Erfahrungsaustausch Spätberufene

Aus der Heimlichkeit hat mich schon mein Nachbar heraus geholt, als er im Flur die Melodie pfiff, die ich zu der Zeit übte.
Ist bei mir so ähnlich: meiner pfeift aber nicht, sondern klopft mehr oder weniger rhythmisch mit dem Besenstiel an die Decke, wenn ich, ebenfalls mehr oder weniger rhythmisch, mit Inbrunst in die Tasten hämmere...😆😆
 
Sowas habe ich momentan mit einem meiner Mitbewohner.

Der summt öfter mal was aus dem dritten Satz der Mondscheinsonate vor sich hin. Oft sogar Stellen, mit denen ich selbst noch hadere.
Vor kurzem hörte ich sogar einen der Bauarbeiter nebenan die Melodie des Cantabile aus der Pathetique pfeifen (aber er ist nichtmal so weit gekommen, wie James Last seinerzeit) ... auch ein Stück, das ich regelmäßig spiele.
st bei mir so ähnlich: meiner klopft mehr oder weniger rhythmisch mit dem Besenstiel an die Decke, wenn ich, ebenfalls mehr oder weniger rhythmisch, mit Inbrunst in die Tasten hämmere...😆
Vielleicht ist der nebenberuflich Metronom und will dir nur helfen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Muss ich mir eigentlich Sorgen machen, wenn es gelegentlich anfängt zu regnen, während ich die Regentropfenprelude spiele?
 
Ist bei mir so ähnlich: meiner pfeift aber nicht, sondern klopft mehr oder weniger rhythmisch mit dem Besenstiel an die Decke, wenn ich, ebenfalls mehr oder weniger rhythmisch, mit Inbrunst in die Tasten hämmere...😆😆

Wie war das noch?

Neulich klingelte mein Nachbar nachts um halb vier wie wild an der Wohnungstür.
Ich hab mich dermaßen erschrocken, dass mir fast die Bohrmaschine aus der Hand gefallen wäre...

;-)

Ich bin zum Glück in der komfortablen Situation, ein "EFH" zu bewohnen - die einzige Person, die regelmäßig mein armseliges Geklimper ertragen muss, ist meine Klavierlehrerin (OK, und ihr Mann).
Aber die kriegt auch Schmerzensgeld dafür...

Beim Üben hört keiner mit, und ich mach auch die Fenster zu, ums den Nachbarn zu ersparen.
Mit dem Üben auf Musikinstrumenten ist es ja wie beim Furzen - nur die eigenen riechen gut...
 
Vor Schülervorspiele drücke ich mich bisher. Ob aber meine Familie mir zuhören muss oder meine Nachbarn , ist mir ziemlich Schnuppe.

Noch spiele ich relativ oft mit Kopfhörern, nicht weil es mir peinlich oder unangenehm ist, wenn sie mich hören, sondern um sie nicht zu sehr zu nerven, da ich an manchen Tagen, wenn ich frei habe, bis zu 3x am Klavier sitze zum Üben, und ich kann dann zu jeder Tages- und Nachtzeit spielen.

Sobald ich endlich ein richtiges Klavier habe, werde sie sich aber an mehr Geklimper meinerseits gewöhnen müssen. Das E-Piano wird aber sicherlich weiterhin oft gequält werden.
Meine direkten Nachbarn sind aber glücklicherweise sehr tolerant und obendrein sind unsere Reihenhäuser gut schallisoliert. Wenn mich draußen einer hört, hat er halt Pech oder Glück gehabt.

Ein Grund, warum ich mich vor den Vorspielen drücke ist die Zusammensetzung der Zuhörerschaft.
Meine Familie macht keine Musik, und viele Fehler bekommen die gar nicht mit. Bei den Vorspielen sitzen aber Lehrer und Schüler auf den unterschiedlichste Niveaus.

Seitdem ich Gesangsunterricht hatte, bin ich von Jahr zu Jahr zu einem schlechten, kritischen Zuhörer mutiert. Ich kann Gesang als Zuhörer fast nur noch auf professionellem Niveau ertragen, außer es sind Kinder.

Nicht falsch verstehen, mich stört dieses automatische Analysieren von Fehlern beim Zuhören maßlos, ich will das gar nicht, ich möchte einfach nur Zuhören, aber ich kann das einfach nicht mehr abstellen. Beim Klavier ist es zum Glück beim Zuhören von anderen noch nicht so ausgeprägt wie beim Gesang.

Mit mir selber bin ich noch viel kritischer und auf meinem jetzigen Niveau würde meine Leistung beim Vorspiel meinen eigenen Erwartungen nicht im Mindesten standhalten.
Und da ich davon ausgehe, dass andere Musiker, ab einem gewissen Niveau, ebenfalls anfangen immer mehr das gehörte zu analysieren, mag ich derzeit einfach nicht vorspielen.

Ich finde es immer toll, wie unbedarft die meisten Kinder in der Beziehung sind und bin froh, dass ich zumindest bei ihnen ohne Wertung zuhören kann.
 
Und da ich davon ausgehe, dass andere Musiker, ab einem gewissen Niveau, ebenfalls anfangen immer mehr das gehörte zu analysieren, mag ich derzeit einfach nicht vorspielen.
Oh, ich hatte mal vor ca. 1 1/2 Jahren (mit genau so viel Spielerfahrung) im Rahmen eines Workshops mit Stilblüte in Würzburg vorspielen dürfen und 5 (für mich) Profi-Pianisten aus Clavio saßen mit dabei und hörten zu. Ich habe dabei beim Spielen einer Sonatine von Kuhlau total daneben gehauen und die Nervosität ist auf Hochtouren gelaufen. Peinlich, peinlich .... aber da muß man einfach durch. Stilblüte hatte dann alles mit Geduld und pädagogischem Können gut mit mir gemeistert und mein Spiel wieder auf die Reihe gebracht :-)
 
Mit mir selber bin ich noch viel kritischer und auf meinem jetzigen Niveau würde meine Leistung beim Vorspiel meinen eigenen Erwartungen nicht im Mindesten standhalten.
Ich bin immer noch am Anfang der Stunde nervös, wenn ich meinem KL vorspiele, das gibt sich dann zum Glück. Und wenn meine Tochter und Freundinnen im Zimmer durchhuschen, ist auch gleich alles aus. Mein KL meint, ich solle immer mal wieder Freunden/Bekannten vorspielen, um mich daran zu gewöhnen.
Ich bin so wenig bei mir und der Musik, wenn jmd. zuhört, dass ich dann natürlich auch Fehler an den unmöglichsten Stellen mache.
Ich bewundere sehr, wie sich Berufsmusiker bei Konzerten so ganz versenken können. Auch das muss wohl einige Jahre geübt werden...
 

Ich bewundere sehr, wie sich Berufsmusiker bei Konzerten so ganz versenken können. Auch das muss wohl einige Jahre geübt werden..
Ich glaube das hängt ein bißchen am Alter und an der Gewöhnung.
Mein Kind liebt Vorspiele, konnte aber 2 Abende vor dem ersten 5 Minuten Referat seines Lebens nicht einschlafen. (Thema: Erzähle etwas über dein Lieblingsbuch)
Mit seinem ex Gitarrenlehrer vor einem vollbesetzten Biergarten Gitarre spielen hat dagegen keinerlei Überedung gekostet. Zitat: Ist mir doch egal wer da hockt, ich spiel einfach mit meinem Lehrer wie immer.
 
Zitat: Ist mir doch egal wer da hockt, ich spiel einfach mit meinem Lehrer wie immer.
Glückwunsch ... mit dieser Einstellung gibt es quasi keine Lampenfieber-Hürden mehr.

Auch wenn ich bei "ist mir doch egal"-Formulierungen immer etwas an eine Trotzreaktion denken muss. Aber das hilft ja manchmal auch.

Mein liebster ist:
"Ist mir doch egal, ob das ne Bühne oder nur der Toilettenzugang ist ... wenn ICH hier stehe und Bass spiele, ist das Bühne".
 
Ich dachte mir bei meinem Vorspiel, um mir Mut zu machen, dass die ganzen Kinder da vielleicht stolz sind, wenn sie auch mal was besser können als ein Erwachsener. Und dass die zuhörenden Eltern dann auch noch mehr stolz auf ihre Kinder sein können.
So dass im Grunde alle was von meinem Geklimper haben, auch wenn es nicht unbedingt höchster musikalischer Genuss ist.
Es haben dann übrigens auch nicht alle Kinder besser gespielt als ich... :puh:
Aber meine Hände haben ganz schön gezittert...
 
Da mein KL ein sehr solides Rentenalter hat, ist er coronamäßigen sehr vorsichtig. Deshalb hat mich das Vorspiel bisher nur zu Hause und über Skype erwischt.
Die Coolness am Klavier zu sitzen und einfach mein Ding zu machen, habe ich leider überhaupt nicht.
 
Ach, wie ich Dich beneide ... Ich kann kein einziges Stück auswendig. Bleibt einfach nicht hängen. Ich brauche immer die Noten. :020:

Naja, dafür kann ich mir einfach Texte extrem schwer merken. Alles, was ich nicht regelmäßig immer mal wieder spiele ist dann auch irgendwann wieder weg.
Das auswendig Lernen kommt einfach beim Üben.

Warum mir die Klavierstücke schnell ins Gedächtnis gehen, aber Texte einfach nicht hängen bleiben, möchte ich auch gerne mal wissen. :016:
 
Warum mir die Klavierstücke schnell ins Gedächtnis gehen, aber Texte einfach nicht hängen bleiben, möchte ich auch gerne mal wissen.
Ich bin zwar kein Experte, aber von dem was ich aus den Seminaren zu Entwicklungs- und Lernpsychologie behalten habe, könnte ich mir vorstellen, dass es was mit unterschiedlichen "rehearsal-Strategien" für die Inputs aus "Sprache" und "Musik" zu tun hat.
Du merkst dir Musik einfach effektiver als Sprache.

Ein Dozent hat uns das gerne an Telefonnummern veranschaulicht. Ich versuche mal, ob ich das noch auf die Reihe kriege.

Prämisse 1: Begrenzter Speicherplatz ... genaue Zahlen sind hier unwichtig, es geht ums Prnzip. Nehmen wir einfach an, du kannst 20 "Positionen" speichern.

Prämisse 2: Eine "normale" Telefonnummer hat ohne Vorwahl meist 6 bis 8 Stellen.

Es gibt Menschen, die merken sich Telefonnummern Zahl für Zahl.
Die können auf den 20 Positionen nur 2,5 bis 3,333 Telefonnummern abspeichern, weil sie für jede Ziffer eine Position belegen.

Dann gibt es Leute, die bilden Blocks, merken sich also die Zahlenfolge 132435 z.B. als "13", "24", "35". Diese Menschen können auf den 20 Positionen schon 5 bis 6,666 telefonnummern merken, weil sie auch mehrstellige Zahlen als "Einheit" abspeichern können. Je größer die Bündel, desto mehr geht ... logisch.

Dann gibt es noch die, die sich keine Zahl, sondern eher ein Muster auf einer 10er Tastatur merken ... und da diese Muster für jede Telefonnummer anders aussehen, können die auf jeder einzelnen Position eine ganze Nummer abspeichern.

Ich kann mir z.B. keine Muster merken (habs versucht, klappt irgendwie nicht), aber ich bündle meine 11stellige Mobilnummer (mit Vorwahl) in Gruppen zu 4 (Vorwahl), 3, 2 und 2 und trainiere im Job gerade auf dreistellige Bündelung.

Ich merke gerade wie oldschool dieses Beispiel klingt ... ich habe kaum noch Nummern im Kopf ... alles nur noch aufm Handy.

Eventuell gibt es bei Musik und Sprache ja ähnliche Optimierungsmöglichkeiten. Studierte Musikpädagogen sollten da doch eigentlich was zu sagen können (watn Lack, dat ich keinen bin), wenn sie sich mit der Frage beschäftigt haben, wie Menschen Musik memorieren.
 
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Ich kann kein einziges Stück auswendig. Bleibt einfach nicht hängen. Ich brauche immer die Noten.
Geht mir auch so. Ich lerne inzwischen aber (für mich) kompliziertere Stücke - Clavio sei Dank - mit dem Übeexperiment von @Stilblüte auswendig. War das nicht erst jüngst nochmal irgendwo verlinkt? :denken:
Also ich suche mir in jeder Zeile einen Takt als Startpunkt aus, von dem ich das Stück übe. Diese Takte lerne ich auswendig und spiele immer wieder von dort los, erst nur diese Takte, dann mit dem Folgetakt, dann von da bis Ende des Abschnitts... meistens merkt man schon bei der Auswahl der Startstellen in jeder Zeile, wie viel sich doch wiederholt (was mir vorher so im Detail manchmal nicht mal aufgefallen ist). Wenn man dann aus jeder Zeile einen (anderen) Takt kann, hat man oft schon fast das ganze Stück.

Wenn man so das ganze Stück durchgeht und das so übt wie von @Stilblüte beschrieben, kann sogar jemand wie ich, die sich da auch sehr schwer tut, ein Stück auswendig lernen. Voraussetzung ist aber, dass ich das Stück schon wirklich gut kann und mich sehr damit beschäftigt habe, also meist die Vorspielstücke. Die übe ich mit Stilblütes Methode.
 

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