Du stänkerst hier eigentlich über jeden größeren Orgelneu- oder Umbau. Gibt es einen ernsten Hintergrund für diesen skurrilen Feldzug? Hat Dir mal ein Orgelbauer etwas Böses angetan?
Noch nicht...
Und ja, viele, eigentlich die meisten der größeren Um- und Neubauten (incl. deren Anlässe) heute finde ich deutlich überzogen. Dabei stören mich vor allem die regelmäßig hingedrehten Argumente, mit denen Unbeteiligte und Laien dazu gebracht werden, für diese (sorry) feuchten Träume der ausgabefreudigen OSVs und Kantoren zu zahlen. Starker Tobak: die nicht selten (zB auch im Vergleich zu den 60ern) gar nicht besonders kreativ oder überragend sind. Vielleicht kann man das auf "interessanten Instrumenten mit runden Grundstimmen" besser "überspielen"? (Das irgendwo in dem Bezug gelesene Wort "Theaterdonner" gefällt mir dazu besonders.)
Die Orgel als statisches, die Struktur betonendes Instrument ist gar nicht so sehr darauf angewiesen. Bei guten Kompositionen jedenfalls, die ja auch deutlich seltener werden. Und ein Großteil der Möglichkeiten bleibt weiter (und erst recht! Man braucht ja dies und das, um jenes "gültig" spielen zu können, gute Ausrede) ungenutzt. Übrigens: ein Zurück in die Vergangenheit, mag sie auch noch so pompös klingen, spricht nicht sehr für Intelligenz und Kreativität.
Wieviele Register hat eigentlich eine Flöte oder Klavier? Wieso werden eigentlich nur Orgeln im quasi Jahrzehntetakt umgebaut?
Auch haben wir "historische" Instrumente jeglicher (auch mom. ungeliebter) Epochen, deren Bewahrung eigentlich die schönste Aufgabe wäre (incl. techn. Neubauten).
Dazu noch die heutige Zeit, in der es den Kirchen allgemein gut anstünde, kleinere Brötchen (der Wahrhaftigkeit und auch (nicht berechnend opportune!) "Weltkritik") zu backen. Aber das ist mit dem heutigen Leitungspersonal (verkörpert für mich großteils das Zutreffen des Peter-Prinzips) halt in keinem Bereich zu machen. Da dienen Aktivitäten in jegl. Bereichen nicht selten dazu, eine substanzielle Leere zu kaschieren. Wenn ich da Sachen aus den 50ern dagegen lese...
Aber irgendwie passt das gut in unsere Zeit: große Worte für Platitüden, Gigantomanie, aber bescheidenste Substanz. Ich glaube wirklich, "uns" gehen langsam lange gültige Maßstäbe verloren - ohne, dass was käme, was "neu tragen" könnte.
Den Orgelbauern mache ich das "dass" übrigens weniger zum Vorwurf (aber durchaus manches klangliche Resultat), wer würde fütternde Hände (aber müssen diese regelmäßig so ahnungslos sein?) beißen?