Die maßlose Orgelwelt

Nun, alle Artikel, die ich gerade gesehen habe (und der YT-Clip), besagen das gleiche. Alleine Spieltischmodernisierung mit superduper unendlicher Setzeranlage (ein paar zusätzliche Superduper- und Subkoppeln täte ich auch noch erwarten). Wundern tut mich in dieser völlig übergeschnappten, maßlosen Welt sowieso rein gar nichts mehr.
Nun ja, jetzt weiß ich auch, dass Herrn Aehlig 4000 Plätze nicht ausreichen...
Bemerkenswertes Detail am Rande, das schwerreiche Erzbistum behauptete ein paar Jahre vorher:
"Sicherlich habe das Erzbistum auf den ersten Blick genug Vermögen, um die Glocken zu bezahlen.
Das jedoch widerspreche den Statuten des Erzbistums. »Im Regelwerk der Finanzabteilung ist festgeschrieben, dass Glocken und Orgeln über Spenden finanziert werden müssen. Da gibt es keine Ausnahme«, erläutert der Dompropst."
Komisch, komisch, und nun ging's doch? Zu den Glocken sag' ich erstmal nichts, ist ja auch OT...

PS Interessant wäre, aus welchem Topf das kommt und ob interessierte Kirchensteuerzahler die Kalkulation und Rechnungen einsehen dürfen. Und, wieviel privat von den betreibenden Herrschaften und Nutznießern kam.
 
Was haben denn Deine tiefschürfenden Recherchen zur "Windräder-Technik" ergeben?
 
Tja, entweder es ist Stromversorgung durch den Hl. Geist (mit gültigem erzbischöflichen Segen selbstverständlich), dann wird's teuer. Oder es sind ordinäre Winddrosseln (da freut sich die moderne Orgelwelt, die eher Effekte denn Konstrukte bevorzugt, Oma Erna geht es wahrscheinlich eher auf den Geist), deren Preise mich als altem Geizhals natürlich brennend interessieren würden - es könnte sich auch hier um gewisse Laukhuff-Aufpreise handeln. NB: Kann es sein, dass es in diesem Orgelbauersegment keine ordentliche Konkurrenz gibt?
Ich habe keine Ahnung und sehe mich gerne korrigiert, aber Winddrosseln könnte ich mir einfach als 0815-Phasenanschnittsteuerung vorstellen, das wird ja schließlich auch woanders gebraucht...
 
Und wie geht das sonst? Windkanal? Balggewicht? So wahnsinnig teuer kann ich mir das nicht vorstellen.
Dass das bei den unvorstellbaren 400000 EUR dabei ist, ist für mich unerheblich.
Tatsächlich keinerlei Arbeit am Pfeifenwerk:
Soll wohl toll und modern klingen, ist aber letztlich bloß Standard-Baukasten von Laukhuff, vermute ich jedenfalls (im übrigen war noch ein dritter Orgelbauer außer Falke beteiligt, finde es gerade nicht mehr). Dürfte in dieser Masse auch nicht klanglich differenzierbar sein - und von den meisten nicht ansatzweise ausnutzbar.
Bestenfalls für manche "nice to have", notwendig sicher nicht. Und dafür 400000 EUR, einfach unglaublich. Und da jammern die Orgelbauer, die aber laufend mit verzichtbaren Luxusprojekten beauftragt werden - was rein gar nichts mit der Aufbauarbeit nach dem Krieg zu tun hat.
Und sorry, dass sich dann natürlich wieder die üblichen Verdächtigen ("Stars") die Klinke in die Hand geben, macht das für mich nicht akzeptabler.
Und woanders, wo die Orgel noch mehr Musikinstrument als konfigurierbare Maschine ist (und das Sein mehr als der Schein zum Vorschein kommt) werden die Leute mit einem Appel und Ei abgespeist.

PS Gerade gefunden, die Causa Peter E.:
(was ich allerdings nie verstehen werde, dieses maximal entwürdigende "Ehenichtigkeitsverfahren* - wie kann man so einen Unfug mitmachen?)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
St. Nikolai Hamburg - verharmlosend "Reorganisation und Erweiterung" genannt, sind nicht weniger als 3,3 Millionen fällig. Passt gut in unsere "Hauptkirchen"-Zeiten. Schön zentral und alles andere geht vor die Hunde. Nochmal: erstaunlich, welche Summen hier halb verborgen (der Laie nimmt halt an, das muss sein, genauso wie ein dichtes Dach) von Orgelbauern bewegt werden - in unsicheren Zeiten, in der von Kirchenleitenden langfristig der Abschied von der tradierten Musik und ihrer Instrumente vorbereitet wird. Wie praktisch: zahlen tun's ja Spender, denen man weismacht, das sei dringend nötig.
Dann um die 100 Register - ist der Raum denn so groß, dass das angemessen ist - und, auch wenn es unverschämt klingen mag, die Organisten so fähig, dass das irgendwie nicht ganz ungerechtfertigt scheint? Und die Zuhörer willens und in der Lage, so viel zu differenzieren? In allen Punkten habe ich da große Bedenken.
 
Deine Selbstgespräche gehen nicht nur mir zunehmend auf den S.... :017:
 
Deine Selbstgespräche gehen nicht nur mir zunehmend auf den S.... :017:
Das stimmt. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen den Ansichten. Aber eine sachliche Diskussion scheint es nicht zu geben. Wobei MartinH natürlich nicht ganz Unrecht hat.
Die Orgel in Hamburg St. Nikolai soll ja wirklich nicht mehr spielbar sein (was das auch immer heißen mag).
 
Niemand wird gezwungen, hier mitzulesen.
Jeder hat die Möglichkeit, neue Themen zu erstellen, die seiner Meinung nach diskussionswürdig sind, solange sie nicht den Forenregeln widersprechen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Zu Dortmund wollte ich meinen Monolog weiterführen, ein gestern gespeichertes längeres Reply ist nun aber irgendwie weg, in Kürze:
Nach Monaten hat sich nun jemand vom Denk-Mal-Amt herabgelassen, in ganzen 3 Sätzen zu antworten (ich war schon lange von Ablage P ausgegangen), einer davon teilte die Neuigkeit mit, dass die Walcker schon weg ist...
Bei diesen Behördenantworten kommt man sich meist veräppelt vor, selbst wenn man detailliertere Fragen hat. Wahrscheinlich hülfe nur Paragraphen-Wedeln - ich kann mir durchaus vorstellen, dass man einen Anspruch hat, Beweggründe zu erfahren oder vielleicht auch das komplette Gutachten einzusehen. Wie sieht es eigentlich dort mit dem speziellen Orgel-Sachverstand bei dieser Thematik aus? Oder wird da letztenendes wieder den kirchlichen Leuten nach dem Mund geredet (letzter Trumpf: "liturgische Gründe"), bei denen ich nicht selten bezweifle, dass sie ihre Arbeit ergebnisoffen machen. Auch bei denen könnte man übrigens fragen, was die regelmäßig zu solch weitreichenden Entscheidungen qualifiziert. Gute Beziehungen, gerne viel Geld bewegen, schnelle Finger und ein paar Wochen Ludwigsburg? Gab es dort wenigstens weitere Gutachten von Orgelbaumeistern (möglichst ohne eigene Interessen diebez.)? Nicht zuletzt bzw. zuallererst muss ja das Instrument kaputt- und unrentabel geschrieben werden.
Zu den Fall empfehle ich orgeljournal.de, GWM "teils barbarischer Mitarbeiterstab bei den Kirchen"(walcker.com) und Roland Eberlein (walcker-stiftung).
Da können sich jetzt natürlich die meist mäßig anpassungsfähigen Schnell- und Effektspieler austoben. Und natürlich muss man die grässliche, letztlich völlig einfallslose Optik auch toll finden, sonst ist man ja von vorgestern. Will gar nicht wissen, was allein der Architekt dafür eingestrichen hat.
Und natürlich wird keiner irgendwie Kritik üben, um weiterhin beim Einladungskarussell (und dort, wo viel Geld bewegt wird) dabeizusein... Vielleicht habe ich was übersehen, aber auch die Presse dort machte mir nicht den Eindruck, ausgewogen zu berichten. Wie man es halt so kennt...
 
Nachtrag: und musikundtheologie.de nicht zu vergessen. Da kann man schon ins Grübeln kommen, was heute so los ist.
Auch guter Vergleich von Eberlein mit Mülheim Petri. Kann mir vorstellen, dass das mit umsichtigen Leuten wie H.J. Busch (✝) (und selbstverst. dem Kantor vor Ort) zu tun hatte.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nächster Kandidat: Laeiszhalle Hamburg: offensichtlich soll die alte Beckerath (op. 1 oder 2) verschenkt werden für eine Kopie der alten Walcker. Ach, wie kreativ. Aber wenn es die sogenannte "Kulturbehörde" will oder gar "anordnet", wird's schon richtig sein, oder? Man ahnt schon, was dann kommt: die immergleichen Stars mit ihren immergleichen ollen Kamellen (wird vielleicht Iveta A. Titularin und spielt dann ihre gefühlt 5 Stücke noch weitere 5 Jahre auch dort?) Es rächt sich halt, dass man kirchlicherseits (Haupteinsatzfeld für Orgeln) so gut wie alle ernstzunehmenden Komponisten Neuer Musik vertrieben hat durch die geliebte, dämliche Bedürfnisbefriedigung der "Kunden". Es gäbe ja immerhin noch mehr als genug "mittelaltes" Repertoire für die "ausgezeichnete neobarocke Beckerath" (Ars Organi iirc). Ich behaupte, ohne Näheres zu wissen, dass die eher nicht annähernd ordentlich genutzt wurde, nicht mit Sololiteratur (wo sind eigentlich Leute wie früher Wolfgang Dallmann, die J.N. David et al spielen) und eher auch nicht mit Orchester (war da der böse neobarocke Klang schuld?, man könnte es ja mal versuchen). Da wird eher ein Staubfänger durch den nächsten ersetzt. Tut mir leid, aber auch das ist für mich maßlos. Auch wenn es wahrscheinlich großgespendet wird. Die noblen Hamburger (wirkt aber nicht so, mittlerweile auch eine total heruntergekommene Stadt, nicht nur am Hauptbahnhof) und ihr Mäzenentum... Wäre es nicht sinnvoller, das in halbwegs ordentliche Stellen zu stecken? Ich erinnere: gesamtes, riesiges EB Hamburg: gerade mal eine Handvoll Hauptamtliche und viel Gotteslohngedöns. Für mich der Offenbarungseid der Kirchenführung, die massenhaft Altersarmut produziert.

Abgesehen davon: total unkreativ, das können auch die sicher gewohnt vollmundigen Worte nicht verschleiern. Eines hat man sich wohl ausnahmsweise verkniffen: die Orgel materialmäßig schlechtzureden. Da hätte bei einer Beckerath auch jeder Fachkundige aufgemerkt. Fehlt nur noch, dass die Denkmalmittel bekommen, schließlich werden ja ein paar Prospektpfeifen wiederverwendet und es klingt dann so echt ganz dolle nach 1900.
 
Nächster Kandidat: Laeiszhalle Hamburg: offensichtlich soll die alte Beckerath (op. 1 oder 2) verschenkt werden für eine Kopie der alten Walcker.

Wenn das stimmt, ist das dann ausnahmsweise mal eine echte Schweinerei, über die Du Dich da so künstlich aufregst.

Gibt es Informationen, wer hat dieses Projekt angeleiert hat? (Vielleicht mal mit Roß und Reiter ohne die üblichen Rundumbeschimpfungen?)
 
Ich wüsste nicht, was nun an diesem Fall so total anders zu anderen (Dortmund zB) sein sollte. Hier wie da wird letztendlich aus geschmacklichen Gründen ein Instrument entsorgt (im besten Fall "weggestellt" - alleine die Transferierung aus Hamburg dürfte schwindelerregende Kosten verursachen).
Keine Ahnung, wer das so angeschoben hat, beschlossen könnte es als Stadtsache durchaus die Bürgerschaft oder wie das beid den Hanseaten heißt, haben. Letzendlich in Verantwortung stehen aber die Experten, von denen meist kaum einer nur annäherungsweise neutral ist, weil sie alle irgendwie (örtlich) verbandelt in die Causa sind und sich dies und das erhoffen. Reicht jetzt noch nicht mal die hochgepushte Elphi-Orgel? Scheint sogar die gleiche Intendanz zu sein.
 

Zurück
Top Bottom