Bei mir ist dein Beispiel im Krämer nicht drin (bzw. nur eine ähnliche Variante mit deutlichen Veränderungen in der Melodie). Meine Gedanken zu deinem Beispiel und den drei Aussetzversuchen, die aber leider nicht mit echtem Wissen untermauert sind, und damit nur als Denkanstöße zu sehen sind:
1. Bis auf Takt 5 hast du auf Schlag 1 immer die Tonika. Das wirkt recht statisch. In Takt 3 auf ZZ. 1 würde ich mit der Dominante harmonisieren. Dann hast du an dieser Stelle auch eine klassiche S-D-T-Kadenz, quasi als Abschluss des Vordersatzes (wenn man das hier so nennen will). Die Dominante kann ich mir hier auch gut als Sextakkord vorstellen, die Tonika auf ZZ. 3 dann aber in Grundstellung. Dann hast du im Bass den schönen Stimmverlauf H-Cis-d. Möglich wäre auch H-Cis-A-d (in Vierteln), also auf der halben Note ein Wechsel Dominantsextakkord, Dominante in Grundstellung.
2. Dann bietet sich meiner Meinung nach an, den Tonikasextakkord auf Takt 2, ZZ. 1 zu setzen (in klangsteigernder Funktion gegenüber Takt 1), also genau so, wie du es in deiner zweiten Variante gemacht hast. Die Basslinie gefällt mir in Version 2 in den ersten beiden Takten auch am besten, weil du hier nicht dreimal in Folge auf schwerer Zählzeit auf dem d bist, und weil Fis-G sanglich ist. Die Verbindung Tonikagrundstellung-Subdominantsextakkord-Tonikasextakkord-Dominante scheint mir aus eigener sängerischer Erfahrung auch relativ üblich zu sein.
3. Wenn du lieber bei deinem Versuch 1 oder 3 bleiben willst: Dann würde ich in Takt 1, ZZ.4 keinen Sextakkord setzen. Mit dem Sextakkord baust du an dieser Stelle eine gewisse Spannung auf (Krämer nennt das die "Fortentwicklungstendenz" des Sextakkords), aber Anstatt einer Fortentwicklung folgt schon wieder ein Tonikagrundakkord. Das wirkt komisch. Wenn also Tonikagrundakkord auf Takt 2, ZZ. 1, dann davor eher kein Spannungsaufbau.
4. Alternativ kannst du in Takt 1/2 die Spannung über den Subdominantsextakkord aufbauen, aber dann in die Dominante anstatt der Tonika weiterführen (der Melodieton a' würde das zulassen). Wenn man sich aber je an Krämers strenge Vorgaben halten will, ist die Dominante hier eigentlich nicht möglich, weil sich sonst danach die von Krämer hier noch verbotene Verbindung D-S ergibt... da muss man dann selber entscheiden, ob man sich an diese recht realitätsferne Vorgabe halten will.
5. Die Schlussformel (letzte 5 Töne) mit dem Dominantsextakkord gefällt mir intuitiv nicht gut, aber bei dem begrenzten Vorrat an möglichen Funktionen fällt mir spontan auch keine schönere Lösung ein (T-D-Tp-S6-D-T wäre ganz nett, aber das geht bei Krämer wohl erst über 100 Seiten später
).
Wer fähig ist, meine Gedanken als Quatsch zu entlarven, der soll das bitte ganz offen tun, ich lerne ja auch gerne dazu!