thepianist73
- Dabei seit
- 19. Juli 2007
- Beiträge
- 1.182
- Reaktionen
- 714
Ich hab inzwischen die 5 bestellten Bücher vor Ort mehrere Stunden lang durchgeschaut und muss sagen, dass da didaktisch kaum eines an Heumann rankommt.
...,
die russische Klavierschule wechselt ständig zwischen Violin- Bass oder doppelter Violinschlüssel hin- und her
Das hat das Buch aber leider nicht erklärt, und das ist dann eben die Didaktikfrage. Ich hab zwar nicht jede einzelne Seite untersucht, allerdings die ersten Stücke, bis irgendwann dann der Bassschlüssel eingeführt wurde, dann wurde irgendwann gewechselt - aber es wurde nie erklärt warum. Zum lernen nicht sehr gut geeignet.
Doch! Im Vorwort ist nämlich alles ganz genau erklärt. @Foxedge: du hast es nur nicht gelesen, wie du selber schreibst, sonst hättest du verstanden, warum diese G-Schlüssel links bisweilen kommen. Du hast das Buch gar nicht richtig angeschaut und kannst es daher auch nicht beurteilen. Wenn du schon mit Ausdrücken wie "Didaktikfrage" kommst, dann lies die Sachen, die du glaubst, beurteilen zu können, auch richtig durch. Es ist eben sonst mehr eine Verständnisfrage. Von dir. Nicht vom Buch.
Zur Erklärung der Russischen Klavierschule
Es hat einen ganz bestimmten Grund, warum die RKS zunächst (Stücke 1-16) nur auf einem System im G-Schlüssel stattfindet, ab Stück 17 dann mit zwei Systemen, davon diverse mit G-Schlüsseln in beiden Händen.
Das Buch ist für Anfängerunterricht (=idR Kinder) ausgelegt (ich benutze es auch bei Erwachsenen). Die Didaktik fokussiert auf drei Säulen des Lernens: Sehen – Spielen – Hören.
Da Kinder sehr viel über das Hören aufnehmen können und dieses Hören von Anfang an auch geschult werden soll (übrigens bei allen Klavierlernenden!), stehen viele dieser Stücke im G-Schlüssel. Wenn man genau hinsieht, sind diese Stücke, wo es links auch einen G-Schlüssel hat, immer Lieder, die auch einen Text haben. Man kann diese Lieder also zuerst auch singen (darum im G-Schlüssel, weil Kinderstimmlagen ungefähr dort singbar sind). Der Lehrer kann sie vorsingen oder vorspielen, der Schüler singt sie nach. Dann kann er sie auch auf dem Klavier nachzuspielen versuchen.
Ich mache dies z.B. mit 1-16 so, das heisst, die Kinder müssen – bevor sie die Noten lernen – von mir vorgespielte Melodien auf dem Klavier nachspielen. Da ich an 2 Flügeln arbeite und die Kinder nicht sehen können, wie ich was spiele (weil ich es mit einem Karton verdecke), lernen sie sehr schnell, Stücke nachzuspielen nur nach Gehör. Das mache ich übrigens auch mit anderen Melodien, die nicht im Buch sind. Ich beginne die Lieder 1-16 auch oft auf verschiedenen Tasten. Sie müssen dann schon relativ hören, d.h. bei Bedarf auch auf schwarze Tasten ausweichen (z.B. Nr. 8 „Der Zwerg“ mach ich von allen Tönen, dann lernen sie gleich die ersten fünf Stammtöne jedes Tonsystems).
Im Übrigen habe ich oft Schüler, die in der 1. Klasse mit Klavier beginnen, also zum Zeitpunkt des Beginns auch das Alphabet noch nicht ganz kennen, geschweige denn Brüche. Drum bringts auch nichts, Viertel und Halbe einzuführen. Die Kinder müssen zu den Liedern auch klatschen oder marschieren; sie lernen dabei ausschliesslich 1-, 2-, 4-Schlagnoten. Dass eine Halbenote doppelt so lang sein soll wie eine Viertelnote, ist einem 7jährigen Kind nicht verständlich. Es fragt aber auch nicht, warum das so ist. Es lernt, dass es so ist. Ganz einfach.
In der RKS ist übrigens das erste Stück, wo gleichzeitig beide Hände kommen, die Nr. 51 (ein Lied mit Bordunbass). Warum die ersten 50 Stücke dort nur einstimmig waren, ist jetzt klar. Ich harmonisiere diese Stücke bis Nr. 50 übrigens immer mit selber komponierten Begleitungen am zweiten Flügel. Auch hier transponieren wir oft und manchmal sollen die Kinder selber eine Begleitung finden, z.B. zu Stück Nr. 40 „Dornröschen“ die Basstöne suchen, nämlich C (Tonika) bzw. G (Dominante).
Das nenne ich didaktisch tollen, richtigen Unterricht mit einem tollen Buch. Das Buch ist durchaus sehr intelligent aufgebaut. Man kann damit sehr schnell gute Fortschritte erzielen, die eben nachhaltig sind. Wenn man dazu einen guten Lehrer hat. Aber das war eben auch der Sinn einer guten Klavierschule. Ich habe mit keiner Klavierschule während Jahren und mit Dutzenden von Schülern nur annähernd solche Fortschritte und Lernerfolge erlebt wie mit der RKS. Aber man muss halt was dafür tun, sehr viel darüber nachdenken und genau wissen, was man macht und was man will. Und wie man es macht.
Hier der Link zum Vorwort und Inhaltsverzeichnis des 1. Bandes:
http://www.die-russische-klaviersch...rschule_band_1_sik2353_vorwort_und_inhalt.pdf
Zuletzt bearbeitet: