Flügelkauf - Wo/Wie anfangen ?

Manchmal kommt es anders als man denkt... Der im Post 811808 beschriebene Model "A", von den mir der Händler sagte, er sei "verkauft", war nur sehr lange reserviert. Der andere Kunde hat sich aber nun doch für einen neuen Bösi entschieden und so steht das Instrument wieder zum Verkauf.

Nun bin ich also gestern mit meinem Klavierlehrer (Pianist) nach Altdorf gefahren und habe ihn ein zweites Mal angespielt bzw. anspielen lassen. Ohne dass er wusste um welches Instrument es sich handelt, hat er aus den 7 herumstehenden S&S zielsicher das Instrument ausfindig gemacht und es klanglich auch für sehr sehr gut befunden.

Aber: Er hat auch mein Gefühl vom ersten Besuch bestätigt, dass die Spielart ungleichmäßig ist. Einzelne Töne knallen etwas heraus und in der Mittellage muss man jeden Ton mit der Goldwaage anspielen damit ein gleichmäßiger Klang entsteht. Mein Klavierlehrer/Pianist kam damit natürlich problemlos zurecht, aber ich hatte beim Versuch leise und fein zu spielen erhebliche Probleme mit weggebliebenen oder zu lauten Tönen. Es fühlt sich so ähnlich an, wie mein Klavier, auf dem ich VOR der Regulation auch nicht richtig gleichmäßig leise spielen konnte (s. Thread Auslösung), was jetzt aber kein so großes Problem mehr ist. Klar, "Mängel beim Spieler", aber so ist es halt.

Mein Klavierlehrer meinte aber die Mechanik fühle sich nicht "abgespielt" an, sondern nur ungleichmäßig. Wir hatten nebendran noch zwei andere "A". Der eine war spürbar runtergenudelt, der andere vom Spielgefühl gut, aber vom Klang her halt nicht vergleichbar. Bei einem "O", der in der Nähe stand, hatten die Tasten soviel Seitenspiel, dass man beim Spielen gemerkt hat wie sie zur Seite ausweichen (Bj. '95, Originalzustand).

Herr Schweisser macht außer Stimmung und "Service" keine Intonation oder Regulierung mehr vor Ort. Aber, er ist mir nochmal mit 2k entgegengekommen und die könnte ich ja in eine Regulation vom Klavierbauer meines Vertrauens stecken. Wir haben hier Martin Münch, der sehr viel "an und für" S&S macht.

Nun meine Frage an die Klavierbauexperten: Mein ihr, dass sich diese Probleme mit einer umfassenden Regulation regeln lassen ? Wenn ja, neige ich dazu wg. des tollen Klangs das Instrument zu kaufen und ggf. umfassend zu regulieren, falls ich mich nicht an seine Eigenheiten gewöhne. Ich habe inzwischen doch recht viele S&S angespielt und keiner war dabei, der so geklungen hat...

Soweit meine neuesten Erfahrungen vom Projekt "Flügelkauf".
 
Eine Expertenmeinung kann ich leider nicht beisteuern, hab hier aber immer interessiert mitgelesen und für mich klingt es als ob Du am Ziel bist.
A propos Ziel - wie ist denn die Transportsituation? Wird das noch spannend wenn dieser Flügel einzieht oder klappt das auf jeden Fall?
 
Nun meine Frage an die Klavierbauexperten: Mein ihr, dass sich diese Probleme mit einer umfassenden Regulation regeln lassen ?

Die Antwort sollte man nach weniger als zwei Stunden haben, wenn man einen einigermaßen gescheiten Klaviertechniker hat, der das Instrument beim Händler reguliert. Das ist nämlich keine Hexenwissenschaft und es läßt mich eher verwundert zurück, dass der Händler damit ein Problem hat.

Wenn der Händler nicht damit einverstanden ist, dass ein anderer Klavierbauer das Instrument vor Ort reguliert und damit im Prinzip die gesamt Mechanik auch gewissenhaft durchschaut, dann würden bei mir die Alarmglocken laut und schrill klingeln.
 
Wenn der Händler nicht damit einverstanden ist, dass ein anderer Klavierbauer das Instrument vor Ort reguliert und damit im Prinzip die gesamt Mechanik auch gewissenhaft durchschaut, dann würden bei mir die Alarmglocken laut und schrill klingeln.
Sehe ich ebenfalls so.
Bei dem Verkäufer würde ich mir die Frage stellen, ob es ihm überhaupt wichtig ist ein gutes Instrument das in seinem Laden steht, auch mit gutem Gewissen zu verkaufen.
Dabei macht er es sich sehr einfach und sengt hier mal eben für 2k den Grundpreis und der Kunde darf sich damit rumschlagen. Wer dabei nichts Böses denkt...schlaues Kerlchen.
Ich würde mir ggfl. professionelle Hilfe in Form eine Klavierbauers besorgen und mal darüber schauen lassen.
Aus der Ferne betrachtet, kann dir da keiner so recht helfen, denke ich.
 
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Herr Schweisser macht außer Stimmung und "Service" keine Intonation oder Regulierung mehr vor Ort. Aber, er ist mir nochmal mit 2k entgegengekommen und die könnte ich ja in eine Regulation vom Klavierbauer meines Vertrauens stecken. Wir haben hier Martin Münch, der sehr viel "an und für" S&S macht.
ich weiß nicht, wie relevant "vor Ort" ist. Wenn "Regulierung ja, aber hier im Laden" gemeint ist, kannst Du Dir das Ergebnis ja vor dem Kauf anhören. Wenn es "ich stimm das Instrument, den Rest soll wer anders machen" heißen soll, dann fallen mir als Laien nur folgende Szenarien ein:
- ich kann das nicht
- es geht nicht
- es geht schon, aber der Aufwand und Ärger wäre > 2.000€
Keines von den drei Szenarien ist vertrauenerweckend.
 
Was kommt denn hier für ein seltsamer Zungenschlag ins Thema rein? Die Reputation, auch und gerade bei vielen Mitgliedern hier im Forum, von Herrn Schweisser lässt überhaupt keine Zweifel aufkommen, dass er absolut kundenorientiert und seriös arbeitet, und dies seit sehr vielen Jahren.
 
Was kommt denn hier für ein seltsamer Zungenschlag ins Thema rein? Die Reputation, auch und gerade bei vielen Mitgliedern hier im Forum, von Herrn Schweisser lässt überhaupt keine Zweifel aufkommen, dass er absolut kundenorientiert und seriös arbeitet, und dies seit sehr vielen Jahren.
Ich frage wirklich als absoluter Laie und potentieller Käufer in spe...
Ist es denn wirklich gang und gäbe, dass ein Käufer einen Klavierbaumeister zum Flügelkauf mitnehmen muss um den Kauf später nicht bereuen zu müssen. Ich hatte schlichtweg die Auffassung, dass man bei den den Preisen eines Flügels durchaus, eine sagen wir mal bessere Präsentation erwarten dürfte, als es hier teils beschrieben wurde.
An anderer Stelle las ich schon einmal, dass bei einem vereinbarten Termin in dem einem oder anderem Geschäft, die interessanten Instrumente gestimmt und bei Bedarf auch intoniert werden, sodass sich der Kunde ein besseres Bild und das in jeder Hinsicht, machen kann.
Was ist denn nun die gängige Praxis und welche Erfahrungen hattet ihr denn so in der Vergangenheit?
 
Ich denke, mit einer reinen Regulation wird das nicht getan sei, auch wenn es preiswert und wenig aufwendig ist. Man muss evtl. doch etwas mehr investieren, neue Achsengarnierungen, Hammerfilze o.ä, je nach Instrumentenzustand. Sehr gut restaurierte Steinway kosten schon mal die Hälfte vom Neupreis; dafür hat man dann bei entsprechender Pflege und Wartung/Stimmung was ordentliches und kann sich auf das Klavierspielen konzentrieren. Was nützt es, ständig an seinem Instrument herumdoktern zu müssen? Dabei geht viel Spielfreude verloren. Das ganze hat natürlich seinen Preis. Wir sind ohne weiteres bereit, einen Mittelklassewagen für 40.000€ zu erwerben, warum nicht auch einen Flügel, z.B. 50% Anzahlung, Rest über 5 Jahre finanzieren. Ich habe es bei meinem Bösendorfer 200 so gemacht und musste spieltechnisch keine Kompromisse eingehen ( apparterweise bei Steinway Labianca in Offenburg erworben). Geiz ist eben nicht geil. Ich würde den gut klingenden Steinway für einen fairen Preis kaufen un dann gründlich restaurieren lassen, ich glaube, das ist die beste Lösung. Man kann eben nicht Lamborghini fahren und Ente bezahlen wollen…
 
"Wir" sind nicht mehr ... ohne weiteres bereit, für einen recht schnell verschleißenden Mittelklassewagen 40.000 EUR aus voll versteuertem Einkommen auszugeben. Das macht heute schon nahezu niemand mehr, der nicht gewerblich unterwegs ist oder Zugriff auf sehr gute Leasing-Konditionen hat.

In den 60er und 70er Jahren war es normal, dass der gut verdienende Facharbeiter allein mit seinem Einkommen eine Familie ernährte, und auch alle dreivier Jahre sich nicht nur den neuen Käfer, sondern dann durchaus den Opel Rekord, den Ford 17m holte.

DAS ist Vergangenheit. Die Löhne und die Preise und die Mieten geben sowas heute im Regelfall nicht mehr her.
Privatleute, die heute einen Neuwagen bar bezahlten, sind best situierte Pensionäre oder Miezhausbesitzer.
Die aller-allermeisten Privatleute meiden heute den Neuwagenkauf bei Preisen >>25.000, viele kaufen sich einen Renault Zoe, einen kleinen Koreaner, oder gleich mal einen Dacia, viel Platz, wenig Elektronik.

Wohingegen im Selbstverständnis vieler Flügelkäufer ein Flügel, gleich ob neu, gebraucht, oder auch durchaus alt, eine Anschaffung darstellt, die zwar nicht bis zum Lebensende halten muss, es aber durchaus können sollte, bzw. wenn noch ein besserer kommen möge, sich auch noch gut abverkaufen lassen sollte.

Dann sind richtig gut sanierte Flügel von Steinway oft auch im Angebot, die den heutigen Neupreis zur Hälfte deutlich überschreiten. Als ich in Culemborg war bei der Ladenauflösung von Popeliers, größter Klavierhändler in Benelux, kostete JEDER seiner wirklich fein gepreppten Steinway A (seinerzeitiger Neupreis um die 65.000) an die 35-40.000. Die Dinger waren um die 100 Jahre alt und teils noch älter (85-Taster, endeten in den USA 1893, in D um 1906.)
Aber absolut sahnig zu spielen.
Mit der Aussicht, es auch die nächsten 100 Jahre noch zu tun.

DAS hinwiederum - Langhaltbarkeit - wird in der Autoindustrie heute - auch und gerade bei den "premium"-Anbietern - systematisch gemieden. "designed to purpose" heißt es. Die Karre soll eben NICHT ewig halten..., der geneigte Käufer soll möglichst kurz nach der dreijährigen Leasingzeit einen dicken Schaden erleiden... Das mache ihn geneigt, wieder einen Neuwagen zu wollen...
 
Ich würde den gut klingenden Steinway für einen fairen Preis kaufen un dann gründlich restaurieren lassen, ich glaube, das ist die beste Lösung. Man kann eben nicht Lamborghini fahren und Ente bezahlen wollen…
Völlig richtig was Du sagst. Der Steinway in spe kostet mit 44T aber nicht "Ente", sondern eher schon "Lamborghini", um bei Deinem Vergleich zu bleiben. (Übrigens: Der 2021er Listenpreis eines neuen "A" beträgt 99,5T.)

Ich bezweifle aber, dass der Händler noch weitere Nachlässe einräumt. Der Flügel steht ja auch absolut Top da und der Händler versichert, dass er technisch i.O. ist Soweit ich ihn inspiziert habe, gibt es nichts auszusetzen. Er hat (gerade) noch Elfenbein, 3 Pedale, keine sichtbaren Schrammen, Klang sowieso top, optisch innen perfekt, sauber, soweit ich sehen konnte auch noch ordentlich Filz auf den Hämmern, kein Seitenspiel der Tasten...

Mein Klavierbauer hat (aus der Ferne) anhand der Fakten gesagt, der Preis sei absolut OK für BJ., Modell und Ausstattung und dem würde ich beipflichten. Mein beratender Pianist meinte: von 100 Hochschulinstrumenten sind max. 5 in dieser Qualität.

Mein Punkt ist eigentlich nur: Im Laden bin ich mit dem Spielgefühl im pp nicht so gut zurecht gekommen und die Frage ist: Liegt das an mir (und ändert sich, wenn er bei mir steht) und soll ich das Instrument NICHT kaufen, obwohl eine Regulation (für 1800€) das Problem einfach gelöst hätte ? Also ein teures Experiment wagen und dabei hoch gewinnen oder hoch verlieren ?

Die Frage wird mir aber keiner beantworten können. Ich rufe den Händler wieder an und rede mit ihm darüber.
 
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Ich bezweifle aber, dass der Händler noch weitere Nachlässe einräumt. Der Flügel steht ja auch absolut Top da und der Händler versichert, dass er technisch i.O. ist Soweit ich ihn inspiziert habe, gibt es nichts auszusetzen. Er hat (gerade) noch Elfenbein, 3 Pedale, keine sichtbaren Schrammen, Klang sowieso top, optisch innen perfekt, sauber, soweit ich sehen konnte auch noch ordentlich Filz auf den Hämmern, kein Seitenspiel der Tasten...

Mein Klavierbauer hat anhand der Fakten gesagt, der Preis ist absolut OK für BJ., Modell und Ausstattung und dem würde ich beipflichten. Mein beratender Pianist meinte: von 100 Hochschulinstrumenten sind max. 5 in dieser Qualität.

Ich gratuliere herzlich zum neuen Mitbewohner :musik064: ;-):-D.
 

A propos Ziel - wie ist denn die Transportsituation? Wird das noch spannend wenn dieser Flügel einzieht oder klappt das auf jeden Fall?
Nunja, nach längeren Diskussion habe ich die "Erlaubnis" bekommen ihn doch ins WoZi zu stellen. Mein bestes Argument war eine Flügelschablone aus Papier mit der ich aufzeigen konnte, dass er "gar nicht soooo groß" ist, wie meine bessere Hälfte sich vorgestellt hat. Ich glaube, das ist in vielerlei Hinsicht (Raumgröße [45qm], Kammermusik, Vorspielen und natürlich Transport) die beste Lösung. Wir haben immer mal wieder Musiker im Haus wg. unserer Mitwirkung (meine Frau Geige, ich Oboe) im Orchester und es wäre schade dieses Instrument nicht in einem gr. Raum nutzen zu können.
 
Kurzer Zwischenstand: Telefonat mit Hr. Schweisser: Er reguliert das Instrument diese Woche nochmal durch. Er hat am Telefon vor dem Flügel sitzend gesagt, dass man da schon "noch deutlich was machen" könnte. Ich soll dann wieder kommen und ihn nochmal anspielen. Super, so hab' ich mir das vorgestellt und das deckt sich auch mit den Berichten von anderen Usern hier. Bin gespannt was dabei herauskommt und werde berichten.
 
Kurzer Zwischenstand: Telefonat mit Hr. Schweisser: Er reguliert das Instrument diese Woche nochmal durch.

So sollte es meiner Ansicht nach sein, die Mechanik muss gleichmäßig und gut reguliert sein, wenn ein Instrument das Geschäft verlässt. Es ist aber absolut normal, dass ein Instrument im heimischen Wohnzimmer nach einigen Wochen der Akklimatisierung (erneut) gestimmt werden sollte. Denn die Gegebenheiten sind zuhause anders als im Geschäft. Und falls eine Intonation erforderlich sein sollte, ist diese im eigenen Haus/Raum auch sinnvoller, um Raum, Instrument und Deine Hörgewohnheiten "einzunorden".
 
Mein bestes Argument war eine Flügelschablone aus Papier mit der ich aufzeigen konnte, dass er "gar nicht soooo groß" ist, wie meine bessere Hälfte sich vorgestellt hat.
Ich habe einfach den Grundriss unserer Wohnesszimmer gedrückt und eine Größe maßige Flügelschablone darauf gelegt und mit unterschiedlichen Positionen probiert. Jetzt steht der Flügel dort schön, genau wie ich gedacht habe.
 

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DAS ist Vergangenheit. Die Löhne und die Preise und die Mieten geben sowas heute im Regelfall nicht mehr her.
Privatleute, die heute einen Neuwagen bar bezahlten, sind best situierte Pensionäre oder Miezhausbesitzer.
Die aller-allermeisten Privatleute meiden heute den Neuwagenkauf bei Preisen >>25.000, viele kaufen sich einen Renault Zoe, einen kleinen Koreaner, oder gleich mal einen Dacia, viel Platz, wenig Elektronik.
Aha. Miezhaus-Besitzer ... Wie ist das jetzt gemeint? Was soll man sich da konkret vorstellen? Hahaha! Schnurrrrrr!
 
Die Antwort sollte man nach weniger als zwei Stunden haben, wenn man einen einigermaßen gescheiten Klaviertechniker hat, der das Instrument beim Händler reguliert. Das ist nämlich keine Hexenwissenschaft und es läßt mich eher verwundert zurück, dass der Händler damit ein Problem hat.

Wenn der Händler nicht damit einverstanden ist, dass ein anderer Klavierbauer das Instrument vor Ort reguliert und damit im Prinzip die gesamt Mechanik auch gewissenhaft durchschaut, dann würden bei mir die Alarmglocken laut und schrill klingeln.
 
Absolut, ganz meine Meinung!
 

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