Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Ich habe zumindest noch nichts davon gehört, dass Delibes Chopin-Sachen orchestriert hat.

Ich suche jedenfalls ein Werk, dass nichts mit Delibes zu tun hat. Es ist in seinem Fach alles andere als unbekannt, obwohl es zumindest mittlerweile (glaube ich) recht selten auf dem Spielplan steht. In West und Ost wird es bis heute unter zwei unterschiedlichen Namen geführt, was der etwas verwickelten Entstehungsgeschichte geschuldet ist.
 
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Wow, also das müsste eigentlich einen Sonderpunkt geben, rolf!
Das sehe ich zum ersten Mal; es stammt ja erst von 1987 -- scheint aber (beim googeln gesehen) zumindest in Deutschland mittlerweile häufiger aufgeführt zu werden als das von mir gesuchte Werk.

Beim gesuchten Werk handelt es sich aber um ein einstmals genreprägendes Werk (ganz sicher nicht wegen der Orchestrierung, sondern wegen der Choreographie). Ich sehe gerade, dass es vor ein paar Jahren anscheinend eine ganze Aufführungswelle gab, wohl weil sich die Uraufführung zum 100. Mal jährte.

Teile der Orchestrierung existierten schon einige Jahre vor dem Ballett. Prokofiev und ein anderer berühmter Komponist, der bei ihm studiert hatte, lehnten die Musik des hier orchestrierenden Komponisten als altmodisch ab.
 
Les Sylphides/Chopiniana von Glasunov?

Wenn es das ist, war das ein Elfmeter/Abstauber aus den Vorinformationen. Da wäre ich nie drauf gekommen.
 
Gratulation an Pappnase (der nun wieder an der Reihe ist) und natürlich für rolfs entscheidende Vorarbeit! :)

Les Sylphides
Les Sylphides - Wikipedia, the free encyclopedia (auf der englischen Seite gibt es noch mehr Information über die Aufführungsgeschichte)

Ein Artikel anlässlich des 100. Geburtstages, den ich zufällig gefunden habe:
http://www.nytimes.com/2008/04/07/arts/dance/07kiro.html

Hach, ist das nicht schön, dieser romantische Chopin-Traum?!


P.S. Die Nebenbermerkung über einen Schüler von Glazunov, der zusammen mit Prokofiev die Musik von Glazunov als "altmodisch" kritisierte, bezog sich auf Dmitri Schostakowitsch.
 
Jetzt wieder einen Ausflug Richtung Klaviermusik. So ganz konsequent allerdings nicht, denn das gesuchte Werk ist im Original nicht nur ziemlich genau 200 Jahre älter als die Bearbeitung, sondern auch für zwei Instrumente geschrieben.

Der Bearbeiter war in diesem Geschäft recht virtuos und fruchtbar. Es sind über 200 Bearbeitungen aus den verschiedensten Quellen bekannt. Erstaunlicherweise habe ich von dem Manne erst vor wenigen Jahren gehört, als ich mir eine CD gekauft habe, auf der neben den Schlachtrössern der Bearbeitungskunst wie Bachs Chaconne, Passacaglia und Toccata epidemica auch dieses kleine Stück in c-moll drauf ist. Das liegt aber sicher daran, daß ich in Klaviermusik nicht so besonders fit bin, vielleicht aber auch daran, daß der Bearbeiter nicht so viele eigene Werke geschrieben hat.

Jedenfalls ist die Bearbeitung einer der seltenen Fälle, bei denen ich vom Original, das ich erst danach gehört habe tatsächlich enttäuscht war.

Ich wüßte gerne den Originalkomponisten, das originale Werk und den Bearbeiter.
 
Hach, ist das nicht schön, dieser romantische Chopin-Traum?!

Hab's mir mal angeschaut. Ballett ist ja wirklich Geschmackssache. In dem Fall ist mir das Original lieber...

Ich habe inzwischen auch eine sehr schöne Aufnahme vom Original meines Rätselliedes auf YT gefunden. Ich freue mich schon darauf, wenn ich das hier einstellen darf. Die Transkription ist auch mehrfach dabei, aber leider nicht auf IMSLP.

Ich bin nach dem vielen Hören und einem leckeren Merlot ganz sentimental geworden und bedanke mich einmal für die Gelegenheit, hier bei Euch mitspielen zu dürfen. Ist ja schon etwas esoterisch, was wir hier treiben...

Gute Nacht für heute!
Papp
 
Jetzt wieder einen Ausflug Richtung Klaviermusik. So ganz konsequent allerdings nicht, denn das gesuchte Werk ist im Original nicht nur ziemlich genau 200 Jahre älter als die Bearbeitung, sondern auch für zwei Instrumente geschrieben.

Der Bearbeiter war in diesem Geschäft recht virtuos und fruchtbar. Es sind über 200 Bearbeitungen aus den verschiedensten Quellen bekannt. Erstaunlicherweise habe ich von dem Manne erst vor wenigen Jahren gehört, als ich mir eine CD gekauft habe, auf der neben den Schlachtrössern der Bearbeitungskunst wie Bachs Chaconne, Passacaglia und Toccata epidemica auch dieses kleine Stück in c-moll drauf ist. Das liegt aber sicher daran, daß ich in Klaviermusik nicht so besonders fit bin, vielleicht aber auch daran, daß der Bearbeiter nicht so viele eigene Werke geschrieben hat.

Jedenfalls ist die Bearbeitung einer der seltenen Fälle, bei denen ich vom Original, das ich erst danach gehört habe tatsächlich enttäuscht war.

Ich wüßte gerne den Originalkomponisten, das originale Werk und den Bearbeiter.


Hm ... ich stochere jetzt einfach mal im Nebel: ist der Komponist auch Bach und der Bearbeiter Busoni?
 
Einer der beiden ist richtig.
Das Original ist übrigens in f- moll
 

Ich rate jetzt mal ins Blaue:

Alexander Silotis Transkription des Adagios aus J.S.Bachs Sonate für Violine und obligates Cembalo BWV 1018.
 
So ein Schuß ins Blaue trifft oft ins Schwarze. Auch diesmal.

Genau das Stück meinte ich. Die Bearbeitung ist nicht so weit vom Original weg, allerdings sind die Doppelgriffe der Violine ein kleines bißchen harmonisch aufgefüllt worden.
Hier ist genau die Aufnahme, die ich auch habe.

Mit dem Original tue ich mich immer schwer. Es muß sehr, sehr schwierig zu spielen sein, weniger vom Technischen als vielmehr vom Zusammenspiel. Bei den meisten Aufnahmen habe ich das Problem, daß ich finde, daß die beiden Instrumente nicht 100% zusammen sind, das muß mit der unterschiedlichen Tonerzeugung zusammenhängen. Hier ist eine Aufnahme mit FPZ und Klavier, die sehr schön ist.. Ab 9:50 fängt das Adagio an.

Ich habe einen dicken Band Siloti-Bearbeitungen vom Carl Fischer-Verlag zu Hause. Die meisten davon sind weit jenseits meiner pianistischen Fähigkeiten. Das Adagio ist verhältnismäßig leicht. Ich habe das schon mehreren empfohlen und tue das auch hier. Man findet die Noten auch im Netz, leider nicht bei IMSLP, aber ich bin mir nicht sicher, ob das legal ist. Siloti ist 1945 gestorben, das ist erst 68 Jahre her.

Also, dann mal weiter im Text, kristian.
 
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Ich kannte das Stück nicht, konnte mich aber an ein paar Scheiben mit nicht ausschließlich Bach-Transkriptionen von Busoni (er hat ja keine der Passacaglia gemacht) erinnern, bei Risto Lauriala bin ich dann fündig geworden.

Neues Rätsel:

Der Komponist des gesuchten Werkes lebte zu einer Zeit, in der ein deutlicher Wandel des Klaviers stattfand. Die Gelehrten spekulieren gerne, welche Werke noch für das alte Instrument komponiert worden sind, und welche bereits in kurzen Abschnitten laut-leise benötigen. Das Autograph des gesuchten Werkes ist voll von dynamischen Anweisungen von pp bis ff. Zu diesem Zeitpunkt hat der Komponist aber alle Werke noch als Kompositionen für das alte Instrument betitelt, auf dem diese Anweisungen nicht sinnvoll ausführbar waren. Die Veröffentlichung erfolgte aber erst etwas mehr als eine Dekade später. Dies läßt darauf schließen, dass der Komponist wohl früher als mancherorts angenommen, mit den neuartigen Klangmöglichkeiten umzugehen wusste. Insofern kann dieses Werk als Schlüsselwerk für den Übergang vom alten zum neuen Instrument gesehen werden.

Ein extra Tipp für pianovirus: Kurz vor Schluß gibt es noch einen schönen Neapolitaner.
 
Es gibt von Haydn eine Sonate von 1771, Hob. XVI:20 in c-moll "für Clavier", deren Autograph reichlich Dynamikangaben enthält. Theoretisch könnte die auch für eins der damals gebräuchlichen Cembali mit venetian swell (Jalousieschweller) gedacht gewesen sein.
Haydn wird wirklich unterschätzt. Ich bin ja bekennender Mozart-Nichtliebhaber, aber Haydn läßt mir das Herz aufgehen.
Aber das ist sowieso eher viel zu spät. So richtig überrascht wäre man von einem Stück um 1710. Ich höre vor meinem inneren Ohr eine von Bachs Cembalotoccaten mit einem satten Neapolitaner, aber ich kann es nicht identifizieren.
 
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Genau diese Sonate meinte ich. Im ersten Satz gibt es eine Achtelnoten-Passage in der rechten Hand, bei der abwechselnd für die Achtel p und f notiert ist (das f dabei auf das schwache Achtel, ich glaube, bei Mozart gibt es auch so eine Stelle), das dürfte mit einem Schweller schwer zu realisieren sein. Vermutlich hat Haydn hier schon das Fortepiano gemeint. Die Sonate ist meiner Erinnerung nach erst 1784 erschienen, da hatte Haydn wohl schon Zugriff auf ein Fortepiano. Erst später ist das auf 1771 datierte Autograph entdeckt worden. Zu dieser Zeit hat Haydn bei den Titeln seiner Werke "per il cembalo" zugefügt.
Eine weitere instrumentenmäßige Anekdote bei Haydns Klaviersonate findet sich bei der Es-Dur Sonate Hob. XVI:49, die er Frau von Genzinger gewidmet hat. Er konnte wohl den Gedanken nicht ertragen, dass die Dame dieses Werk auf ihrem abgenutzen Klavier spielen würde. Daher überzeugte er den Fürsten Esterhazy, der Dame ein neues Klavier u schenken, bei dessen Auswahl Haydn Einfluß nahm.

Also bist Du jetzt wieder dran.
 
Na da bin ich aber platt. Vor allen Dingen habe ich vergeblich nach dem prominenten Neapolitaner geforscht. Es gibt u.a. einen im ersten Satz am Ende des Themas, so bei Sekunde +- 23 , je nach Aufnahme, aber der ist nicht so prominent. Ganz am Ende des letzten Satzes ist nur ein sehr diskreter im Durchgang zu hören. Da bin ich mal gespannt, welchen Du gemeint hast.
Schon wieder ich. Muß mal kurz überlegen.
 
Wir wenden uns für das nächste Rätsel einer Form zu, die in ihrem Ursprung ein spanischer Volkstanz war. Man kann den aber in den späteren Ausprägungen eigentlich nicht mehr erkennen, jedenfalls kann ich das nicht. Der vorher erwähnte passus duriusculus ist dagegen häufiger Gast, allerdings im gesuchten Stück eher weniger prominent, aber durchaus vorhanden.

Ein seinerzeit berühmter Virtuose ist der Komponist. Er hat fast nur für Tasteninstrumente geschrieben, darunter auch viele Variationsreihen. Sein letztes veröffentlichtes Werk widmet sich der oben erwähnten Form, und zwar in vollen hundert Variationen.

Wer war es? Und wie heißt das Stück?
 
...dermaleinst, Pappnase, in der Hölle ewigem Fegefeuer, wird dich der steinerne Gast gemeinsam mit der Königin der Nacht Äonen lang maltraitieren...
:):):):)

Der steinerne Gast ist eine Person aus einem unsterblichen Meisterwerk, das seinesgleichen nicht hat. Vielleicht rettet mich das dereinst oder versüßt mir dort den Aufenthalt, obwohl ich im Gegensatz zu dem Herrn Gast nicht explizit eingeladen worden bin. Das andere Zeugs können sie gerne behalten. Aber ich wollte und sollte nicht schon wieder damit anfangen LOL.
 

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