Flügelkauf - Wo/Wie anfangen ?

Ich bin vollkommen d'accord mit Felix‘ Vorschlag. Erste Maßnahme sollte die Veränderung der Standposition sein. In den Raum hinein"kippen"! Keine rechten Winkel!
 
Hallo,

ich kann (einigermaßen) Klavier spielen und besitze derzeit ein Schimmel 120S, das ich 2007 neu gekauft habe (mit Silentsystem damals wg. Mietwhg.). Paradoxerweise kann man auf dem Klavier (im akustischen Modus) leider eben gerade nicht leise spielen... Wie auch immer, ich möchte mir einen Flügel kaufen und mich bewegen ein paar Fragen:

Im Vorfeld ein paar Infos:
  • Marke: Ich bin völlig offen, einen der großen drei "B" könnte ich mir vorstellen, Yamaha auch Steinway, Grotrian. Weniger gut haben mir in Klangbeispielen IBach und Schimmel gefallen (obwohl ja mein Klavier ein Schimmel ist). Mit Kawai habe ich ein Imageproblem.
  • Raum: 25m Grundfläche, auf der einen Seite eine kleine Dachschräge und hat mehrere 45 Grad Wände (also nicht rechteckig).
  • Ich suche gebraucht (vom Händler), weil ich glaube da gibt's für mein Budget ein besseres Instrument als neu. Mein Klavier ist ja nicht ganz schlecht und ich will mich verbessern.
  • Ich bin 50+ und spiele 1-2h am Tag "just for fun", also keine Profi-Nutzung, wobei Chopin/Rachm... schon im Übeprogramm ist :001:
  • Ich sitze im Großraum Nürnberg und möchte keine Weltreisen zu Händlern unternehmen (max. 150km).
  • Budget: um 20T€, max. 25T€

Nun zu den Fragen:

  1. Händler: Welche Händler gibt es im Großraum Nürnberg außer Haid, Klier, Kreisel, Thomann, Müller noch und welche Erfahrungen habt ihr mit denen ?
  2. Instrumentengröße: Mir schwebt ein Instrument zwischen 175cm und 205cm vor ? Kürzer ungern, weil ich empfindlich auf Inharmonizitäten reagiere. Zu groß könnte aber den Raum "überfordern", habt ihr da Meinungen zu ?
  3. Instrumentenzustand: Beim Händler erwarte ich, dass es da keine Probleme gibt. Oder sehe ich das falsch ?
  4. Testen beim Händler: Was teste ich beim Händler ? Klar, "Anspielen" muss ich selber... aber gibt es bestimmte Stücke/Tests, die man spielen/machen sollte um ein besseres objektives Gefühl zu bekommen ? Soundqualität für Mittellage, Bass, Diskant ? Gleichmäßigkeit der Tastengewichte ? Inharmonizitäten ? Also ich meine, was sind die Standards/Parameter und wie testet man die ?
  5. Kauf: Gibt's außer Preis, Lieferung, Garantie noch Themen, die man beim Händler ansprechen sollte ?

Ich danke Euch für Eure Kommentare !
Christian
 
So, nun ist er heute "eingezogen". Erst mal ein Bild von der aktuellen Aufstellsituation:

Den Anhang 40423 betrachten

Die Teflonrutscher sind tatsächlich super. Man kann das Instrument alleine problemlos bewegen. Gut, unsere Fließen sind ja auch relativ glatt.

Die anfängliche Begeisterung wurde jäh gedämpft als ich nach 2 Stunden spielen aufhören musste, weil mir so dermaßen die Ohren geklingelt haben, dass ich vor dem Tinitus abgebrochen habe. Wie ihr seht, haben wir fast nur schallharte Wände (Fließenboden, geweiselte Wände, Glastüre, Glasschranktüren) im Raum und ich sitze dazu noch ziemlich in der Raumecke.

Was man nicht sieht ist, dass der Raum wenigstens nicht rechtwinklig ist, sondern 2 "Ausbuchtungen" mit 45/90 Grad hat, so dass waagrechte stehende Wellen zumindest (stark) gedämpft sind. Aber im Diskant ist er so "schreiend brillant", dass man es kaum aushält.

So wird das also nicht funktionieren, es ist sowas von zu laut, dass es keine Freude macht zu spielen ;-( Ein Schallmessgerät im Bereich der Tastatur zeigt 75dB an bei piano-Anschlag. Wenn man Gas gibt, kommt man an die Schmerzgrenze und da ist die Klappe noch zu !

Erste Maßnahme wahrscheinlich Teppich, aber in welchem Umfang, nur darunter oder großflächiger ?

Hilfe ! Was sind die effektivsten Maßnahmen um dem "Problem" Herr zu werden ?
 
Ich hatte dasselbe Problem: Wohnzimmer gefliest, Rechteck, 5x7m. Ein Orienttechich (dicker 2cm-flor) 2x3m direkt unter dem 2m-Bösendorfer bescherte mir einen angenehm weichen Klang (zumindest bei geschlossenem Deckel). Offen kann er immer noch gut brüllen, wenn‘s nötig ist. Steinway‘s sind aber prinzipiell härter intoniert ( speziell im Diskant). Notfalls kann man ihn weicher intonieren. Aber erst mal Teppich probieren (sollte ordentlich Gewebemasse haben).
Ansonsten erst mal Glückwunsch, sieht gut aus! Vielleicht ein wenig in den Raum drehen?
Michael Lingner
 
So schaut es übrigens bei mir aus (heast, da schaut's aus), die Schaumstoffteile sind recyceltes Basotect mit 5 cm Dicke. (Göttergattin macht lieber Karriere als den versprochenen Bezug zu nähen.)
Es war nie so wie Du es beschreibst schmerzhaft laut, aber durch die Dämmelemente ist der Klang viel transparenter geworden, vorher hat es gewummert.
IMG_20211121_091247_compress55.jpg
 
So, nach einer schlaflosen "Paniknacht" habe ich Eure Kommentare gelesen. Speziellen Dank an @Felix für seinen fundierten und ausführlichen Rat, an die anderen natürlich auch !
Wir haben heute morgen - noch im Schlafanzug :021: - den Flügel gedreht und einen Teppich behelfsmäßig druntergehoben, s. Bild. Der wird noch ganz drunter geschoben, wenn mein Bruder zum Anheben da war. Schaut jetzt so aus:

IMG_2303.JPG

Das hat die Sache schon deutlich verbessert und es keimt Hoffnung auf, das mit weiteren Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Zusätzlich ist meine Frau auch zufriedener, weil die Anmutung im Raum viiieeel besser ist als vorher...es schaut einfach harmonischer aus so.

Weitere Maßnahmen:
- Ich habe noch 5 Stück (=2,5 m2) von diesem Zeug herumliegen: Noppen-Schaumstoffabsorber. Nur frage ich mich wo die am Besten anzubringen sind ohne dass das WoZi danach wie ein Tonstudio aussieht ?

- Teppich wird noch gegen etwas wesentlich "hochflorigeres" ausgetauscht werden. Der im Bild lag halt gerade im Keller herum.

- Bassfalle aufstellen ? Die würde sehr gut hinten in die Ecke passen, wo jetzt die Stehlampe steht. Oben drauf 'ne kleine Lampe...

- Die rechts sichtbaren oberen Schränke ließen sich notfalls auch ohne Glastüre "betreiben". Sind teilweise sogar Bücher drin, wäre also optimal.

- Nunja, die freie Wand neben dem Schrank braucht sicher auch noch Dämpfung. Den Hinweis auf die Absorber-Bilder habe ich gesehen. Wäre es nicht möglich sowas selber zu machen in dem man das Dämpfermaterial kauft und dann eigene Bilder in Leinwand auf (tieferem) Holzrahmen drucken lässt und dahinter die Absorber versteckt ?

- Flügeldecke: Bringt die etwas in Sachen Dämpfung oder ist nur als "(Staub-)Schutz gedacht ?
 
Was auch immer funktioniert: Schaumstoff auf der Unterseite des Flügels anbringen. Also einfach zwischen die Rastenbalken klemmen. Wirkt Wunder!

@virtualcai was ist das denn für ein Keyboard auf dem Foto?
 

Was auch immer funktioniert: Schaumstoff auf der Unterseite des Flügels anbringen. Also einfach zwischen die Rastenbalken klemmen. Wirkt Wunder!

Beim Flügel hatte ich das gar nicht auf dem Schirm, beim Klavier ist es bei mir auch die einzige Möglichkeit die alte Diva in die Schranken zu weisen :blöd:

@virtualcai was ist das denn für ein Keyboard auf dem Foto?

Kawai MP9000, oder? Das Ding sieht echt herrlich 80er Style aus :super:
 
@ChristianN Wow, herzlichen Glückwunsch zum Flügel.
Bevor Du die ganze Bude auf den Kopf stellst, sprich doch bzgl. Intonation mit Herrn Münch.

Ich hatte zwar nur einen kleinen Feurich-Flügel mit 170cm aus den Zwanzigern aber der war weder offen noch geschlossen zu laut. Dort war kein Teppich - der Flügel stand fast mittig im Raum, allerdings keine Fliessen sondern Parkett. Als Rollen-Untersetzer hatte ich auch diese Kunststoffteile mit Isofloor-Dämpfung.
 
Bevor Du die ganze Bude auf den Kopf stellst, sprich doch bzgl. Intonation mit Herrn Münch.
Hr. Münch war gestern und vorhin schon da und hat das Instrument (sehr zu meiner Beruhigung) auch für sehr gut befunden. Am Instrument liegt's seiner Einschätzung nach nicht, sondern es ist die brutal harte und knallige Akustik in dem Raum. Er meinte auch sofort "Flügel im Bereich der Wände" sei keine gute Idee, Raumecke noch schlechter. Ich müsste also den Aufstellort mittiger im Raum wählen und das geht leider rein praktisch nicht.

Außerdem hat Hr. Münch zur Reduzierung der absoluten Lautstärke auch Dämmung zwischen den Rasten empfohlen. 10cm Basotect auf Form schneiden und reinklemmen.

Seine Grundaussage war aber: Erst den Raum optimieren, dann intonieren. Dann bekommt man das optimale Ergebnis. Anders herum macht das keinen Sinn.

Ich rede nicht von Basotec, sondern von alten Matratzen :005: Halt irgendwas, was du gerade findest. Viel hilft viel.
Da ich Basotect nicht da habe, habe ich 3 meiner Noppenschaumstoffmatten zwischen die Rasten geklemmt, ein Unterschied wie Tag und Nacht. "pp" ist jetzt bei 59 dB (immer noch hoch, aber am Raum ist ja noch nix gemacht). Ein bisschen klingelt es immer noch in den Ohren, aber so kann ich wenigstens Üben ohne größere Gehörprobleme.


Heute Abend kommt dann guter Bekannter (Tonmeister) von mir, der Akustikberatung macht und da bin ich gespannt was der so sagt... Ich werde berichten.
 

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