Geübtes ist im Unterricht nicht reproduzierbar

Wobei mein KL immer schwer begeistert ist, wenn ich ihm ne Aufnahme schicke. ( vom iPhone oder Zoom )
Er ist ja wohl kaum begeistert von dem, wie Du auf der Aufnahme spielst.
Vielleicht ist er einer von diesen "pädagogischen Lobern", die meinen, man tue den Schülern etwas Gutes, wenn man sie dauernd viel und überschwenglich lobe.
Ich vermute mal, er sagt Dir einfach deswegen "Toooll!", weil er Dein Engagement loben und Dich dadurch motivieren will. Oder Du hast es auf der Aufnahme einfach deutlich besser gespielt als in der letzten Unterrichtsstunde, und das will er Dir honorieren.
Auch Dein Umfeld ist bestimmt nicht von Deinem Klavier-Hobby "begeistert", sondern die sagen einfach (und meinen das natürlich tatsächlich nett): "Klaus, super, dass Du trotz Deines Alters noch so engagiert so etwas machst."

Ich sage das nicht, um Dir den Spaß zu vergällen, sondern weil es gerade heutzutage eine ungute Tendenz ist, alles so aufzublasen. Alles muss mindestens "begeisternd" sein, jedes neue Klavierstück im Unterricht muss voll super sein usw. Scheint mir fast, als sei Marketing-Sprache in die Alltagssprache durchgesickert. Für Geist und Psyche und auch die längerfristige Zufriedenheit ist es weitaus gesünder, wenn die gespielten Stücke einfach "gut" sind und die Rückmeldung des KL oder des Umfelds einfach "positiv". Oder hast Du Angst, dass Du aufhörst, engagiert Klavier zu spielen und zu üben, wenn Du nicht das Gefühl hast, dass das immer wieder was ganz Dolles ist? Fehlt Dir dann der Dopamin-Kick?
 
Diese zwei Gruppen beobachte ich auch schon lange:
  1. Gruppe behauptet, immer alles richtig zu machen, nie für Fehler verantwortlich zu sein. Auf die Frage: "Habt ihr irgendwas da und dort dran gedreht?" kommt noch vor dem Fragezeichen das "Nein" zurück. In Wirklichkeit sind das aber die faulen und uninteressierten, die in Wirklichkeit nicht so gut sind, wie sie denken/vorgeben und für die meisten Fehler verantwortlich sind.
  2. Gruppe sind diejenigen, die ständig mit sich unzufrieden sind und sich für zu schlecht halten. Das ist aber auch die Gruppe, die es immer für möglich hält, falsch zu liegen, für einen Fehler verantwortlich zu sein. Dies führt dazu, dass Mitglieder dieser Gruppe eher weniger Fehler machen, mehr Ahnung haben und wirklich engagiert sind. Diese ständige Selbstkritik führt einfach zu einer ständigen tatsächlichen Verbesserung.
Merke:
Hältst du dich für gut, bist du es wahrscheinlich nicht.
Hältst du dich (noch) nicht für gut (genug), nicht aus Koketterie, sondern als echte begründete Kritik, weiß du wahrscheinlich gar nicht, wie gut du wirklich (schon) bist.

Der Unterschied scheint die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und Selbstkritik zu sein.
Das schlägst sich auch in einer unterschiedlichen Fehlerkultur nieder: Nur wo ich weiß, dass ich falsch liege, kann ich besser werden.
Das ist doch im Prinzip genau der Dunning Kruger Effekt.
 
Mal im Zusammenhang:
Das ist wahnsinnig oft der Fall. Habe schon öfter einen Schüler, der es in der Stunde nicht hinbekam und beteuerte, es zu Hause gekonnt zu haben, eine Aufnahme machen lassen. Fast immer war die Aufnahme ebenfalls nichts.

Bei Jugendlichen (nicht bei Erwachsenen) war es sogar vereinzelt der Fall, dass mir eine Aufnahme geschickt wurde, die extrem stockend und fehlerhaft, mit Zwischendrin-nochmal-Einsetzen usw. war, und der Schüler dachte, die wäre OK genug.

Also haben wir es in nicht wenigen Fällen nicht nur mit mangelnder Selbstwahrnehmung beim Üben zu tun, sondern sogar mit fehlendem Bewusstsein darüber, was es überhaupt bedeutet, etwas wirklich spielen zu können. Ich vermute ja mal, das sind die gleichen Menschen, für die in der Schule es OK war, wenn sie eine 3 bekamen bzw. wenn sie im Unterricht auf die Antwort des Lehrers in 50% der Fälle was Richtiges (oft geraten) von sich gaben... Ich zum Beispiel wusste auch als Kind immer ganz genau, ob ich etwas wusste oder nicht, und entweder antwortete ich dann das Gewusste oder sagte "Keine Ahnung". Ich kann mir vorstellen, dass diese Art von "Selbstbetrug" nicht auf ein grundsätzliches Unvermögen zurückgeht, sondern psychologisch ist: Man möchte sich vor dem schlechten Selbstgefühl schützen, das entsteht, wenn man offen gegenüber jemandem (oder sich selbst) eingesteht, dass man etwas nicht weiß oder kann. War für mich nie ein Problem - ich wusste stets, dass das Wissen darüber, was man noch nicht weiß oder kann (oder wo man sich unzweckmäßig verhält) , die Voraussetzung ist, um in der richtigen Richtung dazuzulernen.

Das ist doch im Prinzip genau der Dunning Kruger Effekt.
 
Er ist ja wohl kaum begeistert von dem, wie Du auf der Aufnahme spielst.
Vielleicht ist er einer von diesen "pädagogischen Lobern", die meinen, man tue den Schülern etwas Gutes, wenn man sie dauernd viel und überschwenglich lobe.
Ich vermute mal, er sagt Dir einfach deswegen "Toooll!", weil er Dein Engagement loben und Dich dadurch motivieren will. Oder Du hast es auf der Aufnahme einfach deutlich besser gespielt als in der letzten Unterrichtsstunde, und das will er Dir honorieren.
Auch Dein Umfeld ist bestimmt nicht von Deinem Klavier-Hobby "begeistert", sondern die sagen einfach (und meinen das natürlich tatsächlich nett): "Klaus, super, dass Du trotz Deines Alters noch so engagiert so etwas machst."

Ich sage das nicht, um Dir den Spaß zu vergällen, sondern weil es gerade heutzutage eine ungute Tendenz ist, alles so aufzublasen. Alles muss mindestens "begeisternd" sein, jedes neue Klavierstück im Unterricht muss voll super sein usw. Scheint mir fast, als sei Marketing-Sprache in die Alltagssprache durchgesickert. Für Geist und Psyche und auch die längerfristige Zufriedenheit ist es weitaus gesünder, wenn die gespielten Stücke einfach "gut" sind und die Rückmeldung des KL oder des Umfelds einfach "positiv". Oder hast Du Angst, dass Du aufhörst, engagiert Klavier zu spielen und zu üben, wenn Du nicht das Gefühl hast, dass das immer wieder was ganz Dolles ist? Fehlt Dir dann der Dopamin-Kick?
Ein klassischer Hasenbein.
 
Also inhaltlich zwar zutreffend, aber "das kann man auch anders sagen" bzw. "muss man immer alles sagen, was man denkt?" :lol:
 
Bei mir im Unterricht wird auch viel gelacht. Diese Dichotomie "Ernsthaftigkeit in der Sache" vs. "Spaß/Lachen" ist kompletter Unsinn.

Freut mich, dass Ihr Euch gut versteht und Du Spaß hast. Ich habe bloß Luft rausgelassen aus den unwahren Behauptungen, Dein KL bzw. Dein Umfeld seien von irgendwas, was Du machst, "begeistert".

Ich mache das grundsätzlich nicht, dass ich, damit der Schüler mehr "Spaß" hat bzw. mich toller findet, ihn in unangemessenem Ausmaß lobe oder irgendein abgenudeltes Einsteigerstück als "guck mal, jetzt machen wir mal dieses ganz tolle Stück" anpreise. Das überlasse ich z.B. unerträglichen Youtube-Clowns wie Forschbach & Co.

Und diese No-Bullshit-Einstellung wissen meine Schüler, die alle Alters- und Fähigkeitsstufen umfassen, zu würdigen, weswegen sie meist viele Jahre bei mir bleiben. Ich möchte auch keine Schüler unterrichten, die gebullshittet werden wollen, weil sie sich sonst nicht gut genug fühlen.
 
Er ist ja wohl kaum begeistert von dem, wie Du auf der Aufnahme spielst.
Vielleicht ist er einer von diesen "pädagogischen Lobern", die meinen, man tue den Schülern etwas Gutes, wenn man sie dauernd viel und überschwenglich lobe.
Ich vermute mal, er sagt Dir einfach deswegen "Toooll!", weil er Dein Engagement loben und Dich dadurch motivieren will. Oder Du hast es auf der Aufnahme einfach deutlich besser gespielt als in der letzten Unterrichtsstunde, und das will er Dir honorieren.
Auch Dein Umfeld ist bestimmt nicht von Deinem Klavier-Hobby "begeistert", sondern die sagen einfach (und meinen das natürlich tatsächlich nett): "Klaus, super, dass Du trotz Deines Alters noch so engagiert so etwas machst."

Ich sage das nicht, um Dir den Spaß zu vergällen, sondern weil es gerade heutzutage eine ungute Tendenz ist, alles so aufzublasen. Alles muss mindestens "begeisternd" sein, jedes neue Klavierstück im Unterricht muss voll super sein usw. Scheint mir fast, als sei Marketing-Sprache in die Alltagssprache durchgesickert. Für Geist und Psyche und auch die längerfristige Zufriedenheit ist es weitaus gesünder, wenn die gespielten Stücke einfach "gut" sind und die Rückmeldung des KL oder des Umfelds einfach "positiv". Oder hast Du Angst, dass Du aufhörst, engagiert Klavier zu spielen und zu üben, wenn Du nicht das Gefühl hast, dass das immer wieder was ganz Dolles ist? Fehlt Dir dann der Dopamin-Kick?
Warum bist du eigentlich so brummelig und negativ? Ich bin nicht so oft im Forum aber mir fällt das auf. Das ist hier der Anfängerthreat, indem man Mut machen sollte, oder? So habe ich die Einleitung verstanden.
 
Zwischen "Mut machen" (also dem Schüler nicht nur sagen, sondern auch im Unterricht konkret zeigen, dass er etwas gut hinbekommen kann) und "dem Schüler irgendwelchen übertriebenen, unwahren Bullshit erzählen (oder ihn in einem illusionären Glauben lassen), damit er sich besser fühlt" ist ein großer Unterschied.
 
Wobei mein KL immer schwer begeistert ist, wenn ich ihm ne Aufnahme schicke. ( vom iPhone oder Zoom )
Er ist ja wohl kaum begeistert von dem, wie Du auf der Aufnahme spielst.
Naja, man kann es relativ sehen. Der KL kann 'begeistert' vom Fortschritt des Schülers sein (wobei 'begeistert' zu euphorisch klingt), ohne dass der aktuelle Stand konzertreif ist.
Man kann sich als KL über den Unterschied zwischen vorher und nachher freuen. Das gibt ihm ja auch die Bestätigung, dass er etwas richtig macht.

Man kann es mit dem Lob natürlich auch übertreiben. In welchem Ausmaß das passiert, können wir nicht wissen. "immer schwer begeistert" klingt natürlich in die Richtung, könnte aber auch einfach an der Art liegen, wie @Klaus60 sich ausdrückt.
Wirkliche Begeisterung ist selten.
 

Das ist der Loser-Satz, den ich am meisten hasse.

Der trennt die Leute, die (bei Unterricht jeder Art) einfach nur von der Straße weg und beschäftigt sein wollen, damit sie keine Omas überfallen oder Drogen nehmen, von denen, die wirklich etwas können lernen wollen.

Mit der gleichen Begründung wird sich dann geweigert die Regeln vom Schach zu lernen, weil soll mir ja nur Spaß machen.

Warum bist du eigentlich so brummelig und negativ? Ich bin nicht so oft im Forum aber mir fällt das auf. Das ist hier der Anfängerthreat, indem man Mut machen sollte, oder? So habe ich die Einleitung verstanden.
Es gibt hier die, vermutlich irrige Annahme, dass auch Anfänger daran interessiert sind, wirklich etwas zu lernen, statt nur unterhalten und beschäftigt zu sein.

Vielleicht sollten wir ein Unterforum für Leute einrichten, die nicht lernen, sondern nur beschäftigt sein, wollen.
 
Naja, ich denke schon dass Sven da einen wichtigen Punkt anspricht.
Ich bin auch der Meinung dass, wenn man ein Ziel erreichen will, es immer an irgend einer Stelle einen "Preis" zu bezahlen gibt. Es gibt nichts umsonst. Natürlich kann man Dinge weglassen, die einem keinen Spaß machen. Dann kann man aber bestimmte Ziele nicht erreichen. So wie Duschen ohne nass werden und so.
Hier wird es dann wieder interessant wie ehrlich der Schüler zu sich selbst ist und Lehrer und Schüler über Ziel und "Preis" gesprochen haben.
 
Ich bin auch der Meinung dass, wenn man ein Ziel erreichen will, es immer an irgend einer Stelle einen "Preis" zu bezahlen gibt. Es gibt nichts umsonst. Natürlich kann man Dinge weglassen, die einem keinen Spaß machen. Dann kann man aber bestimmte Ziele nicht erreichen. So wie Duschen ohne nass werden und so.
Hier wird es dann wieder interessant wie ehrlich der Schüler zu sich selbst ist und Lehrer und Schüler über Ziel und "Preis" gesprochen haben.
Genau so!

Alle wollen in den Himmel, aber kaum jemand will dafür sterben.

Erfolge werden nunmal nicht von denen erzielt, die nur rumdaddeln.
Ein solcher Erfolg kann schon ein erfolgreiches Vorspiel unterm Weihnachtsbaum sein.
Von nix kommt nix.

P.S.: "You've got big dreams, you want fame. Well fame costs, and right here is where you start paying; in sweat."
 
Bedrohung (threat) (Gesprächs-)faden (thread) wird gerne durcheinander geworfen. Vielleicht liegt das auch an der Auslautverhärtung (final obstruent devoicing), denn wenn die Muttersprache durchschlägt, wird beides - fälschlicherweise! - gleich ausgesprochen.

Grüße
Roland
Oh je, Lustiges oder in dem Fall Treffendes noch erklären zu müssen. Mancher Beitrag kommt durch den Ton eben auch im Anfängerthread als threat rüber.
(Wie es zu der Verwechslung kommen kann ist mir klar, denn ich bin permanent mehrsprachig unterwegs.)
 
Oh je, Lustiges oder in dem Fall Treffendes noch erklären zu müssen.

Lebenserfahrung. Ich habe in anderen Foren mitbekommen, dass indirekte Hinweise bzgl. thread und threat gar nicht wahrgenommen bzw. verstanden wurden.

Kleine Gedenkminute für "fuzzy logic", wie man das in D ausgesprochen hat und was das bedeutete, was wir sagten (das Gegenteil).

Grüße
Häretiker
 
Kannst du einmal ein bisschen weniger aggressiv werden?

Es ist ein Hobby. NATÜRLICH muss es mir Spaß machen.
Insgesamt gesehen.
Nicht jeder Moment. Es gibt natürlich Momente, in denen man arbeiten muss. Auch lange Momente, Phasen. Und man kann auch in diesen Arbeitsphasen Freude (ich schreibe bewusst nicht "Spaß") finden, wenn man einen Schritt weiter kommt und etwas Neues schafft.

Aber wenn ein Hobby insgesamt keinen Spaß macht, lässt man es.


Außerdem steht es jedem frei, etwas auf niedrigem Niveau zu machen und sich damit zu begnügen - solange man sich dabei nicht zwischen die Guten drängelt und die behindert. Oder übermäßig Beifall erwartet, etc.
Jeder hat die Freiheit, das zu tun. Du hast die Freiheit, dich nicht mit ihnen abgeben zu müssen.
 

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