woher wißt Ihr eigentlich, wie die alten Griechen und die alten Römer was wie ausgesprochen haben. Gibts da Tonaufzeichnungen? :shock:
Letzteres nicht, aber man weiß es doch, weil es eine breite antike Grammatikerdiskussion dazu gibt. Die wird zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Gründen angefacht. So ändert sich z.B. Akzent und Aussprache beim Übergang zum sog. Koiné-Griechisch gewaltig, und nachdem man schon ab dem Ende des 4. Jh. v.Chr. "alte" Texte ediert, will man wissen, wie die ausgesprochen wurden. Oder: mit der Verlegung des Regierungssitzes nach Konstantiopel im 4. Jh. n.Chr. stehen alle Lateinsprachler in der Administration vor der Notwendigkeit Griechisch zu lernen und - von den Betroffenen als viel schlimmer empfunden - die Griechen müssen Latein lernen. Deswegen gibt es aus dieser Zeit richtig fette Grammatikschinken, und zumal die Griechen sind keinen Deut besser dran als heutige Schüler.
Aber - es ist m.E. ein ausgemachter Schmarren, in der Schule zu sehr auf "korrekter" Aussprache herumzureiten, denn da hat man es ja mit Texten zu tun, die, im Falle des Griechischen, prinzipiell von ca. 750 v.Chr. bis 1453 n. Chr. reichen können, und dann müßte man ja für jede Epoche "korrekte" phonologische Regeln einpauken. Für Sprachen die man nur liest, aber nicht spricht, ein bisserl viel Aufwand. Der Unfug läßt sich an dem von Anatol oben zitierten "pan-horama"-Beispiel gut illustrieren: 1. ist es eine antik nicht belegte Kunstbildung, und damit ist 2. nicht ausgemacht, daß das -h- wirklich gesprochen werden muß, weil das im 4. Jh. v.Chr. schon stumm wird (ein "H" ist archaisch ein [h], klass. aber schon ein [e:]).
Also, ich find es schön, wenn sich junge Leute mit den antiken Sprachen und Literaturen beschäftigen, aber Ausspracheprobleme haben darin ungefähr den Stellenwert wie die sog. Formalausbildung bei der Bundeswehr. Sieht vielleicht schmissig (oder auch komisch) aus, hilft aber für das Schießen nix.