Comptine d'un autre été: L'après midi

Wie findet ihr Comptine d'un autre été: L'après midi?

  • Ich find's göttergleich!

    Stimmen: 38 48,1%
  • Ich kann es nichtmehr erhören!

    Stimmen: 41 51,9%

  • Umfrageteilnehmer
    79
Guten Abend, Hasenbein!

Meine Zustimmung ist Dir sicher - ich würde am liebsten Deinen ganzen Text zitieren,
beschränke mich aber auf dieses Satzfragment:

...schon so weit, daß Leute wie Yann Tiersen oder Ludovico Einaudi,
die triviales, eintöniges Film-Background-Gedudel schreiben,
zum Teil als ernstzunehmende Komponisten angesehen werden.

Zur Ergänzung wären noch zu nennen: Yiruma, George Winston
und das Urbild all dieser Landplagen - der legendäre Richard Kleiderschrank.
Es hat hier im Forum schon wüste Diskussionen um diese Musik gegeben -
mit den üblichen Vorwürfen: Banausentum contra Elitismus.
Es ist so, daß man Liebhabern dieser Musik mit sachlichen Einwänden nicht kommen kann.
Man wird nicht verstanden, gilt als elitäre verkopfte Spaßbremse
und muß sich fragen lassen: Ja, darf mir diese Musik denn nicht gefallen?

Es ist wie die Diskussion eines Liebhabers von Maggi-Tütensuppen
mit einem Koch aus dem Drei-Sterne-Restaurant.

Herzliche Grüße,

Gomez
 
Ich möchte hier zumindest Yann Tiersen selbst ein wenig in Schutz nehmen.
Zum einen komponiert er sehr viel Filmmusik. Dazu zählt auch eben dieses Stück.
Betrachtet man ganz nüchtern, zu welchem Zweck das Stück geschaffen ist, nämlich als Klangteppich, der eine Stimmung vermitteln soll, so ist diese Musik gut gemacht. Da ist handwerklich mit geringsten Mitteln etwas entstanden, dass die Bilder wunderbar unterstreicht.

Ich weiß ja nicht wie es Tiersen selbst so geht, wenn er sieht, dass dieses und ähnliche Stücke von ihm in den Himmel gelobt werden. Ja, gar als unerreichbare Meisterwerke gelten. Er selbst ist auf jedenfall ein Vollblutmusiker. Neben dem komponieren führt er auch selbst viele Werke auf. Spielt nebst Klavier auch noch Gitarre, Akkordeon und diverse andere Instrumente. Er hat ebenso einige sehr experimentelle Stücke. Aber diese finden kaum Beachtung, wenngleich sie sich auf einem musikalisch weit höheren Niveau befinden.
Und was es insbesondere diese Klang-Teppich Stücke angeht. Sofern er diese Live aufführt, dann immer mit einer Variation. Diese dienen ihm also höchstens als Improvisationsbasis.

Ich kann mir insofern vorstellen, dass er selbst nicht allzu froh ist, dass seine Stücke teilweise derart missbraucht werden. Ich persönlich kann es auch nicht mehr hören, wenn jeder einanhalbte Mensch das "un autre ete" klimpert, undzwar meist ohne jeglichen Ausdruck und ohne jegliche Verzierung.
Aber selbst wenn es ihn stört, so würde ich Verständnis haben, wenn er sein Ärgernis nicht laut äußert. Als Musiker hat man es schwer genug Geld zu verdienen. Man muss es sich nicht unnötig verkomplizieren.

Wie gesagt, ich wollte nur eine Art Einspruch im Namen Tiersen einlegen.
Worüber man sich aufregen kann ist in diesem Fall eher die Konsumgesellschaft, denn der Komponist hat in diesem Fall schlichtweg seinen Job getan.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Natürlich darf diese Tiersen-Musik einem gefallen. Wir leben ja nicht in einer Kulturdiktatur.

Genauso wie es absolut o.k. ist, wenn einer am liebsten den ganzen Tag Cola säuft und Dr-Oetker-Pizzen mampft. Soll er doch!

Aber es muß absolut erlaubt sein, auf die Tatsache hinzuweisen, daß es weitaus Besseres gibt. Dies ist nicht Arroganz oder Elitismus, sondern schlichter Fakt.

Und der Cola-und-Pizza-Vertilger wird das auch freimütig zugeben (und vielleicht sagen: "Ich weiß, aber mir schmeckt's halt so gut"), während Trivialmusikliebhaber leider nicht selten mit so komischen Rechtfertigungsversuchen kommen.

In jedem anderen Bereich gibt es einen eindeutigen Konsens über das Vorhandensein von Qualitätsunterschieden, sei es Literatur, Film, Küche etc. Nur in bezug auf die Musik gibt es ca. seit den 60er / 70er Jahren dieses merkwürdige Nivellieren nach dem Motto "Was gefällt, ist auch gut". Folge u.a. der Popmusik plus der 68er Bewegung. Und, wie gesagt, Folge der unzureichenden Musikerziehung. Sowohl in den Schulen als auch im Instrumentalunterricht, wo Geschmacksbildung und Qualitätsanalyse viel zu kurz kommen.

@Raskolnikow: Das kann natürlich sein, daß Tiersen auch Besseres gemacht hat. Nachdem ich diese "Amelie"-Stücke gehört hatte, hatte ich jede Lust verloren, mich weiter mit dem Typen auseinanderzusetzen. Danke für die interessante Ergänzung!

LG,
Hasenbein
 
Übrigens, falls es einige hier beruhigt: Nicht nur Laien und Klavieramateure fallen auf geschmacklich zweifelhafte oder triviale Musik herein.

Ich kenne so manche Klassik-Profimusiker, die, wenn sie nicht gerade selber spielen, entsetzlich flache Popmusik hören.

Und neulich kam eine Doku über den an sich guten Pianisten Boris Berezovsky, der gezeigt wurde, wie er sich seinem Hobby - dem Spielen mit einer Jazzband - widmete. Entsetzlich! Plötzlich war alles Klangbewußtsein verschwunden, er hämmerte völlig un-swingig auf einem Klavier herum, daß jedem ernsthaften Jazzmusiker oder Jazzfan die Haare zu Berge stehen und Klassikern sowieso.

LG,
Hasenbein
 
Off topic

Und Religionen funktionieren, nebenbei gesagt, auch so: Die meisten trauen sich nicht, aus einer Aberglaubensgemeinschaft wie Kirche auszutreten, weil sie sich nicht vorstellen können, daß etwas, was Abermillionen glauben, Quatsch sein kann.

Da wäre ich mit dem Formulieren etwas vorsichtiger.
Wie eine Religion "funktioniert", kann ein Außenstehender,
Agnostiker oder Atheist, nicht beurteilen, weil sie ihm wesensfremd ist.
Er sieht in Judentum, Christentum, Islam oder Buddhismus eine bestimmte Kultpraxis,
sakrale Handlungen, Sakralräume wie Tempel, Kirchen, Klöster -
aber ohne Anteilnahme wird sich ihm nichts von alledem erschließen.

Rein musikgeschichtlich argumentiert: Aus ihrem Glauben an diesen "Quatsch" heraus
haben Komponisten wie Bach, Bruckner oder Messiaen ihre Werke geschrieben.

Gruß, Gomez
 
Und neulich kam eine Doku über den an sich guten Pianisten Boris Berezovsky, der gezeigt wurde, wie er sich seinem Hobby - dem Spielen mit einer Jazzband - widmete. Entsetzlich! Plötzlich war alles Klangbewußtsein verschwunden, er hämmerte völlig un-swingig auf einem Klavier herum, daß jedem ernsthaften Jazzmusiker oder Jazzfan die Haare zu Berge stehen und Klassikern sowieso.
Da würde ich doch glatt wetten, dass nicht Berezowski sein Klangbewusstsein verloren hat, sondern dass du möglicherweise für diese seine Art zu Spielen bzw. diese Art von Musik keines besitzt? :rolleyes:
Ich bin mir sicher, dass Berezowski zu jedem Zeitpunkt des Drückens einer Klaviertaste genau weiß, was er damit bezwecken will.

Und ich finde es auch nicht gerade freundlich, wie abwertend du über Jazz und Popmusik sprichst. Dass manche Musik weniger kompliziert ist als andere ist wohl eine Tatsache, dass sie deswegen von manchen weniger geschätzt wird ebenfalls (ich will mich da nicht ausschließen), aber erstens würde ich persönlich mich hüten, Jazz mit Popmusik gleich zu stellen und das ganze auch noch als "entsetzlich" zu bezeichnen.
Und Berezowski ist übrigens nicht der einzige Pianist, der sich mit Jazz und Jazz-Elementen in der Klaviermusik beschäftigt...
Da fallen mir gleich noch mehrere andere ein, die ganz fantastische Musiker sind.
 
Hi Stilblüte, ich bin Jazzmusiker! Was sagste nun? :D :cool: :D :D

Leider habe ich keinen Link, wo Du Dir die von mir angesprochene Stelle aus der Doku angucken könntest (die Sendung kam, glaube ich, mal auf ARTE). Aber glaube mir: Das war einfach naßforsches Rumgehacke ohne Swing- und Klanggefühl. Der Typ hat einfach nicht verstanden, worum es im Jazz geht und wie er klingen muß.

Im übrigen habe ich auch schon erlebt, wie ein fortgeschrittener Klassik-Klavier-Student Aufnahmeprüfung für Jazz gemacht hat und dabei kläglich gescheitert ist. Und zwar auch deswegen, weil er plötzlich gar keinen vernünftigen Klang mehr auf dem Instrument hatte und ganz eigenartig abgehackt spielte, etwas, was man von einem Klassiker ja nun gerade nicht erwarten würde. Es scheint also auch hier das Phänomen zu geben, daß "Stücke gelernt" werden, aber allgemeine wichtige Musikprinzipien, die für alle Stile gelten, nicht gelernt und nicht verinnerlicht werden.

LG,
Hasenbein
 
möchte mich hasenbein anschließen.

pop-mucke ist i.d.R. stumpfe geldmacherei (mit jazz aber keineswegs zu vergleichen)
 
Ach, liebes Hasenbein, was soll's. Bei denen, die eh wissen, daß Yann Tiersens 'Kompositionen' billigstes Gedudel ist, rennst du offene Türen ein. Und bei den anderen versuchst du vergeblich Türen einzurennen. Die Erkenntnisse kommen mit zunehmender Kenntnis und zunehmender Beschäftigung mit richtiger Musik entweder irgendwann von selbst, oder sie bleiben eben aus. Predigten, die lauthals und missionierend verkünden, was gut und schlecht sei, nützen auch dann nichts, wenn sie recht haben.
Das Halbseidene hat im übrigen eine lange Tradition: Heute schmunzeln wir über Badarzewskas "Gebet einer Jungfrau", morgen über "Comptine d'un autre été". Warum das eine so schlecht ist wie das andere – entweder weiß man das oder erfühlt es wenigstens, oder man pocht eben auf dem Recht, nach seiner eigenen Langeweile glücklich zu werden. Und das ist ein Recht, das man niemandem absprechen kann.
 
bestens amüsiert!!!

Hosianna!!

Ehre sei Gott in der Höhe!!

Halleluja!!

...dass ich das noch erleben darf... (Tränen der Rührung netzen den Laptop) ... eine Disputation voller Invektiven (((oh Wonne, endlich mal keine "Tonfall"-Debatte...))) : und das alles ohne die Beteiligung vom bösen Rolf :D:D:D

bestens unterhaltene und amüsierte Grüße,
Rolf

ein kleines coming out noch: ich teile Hasenbeins Ansichten
 

In meinem Weltbild dient Musik hauptsächlich als direkte Kommunikation von Emotionen.
Wer sich an einer gut transportierten Emotion nicht erfreuen kann, weil das Schema dahinter zu billig ist, ist schon irgendwo snobistisch, möglicherweise gar etwas verklemmt.
Und mathematische Genialität in Musik ist für Nerds.
 
In meinem Weltbild dient Musik hauptsächlich als direkte Kommunikation von Emotionen.
Wer sich an einer gut transportierten Emotion nicht erfreuen kann, weil das Schema dahinter zu billig ist, ist schon irgendwo snobistisch, möglicherweise gar etwas verklemmt.
Und mathematische Genialität in Musik ist für Nerds.

Akzeptiere doch, dass andere Menschen andere "Weltbilder" haben.

Sind alle, die Dein Weltbild nicht teilen, etwa snobistisch oder verklemmt??:confused: Das gäbe zu denken....
 
Dotterbart, es sei Dir unbenommen, das so zu sehen.

Allerdings mußt Du dann eigentlich konsequent sein und den Kunstbegriff an sich ablehnen bzw. sagen "Alles ist für mich Kunst" bzw. "Nichts ist für mich Kunst, ich lehne den Begriff ab".

Denn ob etwas als Kunst aufgefaßt wird oder nicht, hängt mit Qualität zusammen.

Und Leuten wie mir, denen ist beim Musikhören und -spielen halt auch wichtig, daß es sich um künstlerische Musik handelt.

Emotion ist mir auch ganz zentral wichtig, aber ich brauche es, daß diese Emotion nicht platt rübergebracht wird, sondern differenziert und eben "kunstvoll".

Warum soll ich mir Amelie anhören, wenn ich stattdessen Chopin-Preludes, Brahms-Intermezzi, Federico-Mompou-Miniaturen oder Marc-Copland-Solopianostücke haben kann?

Tut mir leid, aber wenn ich Brahms op. 117 Nr.1 gehört habe und danach Amelie, dann ist das so, als wenn ich erst Hermann Hesse oder Rilke lese und danach "Dr. Stefan Frank" aus dem Supermarktregal. Einfach der totale Absturz, die totale Ernüchterung.

Und wenn es mir so wie Dir, Dotterbart, nur auf so platte Weise darum ginge, daß irgendwie eine Emotion in mir ausgelöst wird, dann würde ich bei Filmen z.B. auch nicht drauf achten, daß die gut gemacht oder gar künstlerisch sind, sondern mir vor allem Horror-Splatter-Movies, Pornos oder ZDF-taugliche Liebesschnulzen angucken, denn da kriege ich reichlichst Emotionen! :cool:

Um "mathematische" Aspekte geht es dabei überhaupt gar nicht, das ist Quatsch.

Aber Kernbeisser hat sicherlich Recht: Wer den Unterschied nicht wahrnimmt, nicht fühlt, dem kann man mit Argumenten nicht beikommen.

LG,
Hasenbein
 
Ich könnte es auch noch so formulieren:

Wer nicht unmittelbar, einfach nur durch Hören, wahrnimmt, daß ein Mozart-Sinfoniesatz (ich nehme seine ganz frühen Sinfonien mal aus, auch er mußte erstmal üben :D) erheblich besser ist als ein Sinfoniesatz von Stamitz, dem ist nicht zu helfen. Der soll ruhig weiter Amelie hören :cool::D

Das Kunstbewußtsein hat nichts mit Analyse oder Wissen zu tun. Das ist mehr so, wie man unmittelbar sofort hört, daß der Steinway-Flügel besser als das Samick-Klavier ist.

LG,
Hasenbein
 
Auf nem Steinway klingt Ragtime sch....

Dass der Unterschied nicht wahrgenommen wird, ist doch ne alberne Unterstellung.
Was veranlasst dich denn, zu glauben, der Unterschied würde nicht wahrgenommen?

Du kannst die analysierende Seite scheinbar nicht abschalten, andere können es.

Die etwas polemischen Gleichnisse mit der Ernährungs- und Literaturwelt überzeugen mich nicht, da Äpfel und Birnen.
 
O.K., Dotterbart, dann sage mir doch mal: Liest Du gerne Trivialromane? Gibt es vielleicht sogar Lieblings-Trivialromane?

Guckst Du gerne platte B- bis C-Movies, süßliche Liebesschnulzen, niveaulose Action- oder Horrorstreifen oder Privatsender-Soap-Serien? Und wenn ja, welche?

Gibt es in den 2 genannten Bereichen Produkte, die Du auf gar keinen Fall konsumieren würdest, und wenn ja, warum?

Im übrigen habe ich Dir bereits erklärt, daß das Ganze mit Analyse nicht das Geringste zu tun hat, dieses Quatschargument möchte ich bitte nicht mehr hören. Vielen Dank!

LG,
Hasenbein
 
ich verstehe schon was dotterbart meint, deinen standpunkt, hasenbein, kann ich aber auch nachvollziehen..

man kann dieses "comptine blabla" subjektiv schön finden, aber objektiv fürn a::::

klar, wenn man sich "ernsthafte" musik anhört, wird einem "comptine blabla" dagegen völlig primitiv und lächerlich vorkommen. aber menschen die keinen vergleich zu "richtiger" musik herstellen können, erfreuen sich eben an so welchem geklimper :cool: warum auch nicht?
 
Nochmal was zum unsäglichen "Analyse"-Argument:

Hier haben wir ein Beispiel für ein ganz einfaches Lied, in dem es nichts groß zu analysieren gibt. Und Emotion gibt's reichlich, bis hin zum Gänsehaut- oder auch Tränchenfaktor!

Trotzdem sind sowohl der Song als auch die Interpretation für jeden, der was merkt, sofort als Kunst erkennbar und deutlichst von nicht-künstlerischer, platter Popmusik unterscheidbar:

k.d. lang singt Leonard Cohens "Halleluja":

http://www.youtube.com/watch?v=P_NpxTWbovE

LG,
Hasenbein
 

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