Nur ein paar ganz kurze Anmerkungen, da ich gerade in einer längeren Orchesterprobenphase sehr eingespannt bin:
Die Melodielinie ist am Anfang aus verschiedenen Gründen nicht so toll. Nach der starken, plagalen Kadenz in den Takten 1 und 2 wirkt die angesprungene Dominantterz (instabiler Leitton!) auf der schweren Zeit wie ein Fremdkörper. Besser wären im dritten Takt beispielsweise drei Viertel es-g-b. Damit kann man auch die sehr störenden Akzentparallelen vermeiden.
In Takt 4 kann die Melodienote nicht c'' sein. Zum einen wiederspricht das der musikalischen Satzbildung (hier wird ein abphrasierendes Element benötigt), zum anderen muss der Leitton im vorhergehenden Takt - wenn auch verspätet - aufgelöst werden.
Aus Gründen der Symmetrie finde ich es nicht optimal, wenn der Nachsatz mit einem Auftakt beginnt, während der Vordersatz volltaktig ist.
Danke für diese "paar ganz kurzen Anmerkungen", die sehr hilfreich sind.
Meine korrigierte Version, mit unten erklärten Gedanken im Hinterkopf, habe ich an die Message angehängt. Vielleicht helfen meine Gedanken ja auch anderen, drum habe ich das etwas ausführlicher beschrieben.
Die an dieser Stelle des Buches eigentlich von Krämer noch nicht erlaubten Durchgangsnoten erlaube ich mir aus melodischen Gründen, rein satztechnisch könnte man die wohl auch weglassen.
@mick : Ich war mir nicht ganz sicher, welche Akzentparallelen du meinst - vermutlich in meiner alten Fassung Takt 2 auf Takt 3, jeweils ZZ. 1 in den drei Unterstimmen. Melodieänderung auf es-g-b hätte dann zur Folge gehabt, dass ich die Terz in Alt oder Tenor bringen muss, wodurch diese Parallelen verschwinden... meinstest du das? Ich hab das Problem jetzt über eine alternative Melodieänderung gelöst.
Was den angesprungenen Leitton und dessen fehlende Auflösung angeht, stimme ich dir zu.
Die Auftakt-Asymmetrie störte mich auch, aber die war gar nicht so leicht aufzuheben - der Oktavsprung As-as in Takt 4 von der schweren auf die leichte Zählzeit im Bass ist ja vorgegeben, beides in der Tonika. Eigentlich muss ich dann ja im Sopran in Takt 4 von oben kommend auf die leichte Zählzeit hin abphrasieren (also z.b. c''-a'), damit das nicht mehr auftaktig wirkt. Damit komme ich aber in Probleme, wenn ich eigentlich aufs d'' in Takt 5 weiter will... Wenn nicht aufs d'', dann entweder direkt ins f'' reinspringen, oder auf a' bleiben, womit ich ohne wüstes Gehüpfe in der Melodie aber nicht parallelenfrei zu einem melodischen Höhepunkt komme... was ein Rattenschwanz...
Die Abphrasierung in Takt 4 ist natürlich ein wichtiger Punkt - allerdings müsste das dann ja auch für Takt 8 gelten (und da ist die Terzlage von Krämer vorgegeben, auch wenn ich persönlich lieber in Oktavlage geschlossen hätte. Und ich habe leider keine Lösung gefunden, wie ich Takt 7/8 in diese Terzlage hinein besser abphrasieren könnte, außer ich ließe in quasi Bach'scher Manier eine Mittelstimme vom Leitton abspringen). Im neuen Lösungsversuch ist dieses gesamte 8-taktige Gebilde jetzt eigentlich ein Vordersatz, der nach weiteren 8 Takten Nachsatz schreit, damit sich die Periode schließt. Zumindest hört sich das für mich so an.