Sorry an alle für OT.
Hallo Konstantin; Ich antworte gerne:
Darf ich fragen, woran Du diese Zahl festmachst? An dem volkswirtschaftlichen Nutzen? Regelt sich die Bezahlung nicht einfach nach Angebot und Nachfrage
Ich konzentriere mich jetzt mal auf mein Metier: Design. Weil ich mich da auskenne und aus Statistiken weiß, dass es "uns" unter den Kreativen noch am besten geht. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Trend verstärkt, "was Kreatives" zu machen. Dementsprechend hoch ist der Anteil der "Untertalentierten und Nicht-so-Fleissigen". Diese treten in Wettbewerb mit den "Guten" und der Entscheider ist meist fachlich ungeeignet, was am Ende der Kette zu einer Ausbeutung auch der "Guten" führt, da sich diese dem finanziellen Wettbewerb der "Schlechten" stellen müssen. Gleichzeitig erkennt man immer mehr, wie hoch der volkswirtschaftliche Nutzen von Design ist. Sogar Obama hat "seine" Industrie aufgefordert, hierzu mal mehr nach D zu schielen - die Chinesen beschäftigen längst Designer aus D, aber nehmen diese meist nicht ernst. Unser Glück
. Immaterielle Designwerte werden längst billanziert und machen teilweise in manchen Unternehmen einen größeren Posten aus als Patente!!! Dennoch arbeiten 99% meiner Kollegen zu einem Gehalt, das ich lachhaft finde, gut 80% würden als Arbeiter in der Industrie mehr verdienen.
Oha... anstatt einmal Geige, Malerei oder Modedesign (das ist doch ein "kreativer Studiengang", oder?) zu studieren, hätte man also, wenn es einem an Talent gemangelt hätte, einen Dipl.-Ing. UND und einen Dipl.-Math./-Phys./Chem. UND einen Dipl.-Kfm. (um mal die beliebtesten Studienfächer zu nehmen) machen können? Respekt! Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber was deine Vorstellungen von einem "normalen" Studium angeht, bist Du ganz offensichtlich relativ ahnungslos ...
Nun, ich kannte in "meiner Zeit" genug Studenten aus nicht-kreativen Zweigen und kann deshalb einen historischen Vergleich ziehen. Ich lasse mal alle Bescheidenheit weg: Abi 1,2. Studium 1,0. Arbeitszeit während des Semesters, incl. Vorlesungen 8.00 bis 24.00, teilweise auch darüber. An den Wochenden ca. 6-10h täglich. Macht eine Wochen-Arbeitszeit von ca. 100h. Erzähl das mal einem BWLer, Maschinenbauer, etc...
Jetzt sagst Du: olle Kamellen! Da meine Tochter nun das Gleiche wie Papi studiert, kann ich aber auch die momentane Situation beobachten. Da hat sich wenig geändert, höchstens, dass die Nicht-Kreativen nun etwas mehr arbeiten (müssen). Aber immer noch: eine riesige Schere!
Bei den Einstiegsgehältern kehrt sich dann das Ganze ungerechterweise um. Aber das ist eben der Markt. Pianisten können da noch ganz andere Lieder singen.
... und möglicherweise auch etwas überheblich.
Ja, das kann gut sein. Sonst würde ich auch bei den 99 oder 80% sein.
Um die Problematik zu durchleuchten, ein Beispiel:
Ein großer asiatischer Kaufhauskonzern hat vor nicht allzulanger Zeit einen berühmten Kollegen beauftragt, mal etwas "in Sachen Regenschirme" zu unternehmen. Der Kollege - weil berühmt - flog nach Asien, studierte den Markt und die Gewohnheiten. Millionen von Menschen. Alle mit Handy. Alle mit Regenschim. Was stellt er fest? Im Wunsch nach Individualisierung in der riesigen Masse werden an den Handies kleine Anhänger festgemacht. Design"lösung": Ein Loch im Griff des Regenschirms. Ergebnis: Verkaufsschlager. Zig Millionen ZUSÄTZLICH verkaufter Regenschirme. Nun wird der Kollege, da berühmt und sicherlich mit Manager, VORHER einen guten Vertrag ausgehandelt haben, der ihm pro Regenschirm 20, 50 oder 100 Cents einbringt. Das ist sozusagen der "internationale Pianist".
Was aber hätte ICH VORHER - bei der Kostenanfrage - für einen Preis ausgehandelt? 10.000? 20.000? 50.000?
Und Lieschen Designerin im Existenzkampf? 2.000? Wenns hochkommt.
Nochmal zurück: Für was? Für nichts! Für ein Loch! Für Wegnehmen. Da kräuseln sich dem Ingenieur und Kaufmann die Fussnägel
. Nun aber (VORHER weiß man das ja nie): Dieses Loch hat einen wirtschaftlichen Gewinn (!!!) von -zig Millionen gebracht.
Der berühmte Designer bekommt das honoriert. Der berühmte Pianist ebenso. Die Nicht-Berühmten werden belächelt und benutzt. Ohne sie aber gäbe es keine bezahlbaren Konzerte, keine Pianobar. Und im Falle von Design, keine mittelständischen Unternehmen, die den Kampf gegen die globalen Konzerne noch mitfechten können.
PS. Das ist mir wichtig: In den von mir betreuten Unternehmen kämpfe ich FÜR die Ingenieure! Ich erlebe ständig, dass diese wiederum Bruchteile von dem verdienen, was die Vertriebler kassieren. Nicht einmal die Versicherung für morgen, der Bereich F&E, heute neudeutsch gerne als R&D bezeichnet, wird ausgespart.
Fazit: Gebt dem Ochsen zu fressen, der den Pflug zieht, ob er nun kreativ oder nicht-kreativ ist. Und zahlt nicht den Deppen, der den Pflug verkauft.