Aufnehmen ist definitiv eine gute Idee - ich war selbst schon mehrfach überrascht, wie wenig dynamisch manche meiner Stücke auf Konserve klingen (spiele auch größtenteils auf Digi). Wie bereits durch einen Vorredner angesprochen nimmt man die Wirkung während des Spielens doch leicht subjektiv verzerrt wahr. Mir hat bei mitunter folgendes geholfen:
- Suche Dir Aufnahmen Deines Stückes (Youtube ist gar nicht schlecht, weil man da von lausig bis richtig gut alles findet). Suche Dir 1-2 Interpretationen von Weltklasse-Leuten, die Dir wirklich gut gefallen und zusätzlich eine verleichsweise ausdruckslose Amateur-Aufnahme (die aber nicht an Stockungen und groben Fehlern leidet). Versuche herauszufinden, was der Profi besser macht und womit er den dynamischeren Eindruck erzeugt. Du wirst wahrscheinlich bei Tempo- und Lautstärkeverlauf am ehesten etwas mitbekommen, aber vielleicht auch beim Pedalgebrauch etc. etc.
- Dann nimmst Du Dir die Profi-Aufnahme und versuchst, synchron mitzuspielen. Dabei achtest Du vor allem auf große Abweichungen zu Deiner bisherigen Interpretation. Schön wird das nie klingen, ist aber auch nicht Zweck der Übung. In der Regel reichen mir wenige Durchläufe, um Dynamikunterschiede zu erfassen.
- Versuche nun, die Unterschiede in Deine eigene Interpretation (wieder alleine spielen) hineinzubekommen. Nicht alles wird Dir liegen, aber das ist nicht schlimm - am Ende soll ja Deine eigene Interpretation stehen. Aber Du hast ein Stück weit gelernt, wie man die Dynamik des Stücks verändern kann.
Wie gesagt, mit als autodidaktischem Amateur hilft das manchmal sehr gut. Ich war zum Beispiel regelrecht verblüfft, wie krass die Profis das Tempo innerhalb eines Stückes verändern. Beispiele wären das Prelude (1913) von Ravel in der Interpretation von Sokolov oder Claire de Lune von Debussy in der Interpretation von Richter.
Mit einem 20 Jahre altem Digi wirst Du allerdings definitiv an technisch bedingte Grenzen stoßen, da hat sich seitdem extrem viel getan.
LG Mario