Die maßlose Orgelwelt

Ich fürchte, das geht hier noch länger so weiter, außer jemand überzeugt mich mit einem stichhaltigen Argument (oder blockt mich...).
Wie kann es sein, dass der Steuerzahler (neben Herrn Osters (und Co.) Beamtengehalt, selbstverständlich, da hat man sich ja dran gewöhnt, irgendwie hatten die Enteignungen wirklich was gutes für Kirchens) die Hälfte der "Sanierung" der Passauer Domorgel bezahlen muss? Das sollen -überhaupt nicht irgendwie aufgeschlüsselt- ganze 3,2 von 6,5 Mio EUR sein. Noch nicht mal die Registerzahl der Erweiterungen ist bekannt (oder ich habe es übersehen), ein Tross an Orgelbaufirmen und Experten (Spesen, Spesen...) wird beschäftigt.
Für mich ist das erstmal deutlich mehr als Sanierung (nämlich komplette techn. Neubauten nebst vielen Zusätzen), ich hätte mir gewünscht, dass die Kosten für die wirklich immer gleichen Argumente (Schimmel, Statik, Brandschutz etc.) aufgeschlüsselt und dem "nice to have" gegenübergestellt werden. Interessant auch, dass das Konzept komplett stand, bevor die Zusage des Herrn A.S. kam (der ja bisher immer durch sehr sparsames, dem Steuerzahler überaus verpflichtetes, vorausschauendes Geldausgeben auffiel und leider überhaupt nicht im (Klang-)Schatten dieser Causa geboren wurde).
Außerdem ist das Sache des Eigentümers und nicht des Steuerzahlers, auch nicht anteilig. Denkmalschutz ist hier ja wohl auch nicht gegeben.
Mein persönlicher Eindruck ist auch hier einmal mehr, dass man im Halbschatten einer Sanierung einen ordentlichen Schluck aus einer Erweiterungs- und Geschmacksanpassungspulle nimmt und völlig Unbeteiligte und -interessierte für einen Luxus zahlen lässt.
Und das muss *man* nun einfach so schlucken?

PS Registerzahl (und überhaupt Details) "kann" erst bei der Einweihung(!) veröffentlicht werden, na sowas...
 
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Könnte sein, jedenfalls solange so einige Umstände als üblich, normal und nicht ansatzweise diskussionswürdig angesehen werden.
Das Angstargument "Brandschutz" habe ich, gerade bei solchen nicht allzu alten Orgeln (es geht hier ja nicht um wachsbedeckte Kabel etc.) übrigens auch nicht wirklich verstanden. Mir wäre neu, dass sich seitdem die Physik geändert hätte, dann die Vorschriften so erheblich, dass meist alles raus muss? An Netzspannung dürfen (durften noch nie?) Orgelbauer nicht ran, diese Sache dürfte aber noch am überschaubarsten sein. Oder wurde in den Kleinspannungsinstallationen regelmäßig gepfuscht? Dass bei niedrigerer Spannung für eine nennenswerte Leistung (früher sicher eher benötigt als heute) ein höherer Strom fließen muss, ist ja eine Binse, den dazu nötigen Kabelquerschnitt kann jeder Realschüler berechnen, Motoren/Magnete müssen eben auch Dauerspannung aushalten(oder zuverlässig abgeschaltet werden), wie man Verteiler ordentlich baut, ist ja nun keine neue Erkenntnis etc.
 
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Mir wäre neu, dass sich seitdem die Physik geändert hätte, dann die Vorschriften so erheblich, dass meist alles raus muss?

Doramad *) durfte früher auch verkauft werden, heute nicht. Physik hat sich nicht geändert, aber die Bestimmungen, was verkauft werden darf und was nicht.

Fehlerstrom-Schutzsachalter sind auch erst seit den 80ern Pflicht, vorher nicht. Alte Installationen haben Bestandsschutz, aber wenn man eine Steckdose versetzen möchte, muss man die nachrüsten.

So ist halt in D. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Grüße
Omega Minus

*)
radioaktive Zahnpasta
 
Es sind u.a. nicht alle Verbraucher abgesichert, wie es heute Vorschrift ist.
Das dürfte aber relativ einfach nachzurüsten zu sein. ."Brandschutz" kann halt auch schon ein schöner Aufhänger sein, "nebenbei" ganz anderes zu machen. Das Ohmsche Gesetz ist ja nun schon etwas länger bekannt und dass im Normalbetrieb "Kabel glühen" kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen (Funkenflug an schlechten Kontakten, fehlende Funkenlöschung etc. schon eher) Mit welcher Spannung läuft denn die "Sekundärseite" heutzutage? Je höher, desto besser würde ich einerseits annehmen, da die Ströme geringer werden - und mit heutigen Spannungsreglern kann man fast verlustfrei heruntertransformieren - andererseits, wenn man einen Datenbus verwendet...
Ich denke mal, Orgelbauer dürfen bis 50V Wechsel- bzw. 100V Gleichspannung verwenden.
 
Fehlerstrom-Schutzsachalter sind auch erst seit den 80ern Pflicht, vorher nicht.
Schon klar, ich habe noch einen alten, teuren FI/LS mit 10 mA Auslösestrom (gibt's heute kaum noch), der flog durchaus ab und zu bei bestimmten Basteleien...
Noch besser sind die heutigen Brandschutzschalter, kann mir auch vorstellen, dass das Inferno in Notre Dame dadurch verhindert worden wäre. Die reagieren wirklich auf alles...

Alte Installationen haben Bestandsschutz,
Sogar gewisse eher unsichere Nullungsarten (bis auf eine ganz alte, glaube ich).
Zum Brandschutz fällt mir eine ganz üble Geschichte ein, die gerade noch gut ausgegangen ist, leider ist es zu lange her, um mich 100prozentig an Details zu erinnern.
Wir wollten eine Aufnahme in einer kleinen Dorfkirche machen, nach dem Üben und kurz vor der Pause schauten wir, wie man die Glocken abstellen kann. Konnte man (auch beschriftet), aber zugleich ging die Orgel auch aus, wenn ich mich recht erinnere. Wie auch immer, wir probierten etwas herum und schalteten dann die Orgel etwas unschön mit dem Sicherungsautomaten aus (müsste auch wirklich dem Ohrenschein nach passiert sein, auch wenn sie etwas weiter entfernt war) und gingen raus. Nach 20 Minuten war die Kirche ziemlich warm und es rauchte auch schon, die Windmaschine war extrem heiß. Dass es nicht brannte, wunderte mich, wenig später wäre es wohl soweit gewesen.
Ich kann es mir nur so erklären, dass der Motorschutzschalter (doch wohl obligatorisch -dort gab es auch die Sicherungs-3er-Reihe, die zusammen abschaltete) für das Drehstromgebläse falsch angeschlossen war, eine Thermoüberwachung gab es offensichtlich nicht. So fiel die Unsymmetrie/Fehlen einer Phase nicht auf. Richtig technisch durchschaut habe ich das aber nicht, immerhin funktionierte das ganze nach einer Abkühlzeit von 1 Stunde unerwarteterweise sogar wieder - danach hatte ich es nicht weiter verfolgt, Gebläse und Installation wurde aber sicher überprüft.
 

Was kommt als Nächstes? :017:
 
Tja, schwere Akzeptanzprobleme, würde ich mal vermuten.
Zeit wird's,

Meint
Lamentierer Martin
 
Inwiefern? Es gibt schon Strafandrohungen. Und natürlich müssen die Prämissen stimmen.
Also jedenfalls mehr Gesetz als Gesätz.

Im Sinne von 'physikalisches Gesetz'.

Es ist gilt halt nur im Grenzfall (z.B. keine Hystere, kleine Frequenzen, isotropes Material usw.). Den hat man häufig, nicht immer. Ist deswegen eine Regel, die unter engen Randbedingungen stimmt, aber kein Gesetz.

Grüße
Häretiker
 
Im Sinne von 'physikalisches Gesetz'.

Es ist gilt halt nur im Grenzfall (z.B. keine Hystere, kleine Frequenzen, isotropes Material usw.). Den hat man häufig, nicht immer.
Das meinte ich (so ungefähr) mit Prämissen. Ich gebe zu, dass ich da zu viel nachlesen muss. In der Schule war es jedenfalls übersichtlich, wenn man sein Formeldreieck im Kopf hatte ;). Wie gesetzmäßig ist denn der Kirchhoff?
Übel, wie viel man (auch Einfachstes) so vergisst...
 
Das meinte ich (so ungefähr) mit Prämissen. Ich gebe zu, dass ich da zu viel nachlesen muss. In der Schule war es jedenfalls übersichtlich, wenn man sein Formeldreieck im Kopf hatte ;).

Ich habe halt auch "die andere Seite" kennen gelernt: Theoretische Physik II, Elektrodynamik. Und das war genau das erwähnt: Es ist kein Gesetz. :-)

Ugs. sagt man das aber, wie so vieles. BWLer regen sich ja auch über 'Unkosten' auf. normale Härte.

Grüße
Häretiker
 
Und wie war das gleich in Pitea? Riesiges neues Monstrum (200 Register oder so) und jetzt beklagen die Leute, dass sie zu teuer im Unterhalt wäre und sie soll verkauft oder gar abgebaut werden?
Hoffentlich habe ich das falsch im Hinterkopf, ansonsten müsste man ja fast am Geisteszustand und Planungsfähigkeit mancher Leute zweifeln. Und auch hier zahlte und zahlte und zahlte der ahnungslose Steuerzahler.
Was hat das ganze (erbaut von einem kleinen Betrieb, wirklich erstaunlich, wie in dieser Nische so wenige Leute mit diesen Summen umgehen) eigentlich für die Entwicklung der Orgel(Musik) gebracht? Salbungsvolle Worte zählen nicht...
 
Marienkirche Reutlingen gehört für mich da auch rein. Jetzt sollen es knapp 900 000 EUR sein, für eine Ausreinigung mit Erweiterung der schon 53-registrigen Riegerin von 1988 (ja, das ist durchaus noch nicht lange her).

War da nicht erst was von "nur" 600 000 die Rede? Dass das irgendwie "notwendig" ist, bezweifle ich mal rundheraus. Genauso auch die Behauptung, dass die Elektronik raus/erneuert werden müsste. Wo bleiben da belastbare Angaben? Wie immer: ein Kantor mit seiner Wunschliste, ein OSV (meist ja irgendwie im Halbdunkel agierend), ein Kirchengemeinderat von dem heute vielverbreiteten Tpyus, dass man sich besonders gerne mit (Luxus-)Bauaktivitäten schmückt und fertig sind Ausgaben, die anderswo sicher nützlicher wären. Man kennt.ja das Argument aus den Festschriften (gibt's da eigentlich einen Baukasten, so wie die Aussagen sich gleichen): Spenden anderweitig gehen ja nicht zurück. Geld kann man aber nur 1x ausgeben, erst recht in schwierigeren Zeiten.
Kaum zu glauben auch, dass angesichts dieser Luxusprojekte die Orgelbauer öfter jammern....

PS Kann es sein, dass so langsam auch die Kosten für Ausreinigungen alleine durch die Decke gehen? Kurz vor der Abwicklung nochmal zuschlagen....
 

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