Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Na, dann los - hier ist das neue Rätsel:

Gesucht wird ein Klavierstück aus dem 20. Jahrhundert, das keine 5 Minuten dauert, und in dem keine einzige Taste gedrückt wird. Obwohl das Stück inzwischen schon etliche Jahre auf dem Buckel hat und zu den exemplarischen Werken des 20. Jahrhunderts gezählt wird, empfinden es viele Zuhörer noch heute als Provokation.

Wer ist der Komponist, wie heißt das Stück?

Gruß, Mick

P.S.
Bevor nun die Lösungen im Sekundentakt eintreffen: das gesuchte Klavierstück wurde nicht am 29. August 1952 uraufgeführt. Und Harald Schmidt hat es vermutlich nie gespielt.
Hier werden Tasten in allen möglichen Varianten traktiert, aber nur nicht wie gewohnt angeschlagen: Helmut Lachenmann, Guero (for piano), 1969, with score - YouTube
Ist es das?

LG von Rheinkultur
 
Der Name von John Cage ist bereits gefallen. Von ihm gibt es Stücke für "closed piano", die das Klavier zum Schlaginstrument machen:
John Cage - The Wonderful Widow of Eighteen Springs - YouTube
John Cage: A Flower - YouTube

Aber da ist natürlich die Stimme dabei. Auch im Orchesterapparat (z.B. György Ligeti - Atmosphères - YouTube) gibt es Parts für Klavier/Flügel als Resonanzträger oder Geräuscherzeuger, ohne dass es konventionell über die Tastatur bespielt wird.

LG von Rheinkultur

P.S.: Mal ein Fadenthema? "Klangerweiterungen in experimenteller Klavierliteratur" oder so ähnlich? Sicherlich nicht uninteressant angesichts der Tatsache, dass es entsprechende Pflichtstücke im Studium, bei Wettbewerben etc. geben kann, an denen kein Weg vorbeiführt...?
 
Hier werden Tasten in allen möglichen Varianten traktiert, aber nur nicht wie gewohnt angeschlagen: Helmut Lachenmann, Guero (for piano), 1969, with score - YouTube
Ist es das?

LG von Rheinkultur

Ja - Rheinkultur hat's mal wieder erraten. In Guero wird die Tastatur tatsächlich wie das gleichnamige Percussion-Instrument verwendet. Auch ein paar Pizzicati und etwas Geklopfe gibt es - aber es wird kein einziger "normaler" Klavierton gespielt.

Hier ist ein weiteres Video, bei dem man sieht, wie die Klänge erzeugt werden. Ich denke momentan darüber nach, ob ich das Stück nächstes Jahr bei Jugend musiziert vortrage - die "Noten" habe schon mal besorgt. Aber ob das so gut ankommt? Da bin ich noch im Zweifel ...

Gruß, Mick.
 
Ja - Rheinkultur hat's mal wieder erraten. In Guero wird die Tastatur tatsächlich wie das gleichnamige Percussion-Instrument verwendet. Auch ein paar Pizzicati und etwas Geklopfe gibt es - aber es wird kein einziger "normaler" Klavierton gespielt.

Muss Euch leider wegen des von Mick erwähnten interessanten Instruments "Guiro" / "Guero" kurz OT aufn Sender fallen ;) :

@ Guiro: Da fällt mir nämlich ein Info-Schnipsel ein: In den alten Aufführungen von Gottschalks "Escenas Campestres" sollen wohl auch Guiros verwendet worden sein. Muss absolut geil gewesen sein, damals, zu Gottschalks Zeiten. "Heute", zumindest bei den beiden ( ? ) wichtigen Aufnahmen der letzten Zeit, hat man glaub ich mit Rasseln oder so gearbeitet.

Ich suche die entspr. Stelle raus, und füge dann nachher hier n Link ein.

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OK, hier der Link zur kürzesten ( und für mich ALLERSCHÖNSTEN ) Oper der Welt :

http://www.youtube.com/watch?v=pKsWbckMr0A

und ich finde, ab Minute 7 sind tatsächlich Stellen, an denen früher wohl mit Fug und Recht ein Guiro verwendet worden sein könnte.
Was in der vorliegenden Aufnahme verwendet wurde, weiß ich aber nicht :(

Am besten sowieso GANZ oder ab 6.00 anhören, damit man den Zusammenhang hat.

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LG, Olli, und frohes Weiterrätseln ;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hier ist ein weiteres Video, bei dem man sieht, wie die Klänge erzeugt werden. Ich denke momentan darüber nach, ob ich das Stück nächstes Jahr bei Jugend musiziert vortrage - die "Noten" habe schon mal besorgt. Aber ob das so gut ankommt? Da bin ich noch im Zweifel ..

Das wäre auf jeden Fall ein Garant dafür, dass Du nicht die nächste Runde erreichst:-).
 
Das wäre auf jeden Fall ein Garant dafür, dass Du nicht die nächste Runde erreichst:-).

Das kann man so sicher nicht sagen - das hängt ein wenig davon ab, wer in der Jury sitzt. Leider erfährt man das erst kurz vor dem Wettbewerb, da kann man sein Programm nicht mehr ändern. Zumal ich ja auch noch ein paar andere Sachen mit Tastendrücken spiele. :-)

Gruß, Mick
 
Es stellt sich bei so einem Opus die Frage, ob eine Jury die Interpretation und Werktreue überhaupt beurteilen könnte. Falsche Töne erkennt man ja nicht:-).
 
Im Übrigen hier The Banshee (wer keine Katzengejammer oder Topfkratzen ertragen kann, sollte es sich nicht anhören): The Banshee - Henry Cowell (1925) on Vimeo


Cool! Gefällt mir. Ich habe mir meinem besten Freund und Bandkollegen damals Anfang der Siebziger das Ibach-Klavier meiner Oma stundenlang in ähnlicher Manier bearbeitet. Wahrscheinlich gibt es sogar noch Aufnahmen davon auf irgendwelchen verschimmelten Bändern.

Das war eine tolle Zeit. Wir konnten damals kein Instrument richtig, außer vielleicht bei mir und einem anderen die klassische Gitarre, einer von uns hatte Geige gelernt.

Aber wir haben die tollsten Sachen gemacht, Krummhornquartett, improvisierte atonale A-Cappella-Stücke im Treppenhaus des alten Rathauses, eine coole Version des Deutschlandliedes mit Sitar und ca. 6 m Gartenschlauch mit selbstgedrechseltem Mundstück, Sprachartistik und noch viel mehr. Wenn ich mir heute die alten Sachen anhöre, ist mir klar, daß das krassestes Dilettantentum war, aber im ursprünglichen Sinne des Wortes. Meine alten Kumpels und ich zehren immer noch von dieser Zeit.

Papp
 
Ja - Rheinkultur hat's mal wieder erraten.
Deshalb gibt's nun von einem Wessi ein Rätsel mit Heimvorteil für Ossis (https://www.youtube.com/watch?v=3-ppA7fFDFs). Der Komponist und langjährige Hochschullehrer und -rektor hätte dieses Jahr einen runden Geburtstag begehen können. In seinem Lebenswerk dominiert instrumentale Literatur, besonders auch für Orchesterbesetzungen. Dabei fällt auf, dass er bestimmte Werkgattungen mehrfach aufeinanderfolgend mit Kompositionen bedachte, bevor er sich dem nächsten Werktypus zuwenden sollte. So lässt sich sein orchestrales Werk in drei Gruppen aufteilen: Erst einige Konzerte mit Orchester, dann einige Symphonien, abschließend mehrere "Konzertstücke". Für Klavier gibt es ein Solokonzert und ein dreisätziges Konzertstück - und zwischendurch eine Sonate. Welcher Komponist ist gemeint?

LG von Rheinkultur
 

Prof. Johann Cilensek ist es - und der eher ungewöhnliche Nachname geht auf slowenische Wurzeln zurück.

Stilistisch hat er sich von den ersten für gültig erachteten Kompositionen ab 1948, wozu auch das Klavierkonzert zählt, hin zu späteren Werken (hörbar im Konzertstück) enorm gewandelt. Für vergleichendes Hören eignen sich:
Johann Cilensek - Klavierkonzert
CILENSEK - Piano Concerto 1/2 - YouTube
CILENSEK - Piano Concerto 2/2 - YouTube

Mit einem Video seiner stilistisch beim im Vorjahr entstandenen Klavierkonzert einzuordnenden Sonate kann ich leider nicht dienen. Wie auch immer: Lotusblume ist nach dem Erraten von Benjamin Brittens Altersgenossen als nächstes dran.

LG von Rheinkultur
 
Hallo lotusblume,
wie steht es mit James MacMillens Johannes - Passion, die erstmals in London aufgeführt worden ist ?
LG Doc
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...oder doch eher La Pasión Según San Marcos von Osvaldo Golijov...
 
Das gesuchte Werk gehört zu den wirklich brutalen Brechern der schweren Soloklavier-Literatur. Nach Aussage eines Schülers, hatte selbst der „Komponist", der als großer Virtuose in die Geschichte einging konditionelle Probleme bei diesem Stück.

Viele Grüße!
 
Weil Komponist in Anführungszeichen steht: Liszts Bearbeitung von Schuberts Erlkönig? Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass Liszt damit Probleme hatte. Der hat ja noch deutlich schwierigere Sachen geschrieben.

Gruß, Mick.
 

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