hätte ich hier als Chefin und Dirigentin gesehen/gefühlt, die dafür sorgt, dass das Tempo und der Rhythmus passt und die rechte (bei mir kräftigere, grobmotorischere) als "Arbeiterin" für die schwerere Arbeit. Und das Pedal wird ja mit dem rechten Fuß betätigt, wobei mein linker hinten irgendwie so angewinkelt zurückgebogen ist. Ich habe mich gefragt, wie es für mich wäre, wenn ich das Pedal mit dem linken Bein betätigen würde, und kam zu dem Schluss, dass ich es, obwohl Linkshänderin, feiner mit rechts finde, weil das ja mein Standbein ist bei Roller fahren und Co., auch beim Schuhe anziehen mein Bein auf dem ich länger stehen kann ohne zu wackeln.

Also finde ich, dass ich´s mit dem Pedal am Klavier recht gut erwischt habe, eigentlich auch beim Auto, wo man nur die Kupplung gelegentlich mit links antippt aber hauptsächlich mit dem rechten Bein am Gas und auf der Bremse steht, die Gangschaltung ist wieder rechts, was für Rechtshänder sicher geeigneter ist, aber die Pedale? Also gibt es keine grundsätzliche Benachteiligung am Klavier in meinem Gefühl. Es ist Interpretationssache. Bei der "normalen" Gitarrenspielweise z.B. hat man als Linkshänder zunächst den Vorteil, dass man mit links greift, und ist daher zunächst sicher schneller im Erlernen der Griffe, zum Begleiten ideal.

Geht man bei diesem Instrument aber mehr Richtung Virtuosität, wird das Zupfen wichtiger, wo man als Linkshänder wiederum mit der rechten Hand zwar einen gewissen Level erreichen kann, der sich aber nur schwer erhöhen lässt. So sind Instrumente irgendwie ein Kompromiss (wie auch das Auto, Fahrrad), die hat man halt mal erfunden, und sich vielleicht gar nicht so viel dabei gedacht sondern den ersten Entwurf für richtig empfunden. Oder war da viel Versuch und Irrtum dabei? Mich würde interessieren ob Mozart, der als Linkshänder gilt, sich leichter auf der Geige oder am Klavier tat. Weil mir wie gesagt Klavier spielen immer leichter fiel als Geige, ich aber natürlich beides liebe.
 
Ein paar Wochen später glaube ich, dass es egal ist: Ein Linkshänder hat auf der Geige wahrscheinlich den Vorteil sich leichter beim Greifen zu tun und ein Rechtshänder tut sich leichter beim Streichen. Ich weiß nicht, die Geige ist ein asymmetrisches, für jeden zuerst einmal schwieriges Instrument. Übung macht den Meister. Aber ich möchte schon noch herausfinden, ob ich auch andersrum (rechts greifen, links Bogen) halbwegs ein Niveau erreichen kann und ob ich dann zum Schluss sagen kann, dass mir eine Spielweise leichter fällt. Aber das braucht noch ein paar Jährchen.
 

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