Denn ich habe doch geschrieben, daß es eben nicht um "Analyse" geht...
Inzwischen hast Du's ein paar Mal zu oft geschrieben, und diese Art
von "Schriftbeweis" mag bibeltauglich sein ("wie denn geschrieben steht...")
und in ihrer Apodiktik auf ein großes Sendungsbewußtsein schließen lassen
("Wahrlich, wahrlich, ich sage euch..."), hier ist es leider so,
daß Deine Aussage durch Wiederholung nicht besser wird.
Sowenig wie das Folgende:
...sondern daß beim Hören unmittelbar die höhere Qualität
wahrnehmbar ist.
Was immer man behauptet - es sollte analytisch belegbar sein.
Es mag übertrieben erscheinen, das an klassischer Musik geschulte
analytische Instrumentarium auf ein Stückchen Kommerz-Pop anzuwenden -
ist aber auch nicht falsch.
Der Sachverhalt ist schon häufiger diskutiert worden, zum Beispiel hier:
https://www.clavio.de/forum/werke-komponisten-musiker/9540-ich-bin-total-begeistert.html
Da hatten Kernbeisser und ich zwischendurch unsere liebe Mühe, uns verständlich zu machen.
Auch das musikalisch Ungenügende der "Comptine" läßt sich mit wenigen Worten beschreiben:
das Reihungsprinzip, das starre Harmonieschema,
die wenig plastische und sehr kurzatmige Melodik in der rechten Hand,
die Gleichförmigkeit der Bewegungsmuster in der linken Hand.
Analytisch sollte sich alles belegen lassen:
warum z.B. Saties Musik in ihrer reflektierten Einfachheit sehr gut ist,
während Reger in seiner angestrengten Komplexität auch mal etwas mißlingt,
warum ein 3-Akkorde-Punk-Song so gut sein kann wie Musik von Anton Webern
(der in seinen späten Stücken oft auch nur mit drei Akkorden haushaltet:
große Septime oder kleine None plus großer/kleiner Terz).
Der analytische Blick auf den Notentext ist dabei ein heilsames Gegengift wider alle Dogmatik -
ein Komponist kann mit Komplexität wie auch mit Simplizität scheitern.
Ich behaupte nicht, daß das Ergebnis einer Analyse "objektiv" sei -
man bleibt als Analysierender in seiner Subjektivität gefangen.
Eine analytisch begründete Aussage hat den Vorteil, daß sie
den zur Aussage hinführenden Gedankengang nachvollziehbar macht -
man läßt sich gewissermaßen in die Karten blicken.
Das ist für einen Gedankenaustausch oder auch Streit allemal besser,
als sich auf angeblich "unmittelbar wahrnehmbare Qualität" zu berufen.
MfG, Gomez