Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

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Hiermit also ein Rätsel von mir:

Das buchstäbliche Konzertchen, das nun gesucht ist, stammt vom Kompositionsschüler einer ihrerzeit sehr bekannten Pädagogin und Musikerin, deren Schwester ebenfalls vielversprechend war, leider aber früh verstarb. Das Werk ist das erste "große" Stück des gesuchten Komponisten, obwohl es sehr kurz ist - die Dauer beträgt in Minuten nur knapp die Hälfte der Jahre, die der Komponist zum Entstehungszeitpunkt alt war.

Wie heißen Lehrerin (samt Schwester), ihr auch heute noch bekannter Schüler und welche ist die beschriebene Komposition?

Dimo, falls dus wieder sofort weißt, behalts erstmal für dich :p Ich schätze, dass du aufgrund unserer letzten Unterhaltungen einen Wissensvorsprung hast :D
 
Lieber Friedrich,


ist keine Option! Man setze sich auf den Hosenboden, nehme sich diese zehn wundervollen Sonaten, die mit zum Schönsten gehören, was die Spätromantik bis hin zur Frühmoderne zu bieten hat zur Hand, komme u.a. zur 3. Sonate, erfreue sich u.a. an jedem Quartsprung, den man erkennt und ernte bei der nächsten Frage nach diesen genialen Sonaten Ruhm und Ehre, wie es nun Stilblüte getan hat. :p

Die 3. Sonate ist richtig!

Zur Erklärung...

Zitat von Wiki:
Die Sonate mit einer Spieldauer von etwa 18 bis 20 Minuten ist viersätzig:
I. Drammatico
II. Allegretto
III. Andante
IV. Presto con fuoco – Maestoso

Die Sonate wurde später mit einem psychologisierenden Programm versehen, das wahrscheinlich 1905 von Skrjabins zweiter Ehefrau Tatjana de Schloezer verfasst wurde, aber vom Komponisten autorisiert ist. In der Übersetzung aus dem Französischen heißt es darin[1]:

a) Die freie, ungezähmte Seele stürzt sich mit Leidenschaft in Schmerz und Kampf

b) Die Seele hat eine Art von momentaner, trügerischer Ruhe gefunden […]. Aber der leichte Rhythmus, die duftenden Harmonien, sind nur ein Schleier, durch welchen die unruhige, wunde Seele hindurchscheint

c) Die Seele treibt auf einem Meer von sanften Gefühlen und von Melancholie […]

d) Im Aufruhr der entfesselten Elemente kämpft die Seele, wie trunken. Aus den Tiefen des Seins erhebt sich die ungeheure Stimme des Gott-Menschen, dessen Siegesgesang triumphierend widerhallt! […]

Ich liebe diese Sonate, besonders die ersten beiden Sätze. Der zweite Satz klingt gar nicht so schwierig, ich bin aber daran verzweifelt (was erst mal nicht so viel heißt :p). Allein die Stimmung der ersten Takte richtig einzufangen ist sehr schwierig. Irgendwann werde ich es sicher noch mal probieren.

Hier eine wundervolle Einspielung der Sonate von Margulis.



Auch Kissin hat eine tolle Aufnahme dieser Sonate eingespielt, gerade was den zweiten Satz betrifft, ist seine Einspielung für mich unübertrefflich.

Viele Grüße!
 
Hm, mir fällt im Moment nur das Lied "Innsbruck ich muss dich lassen" von H. Isaac (musste ich googeln, ich wusste nämlich nicht den Komponisten des Liedes) ein, das in meiner Erinnerung als "O Welt, ich muss dich lassen" von Praetorius in Kirchen gesungen wird. Bzw. dann müsste es ja andersherum sein.

Beste Lichtgestalt,

ich sehe gerade, daß ich Deinen Beitrag nicht sorgfältig genug gelesen habe. Mein Ev. Kirchengesangbuch (Ausgabe für Bayern und Thüringen) behauptet, daß die Kontrafaktur "O Welt ich muß Dich lassen..." anonym sei und für das Jahr 1555 in Nürnberg belegt. Als Komponist der Melodie wird richtig "Heinrich Isaac, um 1495" genannt. Nur der guten Ordnung (oder Pedanterie?) halber.

Grüße,

Friedrich

- der mit diesem Einwurf den Fortgang des Rätsels nicht inhibieren wollte.
 
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ich sehe gerade, daß ich Deinen Beitrag nicht sorgfältig genug gelesen habe. Mein Ev. Kirchengesangbuch (Ausgabe für Bayern und Thüringen) behauptet, daß die Kontrafaktur "O Welt ich muß Dich lassen..." anonym sei und für das Jahr 1555 in Nürnberg belegt. Als Komponist der Melodie wird richtig "Heinrich Isaac, um 1495" genannt. Nur der guten Ordnung (oder Pedanterie?) halber.

Lieber Friedrich,

das ist jetzt wirklich interessant! Ich habe auch nachgesehen und richtig - Isaac war der Erste und der Komponist der Melodie. Ich habe auch nur gefunden, dass "O Welt, ich muss dich lassen" aus der Zeit der Reformation stammt: Chorale Melody: O Welt, ich muss dich lassen / Nun ruhen alle Walder

Praetorius hat wohl diesen Chorsatz komponiert:

O Welt, ich muss dich lassen - Noten - Michael Praetorius - Verlag Doblinger Musikverlag DOS-00049 - geistlich - alle-noten.de - Notenversand Kurt Maas

http://www1.cpdl.org/wiki/index.php/O_Welt,_ich_muß_dich_lassen_(Michael_Praetorius)

Im MGG steht aber nichts davon bei Praetorius und auch nichts bei Isaac. Vermutlich hat jemand anonym die Kontrafaktur geschrieben und Praetorius hat sie als Basis für seinen Chorsatz genommen, oder?

Liebe Grüße und danke für den Hinweis!

chiarina

P.S.: Auf Nadia Boulanger hatte ich auch getippt, habe aber sicherheitshalber noch mal nachgesehen, ob Cecile Chaminade eine Schwester hatte. :D Hatte sie, aber sie erfreute sich an der Seite ihres Gatten Moritz Moszkowski bester Gesundheit. :p

Ich habe leider keine Ahnung, was das für ein Komponist und Stück sein könnte.
 
Guten Abend!

Mein Geheimtipp: Aaron Coplands "Le chat et la souris".

Bin zur Zeit recht Internet-abstinent und gebe das nächste Rätsel
deshalb an jemanden ab, der sich berufen fühlt.

HG, Gomez
 
Nadja Boulanger ist richtig, der Komponist wurde noch nicht genannt. Der Name ist durch und durch französisch...
 

Ich mach einfach mal weiter…

Ein Komponist hatte mal eine Idee für einen großen Zyklus. Genau genommen hat er diesen aber nur zur Hälfte umgesetzt. Dafür hat ein anderer Komponist, der ein großer Bewunderer des ersten Komponisten war, den Zyklus nach dem Tod des ersten Komponisten „vollendet“, sogar unter demselben Zyklus-Namen. Diese zweite Hälfte hat bis heute bei weitem nicht den Bekanntheitsgrad der ersten Hälfte erreicht, erfreut sich aber zunehmender Beliebtheit, zumindest östlich des deutschen Sprachraumes.

Gesucht sind die Komponisten und der Name des Zyklus.
 
Die sehr berühmte erste Hälfte des Zyklus kennt sicher so gut wie JEDER hier, auch wenn aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades (gilt auch für die zweite Hälfte) nur äußerst wenige hier etwas daraus gespielt haben dürften. Zyklisch wird das Ganze auch eher selten aufgeführt, normaler Weise nur einzelne Stücke daraus.
 
Sergei Ljapunow, 12 Etudes d'exécution transcendante op. 11 (1897–1905)
 
Ich gebe erst mal ab, weil ich im Büro wenig Zeit zum formulieren habe, und daheim mein DSL-Router in die ewigen Jagdgründe gegangen ist.
 
Was man hier alles lernt!!! Dass die Lyapunov-Etüden genau die Tonarten von Liszt ergänzen, war mir nie aufgefallen.

Ich wusste auch nicht, dass Liszt wirklich selbst 24 geplant hatte - gibt es dafür tatsächlich Belege? Das finde ich nämlich angesichts der jahrzehntelangen, mehrphasigen Überarbeitungsgeschichte der 12 Etüden sehr überraschend, dass dann weitere 12 geplante während dieser langen Zeit nie angegangen wurden.
 
Was man hier alles lernt!!! Dass die Lyapunov-Etüden genau die Tonarten von Liszt ergänzen, war mir nie aufgefallen.

Ich wusste auch nicht, dass Liszt wirklich selbst 24 geplant hatte - gibt es dafür tatsächlich Belege? Das finde ich nämlich angesichts der jahrzehntelangen, mehrphasigen Überarbeitungsgeschichte der 12 Etüden sehr überraschend, dass dann weitere 12 geplante während dieser langen Zeit nie angegangen wurden.
Ein auf Liszt zurückgehendes Konzept, eine eher bei Tschaikowsky ansetzende Stilistik - und der Komponist spielt selbst:
https://www.youtube.com/watch?v=Vl_HHeuItQ0

Viel Vergnügen beim Anhören wünscht
Rheinkultur
 
Was man hier alles lernt!!! Dass die Lyapunov-Etüden genau die Tonarten von Liszt ergänzen, war mir nie aufgefallen.

Ich wusste auch nicht, dass Liszt wirklich selbst 24 geplant hatte - gibt es dafür tatsächlich Belege? Das finde ich nämlich angesichts der jahrzehntelangen, mehrphasigen Überarbeitungsgeschichte der 12 Etüden sehr überraschend, dass dann weitere 12 geplante während dieser langen Zeit nie angegangen wurden.

Liszt hatte für die zweite Entwicklungsstufe der Etüden, also die Grande Etudes ursprünglich 24 Etüden durch alle Tonarten geplant. Warum er es letztendlich bei 12 Etüden, die den gesamten linken Teil des Quintenzirkels abdecken belassen hat, kann ich nicht sagen. Ljapunow hielt es auf jeden Fall für eine tolle Idee, sich der anderen Hälfte zuzuwenden.

Viele Grüße!
 

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