Chiarina du gibt's dir super Mühe das respektiere ich sehr.
Lieber lexel,
ich musste gerade so lachen! Das erinnert mich an die Zeugnisbeurteilungen, die es manchmal so gibt: "er hat sich sehr bemüht".... .
Ein empirischer Ansatz hat halt nur am Rande etwas mit Wissenschaft zu tun und stimme hasenbein völlig zu, dass "man" (kommt übrigens von Mann) dann schnell meint bereits das Optimum gefunden zu haben ...
Das ist leider kein wissenschaftlicher Ansatz und birgt die Gefahr stehen zu bleiben, weil man eben glaubt das Optimum bereits gefunden zu haben. Nur ein stetes Streben nach einer Verbesserung bringt uns der Sache näher.
Ein wissenschaftlicher Ansatz ist nicht nötig, um beim Klavierspiel etwas zu lernen und ich nehme an, darum geht es hier. Auch durch Empirie kann man das Optimum finden.
Auch wenn es beim Sport wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, sind auch da Art und Umfang des Trainings vollkommen individuell und muss - so ist es leider - auch erst mal ausprobiert werden! Ob eine Vorbereitung gut war, zeigt sich leider erst beim Wettkampf, auf den man zielgerichtet trainiert hat. Was für den einen Sportler gut ist, ist für den anderen nicht gut. Was für einen gut ist, muss man ausprobieren.
Und auch hier kann ich mich jetzt Fragen, erlerne ich die Technik auch mit Stücken vor zu, oder muss man separat speziell üben? Aus dem Sport Sektor wäre die Antwort einfach, nämlich dass man auch speziell trainieren muss. Für mich erscheint daher ein spezielles Techniktraining sinnvoll und ich mache das auch.
Und nun taucht die nächste Frage auf , wie viel % der Trainingszeit pro Woche soll man den Technik trainieren? (klar hängt vom Niveau ab)
Ist es im Anfangsstadium eines Klavierschulers (also Anfänger) gar besser (fast) nur Technik zu machen? (als gute Grundlage für später)
Manche sagen ja ohne gute Technik kann man dann Meisterstücke gar nicht richtig spielen.
Wenn du also einen Übeplan machen möchtest, der auf dich zugeschnitten ist, ist die allererste Frage:
1. Was sind deine Wünsche und Bedürfnisse?
Denn danach richtet sich deine Vorgehensweise. Die Motivation spielt eine große Rolle und es bringt nichts, an deinen Wünschen vorbei zu üben. Willst du z.B. deine allgemeinen musikalischen Fähigkeiten erweitern? Interessierst du dich für Harmonielehre? Hast du Lust, zu improvisieren, vielleicht ein bisschen zu komponieren? Möchtest du dir ein Repertoire aufbauen. Willst du besser vom Blatt spielen können? Willst du Kammermusik machen? Möchtest du auch mal Stücke vorspielen? Willst du sie auswendig können ? etc. etc.
Sich darüber klar zu werden und seine Wünsche und Bedürfnisse aufzuschreiben, zeigt den Weg.
2. Wieviel Zeit hast du?
Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn du hast bei geringer Übezeit natürlich weniger Zeit, um die o.g. Wünsche zu erfüllen und musst ggf. Prioritäten setzen.
3. Variabel und vielfältig zu üben und Musik von vielen verschiedenen Seiten kennen zu lernen, ist am besten.
Durch viele verschiedene Perspektiven auf Musik und das Klavierspiel verankerst du Lerninhalte nachhaltig (das ist wissenschaftlich erwiesen!
). Wenn dein Üben also aus Repertoirepflege, Harmonielehre, Gehörbildung, Erarbeitung von Stücken aus verschiedenen Epochen, technischen Übungen, Blattspiel, Improvisation, Komposition, Kammermusik, Blick in andere Stilistiken, Transponieren, Rhythmusschulung etc. besteht, ist das sehr vorteilhaft.
Allerdings haben manche gar nicht die Zeit und auch nicht die Lust zu so einem Üben und setzen lieber individuelle Schwerpunkte. Und da siehst du schon, was für ein Quatsch standardisierte "Trainingsprogramme sind wie auch beim Sport, wo doch jeder seinen Personal Trainer hat.
4. Was sind deine Stärken und was deine Schwächen?
Eine genaue Bestandsaufnahme ist unbedingt notwendig, um aus den genannten Dingen das auszuwählen, was dich am meisten voranbringt. Dazu ist in der Regel ein Lehrer unabdingbar.
Hast du ein gutes Gehör? Kannst du Intervalle und Akkorde hören, hörst du. wohin sich Strebetöne wie Leitton/Septime etc. auflösen, empfindest du Spannungen, Entspannungen, Klangräume, Konsonanzen, Dissonanzen, Klangfarben in deinen Stücken und beim Hören von Musik?
Wenn nicht, solltest du unbedingt regelmäßig Zeit für Harmonielehre und Gehörbildung aufwenden (sollte man sowieso immer machen, aber es kann ja sein, dass wie bei vielen berufstätigen Menschen Prioritäten gesetzt werden müssen).
Wie sind deine technischen Fähigkeiten? Damit meine ich nicht die Schnelligkeit von Läufen, sondern deine Fähigkeit, Klänge differenziert zu gestalten und insgesamt eine gute Körperwahrnehmung zu besitzen. Also unnötige Anspannungen im Körper wahrzunehmen, einen Energiefluss aufzubauen und Impulse auf das Klavier zu übertragen.
Das, was du unter Technik verstehst, unterscheidet sich vermutlich sehr von dem, was ich unter Technik verstehe. Du denkst vielleicht, du müsstest Geläufigkeit o.ä. trainieren, ich erkenne möglicherweise, dass du ein ganz anderes Techniktraining brauchst, was erst einmal darauf abzielt, den Zusammenhang zwischen Klangvorstellung und Klangerzeugung zu verstehen und überflüssige Spannungen im Körper abzubauen. Das ist die Basis, auf der dann weiter aufgebaut werden kann. Du kannst 1 Stunde Tonleitern üben, wenn du willst: wenn du sie verkrampfst und eckig spielst, werden alte und ungünstige Gewohnheiten etabliert und die Stunde schadet mehr als sie nützt.
Es gibt also jede Menge Übemethoden (z.B. rhythmisieren, staccato spielen...) für Tonleitern, die sehr nützlich sind, aber DIR nützen sie nichts, wenn nicht deine Atmung, deine Armführung, dein Sitz am Klavier etc. stimmt. Und das können wir hier nicht beurteilen.
Verstehst du jetzt, dass es unmöglich ist, per Ferndiagnose dir zu sagen, wie du üben sollst? Die Wissenschaft hilft dir da auch nicht weiter.
Liebe Grüße
Personal Trainer chiarina - die 200€ sind bis zum 10. des Monats zu überweisen -