Sunshine Yellow
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Da ich hier auch von den zahlreichen Erfahrungsberichten profitiert habe, möchte ich – wenn auch verspätet – von meinem Flügelkauf und der Ausbesserung seiner Schellackoberfläche berichten und hoffe, dass das einigen von euch auch mal helfen kann.
Teil 1 – Flügelkauf und Transport
Eigentlich (wenn das Wort fällt ist es bei mir „eigentlich“ schon zu spät), wollte ich ja kein akustisches Klavier. Durch die tollen Berichte hier und meinen Klavierlehrer wurde ich aber dann doch angefixed und das Thema „Flügel“ waberte in meinem Hirn. In unserem Haus hätte ich allerdings unbedingt ein Silent System benötigt, was dann echt den preislichen Rahmen gesprengt hätte. Als mein Mann dann jedoch eine super Idee für einen alternativen Aufstellort ins Spiel brachte, war das Silent nicht mehr nötig. Das erweiterte den Spielraum natürlich immens und ich bin mal losgezogen, zu den Klavierhäusern im Umkreis. Von meinem Hybrid kommend dachte ich eigentlich, dass Yamaha bei mir ganz weit vorne sein wird. Ein gebrauchter C3 und G2 hatten mich allerdings weder klanglich noch von der Tastatur begeistert. Auch ein neuer GC-1 klang mir zu brillant. Ein neuer Kawai GL-30 kam in die engere Auswahl. Hier konnte ich sogar mit meinem KL eine Klavierstunde lang drauf spielen, da das Musikhaus direkt neben der Musikschule ist. Schönes Instrument, preislich im Budget, toller Service vom Musikhaus. Die Tastatur hat mich allerdings nicht umgehauen. Ich fand sie recht schwergängig (@ChristianN ich musste da sehr an Dich denken!), dachte aber, dass ich mich wahrscheinlich dran gewöhne. Das Musikhaus hat mir noch einen Klavierbauer in der Nähe empfohlen, der auch einen gebrauchten Kawai da hätte.
Also habe ich dort nochmal vorbei geschaut. Der Kawai war nicht interessant aber der Steinway A von 1910, der noch im unrestaurierten Zustand daneben stand hatte was… Mir war allerdings klar, dass der nicht in mein Budget passen würde, wenn er erstmal „fertig“ ist. Der Klavierbauer erzählte dann, dass er solche Instrumente erst aufbereitet, wenn er einen Interessenten hat, da doch die Wünsche teilweise stark auseinander gehen. Ich meinte dann, dass er für mich z.B. keinen Cent in die Optik stecken müsste.
Ich ließ meine Kontaktdaten da, falls er was Interessantes reinbekommen würde und wir fuhren wieder nach Hause. Nach ca. 2h klingelt mein Handy. Der Klavierbauer. Er hätte sich den Steinway nochmal genauer angesehen und die Grundsubstanz wäre noch richtig gut. Ohne Lackaufbereitung lägen wir preislich in meinem Budget… Oh, oh. Was tun? Ich hatte mich noch gar nicht so richtig mit dem Instrument beschäftigt, da ich ja dachte, dass es preislich in einer anderen Liga spielt. Also bin ich eine Woche später nochmal hin, um genauer zu schauen und natürlich mit jeder Menge Fragen und Prüfpunkten hier aus dem Forum im Gepäck – dafür mal ein ganz herzliches Danke an alle!
Der Klavierbauer hat von sich aus angefangen alles zu zeigen, auseinanderzunehmen und zu erklären (Resonanzboden ohne Risse, Stimmwirbel noch fest, Steg einwandfrei, Hammerköpfe noch mit genug Filz, um noch ein oder zwei mal abzuziehen, etc.). Er hat so im Grunde meine Liste proaktiv abgearbeitet. Das hat bei mir schon mal sehr für Vertrauen gesorgt. Er bot dann an, dass er den Flügel überarbeiten würde (Reinigen, Dämpfung neu setzen, Regulieren, Pedalanlage überarbeiten, etc.) und ich dann in ca. 4 Wochen nochmal kommen und mir das Ergebnis in Ruhe anschauen kann. Wenn er mir nicht zusagt, hätte ich keine Kosten.
Warten ist so gar nicht meine Stärke aber zum Glück hatte ich in der Zwischenzeit was zu tun. Der Flügel sollte nämlich durchs Treppenhaus und es würde knapp werden. Also haben wir ein Modell aus alten Holzlatten gebaut und mal Probegetragen – es ging! Der Klavierbauer, der auch den Transport machen würde, war ganz begeistert und hat sich das ganze vor Ort angeschaut und bei einem zweiten Besuch sogar mit einem speziell gekürzten Transportschlitten (damit nichts übersteht) eine Generalprobe gemacht. Fazit: eine Herausforderung aber er würde sie annehmen
Die 4 Wochen waren endlich um und mein Mann und ich sind ganz gespannt am Ostersamstag wieder zum Klavierbauer gefahren. Es war für mich eine schwierige Entscheidung, wie sie auch einige hier im Forum schon hatten: der neue Kawai, solide aber ohne „Seele“ oder der alte Spitzenflügel, mit viel Charme aber eventuell noch auftretenden Baustellen? Klar gibt es vom Klavierbauer Garantie aber auch er hat ja keine Glaskugel.
Als wir dann endlich vor dem Steini standen hat dann erstmal der Klavierbauer gespielt. Bei den ersten Tönen ging mir das Herz auf! Was für ein Klang. Ich selbst bin leider sehr gehemmt, wenn andere zuhören aber nach einer Weile bin ich ein bisschen „warm“ geworden. Die Tastatur - @ChristianN auch hier bemühe ich wider Deine Beschreibung, weil sie einfach so zutrifft – spielt sich wie Butter.
Es war also eine klare Sache, der Steinway wird bei mir einziehen. Ich habe noch eine tolle Klavierbank dazu verhandelt und dann hieß es nochmal eine Woche bis zum Transport warten.
Dank der Generalprobe mit dem Modell war klar, worauf zu achten war und in nicht mal 10 Minuten stand der Steini an Ort und Stelle. Nur eine Putzleiste an einer Ecke musste dran glauben, weil es dort so eng war und das Scharnier vom Deckel hängen blieb.
Ich hatte mir ein bisschen Sorgen wegen der Akustik gemacht, da der 45 qm Raum wenig Möbel und Vinylboden ohne Teppich hat. Dafür gibt es eine Dachschräge (2 m Kniestock) und die Decke ist offen mit sichtbaren Kehlbalken. Da bricht sich der Schall anscheinend ausreichend, so dass es nicht unangenehm hallt. Evtl. kommen eh noch ein paar mehr Möbel aber nötig ist es echt nicht.
Außer dem Polieren des „Naturbelags“ der Tasten und der Messingteile, sowie dem Reinigen des Innenlebens wurde optisch ja nach Absprache nichts gemacht. Es gab aber einige größere Schäden, die ich gerne ein wenig verbessern wollte. Also habe ich mich ins zweite Abenteuer gestürzt: Schellack.
Teil 1 – Flügelkauf und Transport
Eigentlich (wenn das Wort fällt ist es bei mir „eigentlich“ schon zu spät), wollte ich ja kein akustisches Klavier. Durch die tollen Berichte hier und meinen Klavierlehrer wurde ich aber dann doch angefixed und das Thema „Flügel“ waberte in meinem Hirn. In unserem Haus hätte ich allerdings unbedingt ein Silent System benötigt, was dann echt den preislichen Rahmen gesprengt hätte. Als mein Mann dann jedoch eine super Idee für einen alternativen Aufstellort ins Spiel brachte, war das Silent nicht mehr nötig. Das erweiterte den Spielraum natürlich immens und ich bin mal losgezogen, zu den Klavierhäusern im Umkreis. Von meinem Hybrid kommend dachte ich eigentlich, dass Yamaha bei mir ganz weit vorne sein wird. Ein gebrauchter C3 und G2 hatten mich allerdings weder klanglich noch von der Tastatur begeistert. Auch ein neuer GC-1 klang mir zu brillant. Ein neuer Kawai GL-30 kam in die engere Auswahl. Hier konnte ich sogar mit meinem KL eine Klavierstunde lang drauf spielen, da das Musikhaus direkt neben der Musikschule ist. Schönes Instrument, preislich im Budget, toller Service vom Musikhaus. Die Tastatur hat mich allerdings nicht umgehauen. Ich fand sie recht schwergängig (@ChristianN ich musste da sehr an Dich denken!), dachte aber, dass ich mich wahrscheinlich dran gewöhne. Das Musikhaus hat mir noch einen Klavierbauer in der Nähe empfohlen, der auch einen gebrauchten Kawai da hätte.
Also habe ich dort nochmal vorbei geschaut. Der Kawai war nicht interessant aber der Steinway A von 1910, der noch im unrestaurierten Zustand daneben stand hatte was… Mir war allerdings klar, dass der nicht in mein Budget passen würde, wenn er erstmal „fertig“ ist. Der Klavierbauer erzählte dann, dass er solche Instrumente erst aufbereitet, wenn er einen Interessenten hat, da doch die Wünsche teilweise stark auseinander gehen. Ich meinte dann, dass er für mich z.B. keinen Cent in die Optik stecken müsste.
Ich ließ meine Kontaktdaten da, falls er was Interessantes reinbekommen würde und wir fuhren wieder nach Hause. Nach ca. 2h klingelt mein Handy. Der Klavierbauer. Er hätte sich den Steinway nochmal genauer angesehen und die Grundsubstanz wäre noch richtig gut. Ohne Lackaufbereitung lägen wir preislich in meinem Budget… Oh, oh. Was tun? Ich hatte mich noch gar nicht so richtig mit dem Instrument beschäftigt, da ich ja dachte, dass es preislich in einer anderen Liga spielt. Also bin ich eine Woche später nochmal hin, um genauer zu schauen und natürlich mit jeder Menge Fragen und Prüfpunkten hier aus dem Forum im Gepäck – dafür mal ein ganz herzliches Danke an alle!
Der Klavierbauer hat von sich aus angefangen alles zu zeigen, auseinanderzunehmen und zu erklären (Resonanzboden ohne Risse, Stimmwirbel noch fest, Steg einwandfrei, Hammerköpfe noch mit genug Filz, um noch ein oder zwei mal abzuziehen, etc.). Er hat so im Grunde meine Liste proaktiv abgearbeitet. Das hat bei mir schon mal sehr für Vertrauen gesorgt. Er bot dann an, dass er den Flügel überarbeiten würde (Reinigen, Dämpfung neu setzen, Regulieren, Pedalanlage überarbeiten, etc.) und ich dann in ca. 4 Wochen nochmal kommen und mir das Ergebnis in Ruhe anschauen kann. Wenn er mir nicht zusagt, hätte ich keine Kosten.
Warten ist so gar nicht meine Stärke aber zum Glück hatte ich in der Zwischenzeit was zu tun. Der Flügel sollte nämlich durchs Treppenhaus und es würde knapp werden. Also haben wir ein Modell aus alten Holzlatten gebaut und mal Probegetragen – es ging! Der Klavierbauer, der auch den Transport machen würde, war ganz begeistert und hat sich das ganze vor Ort angeschaut und bei einem zweiten Besuch sogar mit einem speziell gekürzten Transportschlitten (damit nichts übersteht) eine Generalprobe gemacht. Fazit: eine Herausforderung aber er würde sie annehmen
Die 4 Wochen waren endlich um und mein Mann und ich sind ganz gespannt am Ostersamstag wieder zum Klavierbauer gefahren. Es war für mich eine schwierige Entscheidung, wie sie auch einige hier im Forum schon hatten: der neue Kawai, solide aber ohne „Seele“ oder der alte Spitzenflügel, mit viel Charme aber eventuell noch auftretenden Baustellen? Klar gibt es vom Klavierbauer Garantie aber auch er hat ja keine Glaskugel.
Als wir dann endlich vor dem Steini standen hat dann erstmal der Klavierbauer gespielt. Bei den ersten Tönen ging mir das Herz auf! Was für ein Klang. Ich selbst bin leider sehr gehemmt, wenn andere zuhören aber nach einer Weile bin ich ein bisschen „warm“ geworden. Die Tastatur - @ChristianN auch hier bemühe ich wider Deine Beschreibung, weil sie einfach so zutrifft – spielt sich wie Butter.
Es war also eine klare Sache, der Steinway wird bei mir einziehen. Ich habe noch eine tolle Klavierbank dazu verhandelt und dann hieß es nochmal eine Woche bis zum Transport warten.
Dank der Generalprobe mit dem Modell war klar, worauf zu achten war und in nicht mal 10 Minuten stand der Steini an Ort und Stelle. Nur eine Putzleiste an einer Ecke musste dran glauben, weil es dort so eng war und das Scharnier vom Deckel hängen blieb.
Ich hatte mir ein bisschen Sorgen wegen der Akustik gemacht, da der 45 qm Raum wenig Möbel und Vinylboden ohne Teppich hat. Dafür gibt es eine Dachschräge (2 m Kniestock) und die Decke ist offen mit sichtbaren Kehlbalken. Da bricht sich der Schall anscheinend ausreichend, so dass es nicht unangenehm hallt. Evtl. kommen eh noch ein paar mehr Möbel aber nötig ist es echt nicht.
Außer dem Polieren des „Naturbelags“ der Tasten und der Messingteile, sowie dem Reinigen des Innenlebens wurde optisch ja nach Absprache nichts gemacht. Es gab aber einige größere Schäden, die ich gerne ein wenig verbessern wollte. Also habe ich mich ins zweite Abenteuer gestürzt: Schellack.
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