Jetzt, wo ich meine Gedanken und Gefühle etwas sammeln konnte, möchte ich meiner anfänglichen Trauerbekenntnis noch ein wenig hinzufügen. Am Samstag hatte ich dazu keine Kraft mehr.
Bevor ich mich im vergangenen Frühjahr auf clavio angemeldet hatte, war ich hier lange als „Leser“ unterwegs. Ich hatte die gleichen Bedenken wie „enu“, ob ich mich hier aufgrund des oft rauen Umganges miteinander, wohl fühlen würde. Jedenfalls war ich schon damals von Michaels Menschlichkeit, seiner Fürsorge und seiner vermittelnden Art sehr berührt. Ich denke, dass Michael einer der Hauptgründe war, dass ich mich überhaupt bei clavio angemeldet habe. Entgegen einiger anderer User, hat er mir dann nach meiner Anmeldung nie das Gefühl gegeben, hier nicht dazu zugehören oder nicht willkommen zu sein. Ansonsten wird man hier als Amateur, ohne „richtiges Klavier“ doch schon oft ignoriert und manchmal auch von Leuten, die sich für überlegen halten, zusammengefaltet. Aber nicht so von unserem lieben Klaviermacher. Ihm war es wichtig, dass die Leute einen Bezug zur Klaviermusik hatten und er wollte die Musik als verbindendes Element wissen. Der gesellschaftliche Stand des Menschen war ihm egal. Als „registrierter User“ bei clavio, empfand ich immer eine Art übereinstimmenden Wertekanon zwischen mir und Klaviermacher, wenn man das an „Likes“ festmachen kann. Wahrscheinlich hätte ich Michael, mangels „echten Klavieres“ und Reisemöglichkeit, persönlich nie kennen gelernt. Höchstens vielleicht mal bei einem Claviotreffen in Berlin.
Ich will jetzt noch nicht entscheiden, wie sich Micha’s Tod auf meinen Umgang mit clavio auswirkt. Zum Beiträge-schreiben habe ich jedenfalls im Moment keine Lust mehr. Momentan sitze ich jeden Tag lethargisch vor dem Micha-Thema. Ich empfinde es genau wie „PianoAlf“, dass clavio für mich jetzt nur noch die Hälfte wert sein wird. Es könnte sogar noch schlimmer kommen. Jedenfalls ist das meine momentane Gefühlslage. Aber wer weiß, vielleicht kann dieses schreckliche Ereignis auch die Leute hier näher zusammenbringen. Das wäre für mich etwas sehr Lohnenswertes und Schönes.
Ich wünsche allen Angehörigen und Freunden von Michael, dass sie mit der Zeit die Kraft und einen Weg finden, mit seinem Tod umgehen zu können. Wenn es mir schon so schlecht damit geht, kann ich wohl gar nicht erfassen, wie unerträglich es für seine Familie und für Euch, die Ihr ihn persönlich kanntet, wohl sein muss. Ich bin jedenfalls unendlich traurig und werde ihn sehr vermissen.
Andreas