Für Harmonienliebhaber!

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xfvxfv

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12. Okt. 2010
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Hallo,

ich liebe es einfach schöne Akkordfolgen aus klassischen Stücken auf dem Klavier zu genießen.:klavier: Deshalb bin ich immer auf der Suche nach solchen. Wer Stellen (am besten nicht zu lange) mit schönen Harmonien kennt, darf die hier gerne loswerden!:)

Ein paar von mir zum Start:

J.S. Bach - Erbarm' dich mein, O Herre Gott, BWV 721 (Anfang bis etwa 1 Minute)
http://www.youtube.com/watch?v=56WU54J1usY

Schumann - Ich grolle nicht (2. "Refrain" ab 0:43, tolle Akkorde mit einfachem Basslauf abwärts)
http://www.youtube.com/watch?v=MBILD6k8vSI&feature=related

Schumann - die erste Minute des 4. Satzes der 3. Sinfonie
http://www.youtube.com/watch?v=avbq2vMmMjA

Mendelssohn - Anfang von "Denn er hat seinen Engeln befohlen, Psalm 91 " (ab 0:28, vor allem die Moll-None bei 0.38 :) )
http://www.youtube.com/watch?v=wmBAl9ZyiIM

François Couperin - Mysterious Barricades (ab 1:57, schöne Sequenz, mit Non-Vorhalten)
http://www.youtube.com/watch?v=ECkMI78tNbY&feature=related

Michael Nyman - If (ab 1:51, auch schöne Non-Vorhalte)
http://www.youtube.com/watch?v=9heP2Bk5SmY

Edward Elgar - Nimrod (ab 2:33)
http://www.youtube.com/watch?v=NhnMd1Jl7SA&feature=related

Freue mich über Empfehlungen:)
Grüße
xfvxfv
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,
danke für deine Antwort! Ich habe auf deinen Rat hin die Stellen oben etwas genauer angegeben. Dass so ein Thread nicht ganz einfach ist, hab ich mir auch gedacht, da man die Stellen ja meist nicht sofort parat hat.

Aber ich freu mich über jede neue Anregung! :)
bis denne
xfvxfv
 
schöne Akkord- bzw. Harmonienfolgen findest Du u.v.a in:

Frederic Chopin:
Fantasie op.49 f-Moll - hier der langsame Abschnitt
Etüde op.10 Nr.6 es-Moll
Etüde op.25 Nr.12 c-Moll - die kann man auf Akkordgriffe reduzieren
Prelude op.28 Nr. 4 e-Moll
Polonaise-Fantaisie - z.B. der Beginn

Franz Liszt:
Via crucis - falls Du sehr dissonante Musik magst
Sonate h-Moll - die grandioso Abschnitte
Mephisto-Walzer - z.B. im un poco meno mosso (dolce armonioso)
Petrarca Sonett E-Dur
Isoldens Liebestod (Transkription)

Ludwig van Beethoven:
Diabelli-Variationen
32 Variationen c-Moll
Sonate op.110 Rezitativ und Arioso
Sonate op.106 dritter Satz

Eric Satie:
Gnossienne Nr.2 und 3

Alexander Skrjabin:
Etüde op.2 cis-Moll
Vers la Flamme - der langsame akkordische Anfang

Richard Wagner:
"Träume", Wesendoncklied Nr.5
Tristan und Isolde, Orchestervorspiel - Klavierauszug (von Bülow)
Albumblatt "Ankunft bei den schwarzen Schwänen"

...die Liste ließe sich noch sehr sehr verlängern - evtl. ist der Faden "verrückte Akkorde" auch als Fundgrube hilfreich
 
Hi,
cool, dass hört sich ja nach einer vielversprechenden Liste an! Den Tristan hätte ich auch beinahe aufgeschrieben.:)
Ansonsten gefallen mir auch "verrückte" Akkorde, habe auch schon mal einen 12stimmigen Akkord gehört der sich garnicht so schlimm abgehört hat. Aber die Kunst finde ich, liegt darin, den Akkord so zu erweitern, dass man nicht sofort hört, worum es sich genau handelt. Auf der anderen Seite kann aber zu viel Spannung den Hörgenuss schnell kaputt machen...
Also werde man fleißig die Liste durchhöern:)
 
Diese Stelle nimmt mich jedes mal wieder gefangen.

oh ja, die "schwarze Messe" (Skrjabin, Sonate IX) ist sehr schön - - freilich findet man von Sonate V bis X sehr viele interessante Dissonanzen: Skrjabin hatte ja seine eigene, durchaus "atonale" Harmonik entwickelt (man denke an den "mystischen Akkord" c-fis-b-e-a-d (g) und dessen Abwandlungen) - die Frage ist, ob Akkordverbindungen noch innerhalb der spätromantischen Harmonik (mit ihrer Chromatisierung) gesucht werden oder auch nicht mehr tonale Klangkombinationen.
 
Die Sonate gefällt mir auch gut. Also im Prinzip interessieren mich alle harmonisch guten Stellen. Wobei ich schon eher schön als interessant meinte. Toll finde ich auch den Bereich der "erweiterten Tonalität", also nicht komplett atonal, was dann schon auf Spätromantik hinauslaufen würde. Aber schon Bach hat harmonisch tolle Stellen. Habe letztens eine achtstimmigen Akkord bei dem alten Herren gefunden! :)
 
Wobei ich schon eher schön als interessant meinte. Toll finde ich auch den Bereich der "erweiterten Tonalität", also nicht komplett atonal, was dann schon auf Spätromantik hinauslaufen würde.

Hallo xfvxfv,

ich hänge Dir fünf zusammengehörende Notenbeispiele an - ich hoffe Du kennst sie noch nicht (und es wäre schön, wenn nicht sofort ein Schlauberger hereinruft: "Heureka, das ist doch ... von ...")

Es ist eine reduzierte, also erleichterte Fassung, sie ist sehr klangschön und bequem zu spielen - - probier die einfach mal aus und schreib dann, ob Dir das gefallen hat.

Ich meine das jetzt nicht als deppertes Quiz (für sowas mach ich mir keine Mühe!), sondern mich interessiert Dein Eindruck von diesen Harmoniefolgen.

Gruß, Rolf

ach ja: da es fünf Notenbeispiele sind, hänge ich hier eins bis drei und im nächsten Beitrag die fehlenden vier und fünf an
 

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hier die zwei fehlenden Notenbeispiele
 

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Von Bach wäre noch zu erwähnen die Chromatische Fantasie, über die jemand (ich glaube sein Sohn Carl Philipp, oder Friedemann?) geschrieben hat "bleibt schön in alle Säcula", und wirklich: es sind darin einfach faszinierende harmonische Folgen, bei deren Anhören ich jedesmal eine Gänsehaut kriege. Bin gerade zu faul, ein Youtube-Video dazu zu suchen. Mir gefällt sie übrigens mit Cembalo gespielt noch besser als mit Klavier.
 
@ rolf:
danke für die Notenbeispiele! Ich kannte es vorher noch nicht. Habs grad mal gespielt. Ich muss dazu sagen, dass ich als eigentlicher Jazzer schlecht vom Blatt spiele und b´s lieber mag als #. :) Das vierte Blatt finde ich etwas umständlich geschrieben. Ein F-Akkord mit 2 Kreuzen und einem Doppelten. Sowas fälllt nur "Klassikern"! :P
Nun zum Inhalt:
Am besten gefällt mir die Passage mit den halbtaktigen Akkorden, weil diese noch am ungewöhnlichsten ist. Ansonsten sind viele schöne Septnonakkord-Umspielungen drin. Und als Jazzer mag ich natürlich auch den Septakkord mit noch der 6 dabei (letzter Takt Blatt 4). Aber insgesamt würde ich es als schön, aber nicht als besonders außergewöhnlich bezeichnen, aber vielleicht lag es auch an meinen stockenden Spiel. :rolleyes:
Und ich bitte natürlich um Auflösung, damit ich weiß welches Genie ich beleidigt habe. :)
Liebe Grüße
xfvxfv
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Und ich bitte natürlich um Auflösung, damit ich weiß welches Genie ich beleidigt habe. :)

hallo,
beleidigt hast Du keinen - im Gegenteil: schön, dass Dir das gefallen hat! :) Es ist aus dem Schluß der Oper "Die Walküre" von Wagner (der erleichterte, also reduzierte Klavierauszug).

die arpeggierten Akkorde sind berühmt :)

die Harmonien selber sind schon typisch spätromantisch, nehmen die berüchtigte Tristanharmonik vorweg - - sehr schön ist im 5. Beispiel, was mit dem unscheinbaren d-moll Dreiklang geschieht: einmal wird es als d-f-a geschrieben und dann nach E-Dur "aufgelöst", danach aber führt es als d-eis-a notiert als Vorhalt nach Cis-Dur 7

was Dir aufgefallen ist - die Notation mit den vielen Kreuzen - das liegt dort am Weg der Zwischenmodulationen, die sich halt weit in die #-Region begeben (ich fände es enharmonisch notiert auch angenehmer zu lesen)

schöne Vorhalte und schöne Septimen (auch große) kommen da vor

Gruß, Rolf
 
Ja, die Überleitung zum C#7 ist mir auch aufgefallen und die ist durchaus geschickt. Wobei für die Jazzer Dm - C#7 sehr oft statt Dm - G7 benutzen; als Substitutionsdominante. Aber das war ja auch etwas später. :)
Was ich auch immer sehr schön finde, ist eine übermäßige Quarte als Vorhalt im Durakkord. Wagner macht das glaube ich auch (wenn ich mich nicht verlesen habe^^) im vorletzten Takt von Blatt 4 und auch auf Blatt 1.
 

klar, vieles, was vor über 150 Jahren radikal neu war, ist später zum Gemeinplatz geworden - - z.B. der inflationär häufige "Chopin Akkord" g-f-h-e: der war mal sehr dissonant, ist es aber nicht mehr.

wie auch immer: die Musik der Walküre hatte Wagner 1854 komponiert, also fünf Jahre nach Chopins Tod. Die von mir wegen ihrer schönen Akkordverbindungen gezeigte Stelle ist übrigens geprägt von einer traurigen Abschiedsstimmung, sie ist auch ganz besonders expressiv melodisch komponiert - - also Du wirst in dieser Oper ganz sicher fündig, wenn Du sehr ungewöhnliche Harmonien suchst: sie nimmt tatsächlich die Tristan-Harmonik vorweg, ganz besonder im zweiten Akt (vierte Szene).

das interessante an der Harmonik solcher Musik wie Liszts Sonate h-Moll, Wagners Walküre und Tristan ist, dass sich da sinnvolle harmonische Schlüße ohne Kadenz ergeben - - so der Schluß der Walküre mit der Folge d-Moll - E-Dur oder die Lisztsonate schließt mit der Akkordfolge a-Moll - F-Dur - H-Dur - - - - außerdem finden sich oft Wendungen, in welchen sehr weit voneinander entfernte Akkorde verbunden werden, und das ohne die einfachen Verbindungen a la Terzverwandschaft oder Quintfall.

Mit fällt noch ein anderes Stück ein, das die Tonalität nicht verlässt, aber doch sehr schöne Dissonanzen und unerwartete Akkordverbindungen hat: Ravels "Ondine" von 1908

Gruß, Rolf
 
Ja genau solche Verbindungen finde ich toll. Wenn das Ohr nicht sofort durch irgendwelche Standardkadenzen gelangweilt wird, aber doch eine logische Führung in den Stimmung existiert.

Einer darf bei schönen Harmonien auch nicht fehlen. Für mich der Meister der improvisierten "schönen Dissonanzen" Keith Jarrett: :)

http://www.youtube.com/watch?v=O_445BezdIc
 
Ja genau solche Verbindungen finde ich toll. Wenn das Ohr nicht sofort durch irgendwelche Standardkadenzen gelangweilt wird, aber doch eine logische Führung in den Stimmung existiert.

genau solche, wenn auch nicht von Jarrett :), hänge ich Dir unten an - - die sind ganz besonders gelungen, finde ich (ist auch Wagner, aus dem Siegfried)

ach ja: hier gibt´s auch einen Faden "Gänsehaut-Akkorde", da sind auch sehr schöne Notenbeispiele.

in der spätromantischen Klaviermusik gibt es sowas, also die Harmonien so wie Du es meinst, natürlich auch - aber die Stücke sind meist sehr schwer zu spielen.

Gruß, Rolf
 

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ich glaube, xfvxfv kriegt mit dem Hinweis "Wagner, Siegfried" problemlos heraus, dass das letzte Notenbeispiele das "Wanderer-Motiv" ist - spätestens jetzt :D

Also ich bin erst 23 und habe bis vor 2 Jahren fast ausschließlich Jazz gehört. Ich bin eher über die Harmonien dann zu Bach und co gekommen. Daher ist meine Bildung im "klassischen" Bereich nicht so prickelnd und von Wagner kenne ich bis jetzt nur einige Vorspiele und etwas aus dem Tristan. Umso mehr gibt es zu entdecken! :)

Die Akkorde gefallen mir sehr gut. Er schafft es sogar ohne jegliche Akkorderweiterungen interessante Verläufe zu schaffen. Die "Kadenz" B-E-A hört und ihre spätere Wiederholung nen Ton tiefer hört sich fast so zwingend an wie die normale Kadenz. und der Akkord Fad9/A im vorletzten Takt ist auch schön.
 

Hallo,

das ist eine super Einstellung: unvoreingenommen und interessiert!!

Man findet natürlich in der klass.-romant. Musik vielerorts ungewöhnliche (und in der jeweiligen Entstehungszeit neuartige) Akkordverbindungen - also bei Beethoven, Schubert, Weber, Chopin, Schumann wird man da fündig! Aber es handelt sich immer um herausragende einzelne Stellen, quasi um Besonderheiten innerhalb des mehr der gewohnten Harmonik zugehörigen Kontextes.
Um 1850 änderte sich das bei Liszt und Wagner, welche nun großformatige Werke komponierten, die über weite Strecken mehr "ungewöhnliche" als "traditionelle" Akkordverbindungen einsetzten - da sind primär Liszts Klaviersonate h-Moll (1852 beendet) und Wagners Walküre (1854), sodann der Tristan zu nennen. Das faszinierende daran ist, dass diese beiden es schafften, wie Du schreibst, Harmonieverbindungen zu finden, die quasi wie Kadenzen wirkten, aber eigentlich keine sind.

Dass ich nicht falsch verstnden werde: es finden sich solche Wendungen auch vorher, nicht grundlos werden Beethovens Spätwerke und Chopin zu den Anregern bzw. Vorläufern der Harmonik von Wagner und Liszt gezählt.

Nachdem sich die Harmonik der "neudeutschen Schule", "Wagner-Liszt-Schule" bzw. "Zukunfstmusik" (alles Ettiketten für dasselbe) etabliert hatte, arbeiteten einige Komponisten auf ihre jeweils eigene Weise ebenfalls an einer streckenweisen "kadenzlosen" Harmonik - - - hier ist der Russe Modest Mussorgski ein prachtvolles Beispiel: leicht zugänglich (kein Klavierauszug, keine Orchesterpartitur) ist der Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" 1874 (einige Abschnitte daraus sind problemlos spielbar, andere wiederum sind enorm schwierig)

Die Noten kriegst Du überall - schau Dir mal den Abschnitt "Catacombae" und den Mittelteil des Abscnitts "die Hütte auf Hühnerfüßen" an - da sind klasse Harmonien zu finden. Und nicht nur da, überall in den Bildern einer Ausstellung finden sich Harmonien, die sehr überraschen - besonders amüsant ist die Verwendung des Tristanakkords auf ganz andere Weise als bei Wagner.

Gruß, Rolf
 

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