Ist ein Bechstein Klavier zu viel für einen Anfänger?

Der langfristige Lernprozess ist schon ein Faktor, da hat @fisherman auf jeden Fall recht.

Ich habe mein erstes Klavier für 10000 neu gekauft und nach 4 Jahren für 6000 abgestoßen und auf einen gebrauchten handverlesenen Flügel für 22000 upgegradet. Also unterm Strich ungefähr wie Dein Preisrahmen. Die 4 Jahre auf dem Klavier möchte ich nicht missen und hätte mich sicher ganz anders entschieden, wenn ich direkt für das Erstinstrument das ganze Budget verballert hätte. Ob besser oder weniger gut werde ich aber nie erfahren...

Das schöne ist: Du kannst Dir Zeit lassen. Wenn Du erst in 5 Jahren beim Instrument fürs Leben landest, dann wird die Zeit bis dahin auf jeden Fall höchst interessant, spannend, freudvoll und lehrreich. Genieß es und schieße nicht aus der Hüfte!
 
Eine Instrumentenmiete ist die beste Idee überhaupt. Manche Händler bieten auch eine Upgrade-Garantie an. Bei einer Miete darauf achten, dass es wirklich eine reine Miete ist, idealerweise mit Anrechnung bei Kauf.

Wir haben auch monatelang herumgetan und waren am Ende recht unsicher, was es werden sollte. Die Verkaufsveranstaltungen waren mal so, mal so und die Instrumente gefielen uns je nach eigener Tagesverfassung mal besser, mal schlechter.

Ich muss dazusagen, ich bin kein Klavierspieler, höre aber gerne und aufmerksam zu. Meine Frau ist sehr musikalisch und spielt inzwischen wieder recht gut. Dieses Talent war aber bei der Auswahl des Instruments auch etwas eingerostet.

Die Suche haben wir mit einfachen Klavieren gestartet und mich schmerzten dabei die Ohren. So haben wir uns Schritt für Schritt in der Preisleiter raufgearbeitet, von Yamahas P- (geht so) über U- (ist okay) zur YUS-Reihe (gefällt), den SE (gut!) und SU (etwas speziell) und bis hin zu den Steingraebers (sehr fein) und C. Bechsteins (von mäßig bis toll). Die teuren Europäer gefielen auch, aber beim Blick auf den Preiszettel ließen die uns ungläubig staunen. Das ist schon für eine sehr spezielle Zielgruppe …

Zurück in die gehobene Mittelklasse (Yamaha YUS5) waren wir dann unsicher, ob es das nun wirklich ist und das Mietangebot des Händlers kam gerade recht. Es wurde ein neues Instrument mit Silent-Klimbim und das wurde dann monatelang täglich bespielt.

Wellen der Unsicherheit führten uns mehrmals zurück in den Laden um auch teurere Instrumente zu testen (SE 132, SU7), aber im Endeffekt haben wir dann das YUS5 zum vereinbarten Nettopreis gekauft und die ganze aufgelaufene Miete angerechnet bekommen.

Unser Instrument passt zu uns. Es ist mechanisch sehr gut, klanglich ausgesprochen gefälllig und der Preis lässt einen nicht zu Stein erstarren. Der elfenbeinartige Tastenbelag ist sehr angenehm und das große Notenpult ist mehr als praktisch. Das elektronische Zeug schätzt meine Frau auch sehr, ich bin dazu eher kritischer eingestellt. Es ist neu mit 10 Jahren Garantie und hat keinen einzigen Kratzer.
 
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Okay. Wie schwierig ist es denn, ein gebrauchtes Klavier wieder zu verkaufen? Wie gesagt, ich habe Angst, dass ich dann darauf sitzen bleibe.

Eine andere Möglichkeit wäre auch, für ein Jahr ein günstigeres Klavier zu mieten, um die nötige Erfahrung zu sammeln, die ich für den Kauf brauche. Was würdet ihr davon halten?
Bei einem Privatkauf/-verkauf kann das in der Tat zu einem Problem werden. Eine (vielleicht nicht ganz faire) Alternative: ein klanglich und mechanisch durchaus hochwertiges (!) Instrument für ein Jahr mieten und in der Zeit intensiv und ausgiebig alle Instrumente anspielen, die Dir unter die Finger kommen. Und beim Anspielen in Klavierhäusern im „Luxus“-Segment beginnen und sich in die preiswerteren Regionen vortasten. Dort, wo Du einen signifikanten Qualitätssprung spürst, brauchst Du dann gar nicht weiterzumachen.
 
Eine andere Möglichkeit wäre auch, für ein Jahr ein günstigeres Klavier zu mieten, um die nötige Erfahrung zu sammeln,
Soweit ich weiß, bieten die meisten Händler eher Klaviere der unteren Preisregion zur Miete an. Damit solltest Du nicht starten, wenn Dein finales Ziel ein gehobenes Instrument ist. Vermutlich bieten die Premium-Hersteller in ihren eigenen Stores auch Miete von höherwertigen Instrumenten an - immerhin war mein V-125 vermietet, bevor ich es gebraucht gekauft habe (damaliger NP 28K). Das wird aber ordentlich kosten!

Wie gesagt, ich habe Angst, dass ich dann darauf sitzen bleibe.
Wenn Du jetzt ein Instrument neu für bis zu 25 k kaufst und das dann doch nicht das Richtige ist, ist die Chance, DARAUF sitzenzubeliben oder sehr viel Geld zu verlieren, extrem hoch. Grund: Es gibt nur sehr wenige Leute, die soviel Geld in ein Klavier (nicht Flügel) investieren. Und die haben dann meist auch sehr konkrete Vorstellungen.

Hingegen ist z.B. ein gebrauchtes schwarzes Yamaha oder Kawai der Mittelklasse - evtl. sogar mit Silentfunktion und von einem seriösen Händler - eine relativ sichere Bank für relativ leichten späteren Verkauf.

Wenn Du diese Variante nicht wählen willst, dann lass Dir wenigstens viel Zeit und spiele Dich quer durch Deutschland, um wirklich alle Top-Instrumente zu vergleichen (und um Dich vom Digi zu lösen!). ICH würde auch definitiv eher ein gut gepflegtes Klavier der 30-40k-Klasse wählen (max 20 Jahre alt), als mich auf neu und 25K zu beschränken. Diese Top-Instrumente sind - wie hier mal eine Pianistin treffend bemerkte - eine Klasse für sich und sicherlich dann auch „Klaviere für ein ganzes Leben“.

Aus meiner beschränkten Erfahrung solltest Du folgende Instrumente einmal anspielen

- Bösendorfer 130 cm
- Bechstein 130 cm (Concert 8 ???)
- Steinway K (130 cm) und V (125 cm)
Diese Klaviere passen nur gebraucht ins Budget. Und sie haben einen Nachteil: es sind hochgradige Individuen. D.h. dass Dir ein Instrument des Typs und der Marke X gar nicht gefällt und das nächste haut Dich um.

- Yamaha YUS - Klasse. Die passen auch neu ins Budget und streuen klanglich nicht so sehr wie die Erstgenannten.

Natürlich gibt es noch viel mehr Empfehlenswertes, aber die hier gelisteten Marken/Typen wären meine erste Wahl.
 
Als ich damals ein Klavier gesucht habe, wurden mir als Anfänger immer gute gebrauchte Klaviere empfohlen, weil die neuen Klaviere erst eingespielt werden müssen. Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich habe eine sehr gute Marke zu Hause stehen, bin extra dafür sehr weit gefahren und habe viel viel weniger bezahlt als du ausgeben möchtest. Ich empfehle dir schon, ein Klavier zu kaufen, das hochwertig ist, damit du lange Freude daran hast. Ein Stummschaltesystem war mir sehr wichtig, weil meine ehemaligen Nachbarn tatsächlich geschimpft haben. Jetzt kann ich tagsüber und nachts üben. Das ist ein zeitlicher Vorteil. Viel Erfolg bei der Suche!
 
Wenn ich mir ein Klavier in einer anderen Stadt kaufe, wie viel teurer wird dann der Transport? Die nächsten Klavierhäuser sind wirklich ca. 200km von mir entfernt. Ich müsste es also doch recht weit liefern lassen.
Bei dem Preis sollte der Transport incl. sein. Die Entfernung ist auch preislich gar nicht das Hauptkriterium***, sondern Treppenstufen etc.

Ich habe mal einen Flügel gut 350 km transportieren lassen und der Preis war beim gleichen Spediteur nur unwesentlich höher als der spätere Transport über 2 km (ca. 300,-, aber alles ebenerdig)
 
Soweit ich weiß, bieten die meisten Händler eher Klaviere der unteren Preisregion zur Miete an. Damit solltest Du nicht starten, wenn Dein finales Ziel ein gehobenes Instrument ist. Vermutlich bieten die Premium-Hersteller in ihren eigenen Stores auch Miete von höherwertigen Instrumenten an - immerhin war mein V-125 vermietet, bevor ich es gebraucht gekauft habe (damaliger NP 28K). Das wird aber ordentlich kosten!
Fürs YUS5 mit TA3 (TransAcoustic, 3. Version) haben wir monatlich 367 Euro bezahlt. Zuzüglich des Transports und drei Monatsmieten Kaution. Ohne TA3 liegt man bei 289 Euro monatlich bei unserem Verkäufer.

Ich finde das schon spürbar Geld, aber nicht verrückt teuer. Immerhin muss der Händler das Instrument 5 Jahre lang zu diesem Preis vermieten, bis es abbezahlt ist. Das muss man mal hinbekommen.
 
Wie schwierig ist es denn, ein gebrauchtes Klavier wieder zu verkaufen? Wie gesagt, ich habe Angst, dass ich dann darauf sitzen bleibe.
Wenn du vom selben Händler kaufst, hast du wahrscheinlich eine Upgrade-Option und er nimmt es gegen Anrechnung auf den Kaufpreis zurück.

Wenn du von einem anderen Händler kaufst, kann es gut sein, dass er dein altes Instrument in Zahlung nimmt, aber wahrscheinlich zu etwas schlechteren Konditionen als im oberen Fall.
 
Immerhin muss der Händler das Instrument 5 Jahre lang zu diesem Preis vermieten, bis es abbezahlt ist. Das muss man mal hinbekommen.
Aber wenn es nur 2-4 Jahre vermietet wird, macht der Händler richtig Kohle - ich nehme mal an, ein gepflegtes 4 Jahre altes YUS wird im Handel noch mit 50-70% angeboten, oder?

Ich denke auch, dass es einen Unterschied zwischen Miete und Mietkauf gibt, was Preise und Beendigungsmodalitäten angeht, oder?
 
Ein Stummschaltesystem war mir sehr wichtig, weil meine ehemaligen Nachbarn tatsächlich geschimpft haben.
Ein Silentsystem ist meiner Meinung nach mittlerweile wirklich ein Mehrwert.
Man übt ja immer mal wieder schwierige Stellen. Und ich bin da deutlich ruhiger und geduldiger, wenn ich dazu stumm schalten kann und weiß, dass ich niemanden nerve.

Dazu kommt noch, dass man sehr einfach mal eine relativ passable Aufnahme erzeugen kann, ohne Nebengeräusche.

Extrem praktisch. Sei es, wenn man mal dem Klavierlehrer etwas schicken will, sei es, wenn man mal einen Geburtstags- oder Weihnachtsgruß verschicken will. Für solche Zwecke muss man dann keine Mikrofone aufbauen.
 

Für etwa 25k bekommt man ein junges gebrauchtes Concert 8 ich hab selbst neulich erst eins für 28k im Bechstein Zentrum selbst gesehen, das Ding wäre für mich zumindest das Trauminstrument…
 
Wenn es gut klingt — warum nicht.

Meine Frau hat im hiesigen C. Bechstein Centrum alle möglichen Klaviere von C. Bechstein und W. Hoffmann angespielt. Das Concert 8 war zwar ein klein wenig verstimmt, aber durchaus klangschön und angenehm zu spielen. Das fast gleichteure Concert 6 hingegen fanden wir alle richtig furchtbar! Ein Residence 6 gefiel auch eher weniger. Das W. Hoffmann Tradition 122 möchten wir wieder. Man muss halt immer das konkrete Instrument anspielen.

Meine Gattin meinte danach, dass ihr dieses Klavier auf keinen Fall 50.000 Euro wert wäre. Nicht weil es schlecht wäre, im Gegenteil, einfach weil es ihr damals nur wenig besser gefiel als andere, die neu knapp die Hälfte kosten. Dafür war die Präsentation im "Glitzerpalast" wirklich 1A.

Ich selbst habe keinen relevanten "Qualitätsunterschied" raushören können. Es mag diesen geben, aber man muss dafür auch selbst bereit und gereift sein. Davor ist es reines Statusinvestment oder Geldvernichtung. Da wir "unser Geld noch mit Arbeit verdienen" fühlten wir uns dort nicht so richtig platziert.

Die spielerische Entwicklung meiner Gattin kann ich seit dem Klavierkauf gut beobachten. Wie ein Instrument klingt, wie sich der Klang im Spiel aufbaut, hat auch mit den Fähigkeiten des Spielers zu tun. Insofern kann ich sagen, dass unser Obere-Mittelklasse-Piano heute für mich als Zuhörer besser klingt als beim Kauf.

Ein YUS3 bekommt man unter 15.000 Euro, das nochmal spürbar aufgewertete YUS5 kostet eine Kleinigkeit mehr. Das ist — ebenso wie bei den Pendants von Kawai mit etwas anderem Charakter — ein hochwertiges und klangschönes Klavier, wo man für die gebotene Leistung bezahlt und nicht für das Image. Und wenn man schlau ist wählt man ein Modell mit "TransAcoustic" bzw. "ATX4" und eröffnet sich damit viele weitere Möglichkeiten und sichert sich einen unkomplizierteren Wiederverkauf.

Ein "Stufenplan" mit einem kooperativen Musikaliengeschäft ist sicherlich eine gute Sache. Man kann per Miete sorglos in der saftigen Mitte einsteigen, bei Gefallen zum Eigentümer werden und dann, wenn man mal zum versierten Spieler gereift ist, sich nochmal etwas gönnen — wenn die Lust danach da ist.

Wir hatten das Glück, bald auf ein Geschäft zu stoßen, das uns gut durch diesen Entscheidungsprozess begleitet hat. Mich verblüfft im Rückblick noch immer die entspannte und absolut "abschlussdruckfreie" Gebarung im Verkaufsgespräch. Meine unsichere Frau, die sich selbst nie so ein teures Instrument gegönnt hätte, wurde wirklich sanft und geduldig betreut — das war nicht in jedem Laden so.
 
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Meine Gattin meinte danach, dass ihr dieses Klavier auf keinen Fall 50.000 Euro wert wäre. Nicht weil es schlecht wäre, im Gegenteil, einfach weil es ihr damals nur wenig besser gefiel als andere, die neu knapp die Hälfte kosten
Pareto-Prinzip! Für 10 bis max 20% mehr an „Qualität“ muss man 100% mehr zahlen. Ist bei allem so.
Das Concert 8 war zwar ein klein wenig verstimmt, aber durchaus klangschön und angenehm zu spielen
Wenn es verstimmt ist, kann man die Qualität nicht wirklich beurteilen. Gerade die Klaviere dieser Liga blühen erst bei sauberer Stimmung und Intonation richtiggehend auf (Ich würde tatsächlich von einem klanglichen Unterschied von über 50% sprechen!). Für mich war das C8 tatsächlich das beste Klavier, das ich je gespielt habe (Sorry, Steinway & Bösendorfer - ihr wart nur minimal „schlechter“.)

Was Preis/Leistung angeht, gibt es kaum Alternativen zu YUS3/5. Erst recht nicht, wenn man eine Silentfunktion haben will.
 
Ausprobieren, na klar! Aber nichts kaufen, vor allem kein Johannes Seiler oder Fridolin Schimmel.
Weil?

Ich würde weder Johannes Seiler noch Fridolin Schimmel auch nur annähernd mit Bechstein vergleichen wollen, aber beide bauen wirklich sehr anständige Klaviere zu einem anständigen Preis. Da gibt es wirklich nichts zu meckern. Aber wenn man mit 25.000 € unterwegs ist, würde mir wohl auch was besseres einfallen.
 
Bei diesem Budget würde ich mir definitiv auch neue sowie gebrauchte Flügel anschauen. Natürlich muss das zur Wohnsituation passen, aber die Freude am Spielen wird dadurch nochmal deutlich erhöht. Gar nicht so sehr wegen des Klangs oder Anschlags, sondern in erster Linie durch den Blick in den offenen Raum (oder offenen Flügel), während man vor dem Klavier ja leider permanent auf einen Holzkasten blickt.
 
SternimMehr,
das kann ich voll bestätigen. Allerdings empfinde ich das Klangerlebnis vor einem Flügel als viel angenehmer.
Gestern spielte ich mal wieder an einem Klavier, was mich frontal förmlich „anbrüllte“.
 
Wenn es gut klingt — warum nicht.

Meine Frau hat im hiesigen C. Bechstein Centrum alle möglichen Klaviere von C. Bechstein und W. Hoffmann angespielt. Das Concert 8 war zwar ein klein wenig verstimmt, aber durchaus klangschön und angenehm zu spielen. Das fast gleichteure Concert 6 hingegen fanden wir alle richtig furchtbar! Ein Residence 6 gefiel auch eher weniger. Das W. Hoffmann Tradition 122 möchten wir wieder. Man muss halt immer das konkrete Instrument anspielen.

Meine Gattin meinte danach, dass ihr dieses Klavier auf keinen Fall 50.000 Euro wert wäre. Nicht weil es schlecht wäre, im Gegenteil, einfach weil es ihr damals nur wenig besser gefiel als andere, die neu knapp die Hälfte kosten. Dafür war die Präsentation im "Glitzerpalast" wirklich 1A.

Ich selbst habe keinen relevanten "Qualitätsunterschied" raushören können. Es mag diesen geben, aber man muss dafür auch selbst bereit und gereift sein. Davor ist es reines Statusinvestment oder Geldvernichtung. Da wir "unser Geld noch mit Arbeit verdienen" fühlten wir uns dort nicht so richtig platziert.

Die spielerische Entwicklung meiner Gattin kann ich seit dem Klavierkauf gut beobachten. Wie ein Instrument klingt, wie sich der Klang im Spiel aufbaut, hat auch mit den Fähigkeiten des Spielers zu tun. Insofern kann ich sagen, dass unser Obere-Mittelklasse-Piano heute für mich als Zuhörer besser klingt als beim Kauf..
Der Klang ist aber nur eins unter mehreren Entscheidungskriterien beim Klavierspiel und der kann der individuell beim gleichen Modell abweichen, wobei die Varianz hier bei Yamaha/Kawai etwas geringer ist als bei den deutschen Fabrikaten.
Zusätzlich kommt es immens auf die Spielweise an: wie gut kann ich die Dynamik zwischen ppp und fff, und das in Kombination mit verschiedenen Tempi und Anschlagsweisen (hart/weich) umsetzen?

Gerade in der möglichen Anschlagsqualität und bei der Repititionsfähigkeit stellt das Concert C8 alle Yamahas so hör- und fühlbar in den Schatten, das ein deutlicher Mehrpreis gerechtfertigt ist (ob gleich 50k€ kann man gerne streiten). Für mich war es bisher das einzige Klavier, welches in Punkto Repitition einigermaßen den (180er) Flügeln nahe kommt. Alle anderen hingen bauartbedingt den Flügeln doch merklich hinterher.
Zudem verfügt das Concert C8 über eine Duplex-Skala im Diskant, welche die Oberton-Reproduktion hörbar verbessert. Was bei den allermeisten Flügel Standard ist, ist bei den Klavieren aber eher die Ausnahme.

Bei meiner derzeitigen Flügelsuche spiele ich von Konzertklavier über Stutzflügel bis zum Konzertflügel alles an. Bei dieser Bandbreite werden die Unterschiede in Akustik und Mechaniken sehr schnell deutlich: wirklich Spass machen Flügel ab 2m, nicht nur bzgl. Akustik, sondern gerade auch die Klaviatur. 180/190cm geht noch, wobei die untersten 3-4 Töne schon häufiger ein akustischen „Ausfall“ darstellen. Stutzflügel machen mir dagegen wirklich gar keinen Spass, da macht das Vorhandensein der (kurzen) Flügelmechanik die akustischen Einbußen für mich nicht wett - dann lieber ein Concert C8, ein Steingraeber 138K, ein gutes S&S K-132 oder Grotrian 132 Concertino würde ich jedem Stutzflügel vorziehen.

Kurz: wenn die Klaviere vernünftig intoniert und reguliert sind, dann muss man i.d.R. immer einen hör- und fühlbaren Unterschied zwischen einem YUS5 und einem Concert C8 finden können. Wenn man absolut keinen Flügel stellen kann, würde ich bei 25k€ ein gebrauchtes C8 jedem neuen Yamaha in punkto Klavierspiel- und Tonqualität eindeutig vorziehen. Bei nur 15k€ und beim Silent-Anforderung ist aber nochmal anders zu betrachten.
 
Stutzflügel machen mir dagegen wirklich gar keinen Spass, da macht das Vorhandensein der (kurzen) Flügelmechanik die akustischen Einbußen für mich nicht wett
Es gibt schon Gute mit ordentlicher Mechanik und Tastenlänge. Steingräber A zum Beispiel. Und ich mag meinen Ehrbar Modell 8a (170cm) auch sehr gerne - zugegebenermaßen die tiefsten 2 Töne nicht so. Aber so oft kommen die zum Glück nicht vor...
 
Der Klang ist aber nur eins unter mehreren Entscheidungskriterien beim Klavierspiel …
Ich gebe dir vollinhaltlich Recht! — Die Sache ist halt auch: Man muss mal selber "dorthin kommen", wo man diese Nuancen überhaupt realisiert!

 Meine Gattin spielt gut, aber auch nicht wirklich auf "Bühnenniveau". Sie spielt für sich und mich, spielt in kleinen Gruppen begleitend, nimmt damit Playbacks auf, also alles so irgendwie auf "mittlerem Niveau". Sie sagt selber, dass sie nie eine Virtuosin sein wird. Eigentlich ist Gesang ihr Ding und das Klavier die Draufgabe. Mit den Roland-Digitalklavieren ergänzt sie ihren Bedarf.

Der Threadersteller ist ein Anfänger. Jemand, der es ernst meint, aber den Gipfel seiner persönlichen Entwicklung noch nicht absehen kann. Wie wir alle wissen ist es für einen Erwachsenen auch möglich, aber schwerer, dieselbe Professionalität zu entwickeln wie bei jung mit dem Klavier startenden Menschen. Es ist mit 5, wahrscheinlich von 10 Jahren auszugehen, bis das Handwerk soweit sitzt, dass diese Nuancen, die nur ein Concert 8 abbilden kann, relevant werden.

Ist es hier ein guter Rat zu einem so teuren Spitzenklavier zu raten?

Wir müssen auch Äpfel mit Äpfel vergleichen und nicht mit Birnen. Ein neues Concert 8 kostet 50.000 Euro, ein neues YUS3 14.500 Euro. 10 Jahre alte Instrumente irgendwas um 35.000 und 9.000 Euro. Beide Typen sind eher selten. Ein 40 Jahre altes Spitzen-Klavier sollte man eher nicht an einem neuen Mitteklasse-Instrument messen, finde ich, das ist doch nicht fair. Das eine hat seinen Zenit erreicht oder gar überschritten, das andere beginnt seine Karriere erst und bietet 10 Jahre Garantie. Einem Klavier, das bereits 40 Jahre alt ist, sieht man dies in der Regel auch schon etwas an.

Wir haben auf der Einkaufstour auch ein Steingraeber 138K gesucht. Es war beim Händler nichtmal ausgestellt, nur ein wohlklingendes 130 SFM. Ob ein 138K überhaupt verfügbar wäre müsste man überprüfen, auch ob in Bayreuth eines stünde ist nicht klar. Hallo?

Das Concert 8 im C. Bechstein Centrum war (wirklich minimal) verstimmt, der Klavierhocker wackelte. Hallo? Das Concert 6, kaum günstiger, klang wirklich erschreckend unschön.

Beim Anbieter der Brot-und-Butter-Klaviere standen alle nebeneinander, waren gestimmt, sogar dasselbe Modell mit und ohne Silent standen von einzelnen Typen nebeneinander herum für den Vergleich. Und der Klang war zwischen diesen praktisch einheitlich, keine erkennbare Streuung.

Klar, ich selber hätte auch lieber einen Aston Martin DB9, fahre aber trotzdem nur E-Klasse Kombi. Erstens war der Wagen billiger, zweitens ist er praktischer im Alltag. Beim Service liegt mir der schon schwer genug auf der Tasche.
 
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