Hatten wir eigentlich "Lautstärke" definiert? Ich würde sagen, der Schalldruck sagt wenig aus, denn es geht ja darum, was eine Person empfindet und nicht darum, was ein Meßgerät mißt. Zwei Töne mit unterschiedlicher Obertongewichtung werden - bei gleichem Schalldruck - nicht gleich laut klingen.
Hier also zusammengefaßt die Aufgabenstellung, die ich für richtig halte:
Es sollen zwei Töne erzeugt werden, die als gleich laut wargenommen werden aber unterschiedlich klingen. Dabei darf natürlich Pedalbenutzung keine Rolle spielen, aber das versteht sich eigentlich von selbst.
Es gibt auch Methoden, aus dem Schalldruck und dem Klangspektrum eines Tones die "gehörte Lautstärke" abzuleiten. Allerdings sollen diese nicht besonders genau sein und vermutlich fehlen uns die Möglichkeiten, sie überhaupt anzuwenden. Damit muß ich der Frequenzanalyse eine komplette Absage erteilen, denn sie könnte zwar helfen, ein Resultat besser zu verstehen aber zur Beurteilung der Töne kann sie nicht dienen.
Da also das menschliche Urteilsvermögen gefragt ist, brauchen wir mehr als nur ein Beispiel, um zu einem überzeugenden positiven Ergebnis ("ja, es geht") zu kommen, denn die individuellen Entscheidungen jedes Hörers können ja leicht unterschiedlich ausfallen - insbesondere in bezug auf die Lautstärke. Vermutlich wäre es auch hilfreich, wenn die zu vergleichenden Töne in gleicher Länge präsentiert würden - also aufnehmen und dann z.B. nach exakt einer Sekunde abschneiden. Damit werden Unsicherheiten über die Tonlänge und unterschiedliches Abdämpfen vermieden. Vielleicht sollte man das Haltepedal grundsätzlich benutzen, damit der Anschlag wirklich frei gestaltet werden kann. Wenn man z.B. mit einem Hammer anschlägt, wird die Taste ja gleich wieder losgelassen und der Ton wäre so kurz, daß ein "weich angeschlagener" Ton vermutlich zwangsläufig länger sein müßte. Ein bischen gefühlte Härte geht dabei natürlich verloren aber wenn es wirklich unterschiedliche Klangfarbe bei gleicher empfundener Lautstärke gibt, müssten die auch dann hörbar sein, sonst wären es ja völlig uninteressant für die Praxis.
Sehr interessant wäre es auch, den perfekten weichen und harten Anschlag einfach mal zu definieren. Grundidee des weichen Anschlags ist wohl, daß man langsam beschleunigt und am Tastengrund nicht abprallt, während der harte Anschlag eher eine schnelle Beschleunigung ist, und jetzt kommt die große Frage: Bis in den Tastengrund und dort abprallen/abfedern oder vorher zurückschnellen (was mit der Taste passiert, lasse ich mal außen vor, das kommt wohl auch auf die Lautstärke an)?