Da muss ich Dich enttäuschen, ich habe sowohl Fakten als auch Deine/die heutige Sicht der Dinge durchaus, und schon lange, zur Kenntnis genommen.
Deinen bisherigen Beiträgen konnte ich immerhin entnehmen, daß Du die Fakten, die Dir zur Verfügung stehen, erfolgreich verdrängst.
Durch die Brille einer zeitgenössischen (Retro-!)Ästhetik beurteilen wir allerdings die Orgelbewegung genauso.
Wer sind "wir"?
Du vielleicht, und wer noch? Ich nicht.
Eine Vernichtung muuss auch nicht so forsch gehen wie bei Bornefeld.
Die flächendeckende Vernichtung alter Orgeln ging in den orgelbewegten Jahrzehnten nicht nur bei Bornefeld so forsch. Wie Dir vielleicht allmählich aufgeht, gab es da noch ganz andere Experten, die nicht sehr viel anders tickten. Solche, die als Organisten genausoviel (oder genausowenig) zu sagen hatten wie Bornefeld bzw. die als Komponisten überhaupt nichts zu sagen hatten, holzten nämlich genauso systematisch eine alte Orgel nach der anderen ab. (Vielleicht schaust Du Dir das Wirken des damals in der Region führenden "Orgeldenkmalpflegers" mal näher an...)
Und wo sind die Hilfen für Dorforganisten, um die passend einzusetzen?
Gerade bei den kleinen Dorforgeln kommt man nicht weit. Was willst Du als Hilfe anbieten, wenn die Basis für eine fünffache Mixtur ein krächzender Rohrpommer ist? Was hilft es dem Organisten, wenn er weiß, daß die in Ohrenhöhe positionierte Mixtur unten im Kirchenraum nicht so ohrenschädigend kreischt wie am Spieltisch?
Provisorium (zB auch sein eigenes Haupt-Dienstinstrument), mehr Geld war nicht da.
Das Geld reichte für einen neuen dreimanualigen Spieltisch, für eine komplett neue Traktur, und für einen kompletten Klangumbau mit zahlreichen neuen Registern. Das war 1949 bis 1954.
1971 war dann Geld da, um Register, die um 1950 neu eingebaut wurden, wieder umzubauen oder wegzuschmeißen. Dabei wurde immerhin mancher experimentale Käse, den Bornefeld beim ersten Umbau verbrochen hatte, korrigiert.
Zum Beispiel hat 1953/54 Bornefeld die Trompete 8' des Hauptwerks durch eine neue Trommet 4' (!) ersetzen lassen. Die Posaune 16' im Pedal wurde zum 32' umgebaut - das Pedal hatte also tatsächlich eine Posaune 32', aber keine 16'-Zunge!
1971 wurde dieser Unsinn beseitigt; das Hauptwerk bekam wieder eine Trompete 8, das Pedal eine Posaune 16'.
Das hat natürlich alles Geld gekostet; die Gemeinde wäre aber bescheuert gewesen, Geld für einen Orgelneubau bereitzustellen. Sie konnte sich ja ausrechnen, daß die neue Orgel hätte keinen Deut besser klingen würde als das "Provisorium".
Und es war damals wie heute: In der einen Gemeinde wird halt an der Orgel gespart (die Heidenheimer wären wohl besser beraten gewesen, wenn sie 1949-1954 an der Orgel gespart hätten), in der anderen nimmt man richtig Geld in die Hand. Die Schorndorfer haben sich sogar den Luxus geleistet, 14 Jahre nach dem Bau ihrer großen Bornefeld-Orgel eine zweite Bornefeld-Orgel in die Kirche zu stellen! Was für eine Maßlosigkeit! Eine Großspende machte es möglich. (Nun möchte ich von Dir im nächsten Beitrag aber bitte die gebührende Schimpfkanonade über diesen Großspender sehen.)
Man könnte auch einfach akzeptieren, dass die eben allgemein kaum Interesse an Restaurierungen von Originalinstrumenten hatten, weil sie eine neue Klang- und Kompositionswelt erschließen wollten (was heute eben größtenteils fehlt und die wenigen diesbezüglichen "Effektversuche" überzeugen mich zumindest nicht) und das sie dabei eingeengt hätte.
Dummes Zeug, man hat damals ja auch Bach und andere Werke des 18. und 19. Jahrhunderts gespielt. Und es gab ja schon seit den 1920er Jahren Bestrebungen, auch die klangliche Seite alter Orgeln (zumindest der Schleifladenära) unter denkmalpflegerischen Aspekten zu sehen.
Fairerweise muß man natürlich sagen, daß Denkmalschutz und aktelle Musizierpraxis sich immer wieder ins Gehege kommen, damals wie heute. Das war auch bei der letzten, in vielerlei Hinsicht vorbildlichen Restaurierung der Aalener Johanneskirchenorgel der Fall. Man hat die noch feststellbare ursprüngliche Stimmtonhöhe nicht wieder hergestellt, um ein problemloses Zusammenwirken mit anderen Musikinstrumenten zu ermöglichen. Vom denkmalpflegerischen Standpunkt vielleicht bedauerlich, für die praktische Nutzung der Orgel sicher sinnvoll. Manchen denkmalpflegerischen Kompromiß vergangener Jahrzehnte würde ich auch aus heutiger Sicht milde beurteilen.
Stimmt, keine Ahnung zu unterstellen, ist natürlich einfacher.
Auch das habe ich nicht getan, wie Du meinem Beitrag entnehmen können hättest.
Wie ich schon öfter schrieb, halte das Ganze eher für eine Satireveranstaltung, die Du zum Gaudium des Publikums veranstaltest. Ich bin halt doch nicht zu 100% sicher, ob Du nicht vielleicht doch den Unsinn selber glaubst, den Du da zusammenschreibst.
Zum Beispiel Nonsens wie diesen:
Übrigens fand Bornefeld selbst auch eine ziemliche Monokultur an Orgeln vor.
Ach, die waren so ziemlich alle vom selben Sachverständigen nach demselben Schema F geplant worden?
- Die Schmahl-Orgel von 1768 in Neenstetten (damals durch einen Großspender gestiftet, 1847 um ein Pedal erweitert)
- Die Goll-Orgel von 1800 in Bühlenhausen?
- Die Gruol-Orgel von 1843 in Mergelstetten (damals durch einen Großspender gestiftet)
- Die Steinmeyer-Orgel von 1866 in Trochtelfingen/Ries?
- Die Weigle-Orgel von 1879 in Ehingen?
- Die Link-Orgel von 1905 in Langenau?