Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Weil Komponist in Anführungszeichen steht: Liszts Bearbeitung von Schuberts Erlkönig? Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass Liszt damit Probleme hatte. Der hat ja noch deutlich schwierigere Sachen geschrieben.
Da hätte ich eher Leopold Godowsky mit seinen Studien über die Chopin-Etüden in Verdacht, die er sinnigerweise nie selbst eingespielt hat. Hier spielt er das Original und nicht seine Bearbeitung: https://www.youtube.com/watch?v=MxSRar1Je-w
Viele dieser Bearbeitungen sind exorbitant schwierig - und es ist bekannt, dass er ungern live spielte; technisch bedingt waren Studioaufnahmen zu seinen Lebzeiten mit der Situation auf dem Konzertpodium vergleichbar, da verunglückte Passagen nicht am Schneidetisch optimierbar waren.

LG von Rheinkultur

P.S.: Oder ist ein Originalwerk gemeint?
 
Nach Aussage eines Schülers, hatte selbst der „Komponist", der als großer Virtuose in die Geschichte einging konditionelle Probleme bei diesem Stück.
der Schüler war von Bülow, der Lehrer Liszt, und die Bearbeitung betrifft die Tannhäuserouvertüre (und das Zitat des Bülow-Briefs, worin er beschreibt, dass Liszt das Stück nicht ohne Pause durchhalten konnte, such ich jetzt nicht raus)
 
der Schüler war von Bülow, der Lehrer Liszt, und die Bearbeitung betrifft die Tannhäuserouvertüre (und das Zitat des Bülow-Briefs, worin er beschreibt, dass Liszt das Stück nicht ohne Pause durchhalten konnte, such ich jetzt nicht raus)
Dazu braucht man sich nur einen älteren Clavio-Faden ("Das schwerste Klavierstück") vorzunehmen, um fündig zu werden:
Wagner/Liszt: Tannhäuser Ouvertüre (Transkription)
26.02.1849 Brief Liszt an Wagner: "(...) was erstere (meint die Ouvertüre) betrifft, so glaube ich, daß sich wenige Spieler vorfinden, welche deren technische Schwierigkeit bewältigen werden (...)" - ulkig, denn ansonsten hatte Liszt kein sonderliches Interesse an "technischen Problemen" und entsprechend harsch waren seine Reaktionen auf Fragen, wie man dies oder jenes bewältigen könne...
21.06.1848 Brief Hans von Bülow: "(Klavierfassung Tannh.Ouv.) sieht auch auf dem Papier gar nicht so grausenerregend aus; doch strengte ihn (Liszt) die Ausführung so an, daß er einmal, ziemlich am Ende, einen Augenblick innezuhalten genöthigt war uns sie überhaupt selten spielt, weil es ihn zu sehr angreift"

@lotusblume: Das Duo-Art-System und andere mechanische Aufzeichnungsverfahren, die bis in die frühen 1930er-Jahre zum Einsatz gelangten, ermöglichten bei der Stanzung der Lochstreifen den punktgenauen Austausch falscher Töne - deshalb werden wir nie erfahren, was Friedman und andere Pianisten dieser Zeit wirklich gespielt haben. Nicht von ungefähr zweifeln viele Spezialisten für historische Interpretationen den Aussagewert dieser Einspielungen an. Allerdings haben viele Pianisten sowohl akustische als auch mechanische Dokumente hinterlassen, die im erstgenannten Falle ja keine nennenswerten Manipulationen zulassen sollten. In der Praxis gingen die Produzenten dieser Klavierrollen wahrscheinlich nicht über die heute üblichen tontechnischen Eingriffe hinaus: Massenhaft falsche Töne aufgrund unzulänglicher spieltechnischer Kompetenz hätten so umfangreiche Nachbearbeitungs- und Korrekturmaßnahmen erforderlich gemacht, dass man auch damals auf eine Veröffentlichung verzichtet hätte. Insofern haben diese Rollen vor allem dann einen editorischen Wert, wenn es überhaupt keine akustischen Einspielungen als Vergleich gibt.

Wenn schon Wagner in Zeitdokumenten, empfiehlt sich das Hineinhören in die wohl einzige erhaltene Einspielung mit Felix Mottl (bekannt sind seine Klavierauszüge) am Pult: https://www.youtube.com/watch?v=3JDsVVeIdYg

LG von Rheinkultur
 
sodann gibt es ein Video auf YT, wo man Moisewitsch die gefürchtete Transkription spielen sehen kann
Nämlich hier: https://www.youtube.com/watch?v=XKDYla5C5cA

neues Rätsel: gesucht wird ein ungemein populäres Klavierstück, welches allerdings von seinem Komponisten nie publiziert wurde, da er für seicht und minderwertig hielt
"Für Elise" WoO 59 von Beethoven käme durchaus in Frage, da es zu Lebzeiten nie in Druck ging - im Gegensatz zum "Andante favori" WoO 57, das dann doch nicht Teil der "Waldstein-Sonate" op. 53 werden sollte, weil es seinem Urheber hierfür nicht gewichtig genug erschien. Als Einzelstück wurde es sehr wohl veröffentlicht.

LG von Rheinkultur
 

richtig! Chopin bezeichnete es als "zu sehr im Stile der Kontski und anderer Tiere" :):):)
Alles klar. Aber à propos "Tiere" - Camille Saint-Saëns hat sein wohl populärstes Stück mit der ungewöhnlichen Besetzung nur einmal und dann nie wieder aufgeführt. Und zu Lebzeiten kam es nie zur Veröffentlichung. "Denn nur einmal im Leben ist Karneval", hätte man singen können...!

LG von Rheinkultur
 
Gesucht wird wieder ein sehr schwieriges Stück für Solo-Klavier, diesmal aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Das Stück ist von einer solchen Brutalität geprägt, dass der Komponist angeblich damit regelmäßig Saiten und Hämmer demolierte und das Blut nur so spritzte. :)

Viele Grüße!
 

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