Jetzt muss ich doch mal über die Fortsetzung der Geschichte berichten...
Falls es wieder einigen Leuten schwindlig werden sollte, bitte nicht weiterlesen! :D
Während der Wartezeit auf die Lieferung des C3XA ging mir der S6 beim gleichen Händler nicht aus dem Kopf. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum dieses Instrument bei eigentlich schönem Charakter so laut und hallig klingt. D. h. eigentlich war es schon klar, da dieser Flügel an einem Schaufenster stand mit dem offenen Deckel zur Glasseite. Aber dass die Auswirkungen so gravierend sind, konnte ich nicht glauben.
Hab mich allerdings kaum getraut, den Händler nochmal anzurufen und zu fragen, ob man den nicht mal umstellen könnte. :floet:
Doch er war super verständnisvoll, ich konnte 2 Stunden später vorbeikommen um den umgeparkten S6 zu spielen und er bot mir an, ich könnte auch beide Flügel gleichzeitig (!) am nächsten Tag zum Testen nach Hause bekommen.
Ich fand das Angebot zwar wahnsinnig entgegen kommend, aber nach kurzer Überlegung dann doch nicht praktikabel, da sich die Flügel dann doch im Weg stünden oder in unterschiedlichen Räumen und ein ordentlicher Vergleich nicht möglich.
Also am Freitag wieder dorthin, den S6 spielen. Er stand jetzt zwar weiter weg vom Fenster und umgedreht, ideal aber sicher immer noch nicht. Er klang aber schon sehr sehr viel besser. Nicht mehr so laut und vor allem irrsinnig toll im Bass, viel besser als der C3XA, viel besser als der C6 und C6XA und kaum ein Unterschied zum CFIII der daneben stand. Damit war klar, den wollte ich zuerst zu Hause probieren.
Am Samstag Abend kam er dann. Erster Gedanke beim Aufstellen: Oooops, doch ganz schön groß....
Aber nach etwas hin und her-rücken und kurzer optischer Eingewöhnung sah es doch toll aus.
Nachdem ich endlich alleine war (Familie sinnigerweise beim Klaviervorspiel, Hauskonzert), saß ich erstmal 5 Minuten nur andächtig davor, traute mich kaum loszuspielen.
Doch dann fing ich vorsichtig an zu spielen und nach 2 Minuten war klar:
Wahnsinn!!
Es klang einfach unbeschreiblich schön. Keine Spur mehr von zu laut, unglaublich gut kontrollierbar, eine Wahnsinnsdynamik und ein Klangbild wie ich es mir nur in meinen kühnsten Träumen ausgemalt habe.
Der Fazioli klang perfekt, aber fast zu rein. Der Grotrian wunderschön, aber seit jetzt weiß ich, daß keiner von beiden einen solchen Blues zaubern kann wie dieser S6 in meiner Umgebung.
Es ist völlig klar: Den geb ich nicht mehr her! :D Er hat mich gesucht, sich über die Hintertür in meine Gedanken geschlichen und gefunden.
Ok, die Kinder sind die nächste Zeit auf Wasser und Brot gesetzt, aber man muss eben Prioritäten setzen...
Mein momentanes Fazit:
- es ist wahnsinnig schwer, Instrumente objektiv zu vergleichen, das Juwel kann im selben Laden stehen und man erkennt es nicht, da es einen Standort mit mieser Akustik hat. Über verschiedene Läden und Zeiträume hinweg noch viel schwerer.
- keine Angst vor 2m Flügeln, ein Konzertklavier ist wesentlich schwerer zu kontrollieren und von der Lautstärke zu bändigen.
- immer auf das innere Gefühl hören. Wenn nicht alles passt, Finger weg.
- Ohne einen sehr guten Händler, der einem hilft das Risiko eines Reinfalls zu minimieren, ist ein Kauf dieser Größenordnung schwer zu entscheiden.