COVID-19 und Klavierunterricht

Die Formulierung lautet ja:
Verboten ist... "b. Angeboten in Volkshochschulen, Musikschulen und sonstigen öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen im außerschulischen Bereich."
Ich würde zwar privaten Klavierunterricht nicht unbedingt als eine private Bildungseinrichtung bezeichnen, aber letztendlich ist das Musikzimmer oder das Wohnzimmer dann die Institution der privaten Bildung, oder nicht? Außerdem wird ja in der Formulierung auch der Begriff "sonstige öffentlichen und private..." und "außerschulisch" gewählt, darunter dürfte doch durchaus Klavierunterricht fallen, wenn man damit außerschulisch im Sinne von allgemeinbildenden schulischer Bildung meint, sprich Privatunterricht. Das kann neben Instrumentalunterricht natürlich auch Koch- Zeichen- oder Sprachunterricht sein. Allerdings halte ich in dem Kontext privaten Musikunterricht als ehesten für das, woran die Verfasser wohlmöglich gedacht haben. Das ist aber natürlich nur meine Meinung dazu und wer weiß, was die Juristen dazu sagen würden.

Die Formulierung ist Nachzulesen unter Anlage 1 Punkt 6 (S.11)
https://www.bundesregierung.de/reso...15-beschluss-bund-laender-data.pdf?download=1

Also ich würde mich nicht trauen, meinen SuS anzubieten zum Unterricht zu kommen.
Ich bin dankbar für jeden, der sich bereiterklärt hat das vorübergehende Online-Unterrichts-Angebot wahrzunehmen. Um auch meine Erfahrungen damit zu schildern: Ich bin überrascht und interessiert. Übrigens klappt Skype am Schlechtesten. Whatsapp fand ich aufgrund mangelnder Desktopversion für den PC auch nicht gut. Ein Jugendlicher brachte mich auf Discord. Das haben anscheinend nicht viele, wenn sie nicht Jugendlich sind. Aber da fand ich super, dass man während des Videoschats sehr gut einsehbar auch Bilddateien hereinsenden konnte als Notenbeispiele etc.
Ich nutze zwei Webcams, je nach Perspektive und ein externes Mikrofon für die Stimme. Das Klavier nehme ich mit zwei Kleinmembran Mikrofonen ab und mische alles über OBS bzw. ein virtuelles Kabel ab. Auch versucht habe ich es mit einem E-Piano, da kann ich dann über das Audiointerface ein virtuelles Instrument (VSTi) Klavier abspielen, das sehr gut klingt. Da kommt der Sound beim Schüler dann direkt an, "als ob es von CD gespielt werden würde". Finde ich im Fall von Online-Unterricht sogar besser, als der von den Kleinmembranmikrofonen abgenommenen Sound. Wenn man OBS nutzt, kann man auch wunderbar Bilddateien oder Notenbeispiele der Musikbeispiele in das Bild stellen bzw. bereit stellen.
Es ist eine ganz andere Art zu unterrichten, gerade klangliches funktioniert seitens der Schüler jetzt nicht so gut. Aber es kann viel mehr auf Theorie und teilweise auch auf das Handwerk Wert gelegt werden. Gerade das Theoretische finde ich jetzt spannend zu vermitteln, indem ich beispielsweise nach bzw. vor einer Unterrichtsstunde einen Aufgabenzettel (oder mehrere Seiten) verschicke, die bearbeitet werden sollen, mitunter auch mit Klangbeispielen. Wenn die SuS diese Aufgabenformulierungen bekommen, mit Beispielen und erläuternden Texten (und natürlich gibt es da auch was zu spielen), beschäftigen sie sich zwangsweise eher damit, als wenn man das im Präsenzunterricht bespricht. Da würde ich natürlich auch was aufschreiben, aber es ist nochmal was anderes, wenn man diese Aufgabenzettel hat, mit angepassten Informationen, statt am Ende der Stunde zu sagen "mach das, das und das..." und dann kommen sie zur nächsten Stunde und haben vielleicht nur die Hälfte gemacht und vor allem den theoretischeren Teil für unwichtig und "klappt auch ohne irgendwie" empfunden.

Übrigens musste ich auch die Erfahrung machen, dass in einem Fall ein Elternteil gar nicht erst bereit war es mit dem Onlineunterricht zu versuchen. Wir haben uns darauf geeinigt die zwei Klavierstunden nachzuholen, was ich auch okay fand. Jetzt sind es jedoch bereits mehr als 2 Stunden (Osterferien waren auch noch). Bis zum 03.05., wenn dann überhaupt wieder unterrichtet werden kann, wären es 4 Stunden. Das soll ich dann auch nicht mehr nachholen, sondern lieber das Geld zurück überweisen. Mir ist dieses Elternteil jedoch mittlerweile schon mehrmals auf den Geist gegangen und ich werde das Unterrichtsverhältnis kündigen.

Ich hatte auch zwei Fälle, wo die Schüler mit dem Online-Verfahren nicht wirklich klar kamen. Eine Person war zwar gewillt es zu versuchen, aber da hat es anscheinend an der Internetverbindung gelegen. Wir haben uns darauf verständigt zumindest "zweiwöchigen" Unterricht zu machen, indem ich so was wie eine Telefonberatung anbiete. Denn eine Unterrichtsstunde füllen wir ehrlicherweise nicht effektiv durch 45 minütiges telefonieren. Da telefonieren wir lieber zwei Mal die Woche ca. 10 Minuten oder schicken uns eine Aufnahme und E-Mail hin und her. Das finde ich auch schön, wenn sich Schüler auf so eine Form einlassen und anerkennen, dass der Lehrer immer noch arbeitet.
Bei einem anderen Schüler war es schon vorher klar, dass es schwierig wird. Da ist schon der Kontakt per E-Mail zu halten fast zu viel, da habe ich dann auch Verständnis wenn es pausieren muss, weil die Online-Unterrichts-Welt für die Person nichts ist. Das ist aber auch nur ein Fall.

Letztendlich habe ich als Lehrer eigentlich jetzt viel mehr zu tun, indem ich die Stunden wirklich mit Arbeitsblättern und Nachbereitungsnotizen vor- bzw- nachbereite und auch Videos oder Aufnahmen erstelle und verschicke, die der Hilfe dienen. Aber es ist auch sehr abwechslungsreich und macht vorübergehend auch viel Spaß. Aber ich freue mich auch, wenn ich wieder "normal" unterrichten kann, das betrifft vor allem das Honorar, auf das ich, sicher wie viele andere hier auch, angewiesen bin.
 
Der Zwang, Einnahmen zu generieren, steht gegen die Vorsicht und die Sicherheitsmaßnahmen. Hoffentlich passiert nix.
Ich bin eigentlich ganz froh darüber, gerade unterrichtsfrei zu haben und merke, wie gut mir das tut. Ein paar Sachen haben sich in den letzten Wochen gut gesetzt. Auch beim Üben habe ich gemerkt: Manchmal ist weniger mehr, gerade in Plateau-Phasen.
 
@chopin92 vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht! Ja, es sieht so aus, dass wir auf unbestimmte Zeit gesperrt sind. Sehr, sehr traurig! Ich habe, leider, keine so Ausrüstung wie du... nur MacAir und iPhone. Bin auf Skype und WhatsApp FaceTime angewiesen.... Externe webcams oder Mikrofone habe ich nicht... man denkt ... na ja, vorübergehend wird es ja auch funktionieren... ja, 2-4 Wochen geht ja noch sogar. Aber wenn es länger geht? 2 Schüler gekündigt, 5 wollen gar keinen online Unterricht versuchen. Einige sind zu klein - 5 Jahre, andere wollen es aus weiß ich nicht irgendwelchem Grund. Sie sagten - wir warten, bezahlen, sind treu... aber es kann nicht ewig dauern... ich muss dann den ganzen April den vieren Schülern erstatten... wird schon bemerkbar machen. Und ja, du hast recht! Es braucht viel mehr Zeit als sonst, digital zu arbeiten. Man verdient weniger, investiert mehr Zeit... mit Ferien war es nix, habe weiter gearbeitet mit vielen. Selbst spielen, fit bleiben, üben - kann man vergessen.
Traurig, dass man überhaupt nicht weiß, wo das Ende ist. Doch wünsche ich euch alle viel Gesundheit und dass ihr eure Schüler auch online begeistern könnt!
 
@chopin92 vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht! Ja, es sieht so aus, dass wir auf unbestimmte Zeit gesperrt sind. Sehr, sehr traurig! Ich habe, leider, keine so Ausrüstung wie du... nur MacAir und iPhone. Bin auf Skype und WhatsApp FaceTime angewiesen.... Externe webcams oder Mikrofone habe ich nicht... man denkt ... na ja, vorübergehend wird es ja auch funktionieren... ja, 2-4 Wochen geht ja noch sogar.
Nach ca. 7-8 Wochen ist eine Ausbruchswelle durch, dabei ist völlig unerheblich ob Klavierunterricht verboten wurde oder nicht. Wenn es darüber hinausgehende Verbote gibt, dann nur zur Gesichtswahrung der Beteiligten.

Aber wenn es länger geht? 2 Schüler gekündigt, 5 wollen gar keinen online Unterricht versuchen. Einige sind zu klein - 5 Jahre, andere wollen es aus weiß ich nicht irgendwelchem Grund. Sie sagten - wir warten, bezahlen, sind treu... aber es kann nicht ewig dauern... ich muss dann den ganzen April den vieren Schülern erstatten... wird schon bemerkbar machen.
Du hast einen Faktor noch gar nicht einkalkuliert: Daß nämlich wenn Präsenzunterricht wieder möglich wird, viele die Lust daran verloren haben oder noch verlieren werden. Inklusiver neuer Schüler, die sich nicht mehr anmelden werden. Wir schauen jetzt außerdem auf eine veritable Weltwirtschaftskrise, in der Luxus-Hobbies wie Klavierunterricht wenig Platz finden.

Traurig, dass man überhaupt nicht weiß, wo das Ende ist. Doch wünsche ich euch alle viel Gesundheit und dass ihr eure Schüler auch online begeistern könnt!
Diese mantra-artige "Gesundheit!" gewöhnen wir uns hoffentlich auch bald wieder ab. ;-)
 

Um dieses Meisterwerk geht es bei mir ja auch. :027:

Kannst Du gar keinen Kontakt herstellen zu Deiner KL? Und wenn es denn WhatsApp nicht sein soll, z.B. über Fragen per Festnetz? Oder über die gute, alte SMS?

Nein, ich will sie nicht stören/nerven. Ich gebe nur hin und wieder Wasserstandsmeldungen durch. Ich habe keinen Vertrag und bezahle derzeit auch nichts.

Sie ist ja keine "normale" Klavierlehrerin, sondern Direktorin einer Musikhochschule und allein schon deshalb strengeren Verpflichtungen unterworfen als Freischaffende. An der Akademie gibt es jede Menge Huddel, weil z. B. Leute auf Prüfungen vorbereitet werden müssen, also Musikstudenten, bei denen es wirklich "um was geht".

Wenn die Betreuungs-/Unterrichts-Ressourcen knapp werden, sollen als erstes diejenigen zum Zug kommen, deren Zukunft davon abhängt. Ich bin nur ein Amateurchen und extrem dankbar, dass sie mich überhaupt unterrichtet. Da trete ich gern zurück. Ich warte geduldig, bis sie wieder Zeit für mich hat.


Die "Fragen", die ich hatte, habe ich diesmal wirklich selbst gelöst. :001: Dabei habe ich festgestellt (das war der Hintergrund meines ersten Beitrags dazu), wie viel Denkarbeit man doch abgenommen bekommt durch den Unterricht. :007:

An der herrlichen Etüde habe ich sowieso noch zu knabbern. :herz: Bin mal gespannt, wie weit ich komme und was sie sagt, wenn unsere Zusammenarbeit wieder möglich sein wird.
 
Du hast einen Faktor noch gar nicht einkalkuliert: Daß nämlich wenn Präsenzunterricht wieder möglich wird, viele die Lust daran verloren haben oder noch verlieren werden. Inklusiver neuer Schüler, die sich nicht mehr anmelden werden. Wir schauen jetzt außerdem auf eine veritable Weltwirtschaftskrise, in der Luxus-Hobbies wie Klavierunterricht wenig Platz finden.

Das habe ich auch schon gedacht. Je länger es zieht, desto mehr Schüler überlegen, ob sie das überhaupt brauchen. Einige würden sagen - ohne gehts auch. Die neuen werden erstmal nicht kommen. Einige werden Abstand halten, weil wie du sagst, diese Luxus-Hobbies in der Weltkrise nicht angebracht sind. Ich habe schon vorher in diesem Pfad erwähnt, dass ich mich dann auf etwas anderes umlernen sollte. Man muss flexibel sein, soweit es möglich ist..... natürlich, bin ich nicht die jüngste.... aber 10 Jahren muss ich noch arbeiten. Wie gesagt, ich habe schon einige Krise und Gesellschaftsbrüche erlebt, aber ich war damals viel jünger.
 
Je länger es zieht, desto mehr Schüler überlegen, ob sie das überhaupt brauchen. Einige würden sagen - ohne gehts auch.

Da ich im Beitrag vorher etwas geschrieben habe, was in dieser Weise verstanden werden könnte, beeile ich mich zu versichern, dass ich sehr, sehr froh sein werde, wenn der Klavierunterricht wieder möglich sein wird.

Aber natürlich hast Du Recht, Sorell. Im Hobbybereich ist unterm Strich alles eine Geldfrage.
 

Wie verhält es sich denn juristisch, wenn der Lehrer ins Haus kommt? Ist ja a) ein privater, kein öffentlicher Raum, und b) dürfen Handwerker unter Beachtung der Abstands-und Hygieneregeln ja auch kommen, um die Elektroleitung zu reparieren...?
 
Aber natürlich hast Du Recht, Sorell. Im Hobbybereich ist unterm Strich alles eine Geldfrage.

Es ist eben nicht alles eine Geldfrage. Es gibt auch andere Effekte, die Luxus-Aufwendungen sinken lassen, selbst wenn sich das Geld dann auf dem Konto stapelt.

Das wird schon. Ich hatte gerade eine neue Anfrage für „die Zeit nach Corona“.

Du weißt aber schon, daß diejenigen, die sich nicht neu anmelden, sich bei dir nicht melden werden mit "Ich hätte aber"? ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Also Du meinst, recht haben ist noch lange nicht Recht bekommen?

Falls Du Dich auf
beziehst, bei allen. Aber vielleicht meinst Du garnicht die AGB? :denken:

... eher BGB aber oft hat man als David gegen Goliat wenig Chancen ......

Also mein letzer Stand ist, dass keines der Unternehmen seinen Gerichtsstand in Deutschland hätte. Hat sich daran etwas geändert?
 
Also mein letzer Stand ist, dass keines der Unternehmen seinen Gerichtsstand in Deutschland hätte. Hat sich daran etwas geändert?

Grob gesagt gilt folgendes: schließt ein deutscher Verbraucher mit einem Unternehmen, dessen Sitz im europäischen Ausland liegt, einen Vertrag, so liegt der Gerichtsstand am Wohnsitz des Verbrauchers. Liegt der Sitz des Unternehmens in Deutschland, liegt der Gerichtsstand am Sitz des Unternehmens. Dazu kommen noch so Feinheiten wie der Erfüllungsort eines Vertrages. Damit kann sich auch ein Amazon nicht herausreden, dass es ja einen amerikanischen Hauptsitz hätte, wenn es Bestellungen über eine Webseite, die sich unmittelbar an deutsche Verbraucher wendet (allein das reicht nach gängiger Rechtssprechung schon aus) aus europäischen Lagern liefert.
 
Online-Stunde: Die Schülerin spielt gerade Erster Verlust. Selbst bei der miserablen Übertragungsqualität hört man, dass die Töne einzeln, „abgezählt“ kommen.Ich schlage vor: Erfinde einen Text für die erste Phrase. Prompt kommt die gesungene Antwort – „Coro-o-na ist doof!“ :cry2:
Damit ließ es sich aber wunderbar weiter machen: Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Wut – alles konnte man prima singen und schließlich spielen :super:.
 
Soll ich es so verstehen, dass ich in meinem Haus unterrichten darf?
 

Zurück
Top Bottom