Es gibt keinen richtigen oder falschen Fingersatz.
Denn der hängt von deiner individuellen Hand und Fingern und von deinen derzeitigen und anstrebbaren technischen Möglichkeiten ab.
Hände und Finger sind extrem unterschiedlich in ihrer Geometrie und Beweglichkeit.
Daher sind Fingersätze in den Noten oder Klavierschulen nur Vorschläge.
Sorry, das ist natürlich Quatsch. Selbstverständlich kommt es in den allermeisten Fällen sehr wohl drauf an, was man für Finger nimmt.
Wie spielst du denn Tonleitern oder Arpeggien? Wie spielst du komplexe Triller in Barockwerken?
Vor allem Anfänger sind ja selten in der Lage, anhand eines Stückes zu erkennen, was sinnvoll und praktikabel ist, vor allem in Hinblick auf eine Position/Situation, die dann vielleicht einen Takt später kommt und die man nur sinnvoll erreicht, wenn man vorher einen guten Fingersatz nimmt.
Natürlich gibt es oft mehrere mögliche Fingersätze, und vor allem fortgeschrittene Spieler nehmen dann auch FS, die je nachdem ihnen besonders gut liegen.
Auch ich nehme oft andere FS, aber ich habe sehr grosse Hände und kann je nachdem andere FS spielen. Zudem haben FS durchaus auch Auswirkungen auf Phrasierungen oder auf polyphones Spiel.
Ich ändere oft FS, auch bei Schülern. Ich gebe auch oft zwei mögliche FS an, meine Schüler werden schon früh aufgefordert, sich selber das Denken anzueignen, das es braucht, um einschätzen zu können, was gute und was schlechte FS sind.
Ja, FS in Noten sind Vorschläge, jedoch idR gut durchdachte und einigermassen allgemein machbar. Dennoch sind zB viele FS langsam gut machbar (wenn der Schüler die Stelle noch nicht schnell kann), funktioniert im Tempo dann aber nicht mehr. Da muss man schon aufpassen. Es gibt auch Herausgeber, die sind da berüchtigt (Lampe oder Theopold zum Beispiel). Da nehme ich oft andere, aber ich habe da ja auch mehr Erfahrung und Wissen als der Anfänger oder Hobbypianist.
Darum habe ich von der meisten Literatur auch mehrere (=3-5) versch. Ausgaben (zB Chopin Etüden, Beethoven Sonaten, Mozart Sonaten, Rachmaninow, Bach alles, Liszt etc. um nur einige zu nennen). Um FS vergleichen zu können.
Gewisse tricky FS werden auch "vererbt", so habe ich div. wirklich geile FS für nicht einfache Stellen von meinem Lehrer geerbt, die er schon von seiner Lehrerin hatte (zB T.17/18 der Allemande Partita BWV 825 von Bach). Da fand ich noch keinen besseren als jenen.
Gerade der Anfänger kann sehr viel falsch machen und weiss nicht, worauf er achten muss und dass es eben FS gibt, die keinen Sinn machen, weil sie nicht klappen. Es fehlt ihm die Erfahrung und das Wissen.
Bei FS muss man nicht ausschliesslich zwischen richtig und falsch unterscheiden (obwohl es falsche und richtige FS gibt!), sondern vielmehr zwischen sehr gut (einer bis wenige = funktionieren) und schlecht (alle anderen = funktionieren nicht).
Wozu gibt es sonst Fingerübungen und Etüden, wenn es nicht drauf ankommt, was man für FS nimmt? Wozu muss man denn gewisse Bewegungsabläufe mit bestimmten, erst vermeintlich komplizierten FS einüben und automatisieren?
Ich habe schon oft erlebt, dass Schüler tage-/wochenlang mit einem falschen FS geübt haben und sich wunderten, dass sie die betr. Stelle einfach nicht hinkriegen.