Hab den Krämer inzwischen widerwillig bestellt - und nun taugt er nichts?
Ich glaube, es kommt darauf an, welches Vorwissen man mitbringt und was man erwartet.
Wenn Krämer mir etwas von Choralsätzen und Kantionalsätzen erzählen würde, ehe ich überhaupt bestimmte Funktionen identifizieren, benennen und verwenden kann, würde ich irre werden.
Was er toll macht: Dinge, die ich sonst gelesen und abgenickt hätte, kann ich bei ihm üben und feststellen, dass Lesen und Machen zwei verschiedene Dinge sind.
Andererseits finde ich es großartig, dass die Themen hier im Faden schon angerissen werden, da weiß ich, womit ich weitermachen kann, wenn ich die wesentlichen Grundlagen halbwegs verstehe.
Ist wie in jedem Wissensgebiet: Irgendwo muss man mit den Grundlagen anfangen und dann vertieft man so weit, wie man will/muss.
Motte und Schönberg weisen ja beide darauf hin, dass es in der Harmonielehre um Ästhetik geht und die nicht in allgemein gültige Regeln gepresst, sondern nur erforscht werden kann anhand von gelungenen Beispielen.
Wenn man gelungene vierstimmige Sätze schreiben will, reicht Krämer alleine vermutlich nicht aus. Wenn man wissen will, wieso unter bestimmten Melodienoten bestimmte Akkorde stehen, klappt das didaktische Konzept bei mir zumindest ganz gut.
(Ich spiele aber auch "Wilder Reiter", "Altfranzösisches Lied", entsprechende Bachmenuette und solche Sachen. Der "holde Abendstern" von Wagner entzieht sich dem Krämer bisher.
)