Hört sich gut an? Part 2

Meinst du etwa, so würde sich eine Geschmacksrichtung bilden?
Kann ich irgenwie nicht ganz nachvollziehen.

Ja. Denn Musik hat auch etwas mit verstehen zu tun. Es fällt mir schwer, das zu erklären, aber Musik hat so viele Möglichkeit, den Verstand zu aktivieren. So kann ein Stück zum Beispiel einen Dialog enthalten. Oder es passiert ein unerwartertes Fortissimo. Das wäre die eine Seite der Musik, die Gestaltungsmittel. Aber die andere ist ein reiner Psychologismus. Etwas, was man schon mal gehört hat, und es kommt einem vertraut vor, findet man bedingt besser, als etwas vollkommen neues. Es ist nicht immer so. Aber warum hört denn jemand lieber Schumann, als Bach? Wenn man ganz viele Stücke von Bach hört, findet man ihn auch besser, weil man dann in den Netzstrukturen des Hirns eine größere Verankerung für die Motive/Melodien von Bach hat ;)
 
ich habe mal einen artikel geschrieben "was unser gehirn liebt" speziell im bereich musik. fazit: menschen mögen EINFACHE melodien, mit vielen Wiederholungen, der Mensch möchte ein Lied bei dem es Wiederholungen gibt, sodass er diese erkennt und in Gedanken mitgehen kann. menschen haben ein Erfolgserlebnis wenn sie etwas begreifen, wiedererkennen oder im idealfall vorhersehen können, nach dem Motto: "Jetzt kommt garantiert wieder das Thema" und wenn das Thema kommt, fühlen sie sich gut, weil sie glauben, sich mit Musik auszukennen, bzw. weil ihnen das stück sofort vertraut ist.
auch beim improvisieren hilft diese erkenntnis: man braucht eine melodie, die man immer wieder etwas variert, natürlich nicht zu plump, dass es aufdringlich wird. guckt man sich erfolgreiche stücke (erfolgreich im Sinne von Bekanntheit) an, dann ist es sehr häufig so, dass diese themen eine ganz einfache, sich immer wiederholende melodie haben. egal ob klassik, pop, filmmusik.



deshalb sind bspw. auch filme erfolgreich, dessen thematik es schon zigmal gab: die liebesgeschichte, der gangster auf der flucht, der held der die menschheit rettet. Der mensch will dinge VORHERSEHEN!

in der musik ist es nicht anders. auch im bereich filmmusik haben sich diese wiederholungen bewährt. beispielsweise der soundtrack zu "Der perfekte Sturm" von james horner ist im Grunde beinahe schon ärgerlich wiederholend. das thema wird immer und immer und immer wieder wiederholt, in allen möglichen varationen. ich nenn das album deshalb, weil ich diesen film mit meinem sohn im kino gesehen habe und wir uns wunderbar über den score amüsiert haben, weil halt das thema wieder und wieder wiederholt wurde. trotzdem ein großartiger soundtrack, vielleicht auch gerade WEIL man das Ganze, selbst als Laie, so einfach durschaut. das album gehört zu den erfolgreichsten soundtrack alben überhaupt und ist meine hassliebe im bereich filmmusik.
 
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Dazu kann man jetzt einen neuen Thread aufmachen.

menschen haben ein Erfolgserlebnis wenn sie etwas begreifen, wiedererkennen oder im idealfall vorhersehen können, nach dem Motto: "Jetzt kommt garantiert wieder das Thema" und wenn das Thema kommt, fühlen sie sich gut, weil sie glauben, sich mit Musik auszukennen, bzw. weil ihnen das stück sofort vertraut ist.

Ja, genau das meinte ich mit Musik verstehen! Aber nicht nur Repetitionen innerhalb eines Stücks, sondern auch in anderen. Also: Angenommen du hörst Stück A, dort ist ein Motiv, das in dein Unterbewusstsein einverleibt wird. Dann hörst du Stück B, wo das Motiv dann auch in ähnlicher Weise wiederkommt. Und zack hat man Musik verstanden.

auch beim improvisieren hilft diese erkenntnis: man braucht eine melodie, die man immer wieder etwas variert, natürlich nicht zu plump, dass es aufdringlich wird. guckt man sich erfolgreiche stücke (erfolgreich im Sinne von Bekanntheit) an, dann ist es sehr häufig so, dass diese themen eine ganz einfache, sich immer wiederholende melodie haben. egal ob klassik, pop, filmmusik.

Ja genau! Besonders deutlich wird das im Jazz. Am Anfang kommt ein Thema, das eine Melodie mit sich bringt. Die Improvisationen im Mittelteil basieren auf dem Thema. Und am Ende wiederholt sich das Thema.

Allerdings, sehe ich nicht alles so wie du. Zum Beispiel erwartet man etwas und es kommt nichts. Oder andersrum: Man erwartet, dass es piano wird und plötlich wird es doch fortissimo. Man wird sozusagen veräppelt ;) Auch das wird eigentlich von den meisten positiv aufgenommen. Z. B. beim Film "Der weiße Hai", wo immer diese angsteinfließenden Tiefen Töne auf dem Klavier gespielt gespielt werden, der Hai kommt aber nicht
 
Nochmal zurück zum Anfang. Improvisieren kann jeder. Man muss nicht jahrelang üben. Man sollte nur am Anfang ein paar Regeln beherzigen.
Wiesels Stück ist eindeutig Pop intendiert, nicht Klassik. Also würde ich es auch dahingehend kritisieren.

1) Es fehlt ein Takt
2) Es fehlt ein Rhythmus
3) Es fehlt ein Chorus
4) Es fehlt eine Melodie

Zu 1) Sei dir vor dem Spiel bewußt, welchen Takt du wählen willst und spiele gleichmäßig im Takt.
Zu 2) Überlege dir einfache wiederkehrende rhythmische Elemente
Zu 3) Sehr wichtig um eine Improvisation rezipierbar werden zu lassen, überlege dir die Anzahl und Reihenfolge der Akkorde, über die sich ein jeweiliger Bogen spannt.
Zu 4) Wurde ja schon gesagt: Wiedererkennbare Melodiebögen spannen.
Es sei denn das Stück soll Toccataähnlich sein, dann sind 1, 2 u. 3 umso wichtiger.
;););)
 
Ubik und Icoronazione, wenn das so ist wie ihr es beschreibt, dann heißt das, dass ich - da ich noch nicht sooo viel klassische Musik gehört habe- mir jetzt im Prinzip den Komponisten ausssuchen kann, der mein Lieblingskomponist wird, denn wenn ich mir dann von dem 200 Stücke anhöre, wird der mir in Zukunft am Besten gefallen, weil mein Gehirn auf Erfahrungen zurückgreifen kann?

Ich kann eure Erklärungen gut nachvollziehen, aber an dem Punkt, wo ich sie auf mich beziehe, hauts nicht mehr hin.
 
hacon, ich hab ja nicht gesagt, dass das eine immergültige formel ist. ich habe nur gesagt, dass menschen wiederholungen und wiedererkennungsfaktoren mögen. besonders dann, wenn sie ein lied zum ersten mal hören und die melodie eingängig ist. wenn jemand ein einfaches, melodiöses stück hat, mit einer einfachen melodie, dann noch ein abstraktes, sehr experimentelles stück, dann wird er auf die frage, welches lied ihm spontan mehr zusagt, wahrscheinlich das leichtere nehmen. natürlich bezieht sich das auf normale musikhörer, musikexperten hören musik natürlich mit anderen ohren.
 
Ubik und Icoronazione, wenn das so ist wie ihr es beschreibt, dann heißt das, dass ich - da ich noch nicht sooo viel klassische Musik gehört habe- mir jetzt im Prinzip den Komponisten ausssuchen kann, der mein Lieblingskomponist wird, denn wenn ich mir dann von dem 200 Stücke anhöre, wird der mir in Zukunft am Besten gefallen, weil mein Gehirn auf Erfahrungen zurückgreifen kann?

Hör dir mal das komplette wohltemperierte Klavier von Bach an, aber ganz konzentriert! So 3-5 Präludien und Fugen an einem Tag. Das reicht für den Anfang. Und dann warte eine Woche ab und hör dir noch was neues von Bach an. Ich wette das findest du dann gut.
 
Hört sich nach einem Tastengehaue an, nicht nach Musik.
...
Mir gefällt es nicht.

Komisch, mir gefällt es, und für mich hört es sich nicht nach Tastengehaue an.
Das Instrument hat natürlich keinen so tollen sound, aber wenn man das auf einem richtigen, akustischen Klavier spielen würde, wäre das ein super Stück.

Es sind schon Leute mit wesentlich schlechteren Stücken berühmt geworden.
 
ist jemand von euch in der lage anhand von diesem Lied eine Psychoanalyse von mir durchzuführen :D
Es würde mich mal interessieren, was da herrauskommen würde :p
 

Hör dir mal das komplette wohltemperierte Klavier von Bach an, aber ganz konzentriert! So 3-5 Präludien und Fugen an einem Tag. Das reicht für den Anfang. Und dann warte eine Woche ab und hör dir noch was neues von Bach an. Ich wette das findest du dann gut.
Ich probiers aus.
Ich kann aber ehrlich gesagt nicht viel anfangen mit Bach, also wenn das klappen würde....
 
Nochmal zurück zum Anfang. Improvisieren kann jeder. Man muss nicht jahrelang üben. Man sollte nur am Anfang ein paar Regeln beherzigen.
Wiesels Stück ist eindeutig Pop intendiert, nicht Klassik. Also würde ich es auch dahingehend kritisieren.

1) Es fehlt ein Takt
2) Es fehlt ein Rhythmus
3) Es fehlt ein Chorus
4) Es fehlt eine Melodie

Ich hab mal die Noten von Wiesels Stück in mein Notensatzprogramm eingegeben, und das ist dabei rausgekommen (siehe attachment)

was meinst du mit es fehlt ein Takt?
was meinst du mit es fehlt ein Rhythmus?
was meinst du mit es fehlt eine Melodie?
Chorus, okay, keine Ahnung, was das sein soll. Ich vermisse nix.

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Ich betrachte dieses Stück als einen Geniestreich. Wenn es wirklich so als eine Improvisation entstanden ist, und es sieht alles danach aus, dann ist es direkt unglaublich.
 
Naja........ das ist ja ein sehr subjektives Feld :p

Wenn man filmklangs Beurteilung danebenstellt, scheint es fast so.

In diesem Forum gehen Dinge vor sich und werden Behauptungen in den Raum gestellt, daß
ich allmählich anfange, an meinem Verstand zu zweifeln. Das wird mir echt zu viel.
Ich brauch mal eine zeitlang Pause, vielleicht ist bis dahin wieder Normalität eingekehrt in diesem Forum...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@haydnspass

Ich betrachte dieses Stück als einen Geniestreich

hmm, hüstel. vielleicht brauchste wirklich ein wenig entspannung...

ich bin weder komponist, noch klaviervirtuose, sondern einfach ein allseitig interessierter musikhörer. sicherlich hat sich wiesel verbessert, aber vom genie ist er doch noch weit entfernt. ist doch blöd, sich wegen sowas in die haare zu kriegen. ich teile eher filmklangs meinung und finde, dass er sachlich-kritisch hilfestellung gegeben hat, da er nicht nur mängel aufgzeigt hat, sondern auch lösungsvorschläge anführt.

du kannst gerne weiter vom "geniestreich" sprechen. andere tun das eben nicht. nur - wegen kontroverser meinungen mit vorübergehender forumsabstinenz zu drohen, mutet (pardon) ein wenig "unausgereift" an.

hier sollten doch alle meinungen zu wort kommen, solange eine grundlegende höflichkeit gewahrt bleibt. davon lebt das forum, mann!

naja, vielleicht stelle ich hier bald mal mein ganz persönliches "fisherman's köln concert" rein - da sind bestimmt viele geniale passagen drin :D
 
Es geht hier glaub ich gar nicht mehr um Wiesels Komposition, und ich nehme Haydnspaß auch nicht ab, dass er sie wirklich für einen Geniestreich hält.

Es geht Haydnspaß -berichtigt mich, wenn ich falsch liege- vielmehr darum, dass hier und auch in anderen Threads mittlerweile schnell überzogene Aussagen getroffen werden.

Und dann muss eben auch mal gekontert werden!
 
überzogene aussagen?

hacon - danke für deinen vermittlungsversuch.

ich habe mir nochmals die kritisierte "kritik" von filmklang angesehen und kann nichts, aber auch gar nichts überzogenes oder gar unhöfliches darin lesen. zu allem überfluss hat der gute noch 3 (!!!) augenzwinker-smileys darunter gesetzt.

ich würde filmklang verstehen, wenn er jetzt schmollen würde!

liege ich da falsch?
 
fisherman- mehr als ein Vermittlungsversuch war es auch nicht; hat nichts mit meiner persönlichen Meinung zu tun.

Haydnspaß findet Wiesel's Komposition offensichtlich nicht schlecht, und daher ist Filmklangs Kritik, die ja nun wirklich nur negatives in Wiesels Komposition anzeigt, eben für ihn nicht nachvollziehbar und einfach so in den Raum gestellt.

Wenn du dir mal den Thread " Bin ich zu alt für die Musikhochschule durchließt, weißt du glaub ich, was ich meine.
 

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